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So halten Sie Getreidebestände gezielt sauber

Trockenheit und Wirkungsverluste fordern angepasste Strategien. Je nach Leitverunkrautung und Bodenbeschaffenheit lassen sich chemische und mechanische Verfahren kombinieren.

Lesezeit: 10 Minuten

Unser Autor: Günter Klingenhagen, LWK Nordrhein-Westfalen

In den letzten Jahren ist es in den Wintern nicht mehr zu einer vollkommenen Vegetationsruhe gekommen. Die Kulturen, aber auch die Ungräser, haben nur streckenweise das Wachstum eingestellt. So kommt es, dass man im Frühjahr üppig entwickelten Pflanzen gegenübersteht. Es hat sich über die Jahre gezeigt, dass unter diesen Verhältnissen möglichst frühzeitig behandelt werden sollte. Dies gilt zumindest dann, wenn die Ungräser mehr als drei Blätter entwickelt haben.

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Wir konnten im letzten Jahr aber auch lernen, dass in Saaten von Mitte November im Frühjahr keine Ungräser zu finden waren. Hier bleibt abzuwarten, ob es bei Temperaturen über 10 °C noch zu einem Auflauf kommt.

Das ist neu

Folgende Mittel und Auflagen sind im Frühjahr 2023 neu:

  • Atlantis OD – die ganzjährige Drainageauflage ist aufgehoben.
  • Incelo ist ein neues Produkt, das im Pack mit Husar OD als Incelo Komplett Pack, den Atlantis Komplett Pack ersetzen wird. Wird Incelo mit voller Menge von 333 g/ha eingesetzt, ergibt dies 15 g/ha Mesosulfuron und 5 g/ha Thiencarbazone.
  • Zum Vergleich: In 330 g Atlantis Flex sind 15,5 g Mesosulfuron und 5 g Thiencarbazone sind z. B. in 0,5 l Maister power. Incelo dürfen Sie auf drainierten Flächen grundsätzlich erst ab dem 16.3. einsetzen, bei voller Aufwandmenge erst ab EC 20.
  • Bei niedrigeren EC Stadien (13 bis 19) gilt ein Anwendungsverbot für drainierte Flächen. In der Praxis gibt es kein EC 14 bis 20. Ab EC 13 (3-Blattstadium) geht das Getreide in die Bestockung über (EC 21). Die Ackerfuchsschwanzwirkung von Incelo ist vergleichbar mit der von Atlantis Flex, die Wirkung gegen Kräuter liegt etwas über dem Niveau von Niantic.
  • Broadway Plus ersetzt Broadway. Das Plus steht für den zusätzlichen Wirkstoff Halauxifen. Durch diesen erweitert sich das Unkrautspektrum um Taubnessel und Erdrauch, zudem gibt es eine Wirkungssteigerung gegen Hunds­kerbel und Kornblume. Gegen Windhalm wird das Produkt mit 50 g/ha empfohlen. Dies entspricht einer Broadway-Menge von 176 g/ha. Zuvor lag die Menge bei 130 g/ha. Damit bietet Broadway Plus mehr Wirkungssicherheit gegen Windhalm.

Trockenheit befeuert Nachbauprobleme

In trockenen Jahren können verschiedene Produkte Probleme beim Nachbau bereiten. Klassischerweise bekannt sind diese beim Nachbau von Raps nach Attribut. Aber auch Zwischenfrüchte können in ihrem Wachstum gebremst werden oder laufen gar nicht erst auf. Dies betrifft besonders bereits vor der Ernte eingestreute Saaten. Auch beim Saatverfahren „im Schatten des Dreschers“ besteht ein erhöhtes Schadrisiko, zumal hier in der Regel keine Bodenbearbeitung erfolgt.

Neben den unterschiedlichen Abbauraten von Wirkstoffen im Boden spielt auch der Einsatztermin eine Rolle. Zu Schäden kommt es eher, wenn Sie z. B. Atlantis Flex, Niantic oder Husar OD/Plus erst im April einsetzen.

