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Vorgabe ab 2025: Gülle nur noch mit Schleppschlauch auf Grünland?

Ziel ist, die Emissionen von Ammoniak zu verringern. Statt der bodennahen Bandablage gibt es noch weiteren Möglichkeiten. Entscheidend ist nicht nur der TS-Gehalt.

Lesezeit: 8 Minuten

Um die Ammoniakemissionen weiter zu senken, gilt im Grünland ab 2025 die bodennahe Bandablage verpflichtend. Allerdings sind die Vorbehalte häufig groß: Güllebänder liegen insbesondere bei Trockenheit auf den Flächen, die Faserreste wachsen dann im Bestand mit nach oben und beeinträchtigen die Futterhygiene.

Welche Möglichkeiten es gibt, um das Problem zu vermeiden, diskutierten unter der Moderation von Katharina Weihrauch (Landesbetrieb für Landwirtschaft Hessen) vier Referenten aus Beratung und Praxis mit über 100 Landwirtinnen und Landwirten beim Höfestammtisch im Januar.

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Inhaltsverzeichnis

Mehr N-Effizienz durch Güllezusatzstoffe?

Die meisten Ammoniakemissionen treten beim Lagern und nach dem Ausbringen auf. Diese zu reduzieren sei u.a. aufgrund der NEC-Richtlinie notwendig, erläutert Hubert Kivelitz, Grünlandreferent der Landwirtschafskammer Nordrhein-Westfalen. Demnach müssten die Ammoniakemissionen bis 2030 um 29% reduziert werden. „Bis 2020 haben wir nur 9% geschafft“, sagt Kivelitz. „Um diese Verluste weiter zu reduzieren, spielt die Ausbringtechniken eine große Rolle“, sagt er. Im Vergleich zur Breitverteilung könne die Applikation per Schleppschlauch die NH3-Emissionen um 30% reduzieren. Der Einsatz von Schleppschuhen reduziert um 70%, die Injektion sogar um 90%.

Problematisch ist in der Praxis meist, dass sich die großen Fässer, die mit schweren Schleppschuh- oder Schleppschlauchgestängen ausgestattet sind, nicht für Hanglagen und kleinstrukturierte Schläge mit schlechter Zuwegung eignen. Zudem dauert die Ausbringung deutlich länger, was die Betriebe besonders im Hinblick auf die kurzen Ausbringfenster im zeitigen Frühjahr vor große Herausforderungen stellt. Gleiches gilt auch für die Gülleinjektion mittels Schlitzverfahren, die ohnehin nur auf ausreichend tiefgründigen Standorten eingesetzt werden kann. Wer die neue Technik nicht nutzen will, könne auch mit Güllezusatzstoffen arbeiten, die zu ähnlichen Emissionsminderungen führen, wie die bodennahe Bandablage.

Es eignet sich Wasser, um die Gülle zu verdünnen. Dann infiltriert sie schneller, NH3 ist besser löslich und somit reduzieren sich die Emissionen. Gleichzeitig steigen aber auch die Ausbringkosten. Bis zu 1/3 beigemischtem Wasser sei wirtschaftlich, so Kivelitz.

Eine weitere Möglichkeit ist, den pH-Wert zu senken. Dabei verschiebt sich das Säure-Base-Gleichgewicht von NH3 zu Ammonium (NH4+). Dazu hat sich am Markt insbesondere das Ansäuern mit Schwefelsäure etabliert, wie aus auch schon länger in Dänemark umgesetzt wird. Beim Ansäuern gilt: Je niedriger der pH-Wert, desto mehr Ammonium und desto geringer die Ammoniakemissionen.

Je nach Gülleart (Gärrest, Rinder- oder Schweinegülle) müsse die Menge der Schwefelsäure angepasst werden, mahnt Kivelitz. So reichten 1,4 l Schwefelsäure je m³ Rindergülle, um den pH-Wert auf 6,4 zu senken. Für einen pH-Wert von 5,5 seien schon 3,3 l/m³ notwendig. Um den pH-Wert von Schweinegülle auf 6,4 zu senken, brauche man hingegen schon 2,9 l Schwefelsäure je m³. Auf welchen pH-Wert angesäuert wird, kann man selbst entscheiden – eine Vorgabe gebe es bislang nicht, so Kivelitz.

