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Gülle: Das war knapp

Selten durften sich Tierhalter und Biogaser so über Frost gefreut haben: Anfang Februar startete endlich die Gülledüngung nach einer wochenlangen Zitterpartie. Wir haben mit Praktikern gesprochen und zeigen Ihnen Lösungen in unserer Bilderstrecke...

Lesezeit: 13 Minuten

Selten durften sich Tierhalter und Biogaser so über Frost gefreut haben: Anfang Februar startete endlich die Gülledüngung nach einer wochenlangen Zitterpartie. Wir haben mit Praktikern gesprochen:


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Dirk Rathmann betreibt mit einem Berufskollegen in Lütjenwestedt (Schleswig-Holstein) eine Biogasanlage mit 510 kW elektrischer Leistung. Weil er wegen der Nässe kein Wintergetreide aussäen und entsprechend auch keinen Gärrest ausbringen konnte, waren die Lager schon im Herbst voll. Das gleiche betrifft die Güllelager seiner Biomasselieferanten, auch sie konnten auf Grünland und Acker keine Gülle oder Gärreste ausbringen.


Weil das Landwirtschaftsministerium die Gülle-Sperrfrist bei vorliegender Ausnahmegenehmigung auf den 16. Januar vorgezogen hat, konnte sein Mitgesellschafter schon einmal auf einigen Grünlandflächen so gut es ging Gülle ausbringen. Das gab ein wenig Luft. Die Landwirte nutzen dabei ein herkömmliches, kleines und leichtes Güllefass. „Eventuell käme in Zukunft auch die Verschlauchungstechnik in Frage, aber derzeit hat noch kein Lohnunternehmer in der näheren Umgebung ein derartiges Angebot“, sagt Rathmann.


Bei der Ausbringtechnik achten sie darauf, mit so wenig Gewicht wie möglich auf die Flächen zu fahren, um die Strukturschäden so gering wie möglich zu halten. „Wir fahren derzeit nahezu ständig in fremde Behälter um. Wo noch einer 150m³ zu vergeben hat, wird rein gepumpt“, schildert der Landwirt die Situation. Der Maschinenring hilft dabei, solche Lücken zu finden. Allerdings sind die Preise für diese Lagerung massiv gestiegen: Von 1 € auf € jetzt 5 €/m3.


Etwas Luft hatte die Umwidmung eines alten Güllebehälters mit 950 m3 gebracht, der derzeit als Auffanglager für verschmutztes Regenwasser der Biogasanlage genutzt wird. Die Behörden haben relativ unkompliziert eine Ausnahmegenehmigung zum Ausbringen des Wassers und zur Umnutzung  erteilt. Allerdings ist dieser auch schon wieder voll. Der leichte Frost Anfang Februar sorgte dafür, dass sie einige Flächen wieder befahren können. Rathmann gibt aber keine Entwarnung: „Wir kommen jeden Tag aber nur ein kleines Stück vorwärts, der Druck bleibt.“


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Lohnunternehmen Thomsen hat ausgeklügelte Techniken


Schwerpunktbereich des Land- und kommunaltechnischen Lohnunternehmens Thomsen aus Uphusum ist die Gülleausbringung mit acht verschiedenen Techniken. Welche das sind, erklärt Marwin Thomsen:


"Wir arbeiten mit unterschiedlichen Systemen:


  • 24 m Schleppschlauchverteiler (auf Acker und Grünland)
  • 24 m Schleppschuhverteiler (auf Acker und Grünland)
  • 12 m Grünlandinjektor (schlitzen)
  • Direktes Verfahren (vom Lagerbehälter mit bis zu 1.500 m Zubringerschlauch direkt zum Acker)
  • Absetziges Verfahren (bestehend aus bis 8 LKW-Zubringern-alle mit Kranbefüllung bzw.-entleerung um flexibel und schnell zu sein, Annahmebunker 6m³ + Schlauchtrommel mit Pumpe + Speicherbunker 30 m³ - alles in einer Einheit gebaut )



    Ziel bei diesem Verfahren ist : wir möchten 100% aller Flächen erreichen können. Ob groß oder klein, oder weiter weg gelegen. Auch für kleinere Flächen ist das wirtschaftlich sinnvoll, da bei diesem Verfahren keine Aufbau bzw. Abbaukosten anfallen. D.h. es muß kein Zubringerschlauch ausgelegt und nachher wieder eingeholt werden, wie es bei der herkömmlichen Methode üblich ist und daher hohe Kosten bei relativ geringer Ausbringmenge verursacht. Auch benötigen wir kein weiteres Fahrzeug und Personal um den ansonsten üblichen Puffercontainer umzusetzen.