Das neue Produkt Incelo lässt sich ebenfalls in diese Klasse einordnen. Vergleichsweise langsam abgebaut wird auch der Wirkstoff Metsulfuron. Besonders kritisch sind Anwendungen im April oder Mai. Selbst wenn das Getreide zu diesem Termin schon den Boden weitestgehend abdeckt und es theoretisch nicht zu Problemen kommen sollte, zeigt sich dies in der Praxis anders.

Zu späten Einsätzen von Metsulfuron-haltigen Produkten wie Pointer Plus, Dirigent SX, Boudha oder Omnera LQM kommt es oft, wenn z. B. Hundskerbel erst zum zweiten Wachstumsreglertermin bemerkt wird. Metsulfuron-haltige Produkte sollten also so früh wie möglich appliziert werden. Gut wirksam gegen Hundskerbel aber weniger persistent, ist der Wirkstoff Thifensulfuron. Er ist zusammen mit Tribenuron im Produkt Refine Extra enthalten. Dieses ist in den beschriebenen, kritischen Konstellationen zu bevorzugen.

Keine Nachbauprobleme gibt es bei den Produkten Axial 50, Sword 240 EC und Traxos. Auch Avoxa und Broadway/Plus sind, wenn es um den Nachbau von Kreuzblütlern geht, bislang nicht negativ aufgefallen. Weil sich die Wirkstoffe Tribenuron (z. B. Tribun 75 WG), Florasulam (z. B. Saracen) und Tritosulfuron (im Biathlon 4D enthalten) rasch im Boden abbauen, sind sie unkritisch. Das gilt auch für wuchsstoffhaltige Produkte, wenn es um denNachbau von Kreuzblütlern geht.

Wollen Sie hingegen den Acker nach der Ernte oder gar im Untersaatverfahren mit Klee begrünen, ist möglichst auch auf den Einsatz von Wuchsstoffen zu verzichten. Hier bieten sich dann Striegel und/oder Hacke als Verfahren zur Unkrautkontrolle an (wenn Hanglage, Bodenzustand und Witterung dies zulassen).

Strategien gegen Ackerfuchsschwanz

Standort und Vorbehandlung bestimmen die Bekämpfungsszenarien beim Ackerfuchsschwanz:

Problemstandorte nach Vorbehandlung im Herbst: Im Frühjahr geht es auf diesen Flächen in erster Linie um den Einsatz von Atlantis Flex und Niantic. Zunächst stellt sich die Frage, ob dieser Einsatz noch sinnvoll ist. Den Resistenzstatus einer Fläche einzuschätzen, ist schwer. In der Übergangsphase von Minderwirkung zu Resistenz kann eine schlechte Wirkung auch auf ungünstige Bedingungen zur Anwendung zurückzuführen sein. Dort, wo aber in der Vergangenheit, trotz guter Bedingungen, keine Wirkung zu erzielen war, machen weitere Anläufe keinen Sinn.

Striegeln auf schwerem Boden?Aus den Marschen Ostfrieslands gibt es Ergebnisse dazu. Damit der Striegel auf den schweren Standorten angreifen kann, muss der Boden in der obersten Schicht brüchig sein. Optimal ist es, wenn dies durch vorherigen Frost eingetreten ist. Liegt der Boden fest, wird z. T. mit einer Rotorhacke vorgearbeitet. Über die in den Boden eingreifenden Löffel wird punktuell Boden abgenommen und nach hinten geworfen. Wenige Stunden danach folgt dann der Striegel.

Unter trockenen Bedingungen sind gegen Ungräser, die EC 23 noch nicht überschritten haben, Wirkungsgrade um 40 % möglich. Unter Umständen ist es sinnvoll, zunächst mit Atlantis Flex/Niantic vorzulegen und nach 7 bis 14 Tagen zu striegeln. In manchen Jahren ist zu beobachten, dass Pflanzen durch die Herbizidbehandlung zwar nicht absterben, aber leicht abreißen, wenn man sie aus dem Boden ziehen will. In diesem Stadium kann aggressives Striegeln die Wirkung verbessern.