Schwefelbilanz beachten!

„Wer ansäuert, muss auf jeden Fall seine Schwefelbilanz im Blick haben“, darauf weist Moderation Katharina Weihrauch hin. Säuert man mit 4 l Schwefel pro m³ Gülle an, bringt man mit 20 m³ Gülle 46 kg Schwefel aus – zusätzlich zu dem schon in der Gülle enthaltenen Schwefel. Das liegt bereits deutlich über dem Schwefelbedarf des Grünlandes. Dieser beträgt laut Empfehlung bei Schwefelmangel 20 kg zusätzlich zu 15 bis 20 m³ Gülle zum ersten Schnitt. Wer übers Jahr mit alter Technik fahren will und somit ansäuern muss, risikiert eine Überversorgung des Bestandes. In der Folge kann es zu erhöhten Schwefelgehalten im Grundfutter und Probleme bei der Fütterung kommen. Zudem müsste die Auswaschungsgefahr von Schwefel beachtet werden. Hierzu sind noch weitere Untersuchunerg notwendig.

"Im Ökolandbau muss mit anderen Säuren gearbeitet werden, denn Schwefelsäure ist dort nicht zugelassen", ordnet Weihrauch ein. Stattdessen sind organische Säuren wie Milch- oder Essigsäuren zugelassen. Diese seien im Vergleich zur anorganischen Schwefelsäure auch abbaubar, so Weihrauch.

Was macht der Ökolandbau?

Schon seit sieben Jahren bringt Konrad Stöger, Milchviehhalter im Allgäu und Bioland-Berater, die Gülle seines Betriebes bodennah aus. Seit fünf Jahren setzt er zudem auf mobile Gülleseparationstechnik, speziell für die Wintergülle. „Da die Kühe im Sommer auf der Weide sind, ist die Gülle dann eh dünner“, sagt Stöger. Er bringt die Gülle seiner 55 Kühen und den 20 Stück Jungvieh auf 55 ha aus.

Zur Gülleaufbereitung arbeitet der Landwirt u.a. mit Gesteinsmehl (eher im Frühjahr einrühren) oder Naturgips (für mehr Schwefel), er hat auch schon mit Kohle und Leonhardit (statt Kohle, Stöger nutzt aufgrund des hohen Preises wieder Kohle) gearbeitet und mit Effektiven Mikroorganismen (ganzjährig 1L/1m³ Gülle).

Um die Wirksamkeit der eingesetzten Effektiven Mikroorganismen zu unterstützen und die Güllequalität im Allgemeinen zu verbessern, sind laut Stöger diese Güllebasics wichtig:

  • Keine Reinigungsmittel in die Gülle
  • Keine Hemmstoffe in die Gülle
  • Keine Milch in die Gülle
  • Kein Sägemehl von behandeltem Holz
  • Nur Einstreumaterial von guter Bioqualität in die Liegeboxen

Die separierte Gülle bringt Stöger mit 10 bis maximal 14 m³/ha aus. Er fährt lieber öfter und bringt dann wenig zu jedem Schnitt aus. Dazu habe er mit durchschnittlich 1.600 mm Niederschlag pro Jahr ausreichend Regen. Durch die separierte dünne Gülle ist er zudem schnell beim Ausbringen.

Dennoch komme es vor, dass bei Trockenperioden im Sommer sogenannte „Güllewürste“ auf dem Grünland zurückbleiben – kein Problem für Stöger: „Die Güllereste hängen ja auch beim Ausbringen mit dem Möschaverteiler im Bestand.“ Zwar hingen sie eher an den Gräsern und nicht am Boden, aber sie seien dennoch da. Ihm sei lieber, wenn die Güllewürste am Boden liegen. Dann wird so geerntet (hoch geschnitten, nicht gekratzt beim Wenden etc.), dass diese auf der Fläche bleiben.