    In der Praxis funktioniert es wie folgt : Der Schlepper mit dem Verteiler fährt in den Acker, das Pumpfahrzeug stoppt rückwärts in die Einfahrt, setzt den in der Fronthydraulik montierten Annahmecontainer auf den Boden, sofort befüllt ein LKW den Annahmecontainer, von dort pumpt der Schlepper die Gülle in den Hauptbunker während der Verteiler nur kurz den Schlauchankuppelt und schon fängt er an die Gülle zu verteilen. Er zieht sozusagen den vollen Schlauch (PE-Schlauch) von der Trommel ab. Wenn dieser die letzte Bahn fährt wird der PE-Schlauch direkt von der Trommel hydraulisch wieder eingezogen. Der Verteiler kuppelt wieder ab, Frontcontainer anheben und zum nächsten Acker. Dieses System haben wir eigens entwickelt und gebaut und befindet sich zur Zeit in der Prüfung zur Patentabnahme.
Bodenschonend


1998 haben wir die erste Verschlauchungsanlage gebaut. Zu damaliger Zeit gab es noch keinen Hersteller hierfür. Der Grundgedanke war, die Gülle zur Pflanze zu bringen wenn die Vegetation es verlangt und nicht erst dann wenn schwere Fahrzeuge den Acker befahren können. Daher ist auch heute immer noch im Fokus: wir brauchen leichte Fahrzeuge und wir möchten jede Fahrgasse nur einmal befahren. Von daher stand und steht auch heute noch ein Selbstfahrer bei uns niemals in Frage.


Da wir lediglich einen Schlepper mit Verteilgerät einsetzen und somit wenig Gewicht auf den Boden bringen haben wir die Möglichkeit grundsätzlich mit einem geringen Luftdruck zu fahren. Terrarreifen mit einer Breite von 1,10 m sowie 900er Breitreifen, gefahren mit minimalstem Luftdruck lassen schon einiges zu. Für extremere Situationen steht uns zusätzlich ein Raupenschlepper mit Vollraupe und auch mit Halbraupen zur Verfügung.

 

Vorteile:

  • Extrem hohe Ausbringleistung – abhängig von der Viskusität des Mediums und von der Schlauchlänge.
  • Schlaglängen von bis zu 1.000 Metern können selbst bei 24 m Arbeitbreite mit unbegrenzter Ausbringmenge durchgängig begüllt werden.
  • Reduzierung bis hin zur Vermeidung von Fahrspuren
  • Vermeidung von Bodenverdichtungen gegenüber Faßwagen
  • Gleichmäßige Quer-und Längsverteilung da selbst bei großen Schlägen nicht gestückt werden muß
  • Extrem hohe Ausbringleistung
Nachteile:

  • Ausbringung ist kostenintensiver als herkömmliche Verfahren mit Schlepper und Wagen
  • Wi.-Raps muß verschlaucht werden wenn die Pflanzen relativ klein sind und noch nicht brechen können da wir den Schlauch hinter uns herziehen. Er schleppt somit über die Pflanzen.
  • Es ist für das Personal nicht die sauberste Arbeit, somit zahlen wir Schmutzzuschläge um die Mitarbeiter zu motivieren
  • Auf Böden wo sich Flintsteine befinden nicht möglich da diese den Schlauch aufschlitzen wenn er über den Boden gezogen wird
  • Beim herkömmlichen Verfahren sollten entsprechende Schlaggrößen vorhanden sein und die Ausbringmenge darf nicht zu gering sein da sonst durch ständiges auslegen und umbauen der Zubringer-und Schleppschläuche die Kosten explodieren (anders im absetzigen Verfahren wie oben schon erklärt.
Tipps:

  • Die Geschäftskosten gründlich kalkulieren. Der Schlauch und die Kupplungen weisen einen sehr hohen Verschleiß auf und sind bei entsprechender Qualität brandteuer.
  • Verschlauchungsanlagen passen nicht in jede Flächenstruktur, nicht auf jede Böden (Steine)
  • Anspuchsvolles Personal muß vorhanden sein, da sehr viel bei der Auslegung der Schläuche mitgedacht werden muß. Das Auslegen der Schläuche hat einen wesentlichen Anteil an der Pumpleistung.
  • Es gibt heute mehrere Hersteller am Markt, aber nicht jede Technik ist für jeden Anspruch geeignet. Profitechnik verlangt logisch ihren Preis. Das fängt an bei den Schlauchhaspeln, Schlauchqualitäten, Kupplungen, Pumpen und Verteilern
  • Richtige Reifenauswahl, Breitreifen ist nicht gleich Breitreifen"


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Lohnunternehmen Potthoff und Scheipers: Lager vermittelt


Beim Lohnunternehmen Potthoff und Scheipers im münsterländischen Darfeld ist die Gülle ein wichtiger Teil des Geschäfts. Die Partner Bernd Potthoff und Thomas Scheipers setzen auf langfristige Geschäftsbeziehungen. Deshalb bemühten sich die beiden, Kunden die unter „Gülle-Druck“ geraten sind, aktiv zu unterstützen: „Um Weihnachten herum waren bei einigen Kunden die Lager randvoll. Wir haben dann noch freien Lagerraum in der Region vermitteln können.“


Schon Wochen vorher hatte sich Thomas Scheipers umgesehen bzw. -gehört, wo man noch Gülle unterbringen könnte. Das sind in der Region vor allem leerstehende Ställe bzw. Güllebehälter die noch intakt, aber nicht mehr genutzt sind. Auch einige aktive Betriebe konnten noch aufnehmen. Dabei achten die Lohnunternehmer darauf, die Hygienevorschriften einzuhalten. Wenn ein Betrieb noch Gülle aufnimmt, dann im Hochbehälter und nicht unter dem Stall. Notfalls muss er eigene Gülle vom Behälter zurück in den Güllekeller pumpen und so Platz schaffen.


Thomas Scheipers schätzt, dass sie bis Anfang Februar rund 3 500 m³ an zehn bis 15 Stellen untergebracht haben. Die Besitzer der Lager rechnen direkt mit den abgebenden Landwirten ab. Der Preis fürs „Notlager“ bewegte sich nach Einschätzung von Bernd Potthoff pauschal zwischen 3 und 4 €/m³. Einige rechneten auch pro Monat ab. Das Lohnunternehmen vermittelte und transportierte die Gülle.


Bis Ende Januar hatte sich die Situation jeden Tag verschärft. Einige Schweinemastbetriebe konnten nicht mehr aufstallen, da sie überhaupt keine Gülle mehr lagern konnten. Nach Ansicht der beiden Lohnunternehmer wird künftig mehr Lagerkapazität gefordert sein. Generell rechnen sie damit, dass sich dadurch der Strukturwandel weiter anheizt.


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Lohnunternehmen Francksen setzt auf den Separator



„Eigentlich soll unsere Dienstleistung die Nährstoffausnutzung verbessern. Die Vieh haltenden Betriebe schätzen die Wirkung der dünneren Gülle auf Grünland. In diesem Jahr konnten wir bei einigen Kunden aber durch das Separieren die Lagersituation entspannen.“ Lohnunternehmer Frerk Francksen, Butjadingen, setzt einen mobilen Separator von FAN ein.


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Von Woche zu Woche



Mit 6 500 m3 Lagerraum kommt die Lutze GbR aus Hohenwestedt (Schleswig-Holstein) normalerweise sechs Monate aus. Doch nicht in diesem Winter. Weil der Betriebsleiter den Engpass sah, beantragte er frühzeitig die Vorverlegung der Ausbringung auf den 15. Januar. Doch der Frost blieb aus. Glücklicherweise konnte die Familie in der zweiten Januarhälfte etwa 450 m3 auf 30 ha höher gelegenem Grünland verteilen und sich etwas Luft verschaffen. Weil täglich etwa 25 m3 neue Gülle und Abwässer anfallen, mussten sie Ende Januar/Anfang Februar innerbetrieblich umlagern. Sie hätten auch noch Lager beim Nachbarn nutzen können. Künftig will die Familie eine 75 kW-Biogasanlage bauen – mit 3 000 m³ großem Endlager. Das verbessert die Lagerkapazitäten.


