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Fruchtfolge: Alte Schwierigkeiten, neue Herausforderungen

Ackerbauliche Probleme lösen wir durch eine erweiterte Fruchtfolge, und die N-Bilanzierung gleich mit! Das ist leichter gesagt als getan. Denn neben der Wirtschaftlichkeit müssen die Kulturen passen.

Lesezeit: 10 Minuten

Zahlreiche Probleme haben sich in den letzten Jahren im Ackerbau hochgeschaukelt: Ungräser und Unkräuter wie Ackerfuchsschwanz, Trespen, Hirsen, Altraps, Storchschnabel oder Kerbel. Darüber hinaus Schadinsekten wie Rapsglanzkäfer, Rapserdflöhe und Blattläuse genauso wie typische Krankheiten wie die Halmbasiserkrankungen beim Getreide oder Verticillium, Sklerotinia und Phoma im Raps.

Bei allen Unterschieden der Betriebe, Regionen und Schläge lassen sich oftmals erschreckende Parallelen erkennen. Viele der Probleme hängen zumindest indirekt mit der Fruchtfolge zusammen. Neben der abnehmenden Wirkstoffverfügbarkeit und einer schleichend abnehmenden Wirksamkeit verstärken Witterungsextreme, eine ungünstige Bodenstruktur oder die vernachlässigte Grunddüngung die Auswirkungen einer langfristig ungünstigen Fruchtfolgegestaltung.

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Durch die in vielen Betrieben angespannte Liquidität werden Aufdüngung, Kalkung oder für Fruchtfolgeerweiterungen notwendige Investitionen aufgeschoben. Die Folgen sind bekannt, aber die Wege, dies zu ändern, weniger eindeutig.

Kritisch ist vor allem die starke Häufung des Weizenanbaus innerhalb eines einzelnen Betriebes. Daraus folgen nicht nur Arbeitsspitzen bei Bodenbearbeitung, Aussaat und Ernte, sondern auch im Hinblick auf einen termingerechten Pflanzenschutz. Muss das Saatzeitfenster ausgeweitet werden, sinkt der Anteil optimaler Aussaattermine.

Aussaattermin entscheidend

Frühe Saattermine beim Getreide erfordern in der Regel einen höheren Pflanzenschutzaufwand. Verungrasung, früher Krankheitsbefall, etwaige Vektorenbehandlungen gegen Blattläuse oder Zikaden sowie ein erhöhter Wachstumsreglerbedarf können die Folgen sein. Spätsaaten dagegen fallen ertraglich oft ab. Dies ist unter anderem bedingt durch eine verringerte Ausbildung stabiler Ertragsanlagen sowie die schwache Wurzelausprägung, die zu einer schlechten Wasser- und Nährstoffausnutzung führen kann.

Überdies kann sich in Spätsaatbeständen (bedingt durch ihre geringe Konkurrenzkraft) eine nicht zu unterschätzende Spätverunkrautung etablieren. Beim Stoppelweizen können in Abhängigkeit vom Aussaattermin im Grunde fast alle genannten negativen Faktoren zum Tragen kommen. Viele pflanzenbauliche Probleme ergeben sich darüber hinaus durch die Ausweitung des Weizenanbaus auf Grenzstandorte.

Unkräuter und vor allem Ungräser fallen den meisten Landwirten zuerst ein, wenn sie an die Auswirkungen enger Fruchtfolgen denken. Aber eben nicht nur Ackerfuchsschwanz, sondern auch Trespen, Hirsearten, Altraps, Storchschnabel, Kerbel, Erdrauch, Weißer Gänsefuß und viele mehr werden begünstigt. Darüber hinaus treten zahlreiche Schaderreger vermehrt in bestimmten Anbaufolgen auf. Dabei sind nicht nur einjährige Effekte zu beobachten.

Anbaudichte und Anbauhäufigkeit erhöhen Schaderregerauftreten

Typische Fruchtfolgepathogene wie Verticillium und Kohlhernie im Raps oder die Schwarzbeinigkeit im Getreide sind häufig wiederkehrende Begleiter, die grundsätzlich schwer bekämpfbar sind und mehr oder weniger ertraglich in Erscheinung treten.

