Im trockenen Westen von Kansas erfüllt das Geräusch des künstlichen Regens aus Kreisberegnungsanlagen die Luft zwischen den kleinen Orten. Die Bewässerung hat diese Region zu einem produktiven landwirtschaftlichen Zentrum gemacht, das Millionen Tonnen Getreide produziert.
Heath Koehn bewirtschaftet mit seinem Vater eine Farm in der Nähe von Montezuma am Ogallala-Grundwasserleiter, der die Landwirte mit Bewässerungswasser und die Gemeinden mit Trinkwasser versorgt. Der Grundwasserleiter unter den Great Plains gilt als einer der weltweit größten seiner Art und erstreckt sich über eine Fläche von mehr als 450.000 km² unter den acht US-Bundesstaaten South Dakota, Nebraska, Wyoming, Colorado, Kansas, Oklahoma, New Mexico und Texas.
Doch so wie bisher geht es nicht weiter, das weiß auch Farmer Koehn. Der Anbau muss sich verändern. Pass dich an oder stirbt, lautet zunehmend die Devise. Denn die einst reichlich vorhandenen Grundwasservorräte versiegen schnell. Bei den derzeitigen Pumpraten könnten einige Gebiete nur noch wenige Jahrzehnte über Wasser verfügen, berichtet das Medium Hays Post.
Raps statt Weizen
Um die Höfe in Westkansas zu erhalten, erwägen die Landwirte eine Umstellung auf wassersparende Nutzpflanzen. Koehn z.B. hat zum ersten Mal Raps angebaut. Ohnehin waren die Weizenpreise immer weiter gefallen. „Ich habe nur begrenzte Möglichkeiten zur Bewässerung. Ich wollte diversifizieren und nicht alles auf eine Karte setzen“, sagt Koehn.
Diese Veränderung mag unbedeutend klingen, ist aber eine Herkulesaufgabe, so die Zeitung weiter. Der gesamte Anbau in der Region basiert bislang auf bewässerten Nutzpflanzen wie Mais, Weizen und Sojabohnen. Andere Anbaumethoden sind selten, da sie mit höheren Risiken verbunden sind und es weder eine garantierte Ernteversicherung noch lokale Abnehmer gibt.
Koehns Farm ist da ein Beispiel für das Umdenken im Südwesten von Kansas. Landwirte probieren neue Nutzpflanzen, um Wasser zu sparen und sich auf die zunehmende Dürre vorzubereiten, heißt es.
Wasser in 50 Jahren weg?
Traditionelle Nutzpflanzen wie Mais und Sojabohnen benötigen viel Wasser. Der Kansas Geological Survey, der das Grundwasser im Bundesstaat überwacht, schätzt, dass 70 % des Grundwasserleiters in 50 Jahren verschwunden sein werden.
Landesweit beträgt die durchschnittliche Wassermenge, die aus dem Untergrund gepumpt und auf die Felder geleitet wird, mehr als 7,6 Mrd. Liter pro Tag.
Die Kansas State University hat verschiedene Pflanzen untersucht, die weniger Wasser benötigen und in Westkansas eine sinnvolle Option darstellen könnten. Laut Logan Simon, Agrarexperte bei K-State Research and Extension, verlangt die Umwelt in Westkansas mehr Kreativität von den Farmern.
Einkommen breiter streuen
Anfang des Jahres veranstaltete Simon Schulungen zu alternativen Nutzpflanzen in Westkansas und informierte Landwirte über die verschiedenen Möglichkeiten. Die wichtigsten Optionen sind Raps, Baumwolle, Leindotter und bestimmte Bohnen. Die Technik zum Anbau ist bereits auf den Höfen. Fast alle in West-Kansas angebauten Pflanzen dienen der Viehfütterung oder der Herstellung von Biokraftstoffen. „Die Idee ist nicht unbedingt, all diese Dinge zu ersetzen, sondern Alternativen zu bieten, um ein robusteres System aufzubauen“, sagt Simon.
Im vergangenen Jahr wurde im Nordwesten von Kansas eine Rapsmühle eröffnet, die Landwirten einen neuen Markt eröffnet. Im Vergleich zu Mais benötigt Raps etwa 40 % weniger Wasser. Das schont nicht nur die schwindenden Wasservorräte, sondern diversifiziert auch die Einkommensquellen der Landwirte. Anstatt nur an eine Branche wie die Viehfutterindustrie zu verkaufen, können Landwirte ihre Produkte an mehrere Branchen verkaufen. Die Pflanzen können für den menschlichen Verzehr, Biokraftstoffe oder die Textilherstellung genutzt werden.
Letztlich geht es ums Geld verdienen
Alternative Pflanzen klingen, als könnten sie alle Wasserprobleme an der Grenze lösen. Doch bisher geben Landwirte ihre Mais- und Weizenfelder nicht für Erbsen und Raps auf, so Hays Post weiter. Denn Landwirtschaft ist letztlich ein Geschäft. Landwirte müssen anbauen, was Gewinn abwirft.
„Stellen Sie sich vor, Sie könnten dieses Jahr einfach kein Geld verdienen“, erklärt Chad Hart, Agrarökonom der Iowa State University. Im aktuellen Agrarsystem sind Nutzpflanzen wie Mais und Sojabohnen trotz ihrer Wasserineffizienz am wirtschaftlichsten. Landwirte haben kaum eine andere Wahl, wenn sie Geld verdienen wollen.