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„Wir brauchen Behälter in den Ackerregionen“


Interview mit Steffen Schirmacher-Rohleder, Geschäftsführer der Firma Odas, Dorsten (NRW):


Wie viel Tonnen Wirtschaftsdünger bewegen Sie pro Jahr?


Schirmacher-Rohleder: Insgesamt 400 000 t pro Jahr, davon sind rund 100 000 t Gülle, 200 000 t Gärsubstrate und 100 000 t Festmiste. Zudem beraten wir hinsichtlich Düngeverordnung (DüV), Logistik, Stoffstrommanagement für Biogasanlagen usw.


Wie beurteilen Sie die diesjährige Güllesituation bei Ihren Kunden?


Schirmacher-Rohleder: Bis Ende Januar war sie dramatisch. Der Frost Anfang Februar war ein Segen. Das Problem war, dass die Landwirte im Herbst wegen des schlechten Wetters keine Gülle ausbringen konnten, die DüV erlaubt zudem vor dem Winter nur noch die Güllegabe zu Gerste, Raps oder Zwischenfrüchten in Abhängigkeit von der Vorkultur.


Ein weiterer Grund ist, dass durch das holprige Inkrafttreten der DüV viele Ackerbauern im Sommer nicht organisch gedüngt haben. Viele hatten Angst, etwas Falsches zu tun. Die feuchte Witterung und die lange Zeit nicht gegebene Befahrbarkeit der Flächen taten ihr Übriges.


Wie war die Hilfsbereitschaft der Bauern untereinander? Haben Landwirte mit freien Lagerkapazitäten gezockt?


Schirmacher-Rohleder: Es gab natürlich Fälle, in denen Landwirte gezockt haben und horrende Lagerpreise verlangten. Das war aber nicht die Regel.


Wir sollten alle fair miteinander umgehen und uns an Liefervereinbarungen halten. Es gab z. B. Fälle, in denen Veredler trotz Vereinbarung keine Gülle abgegeben haben, weil die eigenen Flächen gut befahren werden konnten. Ackerbauern mit eigenem Güllebehälter sind dann leer ausgegangen und mussten Mineraldünger zukaufen. Das tat doppelt weh. Zum einen, weil sie den Dünger bezahlen mussten. Zum anderen, weil die Abschreibung und die Finanzierung für die Behälter weiterlief.


Wie haben Sie Ihren Kunden in der Gülle-Notsituation geholfen?


Schirmacher-Rohleder: Als Unternehmen, dass das ganze Jahr Wirtschaftsdünger vermarktet, benötigen wir ständig Lagerraum. Wir haben deshalb bereits seit Jahren Lagerkapazitäten angemietet. Dabei handelt es sich in der Regel um Güllebehälter in Betrieben, die die Tierhaltung aufgegeben haben. Das hat uns in der diesjährigen Extremsituation geholfen.


Solche Situationen werden wir auch in Zukunft erleben. Wo bekommen Landwirte dann Hilfe?


Schirmacher-Rohleder: Es gibt mehrere Möglichkeiten. Entscheidend ist, sich an einen professionell aufgestellten Nährstoffvermittler zu wenden, der gesetzeskonforme Lösungen anbietet. Gülle über dunkle Kanäle abzugeben, kann teuer werden.


Welchen Einfluss wird diese Saison auf die künftige Entwicklung in puncto Gülle haben?


Schirmacher-Rohleder: Die neue DüV hat zur Folge, dass mehr Nährstoffe aus den Veredelungsregionen exportiert werden müssen. Desweiteren schränkt die Verordnung das zeitliche Ausbringfenster für Wirtschaftsdünger deutlich ein. Das führt dazu, dass mehr Menge in kürzerer Zeit ausgebracht werden muss. Das wiederum wird nur gelingen, wenn die Ware während der Sperrfrist im Winter beim Ackerbaubetrieb angeliefert werden kann. Hierfür muss die Politik praktikable Lösungen anbieten und den Bau von Lagerbehältern im Feld zulassen. Das Zwischenlagern der Gülle am Bestimmungsort führt zudem zu einer Entzerrung der Arbeitsspitzen und vereinfacht die Logistik.


