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Grünland sorgsam nachsäen

Ist die Grasnarbe geschädigt, kann eine Nachsaat helfen. Damit lässt sich der Unkrautdruck senken und der Ertrag steigern. Wir zeigen Mischungen, Technik und Kosten auf.

Lesezeit: 7 Minuten

Durch extreme Witterungsbedingungen (Frost, Trockenheit, Nässe), Schäden durch Gänse oder Mäuse, starker Tipula-Befall oder starkes Auftreten von Maulwurfshügeln können Lücken in der Grasnarbe entstehen. Aber auch produktionstechnische Maßnahmen wie eine Unkrautbekämpfung mit einem selektiven Herbizid können Ursachen von lückigen Grasnarben sein.

Eine Nachsaat zählt zu den vorbeugenden Maßnahmen, um solchen Grünlandschäden vorzubeugen. Zudem bleibt die Leistungsfähigkeit des Grünlands auf konstant hohem Niveau. Im Vergleich zur Neuansaat hat die Nachsaat folgende Vorteile: deutlich niedrigere Kosten, geringeres Ansaatrisiko, geringerer Futterausfall, die Tragfähigkeit (Trittfestigkeit) der alten Narbe bleibt erhalten, Nutzung des züchterischen Fortschritts in kürzeren Abständen, keine Gefahr hoher Nitratfreisetzung und Nitratauswaschung.

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Grundvoraussetzung für das Gelingen einer Nachsaat ist eine offene Narbe mit wenigstens 15 bis 20 % Lücken. Nur so haben die Keimlinge genügend Raum für ihre kritische An-fangsentwicklung und die Altnarbe kann die jungen Triebe nicht sofort unterdrücken.

Am besten im Spätsommer

Bei einer Verunkrautung von 15 % und mehr sollten Sie auf alle Fälle rechtzeitig vor der Nachsaat eine Unkrautbekämpfung vornehmen. Diese Lücken kann die Nachsaat dann schließen. Förderlich für das Auflaufen sind alle Maßnahmen, die bereits im Vorfeld die Konkurrenz der Altnarbe schwächen, wie Mähen mit kurzer Stoppelhöhe, intensive Beweidung mit extrem kurzem Verbiss oder aggressives Striegeln verfilzter Narben.

Der Zeitpunkt der Nachsaat sowie die nachfolgende Nutzung sind für einen erfolgreichen Feldaufgang besonders wichtig. Günstige Aussaatzeitpunkte sind in normalen Jahren im Frühjahr von Mitte bis Ende März und im Spätsommer von Mitte bis Ende August, spätestens Anfang September.

Für optimale Entwicklungsbedingungen der Nachsaat sorgen eine ausreichende Bo-denfeuchtigkeit mit gleichzeitig geringem Konkurrenzdruck der etablierten Narbe. In den letzten Jahren war aufgrund der Trockenheit die Wasserversorgung im Frühjahr nicht immer gewährleistet. Zudem ist im Frühjahr die Konkurrenz der Altnarbe am höchsten.

Für den Spätsommertermin spricht dagegen der geringe Konkurrenzdruck der Altnarbe. Allerdings ist auch hier das Risiko einer unzureichenden Wasserversorgung recht hoch. Sät man im Frühjahr nach, muss die Altnarbe möglichst kurz sein, um das junge Gras nicht zu unterdrücken. Dies gelingt am besten durch eine nachfolgende Beweidung, idealerweise durch intensive Standweide. Falls dies nicht möglich ist, muss die Mahd entsprechend früh und häufig erfolgen, bis sich die Nachsaat etabliert hat.

Ein später Silo- oder gar Heuschnitt lassen der Nachsaat dagegen keine Chance. Bei der in Nordwestdeutschland praxisüblichen Mähweide mit einem oder zwei Siloschnitten und nachfolgender Beweidung passt ein Nachsaattermin im Spätsommer besser in den Betriebsablauf als im Frühjahr.

Bei regelmäßigen Nachsaaten zur Erhaltung einer leistungsfähigen Narbe ist der Spätsommertermin durchaus zu empfehlen. Bei größeren Narbenschäden nach dem Winter sollten Sie diese Schäden selbstverständlich durch eine Nachsaat im Frühjahr reparieren (klassische Reparatursaat).

Nutzung entscheidet

Das Deutsche Weidelgras eignet sich besonders gut für die Nachsaat auf Dauergrünland. Es zeichnet sich durch eine rasche Jugendentwicklung und eine ausgesprochene Konkurrenzkraft gegenüber anderen Arten aus. Auf zur Trockenheit neigenden Standorten lässt sich auch Knaulgras mit hohen Erfolgschancen nachsäen.

Spezielle Nachsaatmischungen wie Standard GV oder verschiedene firmeneigene Mischungen setzen sich ausschließlich aus Sorten von Deutschem Weidelgras zusammen. Sorten der verschiedenen Reifegruppen des Deutschen Weidelgras unterscheiden sich nicht in ihrer Nachsaateignung. Achten Sie daher bei der Zusammenstellung der Sorten aus den einzelnen Reifegruppen unbedingt auf die spätere Nutzung. Bei vornehmlicher Weidenutzung sollten Sie verstärkt auf Sorten der mittleren bis späten Reifegruppen zurückgreifen, während Sie bei überwiegender Schnittnutzung den Schwerpunkt auf Sorten aus der frühen bis mittleren Reifegruppe setzen sollten.