Selbst im Hinblick auf mobile Schadinsekten zeigen zahlreiche Untersuchungen, dass nicht nur die Anbaudichte einer Fruchtart in der Region zu einem stärkeren Auftreten führen kann. Auch eine höhere Anbauhäufigkeit auf derselben Fläche kann das Schaderregerauftreten fördern, selbst wenn die Fruchtart nicht in Selbstfolge angebaut wird. Durch die zunehmende Bekämpfungshäufigkeit wird folglich die Resistenzentwicklung bei vielen dieser Unkräuter, Krankheits- und Schaderreger vorangetrieben.

Zielkonflikte programmiert

Im genauen Gegensatz dazu steht die Forderung einiger Umweltverbände, Ackerflächen nach Aberntung der Hauptfrucht gänzlich unbearbeitet zu lassen, um Biodiversität in Form von Unkräutern, Insekten, Vögeln oder Niederwild zu fördern. Hierbei sind Zielkonflikte programmiert, da dies der dringend notwendigen Verbesserung der Feldhygiene komplett entgegensteht.

Die Fruchtfolge zu ändern, wird oftmals als Ultima Ratio angesehen. Davor werden jedoch eher vorbeugende Maßnahmen versucht: Herbizidresistenz zum Beispiel lässt sich zunächst mit guter Ackerhygiene, Wirkstoffwechsel, Aussaattermin und Bodenbearbeitung verlangsamen.

Natürlich bringt die Eingliederung einer weiteren geeigneten Blattfrucht von vornherein eine erhebliche Entspannung. Bei massiven Verungrasungsproblemen wird allerdings empfohlen, nicht nur eine, sondern mindestens zwei Sommerungen nacheinander anzubauen, um die Population überhaupt zurückdrängen zu können.

Die Fruchtfolge verändern: Wie gehen Sie vor?

Klären Sie zunächst, welche konkreten Probleme Sie durch andere Fruchtarten angehen wollen. In vielen Fällen müssen Sie tatsächlich abwägen, welche alten Probleme Sie lösen oder zumindest abmildern können und welche neuen Schwierigkeiten dadurch auf das Anbausystem zukommen.

Berücksichtigt man, dass mit jeder zusätzlichen Frucht der Managementaufwand immens ansteigen kann, erscheinen teilweise die altbekannten Probleme als das kleinere Übel.

Bei welchen Kulturen sind konkret Fragen angebracht? Zum Beispiel beim Mais. Wenngleich dieser insbesondere winterungsbetonte Fruchtfolgen sehr gut entlasten kann, auch weil schwer bekämpfbare Unkräuter und Ungräser zurückgedrängt werden können, kann doch der zumeist sehr späte Druschtermin beim Körnermais neue Probleme bringen. Der diesbezüglich "moderatere" Silomais, der gerade in Trockenregionen eine deutlich bessere Vorfruchtwirkung hat als der Körnermais, ist aufgrund der Einschränkungen beim Biogas in seiner Anbaufläche zumeist gedeckelt. Kulturen wie Dinkel, Durum, Emmer oder Einkorn können zweifellos interessante Alternativen sein.

Als Getreidearten, insbesondere in der Winterform, sind sie aber meist keine wirkliche Entlastung für die Fruchtfolge. Überdies kann die Zulassungssituation in solchen kleinen Kulturen stark eingeschränkt sein, wodurch beispielsweise der Ackerfuchsschwanz kaum bekämpft werden kann. Dies gilt in ähnlicher Weise für die Körnerleguminosen.

Höherer Aufwand

Besonders Lupine und Futtererbse treten seit der Einführung des Pflanzenschutzverbots im Rahmen des Greening im besten Fall auf der Stelle. Ackerbohnen braucht man vermehrt zur Auflockerung der Fruchtfolgen in Ackerfuchsschwanzregionen. Die Sojafläche steigt zwar stetig, aber sehr langsam. Hackfrüchte wie Kartoffeln, Zwiebeln oder Möhren und ebenso die meisten Sonderkulturen erfordern einen hohen Aufwand bei Mechanisierung und Arbeitserledigung sowie spezifische Kenntnisse.

