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Gülle dient als Rottebooster

Jim Meier-Veltmann lässt regelmäßig Gülle zu Mais, Raps und Getreide ausbringen. Durch die Güllegabe fördert er auch die Mistrotte und bringt organische Substanz in seine Böden.

Lesezeit: 6 Minuten

Wer Mist einsetzt, sollte über eine Kombination mit Gülle nachdenken. Dass sich diese Wirtschaftsdünger sehr gut ergänzen, zeigen die Erfahrungen von Jim Meier-Veltmann und seiner Lebensgefährtin Anna-Lena Allroggen. Sie betreiben in Menden im Sauerland einen Pensionspferdebetrieb mit 40 Pferden. Darüber hinaus bewirtschaftet der Agraringenieur 20 ha Grünland und 43 ha Ackerland. Die Fruchtfolge besteht aus Raps, Mais, Ackerbohnen, Winterweizen und Wintergerste.

Gedüngt werden die Flächen mit Pferdemist und Mineraldünger. Seit rund zwei Jahren lässt sich Meier-Veltmann vom Lohnunternehmen Perdun aus dem westfälischen Rinkerode bei Münster zusätzlich Gülle liefern. „Der trockene Pferdemist, den wir vor der Maisaussaat streuen, bringt zwar viel organische Substanz und Nährstoffe mit. Leider ist die Rotte aber nicht ideal, sodass viele Nährstoffe nicht pflanzenverfügbar sind. Wir fahren deshalb regelmäßig frische Gülle auf unsere Flächen. Dadurch kurbeln wir den Rotteprozess an und sorgen dafür, dass der Boden wertvolle, verfügbare Nährstoffe erhält“, berichtet der Landwirt.

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Die Lieferung erfolgt frei Feld

Meier-Veltmann schwört auch deshalb auf die Gülledüngung, weil sie aus seiner Sicht günstiger ist als die reine Mineraldüngung. „Die Herstellung und der Import von Mineraldünger kosten viel Energie, außerdem werden natürliche Ressourcen verbraucht. Gülle hingegen ist ein top Mehrfachdünger, der quasi vor der Haustür produziert wird und den ich kostenlos geliefert und ausgebracht bekomme“, argumentiert der Unternehmer.

Einige Wochen bevor die erste Güllegabe im Frühjahr ansteht, telefoniert Jim Meier-Veltmann mit Geschäftsführer Christoph Stückmann vom Lohnunternehmen Perdun. Zusammen legen sie fest, wann wie viel Gülle ausgebracht werden soll. Zudem teilt der Landwirt ihm mit, welche Art von Gülle er gerne haben möchte. „Auf unseren leicht hängigen Flächen im Sauerland ist z.B. Schweinegülle für die Getreidebestände ideal, da sie sehr schnell in den Boden einzieht“, berichtet der Landwirt. Zu Mais bringt er Gärsubstrate oder Rindergülle aus.

Die Organisation und Durchführung der Gülledüngung übernimmt zu 100% Lohnunternehmer Perdun. Die Schweinegülle holt das Unternehmen zunächst bei Sauenhaltern oder Schweinemästern im Großraum Münster ab, fährt diese dann direkt per Lkw ins sauerländische Menden und bringt sie dort mit eigenen Fahrzeugen aus. Die Transport- und Ausbringkosten trägt komplett der abgebende Betrieb – im Frühjahr 2018 waren das rund 12 € je m3.

Die Ausbringung des Wirtschaftsdüngers erfolgt bodennah mit Schleppschläuchen und möglichst bodenschonend. Perdun hat extra in einen Claas Xerion mit Schwanenhalsfass investiert, um das Gewicht möglichst optimal zu verteilen. Die 2,05 m hohen Räder an Schlepper und Güllefass sind außerdem mit einer Reifendruckregelanlage ausgerüstet.

Damit die Gülleausbringung ohne Unterbrechung läuft, fahren sieben bis acht Lkws den Flüssigmist aus dem Münsterland unentwegt ins Sauerland. Am Feldrand saugt das Ausbringfahrzeug die Gülle dann per Saugrüssel aus den Zulieferfahrzeugen. „In das rund 29 m3 große Güllefass passt genau eine Lkw-Ladung, und für das Umpumpen benötigen wir lediglich drei Minuten“, erklärt Christoph Stückmann die Vorgehensweise.

