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Getreide: Strategien für saubere Bestände

Gehen Sie konsequent gegen Ackerfuchsschwanz vor – dazu kann auch der Einsatz eines Striegels gehören. Achten Sie beim Herbizideinsatz immer auf möglichst gute Einsatzbedingungen.

Lesezeit: 11 Minuten

Unser Autor: Günter Klingenhagen, LWK NRW

Eine gute Bodengare, durchfeuchtete Böden und hohe Temperaturen haben die Keimung von Samenunkräutern im Herbst begünstigt. Besonders deutlich wird dies auf Flächen mit Ackerfuchsschwanz – bei einem großen Samenvorrat ist es ernüchternd, wie viele Pflanzen trotz Bodenherbizidvorlage noch auf dem Acker stehen.

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Bei genauer Betrachtung stellt man fest, dass die Mittel dennoch gut gewirkt haben oder noch wirken. Pflanzen, die das Herbizid nicht erfasst hat, sind meist aus tieferen Bodenschichten aufgelaufen oder haben sich im Schutz von Kluten oder Steinen entwickelt.

In beiden Fällen sind die Bodenherbizide zu unbeweglich und lassen sich nicht in ausreichender Menge von den Ungräsern aufnehmen. Sind die Gräser am Blattgrund rötlich-blau verfärbt, können sie über Winter noch absterben. Exemplare mit mehr als zwei Blättern und gesunder grüner Farbe wird man dagegen sicher wiedersehen.

Das ist neu

In der kommenden Saison steht für die Ungraskontrolle erstmals Pacifica Plus zur Verfügung, das aber nur über Agravis erhältlich ist. Das neue Herbizid ist vergleichbar mit Atlantis WG, darf aber nur im Weizen eingesetzt werden.

Über die höhere Iodosulfuronmenge (30% mehr) und dem zusätzlich enthaltenen Wirkstoff Amidosulfuron (Hoestar) ist die Unkrautwirkung stärker als beim Atlantis WG. In trockenen Jahren führt der höhere Anteil an Iodosulfuron allerdings dazu, dass sich das Risiko von Schäden an nachfolgendem Raps erhöht. Wie bei Atlantis WG auch, sollte man Pacifica Plus zusammen mit 30 l je ha AHL einsetzen. Insgesamt ist die Fuchsschwanzwirkung von Atlantis Flex, Pacifica Plus und Niantic gleichwertig.

Trümpfe gegen Fuchsschwanz

Auf Problemflächen wird man ausgangs Winter einen bekämpfungswürdigen Besatz an Ackerfuchsschwanz vorfinden – auch nach einer Vorbehandlung im Herbst. In diesen Fällen stellt sich zunehmend die Frage, ob Produkte wie Atlantis Flex, Pacifica Plus oder Niantic noch wirksam sind.

Den Resistenzstatus einer Fläche einzuschätzen, ist schwer. Denn in der Übergangsphase von Minderwirkung zur Resistenz kann eine schlechte Wirkung auch an ungünstigen Anwendungsbedingungen liegen. Am sichersten ist daher eine Resistenzuntersuchung. Weist diese eine Resistenz aus oder ließ sich in der Vergangenheit mit den genannten Fuchsschwanzpräparaten trotz guter Bedingungen keine vernünftige Wirkung erzielen, sind weitere Anläufe sinnlos. Das Getreide wird durch die Behandlung geschädigt und der Fuchsschwanz bei vollkommener Resistenz sogar noch gefördert (Hormesis-Effekt).

Sind die Mittel aber noch wirksam, ist es wichtig, bei passender Witterung so früh wie möglich zu behandeln. Dass sich frühe Termine günstig auf die Leistung von Atlantis und Co. auswirken, zeigt ein Versuch der LWK Nordrhein-Westfalen.

Behandeln Sie möglichst zu Beginn einer hellen und strahlungsreichen Witterungsphase. Noch besser ist es für die Wirkung, wenn es gelingt, im Übergang von einer Tiefdruck- zu einer Hochdruckwetterphase zu applizieren. Denn die Luftfeuchtigkeiten sind dann noch hoch und die Blätter weich. Oft kommt es in der folgenden Hochdruckwetterlage zu Nachtfrösten – Temperaturen bis minus 5°C stellten in der Vergangenheit jedoch kein Problem dar.

