topplus Verrücktes Agrarwetter

Getreideernte in Europa: Gute Erträge im Süden, Wassermangel im Norden

Der Prognosedienst der EU-Kommission MARS erhöht seine Ertragsschätzungen für Getreide und Ölsaaten gegenüber Vormonat mit einer Ausnahme. Und so wird das Agrarwetter.

Lesezeit: 6 Minuten

Die insgesamt guten Ertragsaussichten auf EU-Ebene werden durch außergewöhnlich hohe Erwartungen in Spanien, Portugal, Rumänien, Bulgarien, Griechenland und auch im Baltikum gestützt.

Andauernder Wassermangel beeinträchtigt zunehmend die Erträge in Westbelgien, Zentralfrankreich, Ostdeutschland, Westpolen und Ungarn, insbesondere bei Frühjahrs- und Sommerkulturen. Im Gegensatz dazu werden für Winterkulturen in Norditalien Ertragseinbußen aufgrund übermäßiger Niederschläge erwartet, während in Süd- und Mitteldeutschland Schädlingsbefall die Wurzel- und Knollenkulturen bedroht. Das berichtet Wienke von Schenck, Marktexpertin Pflanzenbau bei der Agrarmarkt Informations-Gesellschaft (AMI).

Sehr unterschiedliches Bild in Europa

Deutliche regionale Unterschiede in der Pflanzenentwicklung werden in der gesamten EU und den angrenzenden Gebieten beobachtet. In der Ostukraine, der Türkei, Zypern und im westlichen Maghreb haben die irreversiblen Auswirkungen der anhaltenden Dürre und Hitze zu einem erheblichen Rückgang der Erträge der Winterungen geführt.

Anhaltendes Niederschlagsdefizit in ganz Europa

In Westbelgien und im Südwesten der Niederlande besteht weiterhin ein erhebliches Niederschlagsdefizit im Frühjahr von ca. 50 %. Die Kornfüllung der Getreidepflanzen wurde beeinträchtigt, und die Sommerkulturen stehen unter Druck. Da keine Niederschläge vorhergesagt sind, dürfte sich die Lage weiter verschlechtern.

In Ostdeutschland und Westpolen lagen die Niederschläge unter dem Durchschnitt, waren jedoch gut verteilt und ideal für die wasserarmen Böden; bisher sind keine nennenswerten Auswirkungen auf die Winterkulturen in der Kornfüllungsphase zu beobachten. Da jedoch nur geringe oder gar keine Niederschläge vorhergesagt sind, könnten sich die Bedingungen für Winter- und Frühjahrskulturen verschlechtern.

In Zentralfrankreich hat sich das Niederschlagsdefizit seit Mitte Mai verschärft. Da sich die Winterkulturen derzeit in der Kornfüllungsphase befinden, könnten anhaltend ungünstige Bedingungen die Ertragserwartungen verringern.

Ungarn, Slowenien und der nördlichste Teil Kroatiens leiden seit Ende Mai unter Niederschlagsdefiziten. Obwohl die Saison für Winterkulturen weiterhin positiv ist, gefährdet die anhaltende Austrocknung der Böden das Ertragspotenzial der Sommerkulturen.

Dürre in Türkei, Ukraine und im westlichen Maghreb

In der Türkei leiden weite landwirtschaftliche Gebiete weiterhin unter Niederschlagsdefiziten, oft in Verbindung mit hohen Temperaturen. Die Erträge der Winterkulturen sind in den südöstlichen Regionen weiter zurückgegangen.

Auswirkungen sind auch in der Ostukraine, im westlichen Maghreb und auf Zypern zu beobachten, wo ein trockener Winter und/oder Frühling zu ungünstigen Wachstumsbedingungen geführt haben und die Ertragsprognosen unter dem Fünfjahresdurchschnitt liegen.

In Norditalien zeigen die Winterkulturen dagegen deutliche Anzeichen von Stress aufgrund eines übermäßig nassen Frühlings, was sich auf die Feldbedingungen und wahrscheinlich auch auf die Ernteerträge auswirkt.

Zunehmender Schädlingsdruck in Deutschland

Seit Mitte Mai werden Schädlingsbefälle in Süd- und Mitteldeutschland gemeldet, mittlerweile sogar bis nach Norddeutschland.

Zuckerrüben und Kartoffeln sind durch den Vektor Schilf-Glasflügelzikade (Familie Cixiidae) bedroht, der bakterielle Krankheiten wie Stolbur verbreitet. Vorläufige Schätzungen deuten darauf hin, dass ein Drittel der Zuckerrübenanbauflächen betroffen sein könnte, weshalb eine genaue Überwachung unerlässlich ist.

