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Integrierter Pflanzenschutz

Gelbverzwergungsvirus zeichnet Wintergerste

In diesem Frühjahr zeigten viele Gerstenflächen die typischen Befallsnester. Neben der Bekämpfung von Läusen bieten sich agronomische Maßnahmen an, um die Infektionsgefahr zu verringern.

Lesezeit: 4 Minuten

An vielen Stellen – oft auf der Mehrheit des Schlages – wüchsig, vital und kräftig ergrünt, an anderen Stellen hingegen – meist nesterweise – klein, kümmernd und vergilbt: das typische Bild eines Gerstenschlages mit Gelbverzwergungsvirus-Infektion aus dem Herbst.

Möglichkeiten Ertragseinbußen durch eine Infektion vorzubeugen

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Wie stark das Gelbverzwergungsvirus in der Wintergerste schädigen kann, ist von vielen Faktoren abhängig. Eine entscheidende Rolle trägt laut Christin Böckenförde, Pflanzenbauberaterin bei der Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen, unter anderem der Saattermin im Herbst. „Früh gesäte Gerste ist vielfach deutlich stärker betroffen, da den Läusen ein längerer Witterungszeitraum zur Verfügung stehe, in dem sie aktiv sind“, so Böckenförde. Nach Erstbesiedlung der Pflanzen im Herbst entscheidet die Folgewitterung über den Populationsaufbau der Läuse durch die Nachkommenschaft und die Verbreitung des Virus im Bestand. Eine zusätzliche Rolle spielt die Virusbeladung der einfliegenden Läuse. Ausfallgetreide, Mais, Dauergrünland sowie etliche andere Pflanzen stellen einen Wirt für die Blattläuse dar, durch den das Virus aufgenommen werden kann, so die Pflanzenschutz Expertin.

Mit toleranten Sorten das Risiko senken

Seit kurzem gibt es zusätzlich die Möglichkeit über Sorten mit Toleranz gegen das Gelbverzwergungsvirus vorzugehen. Bekannte Namen sind Paradies, Novira, Contra oder auch Sensation. „Bislang präsentiert sich die Toleranz der Sorten gut im Feld“, so Christin Böckenförde. „Aus der Nähe betrachtet fallen gegenüber nicht-toleranten Sorten deutlich weniger Pflanzen mit Symptomen auf.“

Im Luftbild hinterlässt die Virustoleranz oft ein klar positives, oft beeindruckendes Bild (siehe Foto). Bisheriger Nachteil der Virustoleranz ist oft eine schlechtere Ertragsleistung der toleranten Sorten verglichen mit den besten nicht-toleranten Wintergerstensorten. Andere Faktoren sind eine meist zusätzlich knappe Stroh- und Halmfestigkeit. Von der Züchterseite wird aktuell an diesen agronomischen Schwächen gearbeitet. Dennoch bieten gegenüber Gelbverzwergunsvirus tolerante Wintergerstensorten einen interessanten, erfolgsversprechenden Ansatz, der sich z.B. für ausgesprochene Frühsaaten gut eignet.

"Hinsichtlich der Sortenwahl müssen wir weitere Ernteergebnisse der nächsten Jahre abwarten. In dieser Saison angelegte Feldversuche lassen auf weitere Ergebnisse hoffen. Wir hoffen mit diesen Ergebnissen auch klären zu können, ob eine zusätzliche Insektizidbehandlung in toleranten Sorten aus ertraglicher Perspektive überhaupt Effekte bringt", so Böckenförde.

Wie kommt es zu einer Infektion der Wintergerste?

Das Gerstengelbverzwergungsvirus (BYDV) wird von Blattläusen während der Saugtätigkeit an den Pflanzenblättern übertragen. Überträger sind u.a. die Große Getreideblattlaus, die Bleiche Getreideblattlaus und die Haferblattlaus, welche das Virus über infizierte Wirtspflanzen aufnehmen. Während eine Blattlaus über mehrere Stunden an den infizierten Wirtspflanzen saugt, nimmt sie das Virus auf. Dieses verbleibt lebenslang im Körper der Laus. Zu infizierten Wirtspflanzen können Mais, Dauergrünland, Feldfutter bzw. auch Ausfallgetreide zählen.

Sobald die frische Saat im Herbst aufläuft, können die jungen Pflanzen durch eine anschließende Blattlausbesiedlung bei jedem Anstich, der mehrere Stunden bis Tage dauern muss, mit dem Virus infiziert werden. Gefährdet ist nicht nur Wintergerste. Auch Winterweizen und Hafer sowie Sommergerste können betroffen sein. Schäden sind ebenso an Triticale und Roggen möglich. Am stärksten zeichnet eine Infektion mit dem Verzwergungsvirus jedoch in Gerste.

Welcher Schaden kann entstehen?

Gerade ab Beginn der Schossphase fällt auf: die Pflanzen bleiben im Wuchs zurück und bilden nur wenige Halme aus (Foto links). Der gesunde Restbestand überwächst dann schnell die Virusnester und kann den Ausfall einzelner Pflanzen zu großen Teilen kompensieren (Foto rechts). Handelt es sich um größere Nester, führt die Virusinfektion allerdings zu einer erheblichen Reduktion der Bestandesdichte.

Versuche aus den vergangenen Jahren 2015/2016 und 2016/2017 machen deutlich, dass frühe Infektionen im Herbst Ertragsverluste von bis zu 50% verursachen können. Ähnliches zeigen Versuchsergebnisse aus 2019/2020. Hier ein Beispiel: Quadriga wurde in einem Feldversuch am Standort Unna (NRW) am 20. September 2019 gesät und am 15.10.2019 nach Erreichen des Bekämpfungsrichtwertes mit 75 ml/ha Karate Zeon behandelt. Zu diesem Zeitpunkt waren 49% der Pflanzen mit Blattläusen befallen. In der unbehandelten Wintergerste wurden 57,7 dt/ha Ertrag gedroschen. Mit Insektizideinsatz konnte der Ertrag um 32 dt/ha gesteigert werden. Jahre, in denen ein extremes Infektionsrisiko durch eine Übertragung per Blattlaus bestand, wie 1989/1990 und 2006/2007, bleiben in vielen Köpfen als Extremjahre im Gedächtnis. Hier zeigte sich, dass in Einzeljahren potenziell noch höhere Verluste entstehen können.

Auch in diesem Anbaujahr häufen sich die Meldungen starker Virussymptome in der Fläche. Teilweise mussten Flächen bereits umgebrochen werden. Im Herbst 2020 bestand in vielen Regionen ein langer, warmer Herbst mit mildem Witterungsfenster, in dem sich die Blattläuse optimal vermehren und das Virus übertragen konnten.

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