Behandelt man hingegen am Ende der Hochdruckwetterlage, können die Wirkungsgrade ins Bodenlose fallen. Die Pflanzen sind dann von der Sonne und vom Frost „gestählt“ und mit einer dicken Wachsschicht ausgestattet. Die Folge davon ist, dass sie weniger Wirkstoff aufnehmen, der in der nachfolgenden eher dunklen Wetterphase zudem noch wenig wirksam ist.

Striegeln gegen Ackerfuchsschwanz im Frühjahr?

Aus den Marschen Ostfrieslands gibt es Ergebnisse zur Leistung von Striegeln gegen Fuchsschwanz. Damit das Gerät auf den schweren Standorten in die Böden eingreifen kann, müssen diese in den obersten Zentimetern brüchig sein.

Optimal ist es, wenn dies durch vorherigen Frost eingetreten ist. Falls das nicht der Fall ist und der Boden festliegt, kann man z.B. mit einer Rotorhacke vorarbeiten. Wenige Stunden danach folgt dann der Einsatz des Striegels. Die Ergebnisse aus Ostfriesland zeigen, dass mit dieser Strategie unter trockenen Bedingungen und bei Ungräsern, die EC 23 noch nicht überschritten haben, Wirkungsgrade von bis zu 40 % möglich sind.

Sinnvoll kann es auch sein, zunächst Atlantis Flex/Niantic vorzulegen und 7 bis 14 Tage später zu striegeln. Durch den vorherigen Herbizideinsatz reißen die Fuchsschwanzpflanzen oft leichter ab, wenn man sie aus dem Boden ziehen will. Wer in diesem Stadium striegelt, verbessert häufig die Gesamtwirkung.

Empfehlungen für Normalstandorte nach Vorbehandlung im Herbst

Auf Flächen mit weniger Fuchsschwanzdruck können Sie wie folgt vorgehen: Gegen Ackerfuchsschwanz in Wintergerste empfiehlt sich Axial 50. In Triticale, Weizen und Roggen können Sie anstelle von Axial 50 besser mit 0,25 l je ha Sword + 0,5 l/ha Hasten bzw. in Weizen und Triticale mit 1,2 l/ha Traxos arbeiten. Setzen Sie diese Produkte optimalerweise in der Winterruhe ein.

Mit Vegetationsbeginn sind im Winterweizen Niantic, Pacifica Plus und Atlantis Flex die Mittel der Wahl. Atlantis Flex kann zudem in Triticale eingesetzt werden. In Winterroggen ist Broadway wegen seiner guten Verträglichkeit in dieser Kultur zu bevorzugen.

Auf drainierten Flächen darf man Atlantis Flex, Pacifica Plus und Niantic nicht vor dem 16.3. einsetzen. Alternativ können Sie frühzeitig mit 1,2 l/ha Atlantis OD arbeiten. Eine Zugabe von AHL ist nicht möglich, aber auch nicht nötig.

Tipps für Normalstandorte ohne Vorbehandlung im Herbst

Zusätzlich zu den genannten Maßnahmen für Standorte, die im Herbst bereits behandelt wurden, gilt hier, dass sich bei starkem Unkrautdruck besonders zum Atlantis Flex die Zumischung eines Unkrautpartners empfiehlt. Geeignet ist z.B. 70 g Biathlon 4D + 1,0 l/ha Dash. Die anderen Produkte kommen oft ohne Unkrautpartner aus. Mehr zu den Empfehlungen für Ackerfuchsschwanzstandorte entnehmen Sie der Übersicht 2.

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Hinweise gegen Trespe und Weidelgräser

Um Trespen auszuschalten, eignen sich besonders Attribut, Atlantis Flex, Pacifica Plus, Broadway und Avoxa. Wichtig ist, dass die Ungräser zum Behandlungszeitpunkt aufgelaufen sind und zwei bis drei Blätter gebildet haben.

In der Regel erreichen Sie mit Spritzfolgen die beste Wirkung. So können Sie z.B. 60 g/ha Attribut vorlegen und mit 330 g/ha Atlantis Flex + 1,0 l/ha FHS nachbehandeln. Als Nachlage eignen sich alternativ auch 220 g/ha Broadway + 1,1 l/ha FHS oder 1,8 l/ha Avoxa. Im Fall von Attribut ist die Zugabe eines Netzmittels wie Hasten erforderlich. Behandlungen können ab Vegetationsbeginn erfolgen und sollten zum Beginn des Schossens abgeschlossen sein.

