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Expertentipps für den sicheren Schutz vor Krautfäule

In dieser Saison ist der wichtige Wirkstoff Mancozeb letztmalig verfügbar. Optimieren Sie Ihre Strategie, indem Sie punktgenaue Behandlungen mit den richtigen Fungiziden setzen.

Lesezeit: 8 Minuten

Unser Autor: Dr. Hendrik Hanekamp, Landwirtschaftskammer Niedersachsen

Die Kartoffelbestände gesund zu halten, ist eine Herausforderung. Selbst im trockenen Jahr 2020 führten lokale Niederschläge z. B. in Niedersachsen zu einem mittleren bis starken Krautfäuledruck. In Versuchen der LWK Niedersachsen traten im letzten Jahr sogar Ertragsverluste von über 50 % auf, die allein auf Kraut- und Knollenfäule zurückzuführen waren.

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Wie hoch die Ertragseffekte durch Krautfäulebefall in den letzten zehn Jahren waren, zeigt folgende Übersicht.

Die Daten belegen anschaulich, dass die durch den aggressiven Erreger Phytophthora infestans hervorgerufene Kraut- und Knollenfäule bei entsprechender Witterung nach wie vor die ertragsrelevanteste Krankheit im Kartoffelanbau ist.

Nachfolgend finden Sie die Strategien und Empfehlungen für die Saison 2021. Das Ziel muss in jedem Fall lauten: Seien Sie der Epidemie mit dem richtigen Mittel immer einen Schritt voraus!

Integrierter Pflanzenschutz – wichtiger denn je

Erste Infektionen gehen häufig von ­befallenen Stängeln von infiziertem Pflanzgut oder zugeflogenen Sporen aus. Treffen diese Sporen auf nasse Blattoberflächen bei Temperaturen von 15 bis 25 °C, kann der Erreger neue Infektionen setzen.

Kommt es zu einer Infektion auf einem Blatt, treten zunächst klar abgegrenzte hellbraune runde Flecken auf. Der Übergang vom abgestorbenen zum gesunden Blattbereich ist an der Blattoberseite hellgrün. Bei frischem Befall ist hingegen an der Blattunterseite vor allem bei feuchtem Wetter bzw. in den frühen taunassen Morgenstunden im Übergangsbereich ein weißer Flaum zu erkennen. Darin bilden sich die neuen Sporen, die letztlich für die massenhafte Verbreitung im Schlag und weit darüber hinaus verantwortlich sind.

Im optimalen Fall wurden die Kartoffelpflanzen gezielt vorbeugend auf Basis von Prognosemodellen gegen Infektionen durch den Krautfäuleerreger geschützt, um eine Sporulation im Bestand zu verhindern. Kommt es dennoch zur Sporulation, ist es wichtig, diese frühzeitig zu erkennen und durch Spritzungen zu stoppen.

Um das Befallsrisiko von vornherein zu minimieren, gilt es, die Primärinokulum-Quellen zu berücksichtigen. Beachten Sie – auch vor dem Hintergrund des Integrierten Pflanzenschutzes – unbedingt folgende Hinweise:

  • Vermeiden Sie Kartoffelaufwuchs an Lager- oder Abfallstätten am Feldrand konsequent.
  • Bekämpfen Sie Durchwuchs- bzw. Unkrautkartoffeln in anderen Kulturen sorgfältig.
  • Prüfen Sie die Pflanzgutqualität, vor allem bei eigenem Nachbau (Knollenbefall!).

Der richtige Spritzstart ­ist entscheidend!

Für die sichere vorbeugende Krautfäulekontrolle steht aktuell noch eine ausreichende Bandbreite wirksamer Fungizide zur Verfügung. Welches Mittel in dieser Saison neu am Markt ist und welche Wirkstoffe in Kürze wegfallen werden, lesen Sie in der Zusatzinfo „Was ist neu, was fällt weg“ unten.

Ziel der Krautfäulebekämpfung muss immer sein, einen nennenswerten Befall gar nicht erst entstehen zu lassen. Der vorbeugende Fungizideinsatz ist gegen Krautfäule somit die effizienteste Maßnahme und absolut notwendig. Strategieversuche haben gezeigt, dass der gewählte Spritzstart und die eingehaltenen Spritzabstände entscheidend für den Bekämpfungserfolg sind.