Die Aussaat-, Pflege- und Erntetechnik ist speziell, und oft müssen Beregnungs-, Reinigungs- oder Trocknungstechnik vorgehalten werden. Die Bestandesführung ist deutlich anspruchsvoller.

Auch im Hinblick auf die Vermarktung muss man häufig einen langen Atem besitzen und sich mit einem schwer zu durchschauenden Marktgeschehen auseinandersetzen. Da neben den Erträgen auch die Erlöse erheblich schwanken können, ist ein vergleichsweise hohes Eigenrisiko einzukalkulieren. Dies gilt in abgeschwächter Art und Weise auch für den Vermehrungsanbau. Vor allem in Spezialsegmenten wie der Erzeugung von Hybridsaatgut (Raps, Gerste, Roggen, Spinat) können Spezialisten aber ansprechende Erlöse erzielen.

Der zusätzliche Aufwand im Vergleich zum Anbau von Marktfrüchten ist dabei nicht zu unterschätzen. Denken Sie auch daran, dass die meisten Spezialkulturen zwar grundsätzlich eine Auflockerung bedeuten, aber zumeist einen guten Kulturzustand der Anbauflächen im Hinblick auf die Verunkrautungssituation, die Bodenstruktur oder die Nährstoffversorgung voraussetzen. Wirkliche Sanierungsmaßnahmen sind hier in der Regel nicht möglich. Große Probleme müssen in anderen Kulturen gelöst werden.

Die gesamte Rotation rechnen

Bei vielen Alternativkulturen kann die Berechnung eines Deckungsbeitrags schwierig sein. Fruchtartenvergleiche zeigen, dass Raps, Rübe und Mais von Körnerleguminosen betriebswirtschaftlich nicht zu schlagen sind. Erweitert man sehr enge Fruchtfolgen wie Raps – Weizen – Gerste um eine Körnerleguminose, kann sich das betriebswirtschaftliche Ergebnis der gesamten Fruchtfolge durch höhere Getreideerträge und Entlastungen bei den Arbeitserledigungskosten trotzdem nennenswert verbessern.

Kosten für Grunddüngung oder Sanierungsmaßnahmen beachten

Solche Betrachtungen über die gesamte Fruchtfolge hinweg bzw. zumindest die Einbeziehung von Vor- und Nachfruchteffekten bei einem betriebswirtschaftlichen Vergleich verschiedener Fruchtfolgen sind aus pflanzenbaulicher Sicht äußerst sinnvoll. So können auch Kosten für Grunddüngung oder Sanierungsmaßnahmen im Herbizidbereich, die sonst einseitig einer Kultur zugeordnet werden würden, genauer bewertet werden.

In diesem Zusammenhang fällt immer wieder auf, dass bei Kalkulationen zum Vergleich verschiedener Fruchtarten am Schreibtisch außergewöhnliche, aber doch wiederkehrende Maßnahmen nicht vollständig bewertet werden, beispielsweise Behandlungen gegen Trespen, Ackerfuchsschwanz oder Kerbel. Somit können angenommene Kosten, aber auch Erträge und die tatsächlichen Werte weit auseinanderliegen.

Und was verändert nun die Düngeverordnung?

Sicherlich können wir auf einigen Standorten mittel- und langfristig von einer geringeren sowie weniger kontinuierlichen Nährstoffnachlieferung aus dem Boden ausgehen. Zunächst wird man diese Situation mit intensiverer Bodenbearbeitung, mehr Grund- und Mikronährstoffen oder dem Einsatz von weiterhin erlaubten organischen Düngern wie Stallmist oder Kompost angehen. Letztere bringen ein weites Verhältnis von anrechenbarem Stickstoff zum Gesamtstickstoffgehalt mit und lassen sich häufig auch im Herbst ausbringen.

In Betrieben mit hohem Wirtschaftsdüngeranfall wird die Fruchtfolge ohnehin ein Stück weit so ausgerichtet, dass die organischen Dünger mit dem vorhandenen Lagerraum so effizient und kostengünstig wie möglich eingesetzt werden können.