Die Weidelgräser lassen sich mit 1,2 l je ha Traxos, 1,2 l/ha Axial 50, 0,25 l/ha Sword + 0,5 l/ha Hasten, 1,8 l/ha Avoxa, 500 g/ha Pacifica Plus/Niantic + jeweils 1,0 l/ha FHS, 0,2 l/ha Husar Plus + 1,0 l/ha Mero oder 220 g/ha Broadway + 1,1 l/ha FHS erfassen.

Eine Reduzierung der Aufwandmenge ist gegen Weidelgräser nicht angeraten. Die Ungräser müssen zum Einsatztermin zwei bis drei Blätter gebildet haben, sollten dann aber alsbald behandelt werden – mit Traxos, Sword + Hasten und Axial 50 in der Vegetationsruhe, mit den anderen Produkten zu Vegetationsbeginn.

Rezepte für unbehandelte Unkräuter und gegen windhalm

Bei den unbehandelten Flächen handelt es sich in der Regel um spätere Saaten nach Mais oder Rüben. Unkräuter und Ungräser sind weniger vertreten und weniger stark entwickelt.

Auf undrainierten Flächen können Sie in Winterweizen und -gerste frühzeitig mit Lentipur 700 starten – auch in pur AHL. Auf besseren Standorten bzw. bei geringem Druck kann dies gegen Gräser schon ausreichen. Allerdings sind Lentipur 700 bzw. vergleichbare Produkte nicht in allen Weizensorten verträglich. Beachten Sie daher die Sortenliste (www.topagrar.com/sortenliste2021).

Optimal für die Wirkung dieser CTU-Produkte sind Behandlungen zu Vegetationsbeginn auf feuchte Böden mit anschließender Hochdruckwetterlage. Lentipur 700 wirkt auch gegen Vogelmiere, Kamille, Kornblume und Hundskerbel. Treten zusätzlich Ehrenpreis oder Stiefmütterchen auf, eignet sich Artus als Zumischpartner. Klettenlabkraut lässt sich dagegen vorzugsweise erst gegen Ende April kontrollieren. Dann ist auch klar, ob Sommer-unkräuter eine Rolle spielen.

Auf drainierten Flächen bieten sich in Weizen, Triticale und Roggen Broadway und Avoxa an, die oft ohne Mischpartner auskommen. Nur bei starkem Auftreten von Stiefmütterchen, Taubnessel, Kornblume oder Hundskerbel empfiehlt sich ein Zusatz von 25 g/ha Finy/Savvy oder 35 g/ha Dirigent SX.

Gegen Kornblume ist Dirigent SX zu bevorzugen. Das Herbizid Husar Plus eignet sich insbesondere für Standorte mit Schwerpunkt Rispe. Eine Kombination aus Broadway + Husar Plus (jeweils + Netzmittel) ist auf Flächen mit starkem Windhalm- und Rispendruck angesagt.

Wer in der Vergangenheit vornehmlich mit ALS-Hemmern wie Broadway gearbeitet hat, sollte nun die Wirkklasse wechseln, indem er Axial 50 nutzt. Dies sollte man aber nicht mit anderen Herbiziden mischen. Denn durch Zumischpartner leidet die Gräserwirkung teils erheblich. Unkräuter können vorab z.B. mit Artus oder im Nachhinein ausgeschaltet werden. Auch die in Übersicht 3 aufgeführte Spritzfolge ist geeignet.

Strategien zur Nachbehandlung von Kräutern

Zu Vegetationsbeginn, wenn das Getreide in der Bestockung ist, kann nach Herbstvorlage mit breit wirksamen Produkten wie Herold SC, Bacara Forte, Trinity usw. zum Teil noch eine Nachbehandlung gegen Klette, Kamille, Kornblume, Ausfallraps, Storchschnabel oder Hundskerbel erforderlich sein.

In gut entwickelten Beständen hat sich gegen diese Restverunkrautung ein früher Einsatz von z.B. Finy/Savvy, Saracen, Biathlon 4D + Dash, Primus Perfect, Zypar oder Pointer Plus bewährt. Der Vorteil des frühen Termins: Man kommt z.B. bei Gerste nicht in die Versuchung, die Herbizide zum Wachstumsreglertermin zuzumischen.

Spielen dagegen Hundskerbel oder Storchschnabel keine Rolle und ist das Getreide noch weit davon entfernt, den Bestand zu schließen, sind spätere Behandlungstermine von Vorteil. So lassen sich mit Anwendungen zum 2. Knotenstadium des Getreides (Mitte April bis Mitte Mai) auch im Frühjahr auflaufende Sommerunkräuter erfassen. In Übersicht 4 sind verschiedene Möglichkeiten aufgeführt.