Um den  Spritzstart  optimal zu treffen, kann man Online-Prognosemodelle nutzen. Die Online-Plattform www.isip.de (Informationssystem Integrierte Pflanzenproduktion) gibt einen Überblick über regionale Befallssituationen. Die Modelle basieren auf der regelmäßigen Erfassung von lokalen Bestandes- und Witterungsdaten und haben sich in der Vergangenheit bewährt. Sie prognostizieren den möglichen Befallsbeginn – das heißt, die Erstbehandlung muss einige Tage vorher erfolgen.

Abhängig davon, wie hoch die Niederschlagsmengen in den Monaten Mai und Juni ausfallen, kann der Spritzstart bereits vor Reihenschluss oder auch erst deutlich danach notwendig sein.

Obwohl die Programme den Ablauf der befallsfreien Zeit mit hoher Sicherheit voraussagen, sollte man sich nicht blind auf die Berechnungen verlassen. Kontrollieren Sie Ihre Bestände am besten zusätzlich und regelmäßig selbst auf Frühinfektionen – insbesondere auf Stängelbefall. Denn bei regional stärkeren Niederschlägen oder bei Bodennässe stoßen Prognosemodelle an ihre Grenzen. In diesen Fällen gilt es umso mehr, die lokalen Gegebenheiten im Blick zu haben.

Ebenfalls können die Warndienste und die Beratung der Pflanzenschutzdienste der verschiedenen Bundesländer in diesen Situationen eine hilfreiche Unterstützung sein. Fragen Sie diese nach!

Die Fungizide zum Spritzstart sollen einen möglichen Befall ausgehend von infizierten Knollen und einen Stängelbefall vorbeugen. Für diesen Zweck eignen sich systemische Mittel wie z. B. Ridomil Gold MZ, Infinito oder Proxanil Extra.

Auch das systemische Produkt Zorvec Endavia können Sie zum Spritzstart nutzen. Applizieren Sie es aus Resistenzschutzgründen aber keinesfalls in vorhandenen Befall.

Die Mittel Ridomil Gold MZ und Fantic M sollte man aus Gründen der Resistenzvorsorge maximal einmal zum Spritzstart und niemals mit reduzierter Aufwandmenge einsetzen.

Bei mittlerem bis hohem Infektionsdruck empfiehlt es sich, bereits zum Spritzstart den systemischen Mitteln ein fluazinamhaltiges Kontaktmittel mit sporenabtötender Wirkung zuzumischen.

Der Frühkartoffelanbau unter Vlies stellt wegen der befallsfördernden Bedingungen in Bezug auf den Spritzstart eine Besonderheit dar. In diesem Fall müssen Sie früh und intensiv auf Symptome achten. Tritt Befall auf, empfehlen sich lokalsystemische und sporenabtötende Mittel zum Spritzstart.

Empfehlungen für Folge- und Stoppspritzungen

Die Wahl der Mittel für  Folgebehandlungen  sowie die Spritzabstände hängen vor allem von der Witterung und dem Befallsgeschehen ab. Um einer Resistenzbildung vorzubeugen, ist es zudem wichtig, die Mittelwahl auch im Hinblick auf einen konsequenten Wirkstoffwechsel innerhalb der Spritzfolge zu optimieren.

In der Hauptwachstumsphase bis in die Blüte hinein sollten gezielt die lokalsystemischen Mittel im Wechsel zur Anwendung kommen (siehe wiederum Übersicht 2).

Ausnahme: Am Anfang des Hauptwachstums findet bei wärmeren Temperaturen jeden Tag ein enormer Laubzuwachs statt. Um in dieser Phase den Neuzuwachs optimal zu schützen, ist es angeraten, auf leistungsstarke systemische Mittel wie Zorvec Endavia oder Infinito zu setzen. Beachten Sie dabei, dass die Dauerwirkung vom Infinito um zwei bis drei Tage kürzer ist als vom Zorvec Endavia.

In Phasen mit unbeständiger Witterung und infektionsfördernden Bedingungen sind leistungsstarke vorbeugende Mittel wie Revus (Top) oder Carial flex zu empfehlen. Bei sehr hohem Infektionsdruck und aufgetretenem Befall während der Hauptwachstumsphase ist es erforderlich, sporenabtötende Kontaktwirkstoffe wie Fluazinam oder Cyazofamid (Ranman Top) zuzusetzen. Solange ein starker Krautzuwachs und hoher Infektionsdruck vorhanden sind, sollten die  Spritzabstände  sieben Tage nicht überschreiten.

