Noch große genetische Ressourcen beim Weizen sieht der Direktor des Hans Eisenmann-Forums (HEF) für Agrarwissenschaften an der Technischen Universität München (TUM), Prof. Dr. Senthold Asseng.
In seinen Experimenten hat der Wissenschaftler die ungenutzten genetischen Ressourcen zur Steigerung der Weizenerträge in der ganzen Welt identifiziert und beziffert die „genetische Ertragslücke“ auf 51 %. Diese züchterische Lücke gelte es zu mobilisieren, so Asseng. Dies könne durch eine gezielte Züchtung erfolgen, die das Ertragspotential der Pflanzen nutze und somit zu reicheren Ernten führen könne.
Das kann nach Ansicht des Forschers jedoch nur ein Baustein unter vielen sein. „Die Genetik allein wird die globalen Ernährungsprobleme nicht lösen“, gibt Asseng zu bedenken. Eine Ertragssteigerung könne nur interdisziplinär erfolgen, und zwar durch eine Kombination von Genetik mit Boden-, Klima- und Kulturpflanzenforschung.
Nur die Anwendung moderner, fortschrittlicher Züchtungsinstrumente und die kontinuierliche Verbesserung des landwirtschaftlichen Anbaus durch ein Optimieren des Pflanzen- und Bodenmanagements werden ihm zufolge zu den dringend notwendigen Steigerungen der weltweiten Weizenernte führen. „Dies kann dann die zielführende Lösung für eine ausreichende, weltweite Versorgung mit Nahrungsmitteln in der Zukunft sein“, zeigt sich Asseng überzeugt.
Der Wissenschaftler mahnt, dass es aufgrund der steigenden Weltbevölkerung notwendig sei, die zurzeit stagnierenden Erträge zu steigern. „Wir nähern uns den biophysikalischen Grenzen des Weizenertrags. Daher müssen wir die Funktionen von Nutzpflanzen verstehen, um weitere Ertragssteigerungen erzielen zu können“, stellt der Experte für digitale Landwirtschaft fest. Angesichts der weltweiten Weizenkrise zeige sich, dass die Versorgungssicherheit mit Weizen in vielen Ländern eine Frage der nationalen Sicherheit sei.