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Gemüsebau im Roten Gebiet: "So können wir nicht arbeiten!"

Ihr Betrieb liegt in einem roten Gebiet. Ein Landwirts-Ehepaar beschreibt, was das für sie persönlich und für ihren Kohlanbau bedeutet.

Lesezeit: 4 Minuten

Seit letztem Jahr liegen unsere Flächen im roten Gebiet. Wir haben deshalb schon so manche Nacht schlecht geschlafen und erschöpfende Diskussionen am Familientisch geführt.

Was uns so hilflos macht: Keiner weiß, was die Einstufung eigentlich bedeutet. Viele zweifeln die Richtigkeit der Messwerte an. Klar ist: Eine Verringerung der Düngemenge kommt. Wie genau diese umgesetzt wird? Das kann uns keiner sagen. Die Erwartung ist, dass die Entscheidung erst Ende April/Anfang Mai per Eilverfahren gefällt wird. Was diese Informationspolitik für uns Landwirte bedeutet, scheint niemanden so recht zu interessieren.

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Für unsere wichtigste Kultur, den Kohl, ist dieser Termin viel zu spät. Die Kohlsetzlinge werden in den nächsten Wochen gepflanzt und wir haben sie bereits geordert und bezahlt. Unser Problem: Der Kohl wächst nur dann gut, wenn er optimal gedüngt wird. Sonst werden die Köpfe gelb und so gut wie unverkäuflich. Wir hoffen also, dass die Düngereduktion über den gesamten Betrieb gilt, und nicht je Fläche. Dann können wir den Kohl weiterhin optimal düngen und würden andere Kulturen noch stärker unterdüngen als die anvisierten 80% vom Pflanzenbedarf.

Erfahren werden wir das erst im Frühjahr. Diese Unsicherheit hemmt uns enorm und birgt ein großes finanzielles Risiko. Oft beschleicht mich das Gefühl, dass die Politik die Folgen für die Höfe gar nicht versteht.

Zudem liegt unser Betrieb in einem Vogelschutzgebiet. Das neue Aktionsprogramm Insektenschutz der Bundesregierung sorgt für weitere Unsicherheit. Soll in Vogelschutzgebieten der Einsatz von Herbiziden und biodiversitätsschädigenden Insektiziden wirklich verboten werden? Für Nischenkulturen wie Gemüse stehen ohnehin nur wenige Mittel zur Verfügung.

Schon die letzte Kohlernte war nicht gut. Wir haben mit Nützlingspflanzen und Wildkräutern im Bestand experimentiert, um den Schädlingsdruck zu verringern. Trotzdem hat der Erdfloh der Ernte so zugesetzt, dass wir sie nicht gut verkaufen konnten. Die Verbraucher und der Handel wünschen sich makellose Ware, die möglichst regional und ökologisch erzeugt wurde. Im Kaufverhalten der Konsumenten spiegelt sich das leider nicht wider: Am Ende entscheidet doch der Preis. Dieser Spagat ist zermürbend.

Wird unser Standort möglicherweise ungeeignet für den Kohlanbau? Dann werden die Köpfe stattdessen importiert. Die Supermarktregale bleiben sicher nicht leer. Das ist doch nicht das, was die Gesellschaft will. Der Umwelt und dem CO2-Ausstoß hilft das nicht.

Was heißt das für uns? Sollen wir auf Bio-Anbau umsatteln? Grundsätzlich stehen wir dem positiv gegenüber. Aber einen Betrieb dieser Größenordnung kann man nicht mal so eben von jetzt auf gleich auf Bio umstellen – und das auch noch kostenneutral.

Und was ist eigentlich mit den Arbeitsplätzen, die die Sonderkultur unserer strukturschwachen Region bringt? All diese Folgen hat niemand bedacht. Darüber reden wir beide so viel, dass unsere Kinder schon genervt die Augen verdrehen. „Wenn es nicht funktioniert, dann hört doch einfach auf damit“, sagte neulich unsere Tochter. Ihr ist wohl der Kragen geplatzt.

Das wollen wir natürlich nicht. Wir sind von Herzen optimistisch, Landwirte durch und durch. Wir haben uns hier etwas aufgebaut, schätzen unsere Selbstbestimmung, die Landschaft, das Miteinander. Dass wir unsere Arbeit selbst gestalten können. Wir glauben an die Kreislaufwirtschaft.

Schon ist in Brüssel die Rede vom Green Deal. Was ist, wenn sich die Spirale der Forderungen immer weiter dreht? Die starken Demonstrationen der Landwirte machen uns Hoffnung, dass wir wieder Gehör finden und es eine gemeinsame Lösung gibt.

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Unsicherheit: Wie ist Ihre Meinung?

Der Frust darüber, dass ihr Fachwissen und die Kenntnisse über ihre Region zu keiner Zeit in die Entscheidungsprozesse in Ämtern und Ministerien bezüglich der neuen Düngeverordnung eingebunden wurden, sitzt bei unseren Gesprächspartnern tief.

Um ihrer Hilflosigkeit Ausdruck zu verleihen, hat dieses Landwirtspaar, wie so viele andere, an allen Demonstrationen von „Land schafft Verbindung“ in ihrer Region, aber auch in Berlin teilgenommen. Dass sie damit etwas erreicht haben, steht für sie fest.

Liebe Leser, wie geht es Ihnen? Wie beeinflusst die aktuelle Politik Ihre betriebliche Situation? Wie gehen Sie mit der Unsicherheit um? Wie wehren Sie sich? Wir freuen uns über Leserbriefe und Meinungen zum Thema. Gerne per E-Mail an landleben@topagrar.com

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