Nährstoffkontingente schaffen

Durch die noch stärkere Limitierung in den roten Gebieten könnte aber auch die Fruchtfolge ein Problemlöser sein. Grundsätzlich positiv zu bewerten ist die Möglichkeit, mit einer Art "Nährstoffkontingent" zu arbeiten. Im Durchschnitt der auf den "roten" Flächen angebauten Früchte muss die N-Düngung 20 % unter dem errechneten Bedarf liegen. Dies verkompliziert mitunter die Berechnungen, bietet aber die Möglichkeit, legal N-Mengen innerhalb dieser Schläge zu verschieben.

In den Nitratgebieten müssen möglicherweise Leguminosen stärker angebaut werden, um auf diese Weise Stickstoff ins System zu bekommen. Man kann sich auch vorstellen, dass N-extensive Kulturen wie Sommergetreide an Bedeutung gewinnen.

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Nährstoffversorgung: Die Trockenheit mitdenken

Mit der Klimaveränderung ergeben sich teilweise andere Zeiträume hinsichtlich der Mineralisierung bzw. der Verlagerung von Nährstoffen. Wenn Fruchtfolgen überwiegend Kulturarten mit ähnlichem Vegetationsverlauf und dementsprechender Nährstoffaufnahme enthalten, geht ein wertvolles Instrument zur Risikominimierung im Hinblick auf Nährstoffverluste verloren.

In wenig vielseitigen Fruchtfolgen können zudem häufig recht einseitige Nährstoffentzüge bis hin zu Nährstoffungleichgewichten auftreten. Diese lassen sich unter den derzeitigen gesetzlichen und wirtschaftlichen Voraussetzungen oft kaum ausgleichen. Stoppelweizen oder der Daueranbau von Mais sind die klassischen Beispiele, die in einigen Regionen an Bedeutung verlieren könnten.

Auf nachlieferungsschwachen Standorten oder ohne nennenswerte organische Düngung in den Vorjahren kann aber selbst die Standardfruchtfolge Raps – Weizen – Weizen/Gerste an ihre Grenzen kommen, wenn die einzelnen Kulturen nicht mehr ausgedüngt werden dürfen. Gerade bei pflugloser Bewirtschaftung und der eingeschränkten Möglichkeit zur Herbstdüngung können durch hohe Strohmengen und die immer länger andauernde Vegetation im Herbst und Winter beim Raps und beim abtragenden Getreide Nährstoffdefizite auftreten.

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Ackerbohnen vor Raps, Raps vor Mais?

Es gibt viele Ideen, Fruchtfolgen an die Vorgaben der Düngeverordnung anzupassen, aber nur wenige belastbare Ergebnisse. Umso interessanter erscheint ein dreijähriger Versuch an der Universität Kiel unter der „Regie“ von Prof. Dr. Henning Kage.

Geprüft wurde die Integration von Ackerbohnen und/ oder Mais in Verbindung mit einer Zwischenfrucht in die klassische norddeutsche Folge Winterraps-Winterweizen-Wintergerste.

Ein Fruchtfolgewert kann die wirtschaftlichen Nachteile ausgleichen, insbesondere bei Restriktionen der N-Düngung. Besonders interessant erschien dabei die Folge Ackerbohne- Winterraps. Denn der Raps kann die von der Körnerleguminose hinterlassene N-Menge besser nutzen als der Weizen. Nicht nur ökonomisch interessant ist die Integration von Mais in die Raps-Getreide-Fruchtfolge.

Eine Zwischenfrucht nach Raps vor Mais vermindert N-Verluste und bietet die Möglichkeit, auch mit niedriger N-Düngung hohe Maiserträge zu erreichen. Voraussetzung ist aber, dass die Zwischenfrucht den aufgenommenen Stickstoff auch wieder freisetzt, was im Versuch mit Rauhafer nur ansatzweise der Fall war. In Trockenregionen muss ggf. anders gedacht werden. Zum einen hatten wir in den letzten Jahren kaum Bedingungen für die N-Auswaschung. Zum anderen spielen Bestandesetablierung und Mineralisation ebenso eine Rolle.

Ergebnisse von Dr. Ulrich Lehrke (LWK Niedersachsen) bei Zuckerrüben zeigen z. B., dass Zwischenfrüchte zu einem höheren N-Bedarf führen als bei Aussaat nach Strohmulch. Ob das auch langfristig so sein wird, z. B. im roten Gebiet, muss sich noch zeigen.

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