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Getreide – einfach mal was stehen lassen

Viele Wildtierarten fühlen sich in Getreide wohl. Mit geschickten Strategien lassen sich ein intensiver Getreideanbau und Artenschutz unter einen Hut bringen.

Lesezeit: 4 Minuten

Der Getreideanbau machte 2019 über 54 % der Ackerfläche in Deutschland aus. Dementsprechend kommen auch zahlreiche Tier- und Pflanzenarten in und auf Getreideschlägen vor. Einige Arten, wie z. B. Feldhasen, profitierten lange von der Art der Landbewirtschaftung. Dagegen verdrängte die zunehmend intensivere Produktion der letzten Jahrzehnte bestimmte Vogelarten, wie die Feldlerche. Auch Jäger klagen seit einiger Zeit über den Rückgang von Rebhuhn, Fasan und Co.

Gefährdete Offenlandarten kann man bereits mit kleinen Teilflächen oder Getreidestreifen, die aus der intensiven Bewirtschaftung genommen werden, rasch fördern. Der Vorteil biodiversitätsfördernder Maßnahmen in Getreide ist, dass sich diese häufig leicht in die Produktion integrieren lassen. Zudem kann man sie mehrere Jahre über verschiedene Schläge rotierend anlegen. Je nach Bundesland gibt es für die Umsetzung finanzielle Förderungen, z. B. über Agrarumwelt- und Klimamaßnahmen oder Vertragsnaturschutzprogramme. Eine Anrechnung im Rahmen des Greenings ist allerdings nicht möglich.

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Stehenlassen von Getreidestoppeln

Eine recht einfach umzusetzende Maßnahme ist, Getreidestoppeln nach der Ernte auf einem kleinen Teil der Fläche möglichst lange (bis in den Herbst oder noch besser bis zum folgenden Frühjahr) als  Stoppelbrache  stehen zu lassen. Das schafft Rückzugsräume für Feldlerchen, Rebhühner oder Feldhasen sowie für durchziehende und rastende Singvögel. Diese suchen gezielt zwischen den Stoppeln nach Ausfallgetreide, aufkeimenden Jungpflanzen oder nach Ackerwildkräutern und deren Samen. Der Einsatz von Herbiziden muss auf diesem Teilstück ab der Ernte bis zur Neuansaat der Folgekultur unterbleiben. In Nordrhein-Westfalen wird diese Maßnahme mit 220 €/ha und Jahr über den Vertragsnaturschutz gefördert.

Auf Flächen mit Problemunkräutern sollten Sie aber auf die Anlage verzichten. Zu bedenken ist auch, dass das nicht beseitigte Ausfallgetreide die Gefahr von Virusübertragungen durch Blattläuse auf nachfolgende Kulturen erhöhen kann. Da auch Heckenvögel, wie Finken oder Goldammern von der Stoppelbrache profitieren, ist es sinnvoll, auch Hecken und andere Landschaftselemente bei der Anlage mit einzubeziehen.

Weite Saatreihe fördert Kräuter und Insekten

Eine weitere Maßnahme im Getreide ist die  weite Saatreihe . Hierbei sät man das Getreide in doppeltem Saatreihenabstand von 25 cm und erntet später ganz normal. Weil sich dadurch der Lichteinfall erhöht, können Feldlerchen gezielt zwischen den Reihen landen.

Gleichzeitig fördern Sie damit auch dominanzschwache, seltene Ackerwildkräuter. Insekten profitieren obendrein von Blüten und dem verbesserten Mikroklima mit Sonneneinstrahlung bis auf den Boden. Das nutzt folglich auch den auf Insektennahrung angewiesenen Jungen der Rebhühner oder Fasanen.

Für die Maßnahme eignen sich grundsätzlich alle Ackerflächen. Nur der Druck mit Problemunkräutern sollte nicht zu hoch sein. Eine streifenweise Anlage ist in Winter- und Sommergetreide möglich. In den Förderprogrammen ist in der Regel der Verzicht auf Pflanzenschutzmittel und Düngung vorgeschrieben. Auch eine mechanische Unkrautkontrolle von April bis Juni ist tabu. Dafür liegt der Förderbetrag in NRW über den Vertragsnaturschutz zurzeit bei 1.030 €/ha und Jahr (Ausgleichsbetrag für Wintergetreide).

Ernteverzicht auf Teilschlag

Bei der Maßnahme  Ernteverzicht von Getreide  wird ein Teilschlag oder Streifen nicht geerntet, sondern bleibt über den Winter erhalten. Ziel ist es, Deckung und Nahrung für körnerfressende Tierarten über das Winterhalbjahr zu schaffen. Davon profitieren u. a. Feldhamster, Gold-, Grauammern, Bluthänflinge, Finken, Rebhühner, Wachteln und Feldlerchen. Aber auch Stieglitzschwärme, Rehwild und Fasane nehmen solche Flächen gern an. Auch lassen sich durch Ernteverzichtsstreifen Biotope miteinander vernetzen und Wanderkorridore für Arten im Winter schaffen.

Geeignet sind Winter- und Sommergetreidearten mit geringer Lagerneigung wie Weizen, Hafer und Triticale. Für die Maßnahme reicht eine Größe von 0,5 ha aus. Um den Ansprüchen der meisten Arten gerecht zu werden, sollten die Flächen mindestens bis Ende Februar stehen bleiben.

Mit Kombinationen den Nutzen erhöhen

Besonders wertvoll ist es, wenn man die verschiedenen Getreidemaßnahmen miteinander kombiniert. So lässt sich der Ernteverzichtsstreifen auch mit doppeltem Saatreihenabstand anlegen oder Sie können neben dem Ernteverzicht die Stoppeln stehen lassen.

Die i-Tüpfelchen ist, wenn Sie diese mit weiteren biodiversitätsfördernden Maßnahmen kombinieren. Zu empfehlen ist z. B. die Verknüpfung von Blüh-, Uferrandstreifen und/oder Schwarzbrachen mit den Getreidestreifen. Dies erhöht die Attraktivität für die Arten nochmals, sodass sich die Flächen zu regelrechten Oasen für den Artenschutz entwickeln. Am besten funktioniert das im Übrigen, wenn wenig Störungen z. B. durch Straßenverkehr auftreten. Sonnige Standorte, fernab von Wegen, Straßen, Wäldern eignen sich naturschutzfachlich besonders.

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