"Ausschlaggebend für Faserreste im Grünland ist die Trockenheit", ordnet Moderatorin Katharina Weihrauch. Das gelte unabhängig von der Technik.

Fließfähigkeit entscheidet

Ob eine Gülle Probleme macht oder nicht, hängt von der Fließfähigkeit ab. „Mit Wasser verbessert sich die Fließfähigkeit unabhängig von TS-Gehalt“, sagt ein Biolandwirt aus Nordrhein-Westfalen. Er setzt auf Bakterien, um die Schwimmschicht zu verarbeiten. Denn: Je geringer die Schwimmschicht, umso weniger grobe Feststoffe, desto leichter sickert die Gülle ein und desto weniger Güllebänder liegen später auf der Fläche.

Geruchlos durch Schleppschuh

Ein benachbarter Landwirtskollege bringt die Gülle aktuell per Schleppschuh und Möschaverteiler aus. Die dicke Wintergülle mit höherem TS-Gehaltwird zum 1. Schnitt breit verteilt. Mit den Schleppschuhen fährt er zum 2. und zum 3. Schnitt die dünnere Gülle. Dazu gab es u.a. positive Rückmeldungen der Anwohner, die keinen Geruch mehr festgestellt haben.

Auf die bodennahe Bandablage setzt Braun schon seit 2013. „Im Laufe der Zeit hat sich die Technik positiv entwickelt“, sagt er. So wog das erste Gestänge noch rund 2 t bei einer Arbeitsbreite von 12m. Sein zweites Gestänge war nur noch 1 t schwer bei 10,5 m Arbeitsbreite.

Güllebänder machen auch ihm keine Probleme. „Ich fahre punktgenau nach Wetter“, sagt Braun. Schon 10 mm zur Ausbringung würden ausreichen, um die Gülle einzuwaschen – allerdings dürften die Bänder nicht antrocknen. Sollte es doch zu eingetrockneten Güllebändern kommen, passt er die Nutzung an: Gülle würste nicht aufstriegeln, höher mähen sowie höhenverstellbare Wender und Mähwerke nutzen. „Wenn vorhandene Güllebänder nach der Mahd noch auf der Fläche liegen, ist alles richtig gelaufen“, sagt Katharina Weihrauch.

Um Gülle punktgenau zur optimalen Wetterlage auszubringen, spiele zudem eine Rolle, wie viel Grünland der Betrieb bewirtschaftet, so Weihrauch. Denn Grünlandbetriebe stellen das Grünland in den Vordergrund und können so früh wie möglich auf die tragfähigen Flächen fahren, punktgenau zu optimaler Wetterlage ausbringen.

Von der Politik wünscht sich Braun u.a., dass strukturelle Ausnahmegenehmigungen geschaffen werden, speziell für Hanglagen, bestimmte Schlaggrößen und enge Zuwegungen.

Anbaugestänge für Breitverteiler

Wer die hohen Investitionskosten scheut, der kann auf das Anbaugestänge „Schleppfix“ vom schweizerischen Hersteller Brunner Spezialwerksatt zurückgreifen. Das System besteht aus einem zweiteiligen Verteilgestänge mit Klappmechanismus, dass sich an Vakuum- und Pumpfässern anbringen lässt. Die Gülle fließt über den Verteilteller in einen Verteilkasten und wird dann streifenförmig bodennah über Fächerabweiser und Kufen auf 30 cm Strichabstand ausgebracht. Neu ist dieses Jahr der Duofix, mit einem Strichabstand von nur noch 15 cm. Zudem wird das dreiteilige Klappgestänge Schleppfix SFA 12 in den Markt eingeführt.

Das ist der Höfestammtisch

Das Vortrags- und Diskussionsformat „Höfestammtisch“, gegründet von der Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen, wird zunehmend länderübergreifend. Online tauschen sich Teilnehmer und Referenten aus dem deutschsprachigen Raum regelmäßig über verschiedenste Themen aus.

Bezieher des Newsletters für Grün­­land, Futterbau und Wiederkäuer zahlen nichts. Zudem werden regelmäßige Regionaltreffen angeboten. Fragen beant­wortet das Öko-Team der Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen.

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