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topplus Tipps zur Düngung

„Güllewetter“ unbedingt nutzen

Ammoniakverluste bei der Gülleausbringung lassen sich durch verschiedene Maßnahmen verringern, doch von entscheidender Bedeutung ist trotzdem die Witterung während und direkt nach dem Gülleverteilen.

Lesezeit: 5 Minuten

Ansäuern, Zugabe von Kieserit oder Einschlitzen, alles hilft, um weniger Ammoniak während oder nach dem Verteilen der Gülle ausgasen zu lassen. Doch starke Sonneneinstrahlung, hohe Temperaturen oder starker Wind sind in ihrer Wirkung nicht zu unterschätzen, meint Prof. Dr. Hans-Werner Olfs von der Universität Osnabrück. Das Wochenblatt für Landwirtschaft und Landleben berichtet.

Was ist in der Gülle drin?

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Zu allererst ist es wichtig zu wissen, welche Inhaltsstoffe die Gülle, der Gärrest oder andere organische Düngemittel aufweisen. Während der Generalversammlung des Acker- und Saatbauvereins Soest-Hellweg erläuterte der Osnabrücker Wissenschaftler eindringlich, dass beispielsweise der Anteil an Ammonium-N zwischen fast 0 und 5 % schwanken kann, da helfen Durchschnittswerte überhaupt nicht. Für eine akkurate Düngeplanung sind Daten aus Laboranalysen notwendig. Olfs verweist aber auf Alternativen, die ausreichend genaue Daten liefern:

  • Der Quantofix-N-Volumeter ist seiner Meinung nach leicht zu bedienen, ist in der Anschaffung mit etwa 250 € und 1 bis 1,50 € pro Probe nicht so teuer und liefert zuverlässige Daten.



  • Als sehr praktisch sieht er die an Gülleausbringfässern angebrachte NIRS-Technik an. Allerdings ist darauf zu achten, dass der benutzte Sensor zu der auszubringenden Gülle passt, da die Sensoren je nach Gülleart in der DLG-Prüfung in einzelnen Kriterien nicht immer genaue Daten liefern.



    So arbeitete der Sensor von MUT bei der Untersuchung nach K 2 O in der DLG-Überprüfung sehr genau, der Sensor von John Deere hat bestanden, der Sensor von Dinamica Generale hat in dem Kriterium keine Beurteilung.



    Wenn Anwender das aber beachten, können sie mit der Technik plus den leistungsfähigen Prozessrechnern zielorientiert Nährstoffe ausbringen. So lassen sich Pflanzen genau ernähren und gleichzeitig die Umwelt schonen. Olfs fragt sich aber, wie zuverlässig Daten sind, wenn Sensoren schon mehrere Jahre im Einsatz waren. Aber mit entsprechender Wartung sollte das kein Problem sein.



    In dem Zusammenhang wies er deutlich darauf hin, dass nach aktueller Rechtslage der Abgeber von Gülle für eine zutreffende Deklaration der Nährstoffgehalte verantwortlich ist. Weder Abgeber noch Aufnehmer von Gülle können sich auf Durchschnittswerte verlassen und auf dem Acker damit arbeiten.

Ammoniakemissionen

Für den Osnabrücker Wissenschaftler ist völlig klar, dass die Landwirtschaft die Emissionen bei der Ausbringung von Gülle und Gärresten deutlich reduzieren muss, da sie beispielsweise für über 90 % der Ammoniakausgasungen verantwortlich ist.

Die streifenförmige Ausbringung hat seiner Einschätzung nach zwar schon Fortschritte gebracht, gute Ergebnisse hängen aber nach wie vor von günstigen Umständen ab. So hat ein umfangreiches Versuchsprogramm an Standorten in Kiel, Osnabrück und Stuttgart-Hohenheim unter anderem Folgendes zutage gebracht:

  • Angesäuerte Rindergülle, mit Schleppschlauch ausgebracht, emittierte signifikant weniger Ammoniak als die anderen Güllevarianten, nur KAS und die Kontrolle schieden weniger NO 3 aus.



  • Schlitzen hatte einen deutlich geringeren Effekt auf NH 3 -Emissionen als das Ansäuern. Das zeigte sich bei Gülle wie bei Gärresten.



  • Über die Versuche hinweg hatten Gärreste in allen Varianten höhere Emissionen als Gülle. Das lässt sich mit dem in der Regel höheren pH-Wert der Gärreste erklären, der zwangsläufig zu höheren Emissionen führt. Der pH-Wert von Gärresten schwankt zwischen 8 und 8,5, der pH-Wert von Rindergülle liegt dagegen unter 7,8.
  • Gleichzeitig gibt es bemerkenswerte Unterschiede zwischen den Standorten. Im windreichen Schleswig-Holstein liegen die Ammoniakemissionen in den Versuchsjahren 2019 und 2020 höher als an den windärmeren Standorten im Binnenland.



  • Zusätzlich variierten die Emissionen über alle Applikationsvarianten hinweg auch noch von Jahr zu Jahr, aber nicht parallel an den drei Standorten.

Ansäuern als die Lösung?

Auch wenn das Verfahren Gülleoder Gärrestansäuern gut abgeschnitten hat, gilt es folgende Faktoren zu bedenken:

  • Die Lagerung und der Transport der sehr aggressiven Schwefelsäure erfordert spezielle, doppelwandige IBC-Tanks.



  • Die Anwender benötigen besondere Schulungen, da die Schwefelsäure zu den Gefahrstoffen gehört.



  • Es muss so viel Schwefelsäure zugesetzt werden, dass der pH-Wert der Gülle oder des Gärrestes auf den Ziel-pH-Wert von 6,0 bis 6,5 sinkt.

In einer wirtschaftlichen Gegenüberstellung zeigte Olfs eine fast ausgeglichene Rechnung. Mehrkosten von insgesamt 48 €/ha für einen Pauschalsatz für das System von 18 € und Kosten für die Säure (25 m³/ha, 4 l Säure/m³, 0,3 €/l Säure) standen kalkulatorisch Kosteneinsparungen für den mitgelieferten Schwefel (15 €/ha) und die um etwa 10 % bessere N-Ausnutzung, die mit etwa 34 €/ha zu Buche schlagen. Dazu kommen noch einige Nebeneffekte wie bessere Qualitäten und Ähnliches, die sich aber kaum bewerten lassen.

Einige Fragen bleiben offen

Wenn Gärreste angesäuert werden sollen, sind wegen des hohen Aus-gangs-pH-Wertes größere Säuremengen notwendig, sodass nach Aussage des Experten schnell bis zu 60 kg/ha Schwefel mit ausgebracht werden. Der Bedarf von Weizen liegt aber nur bei 30 kg/ha. Der Rest droht auszuwaschen. Dem kann mit einem gezielten Flächenwechsel begegnet werden.

Olfs möchte Säure nur einsetzen, wenn andere Möglichkeiten nicht zum Ziel führen. Sonst empfiehlt er, bei als „Güllewetter“ bekannten Bedingungen Gülle auszubringen. Schlitzgeräte oder Strip-Till liefern unter optimalen Bedingungen sehr gute N-Effizienzen.

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