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Für Zuckerrübenanbauer steht fest: Pflanzenschutz bleibt unverzichtbar

Forscher bestätigen, dass der Pflanzenschutzmitteleinsatz keinen Rückgang der Biodiversität bewirkt. Ministerin Schmitt ist daher für Technologieoffenheit bei Gentechnik und gegen Eingriffe bei PSM.

Lesezeit: 4 Minuten

Die rheinland-pfälzische Landwirtschaftsministerin Daniela Schmitt lehnt dirigistische Eingriffe der Politik in Pflanzenschutz und Pflanzenzüchtung ab und setzt stattdessen auf Innovation und Technikoffenheit. Wichtige Elemente seien dabei die neuen Züchtungsmethoden und die Umsetzung von Forschungsergebnissen in die Praxis.

Das sagte sie am Mittwoch bei einer Podiumsdiskussion mit Experten in Brüssel. Für den Verband der Hessisch-Pfälzischen Zuckerrübenanbauer nahmen dessen Vorsitzender Walter Manz sowie Geschäftsführer Dr. Christian Lang teil.

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50 % weniger chemische Pflanzenschutzmittel?

In der von der Europäischen Kommission im Juni 2022 vorgeschlagenen Reform der „Pestizidrichtlinie“ soll erstmals ein rechtlich verbindliches Reduktionsziel beim Einsatz von Pflanzenschutzmitteln festgeschrieben werden: Bis 2030 sollen 50 % weniger chemische Pflanzenschutzmittel eingesetzt werden. Ferner sollen in Zukunft alle Pflanzenschutzmittel in „empfindlichen Gebieten“ verboten werden. Allein in Rheinland-Pfalz wären von diesem pauschalen Verbot knapp 40 % der landwirtschaftlich genutzten Fläche betroffen, verdeutlichten die Zuckerrübenanbauer die Dimension.

Verbandsgeschäftsführer Dr. Christian Lang machte in seinem Statement deutlich, dass nach der misslungenen Reform der Zuckermarktordnung durch die geplanten Verbote ca. ein Drittel der deutschen Zucker- und Rübenproduktion gefährdet seien. Damit werde die Abhängigkeit von Importen im Nahrungsmittelbereich deutlich erhöht. Da Europa schon heute zu den weltweit größten Importeuren von Zucker zähle, würden damit auch erhebliche ökologische Nachteile, z.B. durch die weitere Abholzung von Regenwald in Brasilien, in Kauf genommen. Der Zuckerrübenanbau sei auch in Zukunft zwingend auf Pflanzenschutz angewiesen, insbesondere im Bereich der Unkrautbekämpfung.

Keine Belege für Biodiversitätsrückgang

Prof. Dr. Andreas von Tiedemann von der Georg-August-Universität Göttingen beleuchtete in seinem Vortrag aktuelle Aspekte des Pflanzenschutzes aus Sicht der Wissenschaft. Dabei machte er deutlich, dass es keinerlei wissenschaftliche Begründung dafür gebe, dass Pflanzenschutz zu einer Verminderung der Biodiversität führe.

Er plädierte eindringlich dafür, die wahren Ursachen für den Schwund der Biodiversität auf wissenschaftlicher Basis zu erfassen und daraus geeignete Handlungsoptionen abzuleiten. Indem man sich auf Pflanzenschutzverbote konzentriere, bewirke man letztlich eine Verschlechterung der Situation, nicht zuletzt durch Produktionsverlagerungen in andere Regionen und wachsenden Landverbrauch.

Gentechnische Verfahren beschleunigen Zucht um 90 %

Prof. Dr. Gabi Krczal von der Gesellschaft für Pflanzenbiotechnologie stellte die Chancen neuer molekulargenetischer Verfahren in der Pflanzenzüchtung und im Pflanzenschutz für die Landwirtschaft vor. So würden die nötigen Zeiträume für die Züchtung resistenter Sorten um bis zu 90 % verringert und neue Eigenschaften gezielt in die Pflanzen eingebaut. Weltweit würden diese Praktiken bereits angewendet - ohne dass diese Anwendung z.B. beim Import von Lebensmitteln festzustellen sei. Große Chancen sieht Krzcal in der Verwendung der RNAi-Technologie im Pflanzenschutz.

Stimmen aus der Diskussion

Ministerin Schmitt erklärte in der Diskussion: „Wir brauchen den Mut zu Innovation und Technologieoffenheit, aber auch bewährtes Wissen und überlieferte Erfahrungen. Wir brauchen das Beste aus allen Denkrichtungen, Schulen und Welten!“

Bauernpräsident Eberhard Hartelt wies besonders darauf hin, dass die geplanten Einschränkungen unmittelbar auf die Einkommen der bäuerlichen Familien durchschlagen und somit einen nicht rückholbaren Kahlschlag in den betroffenen Regionen verursachen würden.

Maria Pilar Aguar Fernandez (DG SANTE) betonte, dass die Kommission einen ergebnisoffenen Dialog führe und die Ergebnisse mit den Mitgliedsstaaten der EU anschließend diskutiert würden. Sie machte auch deutlich, dass auch der EU-Kommission an der Erhaltung der EU-Produktion gelegen sei, sie jedoch auf gesellschaftlichen Druck reagiere.

Dr. Christian Lang begrüßte die von Prof. Dr. Gabi Krczal vorgestellten neuen Entwicklungen, da man nicht nur auf altbekannte Schaderreger achten, sondern auch die sich permanent neu entwickelnden Krankheiten und Schädlinge im Blick haben müsse. Die Natur sei ein dynamischer Prozess, auf den man nicht mit statischen Vorgaben reagieren könne. Für die Anpassung an diese Veränderungen benötige man vor allem Zeit und Geld. „Die geplanten Maßnahmen der EU im Bereich AKIS (Agricultural Knowledge and Innovation Systems) zeigen den richtigen Weg, wie man das erreichen kann“, erklärte Lang.

Ministerin Schmitt dankte abschließend allen Teilnehmern: „Wir sprechen in vielen Bereichen über die Zeitenwende. - Massiv veränderte Rahmenbedingungen müssen auch im Bereich der Landwirtschaft zu einer Neubewertung der geplanten EU-Maßnahmen führen!“

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