Doch egal, welches Präparat Sie anwenden, entscheidend für eine nachhaltige Wirkung sind die Anwendungsbedingungen. Feucht und warm muss es für diese Mittel sein – Waschküchenwetter ist somit optimal. In Trockenphasen verschlechtert sich die Wirkung erheblich. Ist es nicht möglich, bessere Bedingungen abzuwarten, sollte man in den frühen Morgenstunden behandeln.

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K O M M E N T A R

Herausforderungen: Wo drückt der Schuh?

von Günter Klingenhagen, LWK NRW

Vor allem auf Tonböden reduzieren sich die Möglichkeiten der Ungraskontrolle immer mehr. Sind die Böden zudem noch staunass, wird Fuchsschwanz, insbesondere in engen Fruchtfolgen, das Regime übernehmen oder hat es bereits getan.

Geeignete ackerbauliche Schritte, um den Fuchsschwanz auf diesen Standorten in Schach zu halten, sind der Verzicht auf Frühsaaten und der Anbau von Sommerungen wie Erbsen, Ackerbohnen, Sommerhafer oder -gerste.

Auch Zwischenfrüchte spielen eine zunehmende Rolle – sie sind obendrein ein Ansatz bei der Suche nach Alternativen zu Glyphosat. Um mit Zwischenfruchtbeständen Ungräser unterdrücken zu können, müsste man allerdings den Anbau wie folgt anpassen: Schnell wachsende Arten wie Phacelia müssten bereits direkt nach der Getreideernte in den Boden geschlitzt werden.

Die Idee dahinter ist, dass sich die Arten dann so rasch entwickeln, dass das Ausfallgetreide nicht zum Zuge kommt und unter der Zwischenfrucht verrottet. Ackerfuchsschwanz ist zu diesem Zeitpunkt noch in Keimruhe und Altraps läuft wegen der fehlenden Bodenbearbeitung kaum auf.

Die Zwischenfrucht hält den Acker somit bis ausgangs Winter frei von Ungräsern, sodass die Saat einer Sommerung ohne vorherigen Glyphosateinsatz erfolgen kann. Damit das Verfahren gelingt, sind folgende Voraussetzungen wichtig:

  • Eine trockene Ernte, damit keine Spuren gelockert werden müssen.
  • Bodenfeuchte zur richtigen Zeit, damit die Zwischenfrucht sofort, das Ausfallgetreide aber erst nach dem nächsten Regen aufläuft.
  • Eine gute Stroh-/Spreuverteilung und möglichst keine Strohbergung, da sich dadurch das Risiko von „Kondensstreifen“ besonders nach Gerste erhöht und
  • je nach Standort und Jahr sollte man die Zwischenfrucht düngen dürfen.

Diese Kombination trat bei bisherigen Anwendungen dieses Ansatzes in etwa 40% der Fälle ein. Hier war es tatsächlich möglich, die Sommerung ohne mechanische bzw. chemische Maßnahmen zu etablieren – zumindest auf dem überwiegenden Teil des Schlages. Sehr selten gelingt diese Art der Bewuchssteuerung allerdings in Fahrgassen. Zu bedenken ist sicherlich auch die erhöhte Mäusegefahr durch die fehlende, tiefe Bodenbearbeitung.

Fazit

Der frühe Anbau von Zwischenfrüchten scheint derzeit am ehesten geeignet zu sein, den Zeitraum zwischen Ernte der Winterung und Saat der Sommerung so zu füllen, dass die Saat der Frühjahrskultur auch ohne intensive Bodenbearbeitung bzw. ohne Chemie funktionieren kann. Dies wird aber nicht in jedem Jahr und nicht auf dem gesamten Schlag gelingen. Daher wird das angestrebte Verbot von Glyphosat viele Betriebe, die auf tonigen Böden wirtschaften, hart treffen. Ohne das „Zwischenfrucht-Instrument“ müsste ohne Glyphosat künftig mehr

  • gegrubbert, gefräst, gehobelt, geschält oder gepflügt werden,
  • wird es schwieriger, mehr CO2 in den Böden zu speichern als die Bodenbearbeitung freisetzt und
  • geht mehr Boden durch Wasser- und Winderosion verloren.

Das geplante Glyphosatverbot wird überall dort zur besonderen Herausforderung, wo man den Boden konservierend bearbeitet und der Futterbau keine oder noch keine Alternative sein kann.

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