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Fehmarner Landwirt mischt stabilisierten Harnstoff selbst an

Ackerbauer Jürgen Rauert setzt neben Gärresten auf mineralische Flüssigdüngung. Den Harnstoff mischt er selbst an und fügt gezielt Stabilisierer zu. Er sieht in den Hemmstoffen klare Vorteile.

Lesezeit: 6 Minuten

Gerade auf den guten Böden der Insel Fehmarn ist eine intensive und regelmäßige Bodenbearbeitung das A und O. Und auch bei der Düngung müssen die Ackerbauern am Ball bleiben, um dauerhaft sichere Erträge einzufahren. Diese Weisheiten hat Jürgen Rauert schon von seinem Vater gelernt.

Der 44-jährige Ostholsteiner bewirtschaftet zusammen mit seiner Frau Constance und zwei Mitarbeitern einen Ackerbaubetrieb in Klausdorf, 1,2 km vom Ostseestrand entfernt. Hauptfrucht ist mit 162 ha der Winterweizen, gefolgt von Silomais für die eigene Biogasanlage, Winterraps, Wintergerste, Ackerbohnen, Ackergras und Hafer.

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Die Saison beginnt für Rauert nach der Ernte mit dem Umbruch sämtlicher Ackerflächen. Insbesondere vor Raps sei eine gute Bodenbearbeitung wichtig, sagt der Landwirt. Seinen Erfahrungen nach gedeiht die Frucht dann deutlich besser. Gleichzeitig startet die Substratdüngung: 15 bis 20 m3 Biogasgülle lässt er vom Lohnunternehmer per Verschlauchung auf den hofnahen Flächen ausbringen.

Im späteren Jahresverlauf kommt dann zwar auch der Düngerstreuer mit NPK-Dünger, Schwefel-Kali und Phosphor zum Einsatz, allerdings ist Rauert erklärter Fan der Flüssigdüngung mit zugefügten Hemmstoffen.

Selbst anmischen

Denn Jürgen Rauert ist Vorsitzender des Versuchsrings Ostholstein. Seit zehn Jahren schon führt der Verein Anbauversuche mit stabilisierten Düngern durch. So ließ ein Versuch auf den eigenen Flächen nicht lange auf sich warten: In Kohl setzte der Betriebsleiter stabilisiertes ASS der Firma BASF (ENTEC 26) zusammen mit Kalkstickstoff ein. Das Düngemittel mit Nitrifikationshemmstoff ermöglicht frühe Düngetermine und reduziert die Stickstoffaufwandmenge. „Es zeigten sich gute Gesundungseffekte. Das hat auch im Raps gut funktioniert, nur war es unwirtschaftlich, da der Stickstoff zu teuer geworden wäre. Ich habe daher 80 kg N mit Harnstoff aufgemischt“, schildert Rauert, der inzwischen im vierten Jahr auf stabilisierte Dünger setzt.

Das Anmischen des Flüssigdünger ist dabei eine Spezialität des Hofes: So besitzt der Unternehmer einen 16 m3 Mischbehälter mit 12.000 l Wasser. Hier hinein füllt er 4 bis 5 t Harnstoff sowie 1 t SSA. Den Harnstoff kauft er im Hafen, 50 bis 75 t aus der Chemieindustrie nimmt er jährlich ab. „Der ist zwar nicht mehr so schüttfähig, kostet dafür aber ein Drittel weniger“, sagt Rauert. Acht Stunden rührt eine Pumpe das Gemisch, bevor es in Kunstoffsilos auf seinen Einsatz wartet. Das Besondere: Die Mischung bleibt konstant. In weiteren Tanks lagert der Hof AHL und Harnstoff.

Die Zusätze

Bevor es dann mit der 7.000 l Hardi Commander-Spritze aufs Feld geht, mischt der Fachmann die Stabilisierer zu, wie etwa den Urease-Inhibitor Limus AHL von BASF. Laut Hersteller reduzieren die darin enthaltenen Wirkstoffe die Ammoniak-Emissionen um bis zu 98 % und der Stickstoff sei pflanzenverfügbarer. „Die zweite Gabe bei uns erfolgt immer mit stabilisiertem Dünger, dann dünge ich den Raps fertig.“

Ein weiteres Mittel auf dem Ferienhof Rauert ist Piadin von SKW Pisteritz. Piadin ermöglicht die Zusammenlegung von Teilgaben und kann in der noch kühlen, feuchten Jahreszeit ohne das Risiko von N-Verlusten aus der Nitratform ausgebracht werden. Die Anwender könnten so Gülle und Gärreste an einem einzigen Termin direkt nach der Sperrfrist ausbringen, so die Firma. Gerade angesichts der zunehmenden Trockenheit im Frühjahr fügt Rauert zur Stickstoffstabilisierung auch das Mittel Alzon neo von SKW zu. Dies ist ein stabilisierter Harnstoff mit 46 % N, der einen Urase- und einen Nitrifikationsinhibitor enthält.

