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topplus Studie liefert Belege

Uni Bonn: Gülleansäuerung bewirkt deutliche Reduktion von Ammoniak und Methan

Die Uni Bonn hat eine Anlage zur Ansäuerung von Gülle mit Schwefelsäure entwickelt, die jeder Betrieb auch in älteren Ställen nachrüsten kann. Die Wirkung ist verblüffend.

Lesezeit: 4 Minuten

Die Uni Bonn verspricht sich von einer Nachrüstlösung für Ställe eine Verringerung der Gasbildung aus Gülle. Laut einer aktuellen Studie sollen sich damit die Ammoniak-Emissionen schon im Stall um etwa 40 % reduzieren lassen.

Noch deutlicher könne sie die Entstehung von Methan verringern, eines starken Treibhausgases. Die Methode könnte daher auch einen wichtigen Beitrag zum Kampf gegen den Klimawandel leisten. Dr. Veronika Overmeyer vom Institut für Landtechnik (ILT) der Universität Bonn erklärt die Entdeckung.

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Saure Gülle für saubere Luft

Zusammen mit ihren Projektpartnern, den Firmen SF-Soepenberg und Hölscher + Leuschner, haben die Forscher auf eine bewährte Methode zurückgegriffen: die Ansäuerung von Gülle mit Schwefelsäure. „Aus dem Kot-Urin-Gemisch wird permanent Ammoniak freigesetzt“, sagt Overmeyer. „Die Zugabe von Säure führt dazu, dass Ammoniak als Ammonium vorliegt, das nicht gasförmig entweichen kann und somit in der Gülle verbleibt.“

Dieser Mechanismus ist schon lange bekannt. So wird der Flüssigmist in Deutschland heute schon teilweise bei der Ausbringung auf die Felder mit Säure versetzt. Dadurch lassen sich allerdings nicht die Ausgasungen in den Griff bekommen, die im Stall oder bei der Lagerung der Gülle entstehen.

Spezieller Rührbehälter

Die Exkremente direkt im Güllekanal anzusäuern, kann unter bestimmten Umständen gefährlich sein, da dabei giftiger Schwefelwasserstoff entstehen kann. „Wir haben diesen Prozess daher aus dem Stall verlagert“, betont Overmeyer: „Wir pumpen den Flüssigmist alle paar Tage in einen speziellen Rührbehälter, wo er mit Schwefelsäure vermischt wird. Die frisch angesäuerte Gülle wird dann zurück in den Güllekanal gepumpt.“

Somit kann sie weiterhin im Stall gelagert werden, während zugleich die Ammoniak-Emissionen vermindert werden. Diese gingen in der Studie um knapp 40 % zurück. Bei einer Optimierung der Methode sind sogar Werte von mehr als 60 % denkbar. Die Ammoniak-Emissionen bei der Düngung mit dem vorbehandelten Flüssigmist sind ebenfalls deutlich geringer. Da die angesäuerten Exkremente größere Mengen Stickstoff und Schwefel als normalerweise enthalten, haben sie zudem eine noch bessere Düngewirkung.

Auch Methan deutlich reduziert

Unerwartet war zudem eine weitere Beobachtung: Die Ansäuerung unterdrückte auch die Entstehung von Methan, eines sehr starken Klimagases. 10 bis 15 % des menschgemachten Methans stammen aus der Gülle-Lagerung. „Mit unserer Methode konnten wir die Methan-Emissionen um zwei Drittel reduzieren“, erklärt Prof. Dr. Wolfgang Büscher vom ILT, der die Studie betreut hat. „Wir schlagen damit also gleich zwei Fliegen mit einer Klappe.“

Die Nachrüstung ist nicht umsonst zu haben. Im Vergleich zu aufwändigen Um- oder gar Neubauten ist sie aber vergleichsweise kostengünstig, wobei der Landwirt durch die bessere Düngewirkung auch noch einen zusätzlichen Nutzen hat.

Schön, aber nicht erlaubt

Dennoch scheitert die Lösung momentan an der deutschen Rechtslage. Danach ist die Zugabe von Säure zu gelagerter Gülle nur erlaubt, wenn der Güllekanal zuvor mit Spezialfolie abgedichtet wurde. „Das verteuert die Umrüstung erheblich“, sagt Overmeyer. „Dabei zeigen Studien, dass diese Maßnahme nicht notwendig ist, weil trotz des leicht erniedrigten pH-Wertes im Flüssigmist die Wände der Güllekanäle nicht signifikant schneller abgenutzt werden.“

Ihre Hoffnung setzt sie nun auf einen neuen Referentenentwurf, der vorschlägt, die gesetzliche Abdichtungspflicht abzuschaffen. Der liegt aber bereits seit Jahren vor und wurde bislang noch nicht in ein Gesetz gegossen. „Mich ärgert das etwas“, sagt Overmeyer: „Einerseits erwarten wir, dass die Landwirte umweltfreundlicher arbeiten, und andererseits legen wir ihnen dabei Steine in den Weg.“

Für ihre Studie hat sie anderthalb Jahre lang zwei Schweinemastabteile (mit und ohne Gülleansäuerung) auf der Lehr- und Forschungsstation der landwirtschaftlichen Fakultät miteinander verglichen. „Derartige Langzeit-Untersuchungen sind aufgrund ihres hohen Aufwands eine Seltenheit“, betont ihr Doktorvater Prof. Büscher. „Mit dem Campus Frankenforst verfügen wir über eine der wenigen Einrichtungen hierzulande, an denen das überhaupt möglich ist.“

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