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Gülle ins Gras - wie gehts?

Güllestreifen liegen künftig häufiger im Grünland. Eine Onlinediskussion zeigt: Die Technik dafür ist nicht auf allen Standorten praktikabel. Und Pflegemaßnahmen beugen Futterverschmutzungen vor.

Lesezeit: 7 Minuten

Ab dem 1. Februar 2025 dürfen Landwirte flüssige Wirtschaftsdünger (Gülle und Gärreste) auf Grünland nur noch streifenförmig auf- oder direkt in den Boden einbringen. Infrage kommen dafür Schleppschuh-, Injektions- oder Schlepp­schlauchverteiler.

Dass noch viele Fragen unbeantwortet sind und die Umsetzung teils unklar ist, zeigte sich bei dem kürzlich online veranstalteten Höfestammtisch. Dort diskutierten rund 130 Teilnehmer aus Praxis, Politik und Beratung über das Thema „Gülle aufs Grünland – sauber, nährstoffeffizient und emissionsarm!“ Ungeeignetes Gelände bewegt die Landwirte ebenso wie die Sorge vor ­Futterverschmutzungen. Doch nicht alle Baustellen lassen sich den neuen Düngeregeln zuschreiben.

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Mischen bringt dünne Gülle

Welche Herausforderungen die Gülleausbringung auf Grünland mit sich bringt, zeigt sich auf dem Betrieb von Landwirt Sven Lorenz aus dem hessischen Vöhl. Die 80 ha Grünland seines Biobetriebes liegen zum Großteil auf kalkhaltigem Schiefer. Die Flächen sind sehr flachgründig mit oft nur 5 cm Bodenauflage. „Schlitzen ist hier unmöglich“, erzählt Lorenz.

Ein weiteres Problem bei der Gülleausbringung: Da seine Kühe auf Stroh stehen, ist auch die Gülle entsprechend dickflüssiger – und der Möschaverteiler schwieriger einzusetzen. „Weil unser Standort obendrein noch sommertrocken ist, brauchen wir dünne Gülle“, sagt Lorenz. Die entsteht durch die Kooperation mit einem Bio-Schweinebetrieb. Dorthin geht die dickere Rindergülle, wird mit der Schweinegülle gemischt und dann auf dem Acker als dünne Gülle ausgebracht.

Da Gülle auf Grünland im trockenen Sommer unter hoher Einstrahlung ätzend wirkt, bringt Lorenz sie nur im Frühjahr und Herbst aus. Er fährt dann mit dem Schwanenhals- oder Möschaverteiler 15 bis 20 m³/ha. Das funktioniert gut, da die Gülle einen Stickstoffgehalt von nur ca. 2 % aufweist. Durch eine auf 12 bis 13 % Rohprotein angepasste Fütterung konnte der Landwirt den N-Gehalt in der Gülle um die Hälfte senken.

Separation bringt Vorteile

Sind keine Kooperationen möglich, lassen sich Güllen auch in Biogasanlagen „verdünnen“. Die Kohlenstoffverbindungen der Feststoffe vergären zu Methan. „Bei uns zerkleinert zudem ein Ro­torrechen Einstreu und Fremdkörper“, berichtet Markus Holzhausen von der Biogasanlage Wolfhagen, Hessen. Da ein Rührwerk das Substrat umwälzt, entstehen homogene und fließfähige Gärreste. Bis zu 50 % davon separiere die Anlage, sodass sich die flüssige Phase unproblematisch auf den umliegenden Grünlandflächen ausbringen lässt.

„Durch die fließfähigere Gülle ist auch die Pumpenleistung besser“, erzählt Jan Grünhaupt aus Diemelstadt in Hessen von der betriebseigenen Separation. Zudem verringere sich die Futterverschmutzung, da der Boden bei feuchter Witterung die Gülle schneller aufnimmt. Die flüssige Phase bringt der Landwirt auf seinen 115 ha Grünland (tiefgründige Bachtäler und hängige Flächen) per Möschaverteiler aus.

Nur gelegentlich setzt Grünhaupt den Schleppschuhverteiler ein und dann für die höher gewachsenen Bestände, wenn er witterungsbedingt nicht früher auf die Flächen gekommen ist. Problematisch ist für den Landwirt nicht nur der he­runtergefahrene Bestand am Vorgewende, sondern auch die Güllestränge. Kritisch sieht er die große Technik auf den kleinen Schlägen mit Saumbewuchs. Durch das höhere Gesamtgewicht des Schleppschuhfasses nehme zudem die Gefahr von Bodenverdichtung zu, es sei mehr Zugkraft notwendig und vor allem steige die Abrutschgefahr in Hanglagen – besonders bei optimalen Gülleausbringwetter (Nieselregen). Seine Wünsche an die Ausbringtechnik:

Wenig Wartungsaufwand (gering anfällig gegenüber Fremdkörpern und Verstopfung sowie ein stabiles Gestänge), Flexibilität: Teilbreiten, gute Bodenanpassung (kupiertes Gelände), homogene Gülleverteilung auch bei Hanglagen und geringe Futterverschmutzung.

Lösung Schleppfix?