„Man muss bereit sein, mehr Risiken einzugehen, um diese alternativen Pflanzen anzubauen, da es diese eingebauten Mechanismen, die wir normalerweise haben, nicht gibt“, sagt Hart. Das Agrarsystem ist darauf ausgelegt, Risiken zu vermeiden. Ernteversicherungen, staatliche Subventionen und Bankkredite konzentrieren sich auf Mais und andere traditionelle Nutzpflanzen, nicht auf mögliche Alternativen.
Bewässerung brachte bislang Wohlstand
Der Südwesten von Kansas ist dank der Bewässerungslandwirtschaft aus dem Grundwasserleiter eine der profitabelsten Regionen des Bundesstaates. Die Erträge aus Maisanbau können bis zu 160 US-Dollar pro Acre betragen, während Raps in einem guten Jahr 150 US-Dollar pro Acre erreichen kann.
Mais hat jedoch einen stabilen Markt und wird durch Ernteversicherungen stark unterstützt. Mit einer Nutzpflanze wie Mais verlieren Landwirte im Südwesten von Kansas zwar mehr Wasser, können sich aber zumindest ein gewisses Einkommen sichern, falls es zu Dürre oder Hagelstürmen kommt. Und sie wissen, dass die lokalen Mastbetriebe, Getreidesilos und Ethanolanlagen ihren Mais gerne kaufen. Das Gleiche gilt nicht für Bohnen oder Raps.
„Nur weil man etwas anbaut, heißt das noch lange nicht, dass man auch Kunden hat“, sagte Hart. „Landwirte müssen sich mehr Gedanken darüber machen, wie sie die Ernte vermarkten können.“
Und die Gemeinden vor Ort wollen die Bewässerung nicht ganz einstellen. Bewässerung bringt den landwirtschaftlichen Betrieben und allen damit verbundenen Unternehmen mehr Geld ein: den lokalen Getreidesilos, den Mastbetrieben, den LKW-Fahrern und den Fleischverarbeitungsbetrieben.
Wie kam es dazu?
Der Kongress genehmigte in den 1930er Jahren erstmals eine staatliche Ernteversicherung, um die Landwirtschaft nach der als Zeit des "Dustbowl" bekannten Dürreperiode zu unterstützen. Sie begann als Entschädigung für Landwirte, die nach einer Naturkatastrophe ihre Ernteerträge verloren – eine Möglichkeit, die Landwirte auch heute noch benötigen.
Sie erschwert Landwirten aber auch die wassereffiziente Landwirtschaft. Fällt beispielsweise eine bewässerte Ernte aus, dürfen sie die Bewässerung nicht einstellen, da sie nachweisen müssen, dass sie nicht für den Ernteausfall verantwortlich sind. Diese „guten landwirtschaftlichen Praktiken“ sind Standards, die die Zahlungen der Ernteversicherung bestimmen. Und Ernteversicherungen und Subventionen sind keine Kleinigkeit.
Ernteversicherung fest bei den Erlösen eingeplant
Im Jahr 2025 werden die staatlichen Zahlungen voraussichtlich 23 % des gesamten Nettoeinkommens landwirtschaftlicher Betriebe ausmachen – ein deutlicher Anstieg von 8–9 % jährlich zwischen 2022 und 2024.
Laut Iowa State Research Extension waren etwa 90 % der mit Mais und Sojabohnen angebauten Flächen über staatliche Steuerschutzprogramme versichert. Dies schützt nicht nur die Ernteerträge des Betriebs, sondern garantiert auch praktisch die Bezahlung der Landwirte, selbst wenn die Preise für diese Rohstoffe sinken.
Im Jahr 2024 zahlten die USA Landwirten über 2 Milliarden US-Dollar für den Maisanbau im Rahmen des Emergency Commodity Assistance Program.
Die Zeiten ändern sich
Aber die Landwirte wollen sich offenbar nicht nur auf Ernteversicherungen verlassen, sondern auch erfolgreiche Ernten anbauen, so die Zeitung weiter. Alex Millershaski, ein Landwirt in Gray County, hat im Laufe der Jahre einen massiven Wandel in der Wasserproduktion seines Landes erlebt.
„Früher hatten wir über zwanzig Brunnen auf unserem Hof, jetzt pumpen wir nur noch aus vier“, sagte Millershaski. Der Farmer ist beim Anbau alternativer Nutzpflanzen immer noch skeptisch, aber die geringere Wasserverfügbarkeit zwingt ihn, etwas anderes auszuprobieren.
Er hat einige Nachbarn gesehen, die Raps und Baumwolle anbauen. Daher will er auch nächstes Jahr Raps anstelle seines üblichen Weizenanbaus ausprobieren. Die Rapsfläche in Kansas hat sich im letzten Jahr auf 3.000 ha verdoppelt. Während für Baumwolle in den gesamten USA ein Rückgang erwartet wird, wird für Kansas ein Anstieg von fast 13 % erwartet.
Und Verarbeiter im Westen von Kansas, wie beispielsweise 21st Century Bean, machen Bohnen rentabler. Sie kaufen und verarbeiten Bohnen im Großhandel für den Verzehr. All diese Faktoren machen Millershaski offen für die Optionen. Einfach mal ausprobieren, ist seine Devise.