Zu bedenken ist auch: Ein einzelner Lkw, der nach und nach Gülle bringt, wird von der Bevölkerung weniger kritisch gesehen als wenn mehrere Lkw mit Warnblinker am Feldrand stehen, warten und den Verkehr behindern.


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Frostregelung hat Schwächen


Interview mit Carl-Hendrik May, Leiter der Nährstoffbörse NRW, Münster:


Wie ist die aktuelle Situation?


Carl-Hendrik May: Die neue Düngeverordnung (DüV) lässt bei Frost nur noch maximal 60 kg N pro Hektar auf Frost zu, das sind z. B. nur rund 11 m3 Standardschweinegülle. Die Frosttage Anfang Februar brachten da nur recht wenig Entspannung. Trotzdem: Von einer Katastrophe wollen wir nicht sprechen – auch wenn die Bedingungen nach wie vor sehr schwierig sind. Teils machte sich eine ungute Goldgräberstimmung bei einigen wenigen aufnehmenden Betrieben mit freier Lagerkapazität breit.


Das Ausbringen bei Frost ist nach der DüV nur eingeschränkt erlaubt. Was bedeutet das?


Carl-Hendrik May: Die DüV lässt das Ausbringen bei Frost nur zu, wenn der Boden tagsüber auftaut. Meiner Meinung geht das vollkommen an der Realität vorbei, man hat bei der Konzeption der Verordnung schlicht das Wetter vergessen! Welcher wassergesättigte Boden friert über Nacht so stark durch, dass er die Fässer trägt, und taut dann tagsüber wieder auf? Das Ausbringen auf Schneedecken bleibt untersagt – was jeder nachvollziehen kann. Aber bei der Frostregelung muss nachgebessert werden. Hier können die Länder über Umsetzungsverordnungen bzw. Vollzugshinweise gegensteuern. Zum Beispiel heißt es in NRW, dass es ausreicht, wenn der Oberboden tagsüber antaut. Darauf setzen wir unsere Hoffnungen. Trotzdem: Die Gülledüngung wird sich mehr Richtung Frühjahr verlagern, wenn in wachsenden Beständen mehr ausgebracht werden darf. Auch das setzt entsprechende Lager voraus.


In den Veredelungsregionen hatten die Tandem- oder Tridem-Ausbringer teils keine Chance. Was sind Alternativen?


Carl-Hendrik May: In den Veredelungsregionen entkoppeln sich zunehmend Transport und Ausbringen. Zur Übergabe gibt es Feldrandcontainer oder Puffertanks. Die Ausbringer können so auch eventuell halbvoll über den Acker fahren, wenn Ausbringmenge, Arbeitsbreite und Schlaglänge halbwegs zusammenpassen. In unserer Region gibt es relativ wenige Firmen, die das Verschlauchen anbieten. Vor allem die großen Veredelungsbetriebe haben viele verstreute Einzelflächen. Hier ist Verschlauchen zu aufwendig und wird daher kaum nachgefragt. Lassen allerdings die betrieblichen Voraussetzungen die Technik zu, wird sie derzeit stark nachgefragt.


Welche Konsequenzen wird die aktuelle Situation haben?


Carl-Hendrik May: Wir empfehlen Zukunftsbetrieben mit Gülleüberschuss schon seit längerem, die Lagerkapazitäten auszubauen. Sie sollten mindestens vier, besser acht Wochen Puffer haben. So können sie vermeiden, Überschüsse teuer als Spotmarkt-Gülle loszuwerden. Auch die aufnehmenden Betriebe in den Ackerbauregionen müssen Lager errichten. Hier ist die schwierige Genehmigung für Behälter in der Feldflur oft ein Riesenhindernis. Doch wir rechnen mit einem deutlichen Zubau an Lagerkapazität. Außerdem arbeiten die Hersteller von Aufbereitungstechniken an effizienteren Lösungen mit höheren Abscheidegraden und geringeren Kosten.


Der Beratungsbedarf zur Gülle ist enorm gestiegen. Hier sehen wir auch die Nährstoffbörsen in der Pflicht, den Praktikern bei der Bedarfsermittlung, Dokumentation, den Meldungen und der Akquise zu helfen. Ganz wichtig: Die Landwirte sollten unbedingt auf seriöse Anbieter setzen. Es gibt auch Schwarze Schafe – man muss also die Angebote genau prüfen.

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