Der Landwirt kauft 25 t in flüssiger Form und düngt 120 bis 160 kg N Alzon. Die Ausbringung der flüssigen Form hat ihn überzeugt. „Ich kann bis an den Feldrand fahren und die Bestände kommen gleichmäßiger.“

Die Lechler Flüssigdüngerdüse FD erzeugt einen Sprühschirm, der die Pflanzen nicht verätzt, weiß Rauert. Ein Zubringerfass sorgt für Nachschub am Feldrand. Aufgrund der schlechten Befahrbarkeit kann der Ackerbauer Alzon jedoch erst später ausbringen, auch wenn ein möglichst früher Zeitpunkt ideal wäre. „Vor dem Schossen zum Bestockungsbeginn Ende März kommt der stabilisierte Dünger auf den Boden. Dann aber in so einer Menge, dass im Getreide später noch Platz ist für die Abschlussgabe mit KAS oder S“, erklärt der Norddeutsche weiter.

In Gerste setzt er die Hemmer übrigens noch nicht ein, da möchte er bewusst eine nicht so langsame Stickstoffumwandlung haben, sondern düngt spät während des Schossens. „Beim Weizen ist aber die Devise: Gerne viel am Anfang, gerade wegen der kommenden Trockenheit“, berichtet Rauert. „Ich nutze so die Bodenfeuchtigkeit optimal aus und komme mit einer Düngung bis zum Mai durch.“

Die Vorteile

Auf konkrete Erfahrungen und die Vorteile von Urease- und Nitrifikationshemmer angesprochen berichtet der Holsteiner, dass die Bestände mit stabilisiertem Dünger nicht so stark überwachsen, insbesondere bei unkalkulierbarem Wetter. Bedingt durch die Dürre seien auch höhere N-Reste im Boden.

Dass seine Leute mit der Spritze deutlich langsamer fahren als mit dem Düngerstreuer, sieht der Klausdorfer nicht als Nachteil. Dafür sind sie mit der einen Überfahrt für Monate fertig und sparen nach eigener Aussage 1,5 bis 2 Gaben. Es folgt nur noch im Mai die Ährenbehandlung. Und man ist flexibel bei der Wahl des Zeitpunktes. „Ich könnte auch schon bei der ersten Gabe Alzon einsetzen, das geht nur nicht, weil ich nicht mit der Spritze auf die Flächen komme.“

Ein weiteres Argument ist die Ertragssicherheit. So hat der Spezialdünger seiner Meinung nach Vorteile für die Pflanzen bei Trockenheit, weil er rechtzeitig an die Wurzeln gelangt und dort stabil verfügbar bleibt. „Im Ertrag zeigt sich das allerdings nicht unbedingt“, schränkt Rauert ein. „Es gibt unterschiedliche Ergebnisse, man kann nicht pauschal sagen, mit den stabilisierten Düngern ist alles besser, manchmal funktioniert schlichter Harnstoff besser.“

Da der Betrieb den Harnstoff selbst anmischt, kann der Landwirt die Zusätze auch gezielt anpassen, je nach Bedarf lässt er auch einen Stoff weg. „Denn wenn meine lehmigen Böden trockenfallen, kann ammoniumgebremster Dünger zu stark an den Tonmineralen festliegen und wirkt dann nicht. Nitrat- und Harnstoffmoleküle sind dann besser, sie gelangen zu den Wurzeln. Ein Ureasehemmer kann in dieser trockenen Situation die Wirkung anschließend verbessern und wäre der Zusatz der Wahl“, erinnert sich Rauert an eine seiner konkreten Einzelfallentscheidungen. Bei tonigen Böden muss der Ackerbauer dagegen mehr kalken und 40er Kali streuen. Übrigens: Harnstoff darf heute nur noch mit Ureasehemmer verkauft werden, während es AHL noch solo gibt.

Sein Ratschlag zum Abschluss: „Es ist falsch, bei der Düngung immer nur auf den Preis zu schauen. Die Politik zieht die Daumenschrauben an, mehr als zuvor müssen jetzt Grunddüngung und Kalkung in Ordnung sein“, mahnt Rauert. Seinen Erfahrungen nach lohne es sich langfristig nicht, beim Dünger zu sparen, stattdessen müsse sich ein guter Ackerbauer an den Entzügen orientieren.

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