Die trockene Witterung seit Anfang März hat dafür gesorgt, dass die Landwirte viele Feldarbeiten und auch die Wirtschaftsdüngergaben ohne Probleme erledigen konnten. Viele Maisflächen sind daher bereits mit Nährstoffen aus der Gülle versorgt. Der „konventionelle Ansatz“ der flächig ausgebrachten Gülle mit direkt anschließender Einarbeitung bringt laut Stefan Schulte-Übbing von der LWK NRW den Vorteil geringer Ammoniakverluste.
In diese Fällen macht es Sinn, Gülle in den Bestand zu fahren
Dennoch gibt es Gründe, die für das Ausbringen von Gülle und Gärresten in den stehenden Mais sprechen. So kann es z. B. bei sehr schweren und nassen Böden sinnvoll sein, die schweren Güllegespanne erst nach der Aussaat auf die Flächen zu schicken. Das verhindert im Vorfeld Bodenverdichtungen und Klutenbildung, die die Saatbettbereitung erschweren.
Die flächige Einarbeitung vor der Saat ist auch keine Option für Direktsaatbetriebe. Hinzu kommen Faktoren wie Lagerkapazität. Denn für Betriebe ohne Grünland und ohne Raps in der Fruchtfolge ist es häufig die letzte Möglichkeit, im Frühjahr nennenswerte Mengen Wirtschaftsdünger auszubringen.
Auch zum Etablieren von Untersaaten kann dieser Ausbringungszeitpunkt sinnvoll sein. „Saugt man Grassamen in den Güllestrom mit ein, ist die Gülleausbringung ein geschickter Weg, Untersaaten im Mais zu etablieren“, erläutert Schulte-Übbing.
Der richtige Termin ist entscheidend
Um auch bei diesem Ansatz eine möglichst hohe Nährstoffausnutzung zu erreichen, und Emissionen weitgehend zu reduzieren, ist für Schulte-Übbing der richtige Termin entscheidend. Er empfiehlt, dabei den Entwicklungsstand des Maises und vor allem das Wetter zu berücksichtigen. „Ideale Bedingungen sind ein etwa kniehoher Bestand und bewölktes oder auf leichten Böden sogar leicht regnerisches Wetter“, so der Berater.
Im Umkehrschluss sollte man keine Gülle ausbringen, wenn der Mais noch sehr klein ist. Dann fehlt der „Emissionsschutz“, den die Maispflanzen später durch das Beschatten des Bodens schaffen. Genauso ungünstig ist eine Ausbringung bei sehr warmen, sonnigen und windigem Wetter.
Einarbeitung mit der Hacke
Mehr Kompromisse sind laut Schulte-Übbing möglich, wenn eine Hacke zur Verfügung steht, mit der sich die Gülle oder die Gärsubstrate unverzüglich einarbeiten lassen. Diesen Arbeitsgang sollte man möglichst in die Unkrautbekämpfungsstrategie einbetten. Denn gelingt es, beim Hacken einen Häufeleffekt zu erzeugen, werden die Unkräuter in der Maisreihe verschüttet.
Potenzial sieht Schulte-Übbing auch im Ansäuern von Gülle. Wie sehr sich dabei die Ammoniakemissionen im Mais reduzieren lassen und wie sich die Schwefelsäure in der Gülle ertraglich auswirkt, untersuchen aktuell laufende Versuche.