Exakte Nährstoffkontrolle funktioniert

Trotz der inzwischen schlagkräftigen Technik stehen viele Ackerbauern der Gülledüngung noch immer skeptisch gegenüber. Viele glauben, dass die Nährstoffgehalte zu stark schwanken. „Das kann ich überhaupt nicht bestätigen. Ich weiß genau, wie viele Nährstoffe die Schweinegülle enthält, die bei uns ausgebracht wird“, sagt Jim Meier-Veltmann.

Die Inhaltsstoffe teilt ihm Christoph Stückmann vorab mit. Er wiederum erhält die Werte von den abgebenden Betrieben. „Der Tierhalter zieht vorher Proben und lässt diese z.B. bei der Lufa untersuchen“, so Stückmann. Um die Sicherheit zu erhöhen, werden während des Tages zwei weitere Gülleproben gezogen und zur Untersuchung eingeschickt. Zusätzlich sitzt auf dem Ausbringfass ein NIRS-Sensor, der die Inhaltsstoffe der Gülle während des Ausbringens laufend erfasst. „Durch das mehrstufige Ermitteln der Nährstoffmengen wissen wir am Ende des Tages ganz genau, wie viele Nährstoffe wir auf welchen Flächen ausgebracht haben“, stellt Christoph Stückmann klar.

Bei Jim Meier-Veltmann deckt die Gülledüngung im Frühjahr den Pflanzenbedarf an Phosphor und Kalium zu einem erheblichen Anteil ab. „Im Weizen bringen wir mit einer Güllegabe knapp 70 kg Phosphor und etwa 100 kg Kalium pro ha aus. Der Entzug liegt auf unseren Böden bei etwa 100 kg P und 160 kg K“, berichtet der Landwirt.

Stickstoff muss Meier-Veltmann mineralisch ergänzen, da die Schweinegülle nur 5 kg Gesamt-N bzw. rund 4 kg NH4 mitbringt. Neben Kalkammonsalpeter bringt er Schwefelsaures Ammoniak, AHL und im Mais Diammonphosphat aus.

Die Dokumentation ist inklusive

Betriebe, die organischen Wirtschaftsdünger abgeben bzw. aufnehmen, müssen den überbetrieblichen Nährstofftransport dokumentieren. Diese Arbeit erledigt Lohnunternehmer Christoph Stückmann für den Landwirt.

Stückmann notiert im Computer zunächst den Empfängerbetrieb und das Transportunternehmen. Als Nächstes kreuzt er an, um welche Art von Gülle es sich handelt und welche Hauptnährstoffe in der Gülle enthalten sind. Dabei beruft er sich entweder auf die Analysewerte der Gülleproben oder er trägt die Standardwerte der LWK Nordrhein-Westfalen auf dem Vordruck ein.

Angeben muss er dann noch die Abgabemenge sowie den Namen und die Adresse des abgebenden Betriebes. Zum Schluss schickt der Lohnunternehmer aus dem westfälischen Drensteinfurt-Rinkerode alles online an das Meldeprogramm der LWK Nordrhein-Westfalen. „Alles in allem dauert das Ausfüllen nur etwa zehn Minuten. Seitdem wir das online erledigen können, ist das ein Klacks“, beschreibt Stückmann seine Erfahrungen.

Gülle fördert Bodenleben

Jim Meier-Veltmann bereut seine Entscheidung nicht, Gülle aufzunehmen. „Der trockene Pferdemist verrottet durch die Güllegabe besser und mit dem flüssigen Mehrnährstoffdünger, der auch viele Mikronährstoffe enthält, bringen wir zusätzlich organische Substanz in den Boden. Damit fördern wir das Bodenleben“, zeigt sich der Landwirt zufrieden.

Dieser Beitrag stammt aus dem neuen top agrar-Ratgeber Wirtschaftsdünger. Er umfasst 160 Seiten und kostet für top agrar-Abonnenten 29,90 €. Bestellungen im Internet unter shop.topagrar.com oder per Telefon: 02501 8013020 oder E-Mail: buchvertrieb@topagrar.com (Artikelnummer: 080563, ISBN 978-3-7843-5644-0

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