In Zeiträumen ohne wesentlichem Krautzuwachs und bei geringem Infektionsdruck können Sie die Spritzabstände dagegen auf maximal 14 Tage verlängern. Natürlich hängt die Wahl der Spritzabstände auch von weiteren Faktoren ab, wie Niederschlagsmengen, Sortenanfälligkeit, Bodenfeuchtigkeit und dem generellen aktuellen Befallsgeschehen. Wie sich diese Einflussfaktoren auf die einzuhaltenden Spritzabstände auswirken, zeigt die Zusammenstellung in der Übersicht 3. Diese soll Ihnen als grobe Orientierungshilfe dienen.

Spielt die Witterung überhaupt nicht mit, kann es trotz intensiver Krautfäule­spritzungen zu Befall kommen. In diesen Fällen sind  Stoppspritzungen  notwendig. Dafür eignen sich cymoxanilhaltige Mittel plus Fluazinam oder Ranman Top. Der Einsatz ist auch nach Starkregen- bzw. Hagelereignissen sinnvoll.

Sollte der gewünschte Erfolg ausbleiben, ist gegebenenfalls eine zweite Maßnahme drei bis vier Tage später mit z. B. Infinito plus Fluazinam oder Ranman Top vorzunehmen. Verwenden Sie bei erforderlichen Stoppspritzungen immer die maximale Aufwandmenge!

Tipps für die Abreifephase

In der Abreifephase der Bestände sollte man die Spritzfolge mit sporenabtötenden Kontaktmitteln wie Ranman Top oder fluazinamhaltigen Mitteln spätestens 14 Tage vor dem Krautabtöten abschließen. Die letzte Fungizidbehandlung kann in Kombination mit einer Sikkationsmaßnahme erfolgen.

Ist für die Kartoffelbestände eine längere Lagerdauer vorgesehen, sollte in der Abreifephase nach der Anwendung der Kontaktmittel unbedingt eine Erfolgskontrolle im Bestand erfolgen, um einen möglichen Nachbefall zu verhindern. Denn vor allem bei absehbaren nassen Rodebedingungen besteht die Gefahr des Sporenkontaktes zu den geernteten Knollen – das erhöht dann das Risiko eines Braunfäulebefalls im Lager.

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Veränderungen

Was ist neu, was fällt weg?

Neu auf dem Markt ist die Fertigformulierung Zorvec Endavia. Dabei handelt es sich um eine Kombination aus den Wirkstoffen Oxathiapiprolin (Zorvec) und Benthiavalicarb (Valbon). Die Aufwandmenge liegt bei 0,4 l/ha und der Gewässerabstand beträgt 1 m bei 90 %-Abdriftminderung. Zorvec Endavia darf maximal viermal in der Saison zum Einsatz kommen.

Mancozeb nur noch ­dieses Jahr nutzbar

Eine große Herausforderung ist der Wegfall des wichtigen Kontaktwirkstoffs Mancozeb – die Zulassung für die meisten Produkte endete bereits am 31.1.2021. Insgesamt sind hiervon 28 Produkte betroffen. Die Abverkaufsfrist endet am 31.7.2021, die Aufbrauchfrist am 4.1.2022. Somit stehen alle Produkte, die Mancozeb enthalten, letztmalig im Jahr 2021 zur Verfügung.

Weil schon in 2020 eine große Unsicherheit bestand, wie der Wirkstoffwegfall endgültig gesetzlich geregelt wird, haben einige Firmen die Produktion mancozebhaltiger Fungizide bereits für 2021 eingestellt. Die Folge: Die Produktpalette wird schon in 2021 eingeschränkt und spätestens in 2022 deutlich reduziert sein. Diese Einschränkung betrifft insbesondere auch den Bereich der teilsystemischen Produktpalette. Wer demnach in seinem Betrieb für 2021 noch Bedarf sieht, hat maximal bis Ende Juli Zeit, mancozebhaltige Produkte im Handel zu kaufen.

Auch indirekt fallen ­Wirkstoffe weg

Neben dem Wegfall von Mancozeb sind auch weitere Wirkstoffe indirekt betroffen. Dieses lässt sich anhand des Produktes Valis M näher erläutern:

Valis M ist eine Kombination aus den Wirkstoffen Valifenalate und Mancozeb. Gleichzeitig ist es das einzige Produkt, das den Wirkstoff Valifenalate enthält. Durch das Auslaufen der EU-Wirkstoffzulassung von Mancozeb verliert Valis M automatisch die nationale Produktzulassung. Das bedeutet, dass dann auch der Wirkstoff Valifenalate – zumindest temporär – nicht mehr zur Krautfäulebekämpfung zur Verfügung steht. Ein weiterer, in gleicher Form betroffener Wirkstoff ist Metalaxyl-M aus Ridomil Gold MZ.

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