Nachbehandlung, wenn Blattherbizide wirken: In Wintergerste steht dafür Axial 50 zur Verfügung. In Triticale, Weizen und Roggen lässt sich anstelle von Axial 50 besser mit 0,25 l/ha Sword 240 EC + 0,5 l/ha Hasten bzw. in Weizen und Triticale auch mit 1,2 l/ha Traxos arbeiten. Optimal werden diese Produkte in der Winterruhe eingesetzt. Mit Vegetationsbeginn sind im Winterweizen Niantic und Atlantis Flex die Mittel der Wahl. Atlantis Flex können Sie zudem in Triticale anwenden.

In Winterroggen sind Broadway bzw. Broadway Plus aufgrund der guten Verträglichkeit zu bevorzugen. Atlantis Flex, Niantic und Broadway/Plus wirken am besten bei heller strahlungsreicher Witterung. Wenn diese für einen Zeitraum von fünf Tagen vorhergesagt wird, empfiehlt es sich, sobald wie möglich in die beginnende Hochdruckwetterphase zu behandeln. Nachtfröste bis -3 °C kann man dabei tolerieren.

Ohne Vorbehandlung im Herbst: Es gilt das vorab geschriebene. Bei starkem Unkrautdruck ist besonders zum Atlantis Flex die Zumischung eines Unkrautpartners ratsam. Geeignet ist u. a. Biathlon 4 D + Dash (70 g + 1 l/ha). Die anderen Produkte kommen oft ohne Unkrautpartner aus.

Kontrolle von Trespen und Weidelgräsern

Besonders geeignet zur Bekämpfung von Trespen sind Avoxa, Attribut und Atlantis Flex. Danach folgen Niantic, und Broadway/Broadway Plus. Im Vergleich zu Attribut und Atlantis Flex dürfen Sie Avoxa, auch auf drainierten Flächen, vor dem 16.3. einsetzen. Daher ist es auf diesen Flächen zu bevorzugen. Behandlungen können/sollten zu Beginn von Hochdruckwetterlagen auch schon im Februar erfolgen. Eine Bekämpfung von Trespen in Wintergerste ist nicht möglich.

Weidelgräser sind im letzten Jahr mehrfach negativ aufgefallen. Durchgeführte Behandlungen reichten oft nicht aus, weil Weidelgräser sehr konkurrenzstark sind und sich zu einem Problem entwickeln. Pflanzen ohne Herbizidresistenz lassen sich mit Axial 50, Avoxa, Incelo, Niantic, Husar Plus + Mero und Broadway/Plus + FHS bekämpfen. Die Ungräser müssen zwei Blätter gebildet haben. Die Maßnahme sollte dann aber so früh wie möglich erfolgen. In Wintergerste geht dies nur mit Axial 50. Es ist neben Avoxa aber auch das stärkste Produkt gegen Weidelgräser.

Gegen Unkräuter ohne Vorlage im Herbst

Dies betrifft in der Regel klassische Windhalmstandorte mit späteren Saaten nach Mais oder Rüben. Unkräuter und Ungräser sind weniger vertreten und weniger stark entwickelt.

Mechanische Unkrautkontrolle: Klei­ne Unkräuter und Ungräser lassen sich gut mechanisch bekämpfen. Damit Hackstriegel Unkräuter rausreißen bzw. verschütten können, muss lockerer Boden vorhanden sein. Je nach Unkrautdruck sind zwei bis drei Durchgänge erforderlich. Negativer Effekt ist, dass dem Striegel auch Junghasen und Bodenbrüter zum Opfer fallen.

Chemische Möglichkeiten: Auf undrainierten Flächen können Sie in Winterweizen und Wintergerste frühzeitig mit Lentipur 700, auch in AHL, starten. Auf besseren Standorten bzw. bei geringem Druck kann dies zur Gräserbekämpfung ausreichend sein.