Ein geringer Wartungsaufwand ist auch für Thomas Hollenstein wichtig. „Bei unserem Gülleverteiler Schleppfix lassen sich Verstopfungen, sollte es soweit kommen, einfach, vor Ort und selbst beheben“, sagt der Geschäftsführer und Inhaber der Brunner Spezialwerkstatt AG aus dem schweizerischen Schwarzenbach.

Das System besteht aus einem zweiteiligen Verteilgestänge mit Klappmechanismus, dass sich an Vakuum- und Pumpfässern anbringen lässt. „Das Besondere ist unser patentierter Verteilteller“, sagt Hollenstein. Durch diesen fließt die Gülle in einen Verteilkasten und wird dann streifenförmig bodennah über Fächerabweiser und Kufen ausgebracht. „Dazu nutzen wir die Strömungsenergie der Gülle, ohne Verteilkopf mit rotie­renden Bauteilen oder Schläuchen“, so der Entwickler. Die Kufen gleiten in Schwimmstellung über den Boden und legen die Gülle in den Bestand ab.

Die beiden Teile des Gestänges können sich über Seiten- und Pendelausgleich an die Bodenoberfläche anpassen. Das Gestänge gib es in 7,2 m, 9 m und 12 m Breite. Bei 7,2 m wiegt es ca. 590 kg und ist für Hangneigungen bis 30 % geeignet. Allerdings seien Futterverschmutzung auch hier nicht grundsätzlich auszuschließen.

Pflege ist Futterhygiene!

Allein die streifenförmig abgelegte Gülle im Grünland für Futterverschmutzung verantwortlich zu machen, hält Hubert Kivelitz, Grünlandberater der Land­wirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen, für falsch. Zwar seien 2020 und vor allem im Dürrejahr 2018 vermehrt trockene Güllebänder auf den Grünland- und Feldfutterflächen auf­gefallen – sie lagen dort über Wochen, teils Monate. Allerdings verbleiben die Faserreste der Gülle auch bei einer Breitverteilung auf dem Grünland – nur nicht so stark sichtbar. Unglücklich sei zudem die Kombination von dicker Gülle und einem Schleppschuhverteiler.

Faserreste von Gülle auf dem Boden oder an den Stoppeln und Blättern führen nicht zwingend zu futterhygienischen Problemen. „Bislang gibt es dazu weder aus der Praxis noch aus dem Versuchswesen verdichtende Hinweise“, stellt Kivelitz klar. Untersuchungen zeigten zwar, dass der Keimbesatz kurz nach einer Düngung steigt, doch dann in den folgenden Wochen wieder sinkt. Dabei ließ sich kein Unterschied zwischen der Wirtschafts- und der Mineraldünger­variante feststellen.

Hinzu kommt: Das Futter ist mit zunehmendem Alter (spätere Aufwüchse ab dem 4. Schnitt) grundsätzlich stärker mit Bakterien und Pilzen belastet. Der Keimbesatz nimmt zum Vegetationsende zu. Obwohl die Ursachen für verschmutztes Futter vielfältig sind, seien Clostridien haupt­verantwortlich. „Die sind bodenbürtig und stammen zum Großteil aus offenen ­Bodenstellen oder Mistresten“, erklärt Kivelitz. Eine weitere Keimquelle könnten auch Kadaver, z. B. von Mäusen, sein. „Futterverschmutzungen zu vermeiden, fängt schon bei der Grünlandpflege an“, schlussfolgert der Berater. Für eine hohe Futterhygiene empfiehlt er folgende Strategien:

  • Gülle homogenisieren,
  • für bessere Infiltration die Gülle mit Wasser verdünnen oder separieren, um Faseranteile zu verringern,
  • Witterung und Bodenverhältnisse bei der Ausbringung beachten,
  • auch im wachsenden Bestand düngen (dann mit Schleppschuhverteiler),
  • Gülle häufiger moderat ausbringen (2 x 10 bis 15 m³ statt 1 x 20 m³) und
  • aufmerksam ernten: Bei auf dem Boden liegenden Güllebändern oder offenen Bodenstellen durch Maulwurfshaufen bzw. Wildschweinschäden höher schneiden, langsam wenden und schwaden.

Dass sich an der Gesetzgebung noch etwas ändert, bezweifelt Kivelitz: „Die streifenförmige Ausbringung ab 2025 auf Grünland wird kommen!“ Landwirte seien daher gut beraten, sich mit den Techniken rechtzeitig auseinanderzusetzen.

Das ist der Höfestammtisch

Das Vortrags- und Diskussionsformat „Höfestammtisch“ wird inzwischen länderübergreifend von der Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen und dem Landesbetrieb für Landwirtschaft Hessen (LLH) organisiert. ­Online tauschen sich Teilnehmer und Referenten aus dem deutschsprachigen Raum regelmäßig über verschiedenste Themen aus (siehe QR-Code).

Bezieher des Newsletters für Grün­­land, Futterbau und Wiederkäuer zahlen nichts, alle anderen 20 € pro Abend. Ab Ende Januar werden auch regelmäßige Regionaltreffen angeboten. Fragen beant­worten edmund.leisen@lwk.nrw.de und katharina.weihrauch@llh.hessen.de

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