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Ertragreiches Grünland: Die Mischung machts

Soll das Grünland dauerhaft gute Erträge bringen, müssen die Arten zu Standort und Nutzung passen. Wir sprachen mit Rahel Fiedler von der ZG Raiffeisen über richtige Grünlandmischungen.

Lesezeit: 4 Minuten

Unsere Interviewpartnerin Rahel Fiedler ist Produktionsmanagerin Bio und Grünland bei der ZG Raiffeisen eG in Karlsruhe.

Angepasste Mischungen können helfen, das Grünland resilienter gegenüber Wetterextremen zu machen. Wann ist ein guter Zeitpunkt, um sie zu etablieren?

Fiedler: Der richtige Zeitpunkt für eine Nach- oder Übersaat hängt maßgeblich vom aktuellen Zustand der Fläche ab. Hierbei muss man sorgfältig zwischen einer niedrigen Altnarbenkonkurrenz sowie einer optimalen Bodenfeuchte und -temperatur abwägen.

Im Frühjahr kann man leichte Narbenschäden gut vor oder nach dem ersten Schnitt durch eine Nach- oder Übersaat beseitigen. Vorteilhaft zu dieser Zeit ist, dass die Winterfeuchte gut ausgenutzt wird und die Temperaturen wieder steigen. Allerdings ist die Konkurrenz der Altnarbe relativ stark. Deshalb passen dann eher Mischungen mit schnell wachsenden Arten.

Für eine umfangreichere Grünlandverbesserung ist eine Nachsaat im Spätsommer meist günstiger. Vorab sollte man unerwünschte Rispengräser, wie die Gemeine Rispe, mit dem Grünlandstriegel entfernen. Danach ist die Altnarbenkonkurrenz geringer, sodass man vielfältigere Mischungen einsäen kann, die auch langsam wachsende ­Arten enthalten. Die Nachsaat sollte bis zum 15. September erfolgen, damit die Wachstumsperiode vor dem Winter lang genug ist.

Welche Mischungen passen auf leichte und welche auf schwere Standorte?

Fiedler: Eine Grünlandmischung beinhaltet idealerweise Arten, die mit den jeweiligen regionalen Bedingungen zurechtkommen.

Mischungen für leichte Standorte sollten tiefwurzelnde Arten enthalten, die auch bei Trockenheit Nährstoffe und Wasser aus tieferen Bodenschichten nutzen können. Dazu zählen z. B. Knaulgras, Mattenrotklee und feinblättrige Rohrschwingel-­Sorten.

Schwere, lehmige Standorte speichern gut Wasser, neigen aber oft zu Staunässe. Wiesenlieschgras und Rohrschwingel kommen mit diesen Bedingungen gut zurecht. Auch Wiesenschwingel und Wiesenfuchsschwanz eignen sich für schwerere Böden.

Was eignet sich für Höhenlagen?

Fiedler: In Höhenlagen, wo es oft kühler und die Vegetationsperiode kürzer ist, passen Mischungen mit sehr winterharten und frühreifen Arten. Hier bieten sich z. B. der kälte- und frost­unempfindliche Wiesenschwingel, das frühe Deutsche Weidelgras mit der ­H-Kennzeichnung (H=Höhenlagen) und der Wiesenfuchsschwanz an.

Welche Rolle spielen Ober- und Untergräser in Mischungen?

Fiedler: Beide Gräsertypen spielen im Grünland eine wichtige Rolle, verfolgen aber durch ihre genetische An­passung unterschiedliche Strategien. Obergräser werden auch als Wiesen­typen bezeichnet, da sie mehr in die Höhe wachsen und Horste bilden. ­Sie sind im Grünland die Ertrags- und Strukturbildner. Ihre Reserven speichern sie in den Stoppeln und Wurzeln. Daher sollte der Nutzungstermin hier später erfolgen, damit genügend Zeit zum Einlagern dieser Reservestoffe ist.

Untergräser sorgen für dichte und trittfeste Grasnarben und werden als Weidetypen bezeichnet. Sie bilden mehr bodennahe Blätter, viele Seitentriebe und feine, kurze Halme aus. ­Untergräser sind an eine hohe Nutzungsfrequenz oder ständige Beweidung angepasst und mobilisieren die benötigte Energie für die Regeneration aus der verbleibenden Blattmasse.

Das genaue Verhältnis der beiden Typen hängt vom Nutzungszweck ab. Generell fördert eine hohe Schnitt- und Weidenutzung langfristig Untergräser, während Obergräser verschwinden.

Wie unterscheiden sich Mischungen für Schnitt- und Weidenutzung?

Fiedler: Den Hauptunterschied machen die spezifischen Arten:

Spezielle Schnittnutzungsmischungen sind z. B. darauf ausgelegt, bei regelmäßigen Schnitten möglichst hohe Erträge und Futterqualitäten zu erzielen. Sie enthalten oft mehrere Arten, um eine gute Ertragsfähigkeit sowie eine ausgewogene Nährstoffversorgung sicherzustellen. Auch ein schnelles Regenerationsvermögen nach dem Schnitt ist wichtig.

Typische Gräser zur Schnittnutzung sind Deutsches Weidelgras, Knaulgras, Wiesenrispe, feinblättriger Rotschwingel, aber auch Wiesenschwingel und Wiesenlieschgras.

Bei Weidemischungen liegt der Fokus auf robusten Pflanzen, die den Tritt und Verbiss der Tiere überstehen. Die Grasnarbe sollte deshalb dicht, strapazierfähig und produktiv sein. Diese Anforderungen erfüllen besonders ausläuferbildende Untergräser. Dazu gehören z. B. Deutsches Weidelgras und Wiesenrispe. Dank ihres dichten Wurzelteppichs bilden diese Gräser ständig neue junge Triebe, sodass sich der Bestand schnell regeneriert.

Welche Leguminosen-Anteile sind sinnvoll?

Fiedler: Im Allgemeinen sollte der ­Leguminosenanteil im Grünland zwischen 20 und 30 % liegen. Höhere Anteile eignen sich für weniger intensiv genutztes Grünland und dort, ­wo die Bodenfruchtbarkeit gefördert werden soll. Auf intensiv genutztem Grünland ist hingegen ein moderater Anteil von 10 bis 20 % empfehlenswert.

Je nachdem welche Gräser bestandsbildend sind, entwickeln sich Kleearten wie Weißklee und Rotklee unterschiedlich gut. Der niedrigwachsende Weißklee hat gute Entwicklungsmöglichkeiten, wenn er mit ­Untergräsern vergesellschaftet wird. Der hochwachsende Wiesenrotklee passt besser zu weniger intensiv genutzten Obergräsern.

Werden wir künftig mehr Kräuter auf dem Grünland aussäen?

Fiedler: Gute Futterkräuter wie Spitzwegerich steigern nicht nur die Biodiversität, sondern verbessern auch die Tiergesundheit. Sie sind besonders schmackhaft und können so Futteraufnahme und Milchleistung erhöhen.

Zudem sind sie anpassungsfähig gegenüber dem Klimawandel: Einige dieser Arten haben tiefere Wurzelsysteme als Gräser und können sich so besser in Trockenperioden behaupten. Es ist also zu erwarten, dass es in ­Zukunft mehr Grünlandflächen mit ­einem gewissen Anteil guter Futterkräuter gibt.

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