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Versorgungsenpässe

Gaspreisanstieg könnte Kettenreaktion in der Industrie auslösen

SKW Piesteritz, BASF, Yara und andere Hersteller von Ammoniak drosseln ihre Produktion aufgrund der immer weiter steigenden Gaspreise. Politiker fordern, schnell Nord Stream 2 ans Netz zu bringen.

Lesezeit: 4 Minuten

Explosionsartig steigende Gaspreise zwingen immer mehr Hersteller von Ammoniak zur Produktionsdrosselung. Das Gas ist ein wichtiges Vorprodukt der Düngemittelherstellung sowie einer Vielzahl chemischer Grundstoffe für die Industrie. Die Politik befürchtet deshalb eine Kettenreaktion in nachgelagerten Wirtschaftsbereichen.

„Der rasante Anstieg der Großhandelspreise für Erdgas sowie die steigenden Kosten für Strom sind besorgniserregend“, erklärte Sachsen-Anhalts Energieminister Prof. Armin Willingmann. Bund und Länder müssten jetzt Maßnahmen ergreifen, um den stetigen Anstieg der Energiepreise zu bremsen, forderte Willingmann.

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Aus Sicht des SPD-Politikers besteht ein konkreter Ansatz darin, noch offene Fragen der Betriebsgenehmigung für die Gaspipeline „Nord Stream 2“ zügig zu klären. Die alsbaldige Aufnahme der Gasversorgung über die inzwischen fertig gestellte neue Pipeline könnte die Marktlage insbesondere im Winter entspannen, meint der Magdeburger Energieminister. Bund und Länder müssten allerdings auch den Ausbau erneuerbarer Energien konsequenter vorantreiben.

„Der Bedarf an grünem Strom wird in den kommenden Jahren stark steigen. Wir müssen insoweit die Hängepartie beim Ausbau der Wind- und Solarkraft endlich überwinden“, unterstrich Willingmann. Dazu gehört für ihn auch eine Reform des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG). Er hofft deshalb auf eine schnelle Regierungsbildung auf Bundesebene, denn Bund und Länder könnten die energiepolitischen Herausforderungen nur gemeinsam erfolgreich bewältigen.

Sachsen-Anhalt unter Druck

Es gibt einen speziellen Grund, warum gerade Sachsen-Anhalt dringend nach Mitteln und Wegen zur Gaspreisdämpfung sucht: Die in Lutherstadt Wittenberg ansässige SKW Stickstoffwerke Piesteritz GmbH hat vorige Woche bekannt gegeben, die Ammoniakproduktion um 20 % gedrosselt und damit wie zuvor schon BASF und Yara International auf die immer weiter steigenden Gaspreise reagiert zu haben.

„Das mittlerweile erreichte Preisniveau ermöglicht keine ökonomisch sinnvolle Produktion mehr, sodass wir uns zu diesem Schritt gezwungen sehen“, erklärte der Vorsitzende der SKW-Geschäftsführung, Petr Cingr. Die Dynamik des Preisanstiegs bezeichnete er als „besorgniserregend“. Erforderlich sei deshalb jetzt unverzügliches Handeln der Politik. Ohne staatliche Maßnahmen drohe in Kürze ein kompletter Produktionsstopp.

Die Konsequenzen beträfen dann nicht allein den Wirtschaftsstandort Sachsen-Anhalt, sondern würden sich auf weiterverarbeitende Industrien, die Logistik und die deutsche Landwirtschaft auswirken, so der Chef von SKW, eigenen Angaben zufolge Deutschlands größtem Hersteller von Ammoniak.

Gaspreise auf Allzeithoch

Die Preise für Erdgas markieren derzeit fast wöchentlich neue Höchststände. Das bringt Düngerhersteller in Bedrängnis, da Erdgas der wichtigste Grundstoff der Stickstoffdüngerproduktion ist. Im langjährigen Mittel schwankte der Preis für die fossile Energiequelle in einem recht engen Band zwischen 15 €/MWh und 20 €/MWh. Zuletzt lag der Spotmarktpreis aber bei über 100 €/MWh.

Die durch die Produktionsdrosselungen bei SKW, BASF oder Yara fehlenden Düngermengen sind eine der Folgen. Hinzu kommt, dass der Landhandel nur sehr verhalten N-Dünger für die neue Anbausaison einlagert, was mit kaum noch planbaren Preisrisiken begründet wird. Eine belastbare Preisermittlung für Stickstoffdünger gestaltet sich aktuell schwierig, da viele Handelsunternehmen keine Gebote veröffentlichen.

Ein recht guter Gradmesser sind die Notierungen an den internationalen Terminbörsen: In Chicago hat sich geprillter Harnstoff frei US-Golfhafen zur prompten Anlieferung seit Ende August von 420 $/t (361 €) auf 680 $/t (584 €) am späten Freitagnachmittag verteuert, Tendenz nach Einschätzung von Marktbeobachtern weiter steigend.

Irland reagiert

Der teure Stickstoffdünger macht auch den Farmern in Irland schaffen. Landwirtschaftsminister Charlie McConalogue hat deshalb in Zusammenarbeit mit der dortigen Landwirtschafts- und Lebensmittelbehörde (Teagasc) einen Fahrplan angekündigt, um die Landwirtschaft auf der Insel unabhängiger von synthetisch hergestellten Düngemittel zu machen, ohne gerade auf dem Grünland Ertragseinbußen zu erleiden. Im Blick hat der Minister dabei insbesondere ein effizienteres Güllemanagement, den verstärkten Einsatz bisher ungenutzter organischer Düngemittel sowie eine konsequente Nährstoffbeprobung der irischen Böden.

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