In den Fertigmischungen sind in der Regel Sorten aus allen Reifegruppen enthalten, häufig mit 30 % aus der frühen Reifegruppe, 30 % aus der mittleren und 40 % aus der späten. Für Nachsaaten können Sie sowohl diploide als auch tetraploide Sorten verwenden. Hier sollte – wie bei den Reifegruppen – die Leistungsfähigkeit der einzelnen Sorte im Vordergrund stehen. Hinweise hierzu liefern die Landessortenversuche der Landwirtschaftskammern bzw. Länderdienststellen.

Bei Nachsaatmischungen für Moorstandorte ist besonders darauf zu achten, dass die verwendeten Sorten des Deutschen Weidelgrases auf ihre Eignung hierfür geprüft worden sind.

Die Kombination macht´s

Weißklee lässt sich durch Nachsaat erfolgreich in einem Grasbestand etablieren. Dazu sollten Sie den Weißklee nicht als Reinsaat, sondern als Gemenge mit Deutschem Weidelgras nachsäen. Bei üblichen Saatstärken von ca. 20 kg/ha reichen 2 kg Weißklee auf 18 kg Deutsches Weidelgras völlig aus.

Höhere Weißkleeanteile erhöhen nur den Preis der Mischung, nicht aber den späteren Weißkleeanteil im Bestand. Ausschlaggebend für das erfolgreiche Etablieren des Weißklees ist, dass der Bestand anschließend früh genutzt wird. Optimal ist eine intensive Weidenutzung, wie sie für den Weißklee ohnehin förderlich ist. In mehrjährigen Versuchen konnte festgestellt werden, dass es beim Weißklee erhebliche Sortenunterschiede in der Konkurrenzkraft gegenüber Gräsern gibt. Bei über wiegender Weidenutzung sollten Sie aber zusätzlich eine kleinblättrige und kriechende Sorte einmischen.

Beim Deutschen Weidelgras als Gemengepartner können Sie tetraploide Sorten mit ei-nem Anteil von 30 bis 50 % verwenden. Diese bilden nicht ganz so dichte Narben wie die diploiden Sorten und erleichtern dadurch die Etablierung des Weißklees.

Welche Technik einsetzen?

Bei der Nachsaattechnik gibt es hauptsächlich zwei verschiedene Systeme: Die Durchsämaschinen und die Übersaattechnik. Bei Durchsämaschinen gibt es die Schlitz- und Scheibendrillen. Schlitz- und Scheibendrillen verletzten die Altnarbe nur wenig, indem Schlitz-messer oder Scheibenseche die Grasnarbe aufschneiden und eine schmale Saatrille von maximal 15 mm Breite ziehen, in die der Grassamen abgelegt wird. Diese Drillen schaffen für die Nachsaat nicht viel Raum. Deshalb muss die alte Narbe Lücken von 15 bis 20 % aufweisen, damit sich die Nachsaat etablieren kann.

Schlitz- und Scheibendrillen haben eine sehr gute Bodenanpassung und bringen das Saatgut direkt in die obere Bodenschicht ein. Ein Nachläufer drückt die Saat an und erhöht die Auflaufquote.

Für Übersaaten eignen sich Kombinationen aus Striegel und Pneumatikstreuer gut. Durch eine entsprechend hohe Anzahl von Schlauchabgängen mit Pralltellern ist die Querverteilung gut, kommt aber nicht an die von Schlitzdrillen heran. Die Striegelzinken kämmen das Saatgut in die Grasnarbe ein. Vorteil dieser Kombi ist die gleichzeitige Pflege von verfilzten Narben.

Auch mit der Gülledüngung lässt sich eine Übersaat kombinieren. Da bei diesem Verfahren meist aber längere Zeiträume zwischen den Schnitten liegen bzw. man die Wiesen nicht beweiden lässt, ist der Druck der Altnarbe auf die Nachsaat hier höher.

Kosten der Nachsaat

Die Kosten für eine Nachsaat mit einer Durchsämaschine inkl. Grassaat liegen bei 160 €/ha (60 €/ha Maschinenkosten und 20 kg Grassaat x 5 €/kg). Führt man vor der Nachsaat eine selektive Unkrautbekämpfung durch, kommen noch ca. 75 €/ha hinzu.

Eine Neuansaat mit Herbizideinsatz auf der alten Narbe und Umbruch kostet inkl. Saatgut ca. 390 €/ha (Maschi-nenkosten 180 €, Totalherbizid 10 €, Saatgut 200 €). Sie ist ungefähr zweieinhalb Mal so teuer wie eine Nachsaat. Zusätzlich zu den niedrigeren Kosten hat die Nachsaat weitere Vorteile (z. B. geringeres Ansaatrisiko, weniger Futterausfall usw.).

Für den Landwirt stellt sich die Frage, ob sich die Nachsaat lohnt und in welchen Abständen sie durchgeführt werden muss.

Wir unterstellen für die nachgesäte Fläche einen Mehrertrag von 5 %, der sich mit 0,30 €/10 MJ NEL bewerten lässt. Dadurch ergibt sich ein Ertraggewinn von 90 €/ha im Jahr. So kann sich das Ausbringen von Grassaatgut in den stehen den Bestand schon alle zwei Jahre lohnen.

Bei einer jährlichen Nachsaat sind die Kosten dagegen deutlich höher als der Nutzen. Je höher die Erzeugungskosten pro 10 MJ NEL, desto eher lohnt sich eine Nachsaat. Warten Sie jedenfalls nicht zu lange mit einer Nachsaat. Kontrollieren Sie regelmäßig die Bestände und reagieren rechtzeitig. Sonst bleibt Ihnen später nur die teure Neuansaat übrig.

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