Lentipur 700 ist nicht in allen Weizensorten verträglich, z. B. nicht in der Sorte Campesino (Sortenliste beachten). Behandlungen zu Vegetationsbeginn auf feuchten Böden mit anschließender Hochdruckwetterlage sind optimal für das Wirkungsprofil von Chlortoluron. Lentipur 700 wirkt auch gegen Vogelmiere, Kamille, Kornblume und Hundskerbel. Gegen Ehrenpreis oder Stiefmütterchen ist Artus ein geeigneter Partner.

Klettenlabkraut lässt sich vorzugsweise gegen Ende April kontrollieren. Dann ist auch klar, ob Sommerunkräuter eine Rolle spielen. Auf drainierten Flächen bieten sich in Weizen, Triticale und Roggen folgende Alternativen an: Für Windhalmstandorte eignen sich Broadway Plus und Avoxa, die oft ohne Mischpartner auskommen. Bei starkemAuftreten von Hundskerbel oder Kornblume sind Boudha (20 g/ha) oder Dirigent SX (35 g/ha) geeignete Zumischpartner.

Rispe auf drainierten Flächen: Hier ist Husar Plus am besten geeignet. Eine Kombination aus Broadway Plus + Husar Plus (jeweils plus Netzmittel), ist auf Standorten mit starkem Windhalm- und Rispendruck angesagt.

Wurde in der Vergangenheit vornehmlich mit ALS-Hemmern wie Broadway gearbeitet, ist es sinnvoll, die Wirkklasse zu wechseln, sprich Axial 50 einzusetzen. Axial 50 sollten Sie aber nicht mit anderen Herbiziden mischen. Denn durch die Zumischpartner leidet die Gräserwirkung (teils erheblich). Unkräuter könnten vorab oder auch im Nachhinein z. B. mit Artus ausgeschaltet werden.

Optimal auf Standorten mit Rispe und Windhalm ist eine Spritzfolge. Nach Vorlage von Husar Plus + Mero wird nicht erfasster Windhalm oder auch Flughafer mit Axial 50 bekämpft. Auch eine Kombination aus Striegel und Herbizid kann sinnvoll sein. Dabei werden Rispe, Kräuter und die Masse vom Windhalm mechanisch bekämpft, Restbesatz von Windhalm oder Flughafer wird mit Axial 50 behandelt.

Gegen Kräuter nach einem Herbsteinsatz

Getreide ist in der Bestockung: Nach Herbstvorlage mit breit wirksamen Produkten wie Herold SC, Trinity usw. ist zum Teil noch eine Nachbehandlung gegen Klettenlabkraut, Kamille, Kornblume, Ausfallraps, Storchschnabel oder Hundskerbel erforderlich.

In gut entwickelten Beständen hat sich gegen diese Restverunkrautung ein früher Einsatz bewährt. So kommt man zum Beispiel bei Gerste nicht in die Versuchung, Herbizide zum Wachstumsreglertermin zuzumischen. Geeignet für den frühen Einsatz sind z. B. Finy/Savvy (nicht in Triticale), Saracen, Biathlon 4 D + Dash, Primus Perfect, Zypar und Pointer Plus.

Schossphase bis Fahnenblattstadium: Spielen Hundskerbel oder Storch­schna­bel keine Rolle und sind die Bestände noch weit davon entfernt, den Bestand zu schließen, sind spätere Behandlungstermine im Vorteil. So lassen sich mit Anwendungen zum zweiten Knoten­stadium des Getreides auch im Frühjahr auflaufende Sommerunkräuter erfassen.

In Übersicht 4 und 5 hier in der pdf sind verschiedene Möglichkeiten aufgeführt. Doch egal welche Präparate Sie wählen, entscheidend für eine nachhaltige Wirkung sind die Anwendungsbedingungen. Feucht und warmes Waschküchen­wetter ist optimal. In Trockenphasen sind die Wirkungsgrade erheblich schlechter.

Über eine gute Distelwirkung verfügen dann, neben Ariane C, auch U 46 M-Fluid (1,4 l/ha), Tribenuron-haltige Produkte wie Tribun 75 WG (25 g/ha) und Clap (0,4 l/ha). 

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