Forscher der Universitäten Bonn und Bologna entdeckten eine ungewöhnliche Mutante bei der Gerste: Ihre Wurzeln spreizen sich nicht zur Seite, sondern wachsen kerzengerade nach unten. Diese Entdeckung bietet einen Ansatzpunkt für die Züchtung dürreresistenterer Sorten.
„Steilere Wurzeln sind von Vorteil, wenn es darum geht, Wasservorkommen und Nährstoffe in größerer Tiefe anzuzapfen“, sagt Prof. Dr. Frank Hochholdinger der Uni Bonn. Andererseits durchdringt ein in die Breite wachsendes Wurzelsystem ein größeres Erdvolumen, kann somit großräumiger Nährstoffe erschließen und vermittelt den Pflanzen eine bessere Standfestigkeit. „Es hängt deshalb vom jeweiligen Standort ab, welches Wurzelsystem die besseren Voraussetzungen für gute Erträge bietet“, so Hochholdinger weiter. In trockeneren Regionen könnten dies eher steile Wurzeln und in nährstoffärmeren Gegenden eher die flacher abgespreizten sein.
Dass die Mutante mit dem Namen egt2 tatsächlich für die steil nach unten wachsenden Wurzeln verantwortlich ist, bewiesen die Wissenschaftler, indem sie bei normal ausgeprägten Gerstenpflanzen mit der Genschere CRISPR/Cas9 künstlich eine solche Mutation erzeugten. Grundsätzlich kommen derartige Mutationen nicht häufig vor.
„Viele Mutanten haben kürzere oder fehlende Wurzeln“, erläutert Hochholdinger. Mutationen, die zu unterschiedlichen Wurzelwinkeln führten, seien relativ selten. Mit Wissenschaftlern des John Innes Centre in Norwich (Großbritannien) konnte das Team auch eine ganz ähnliche Mutante bei Weizen nachweisen.