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Green Deal: Wie sollen die vielen Wünsche umgesetzt werden?

Welchen Platz hat der chemische Pflanzenschutz künftig noch im Green Deal und der EU-Agrarpolitik? Die Hersteller betonen ihre Leistungen, die Kommission hingegen das Ende vom "Weiter so".

Lesezeit: 5 Minuten

Der Fortschritt ist der "Missing Link" in den Green Deal-Plänen der EU-Kommission. Das zeigte sich deutlich bei einer Dialogveranstaltung mit Direktor Georg Häusler von der Generaldirektion Agrar.

"Dem Green Deal fehlt aus Sicht der Hersteller von Pflanzenschutzmitteln die Antwort auf die Frage: Wie sollen die Ziele erreicht werden?", erklärte Christian Stockmar, Obmann der IndustrieGruppe Pflanzenschutz (IGP) aus Österreich.

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Die Hersteller hingegen hätten eine Lösung mit Schwerpunkt auf Fortschritt und Innovation. Das belegten auch die Zahlen einer Studie von Phillips McDougall. Demnach hat die Pflanzenschutzmittelindustrie durch bessere Formulierungen, effizientere Wirkstoffe und moderne Ausbringungstechnik die Einsatzmenge weltweit um 95 % reduzieren können.

„Um diese Erfolgsgeschichte fortzuführen, investiert die Industrie bis 2030 insgesamt 10 Mrd. € in digitale Lösungen und 4 Mrd. € in Biologicals", so der IGP-Obmann laut aiz.info. Stockmar blickte zudem zurück auf die jüngsten Experten-Diskussionsveranstaltungen, wo Aspekte eines Innovation Deals diskutiert wurden. Dabei hätten sich fünf Perspektiven herauskristallisiert:

  • Erstens braucht es einen faktenbasierten und sachlichen Dialog.
  • Zweitens sollten Farm-Management- und digitale Systeme für Landwirte verfügbar gemacht werden.
  • Drittens braucht es einen Wissenstransfer zwischen Forschung, Beratung und Landwirt sowie mit der Gesellschaft.
  • Viertens sollten die Rahmenbedingungen für eine Forschungsoffensive in Europa geschaffen werden.
  • Fünftens sollte eine authentische und offene Kommunikation mit den Verbrauchern stattfinden.

„Damit kann man die Herausforderungen durch Klimawandel und Green Deal bewältigen. Aber das braucht Zeit und einen intensiven Diskurs - und den will die IGP anstoßen", so der Obmann.

Häusler: EU hat Initiativen für Modernisierung gestartet

"Mit dem Green Deal will die EU aufzeigen, dass wir existenzielle Herausforderungen zu bewältigen haben und dass das Weitermachen wie bisher keine Alternative ist. Die Klimakrise soll als Chance genützt werden", erklärte Georg Häusler. Daher habe die EU-Kommission ein gesamtwirtschaftliches Konzept vorgelegt, um das System in Europa auf eine neue Basis zu stellen.

"Wichtig ist, dass alle drei Bereiche der Nachhaltigkeit berücksichtigt werden. Dabei muss klar sein: Wir müssen die Menschen mitnehmen und bei allen Playern eine Bewusstseinsveränderung hin zu Nachhaltigkeit erreichen. Lebensmittel sollen künftig zumindest umweltneutral erzeugt werden, aber ohne eine Eliteproduktion aufzubauen, sondern zu erschwinglichen Verbraucherpreisen. Dazu ist es notwendig, die landwirtschaftlichen Betriebe zu modernisieren, wofür die EU-Kommission auch Mittel zur Verfügung stellt", so Häusler.

Hudetz: Pflanzenschutzmittel weiterhin notwendig

Manfred Hudetz, Präsident des Industrieverbandes Agrar (IVA) betonte erneut die Ablehnung der Industrie für pauschale quantitative Reduktionsziele. „Wir müssen die Produktivität hochhalten, weil die Weltbevölkerung wächst und die Umwandlung von Natur in Ackerfläche unerwünscht ist. Um mit der bestehenden Fläche eine wachsende Bevölkerung ernähren zu können, wird es weiterhin Pflanzenschutzmittel brauchen. Auch um den gesellschaftlichen Anforderungen nachzukommen, forschen wir an Biologicals. Das Zulassungssystem blockiert uns dabei, weil es auf chemisch-synthetische Mittel ausgerichtet ist", kritisierte Hudetz. Er warnte vor Verboten von Wirkstoffen, ohne den Landwirten entsprechende Alternativen anzubieten.

"Innovation, Fortschritt sowie eine gute Aus- und Weiterbildung wären der bessere Weg. Die Industrie trainiert Landwirte für die Anwendung von Pflanzenschutzmitteln und digitalen Technologien. Hier haben wir unsere Kompetenz und nehmen unsere Verantwortung wahr, denn die Digitalisierung ist bereits angekommen. Da werden wir in den nächsten Jahren einen Quantensprung erleben. Eine Anschubfinanzierung ist jedoch notwendig, um eine Marktdurchdringung von 70 bis 80% zu erreichen. Hier kann die EU einen Beitrag leisten", unterstrich Hudetz.

Bittner: Innovation sollte Probleme lösen, nicht verursachen

"Innovation soll Probleme lösen, in der Folge aber nicht wieder selbst zu Problemen führen. In der Vergangenheit haben Innovationen oft zu Abhängigkeiten und zu einer zunehmenden Spezialisierung der Landwirte geführt", meinte Ursula Bittner. Die Greenpeace-Vertreterin warnte vor dem Schaffen von Abhängigkeiten durch den stärkeren Einsatz von Technik und Digitalisierung in den Betrieben. Es stelle sich etwa die Frage, "ob nicht auch ein steigender Anbau von Leguminosen innovativ ist, weil man in der Folge den Einsatz von künstlichem Dünger reduzieren kann", sagte sie.

Bittner forderte zudem eine "ehrliche und transparente Kennzeichnung von Lebensmitteln, um die Konsumenten über deren Herkunft, Produktionsweise und die eingesetzten Betriebsmittel zu informieren und eine wissensbasierte Auswahl von Lebensmitteln zu ermöglichen". Unterstützend könne hier die Digitalisierung sein.

Anreize schaffen und Innovationen forcieren

"Dass die Landwirtschaft ein nostalgisches Markenbild einsetzt, funktioniert. In puncto Technik und Modernisierung sind die Bauern aber weit voraus. Auf einem Standardbetrieb wird schon in wenigen Jahren alles digital ablaufen. Die Landwirte brauchen aber Anreize, Finanzierungsmöglichkeiten und eine gute Ausbildung, das sind die wesentlichen Stellschrauben", meinte Häusler.

Hudetz stellte fest, dass ein Innovationsdenken in den Betrieben längst angekommen sei. Er betonte zudem: "Landwirte haben in der Bevölkerung ein gutes Standing. Das Problem ist, dass die Menschen in der Stadt oft keine Bauern kennen und keinen Bezug zum Agrarbereich haben. Landwirte sollten daher mehr an die Öffentlichkeit gehen und den Menschen erklären, wo die Produkte herkommen - und zwar neutral."

Auch Bittner forderte einen stärkeren Fokus auf die Kommunikation: "Landwirte wissen am besten, wie man richtig wirtschaftet, wir sollten sie daher verstärkt in den Mittelpunkt stellen und mehr und besser hinhören, was sie sagen."

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