Das bedeutet in Zahlen, dass die Ertragsschätzungen für alle Getreidearten, außer für Hartweizen, um 1 %, Wintergerste sogar 2 % angehoben wurden. Für Roggen, Triticale und Mais blieben sie zum Vormonat unverändert. Auch bei den Ölsaaten wird ein Plus von 1 % angegeben. Für Kartoffeln wurde die EU-Ertragsschätzung um 1 % für Zuckerrüben um 2 % reduziert.

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So wird das Agrarwetter in der kommenden Woche

Heute setzt sich von Süden zunehmend Hochdruckeinfluss durch. Dabei fließt in den Norden feuchte und mäßig warme, in den Süden trockene und sehr warme bis heiße Luft. Ab der Nacht zum Donnerstag greift von Westen ein atlantischer Tiefausläufer mit gewitterträchtiger Luft über.

Donnerstag

Am Donnerstag im Tagesverlauf in vielen Landesteilen aufkommende Schauer und Gewitter, teils auch kräftig und lokal mit Unwettergefahr. Im Südwesten nur vereinzelt Gewitter. Höchstwerte zwischen 22 und 26 Grad im Nordwesten, sonst 27 bis 32 Grad, am wärmsten im Osten. Mäßiger bis frischer und stark böiger Wind, im Tagesverlauf auf West drehend. Auf den Bergen stürmisch.

In der Nacht zum Freitag viele Wolken. Zunächst ostwärts abziehende Schauer und Gewitter, später im Westen und Nordwesten neuer Regen, langsam ost- und südostwärts verlagernd. Tiefstwerte zwischen 19 und 13 Grad. An den Küsten und auf den Bergen weiterhin steife bis stürmische Böen aus West.

Freitag

Am Freitag im Südwesten Wechsel aus Sonne und Wolken und meist trocken bei 26 bis 29 Grad. Sonst zunächst viele Wolken und in den Osten und Südosten verlagernder Regen. Ab dem Nachmittag meist trocken und Auflockerungen. Maxima zwischen 19 Grad an den Küsten und 27 Grad im Südosten. Mäßiger, im Nordosten und Osten frischer und stark böiger westlicher Wind, dabei an den Küsten und im höheren Bergland steife bis stürmische Böen.

In der Nacht zum Samstag im Norden Durchzug von Wolkenfeldern, aber kaum Regen. Nach Süden hin gering bewölkt oder klar, trocken. Minima zwischen 18 und 12 Grad. Nachlassender Wind.

Samstag

Am Samstag im Norden wolkig bis stark bewölkt, aber kaum Regen. Sonst heiter bis wolkig, im Süden länger sonnig, trocken. Wieder deutlich wärmer bei 27 bis 32 Grad, am Oberrhein bis 34 Grad. Ganz im Norden 21 bis 26 Grad. Im Süden und Südwesten schwacher, sonst mäßiger West- bis Nordwestwind, an den Küsten teils steife Böen.

In der Nacht zum Sonntag im Norden zeitweise wolkig, nur vereinzelt Schauer. Sonst vielfach klar. Abkühlung auf 18 bis 13 Grad, in größeren Städten Süddeutschlands nicht unter 20 Grad.

Sonntag

Am Sonntag im Norden wolkig, aber meist trocken bei maximal meist 24 bis 29 Grad. Sonst viel Sonnenschein bei heißen 28 bis 34 Grad, am Oberrhein bis 36 Grad. Schwacher bis mäßiger Wind aus West bis Nordwest, im Süden aus Nordwest bis Nord.

In der Nacht zum Montag überwiegend klar. Tiefsttemperatur 19 bis 13 Grad, im Südwesten örtlich um 20 Grad.

Montag

Am Montag zunächst sonnig, später über dem Bergland ein paar Quellwolken, zum Abend einzelne Hitzegewitter nicht ausgeschlossen. Auch im Norden zeitweise wolkig, aber trocken. Höchstwerte im Norden 25 bis 30 Grad, an den Küsten etwas kühler, sonst 29 bis 36 Grad mit den höchsten Werten im Süden. Schwachwindig.

In der Nacht zum Dienstag meist gering bewölkt oder klar und niederschlagfrei. Tiefstwerte 19 bis 13 Grad, entlang des Rheins und seiner Nebenflüsse teils nicht unter 20 Grad.

Dienstag

Am Dienstag von Südwesten her zunehmende Quellbewölkung und gebietsweise kräftige Schauer und Gewitter mit lokalem Unwetterpotenzial. Höchsttemperatur 28 bis 36 Grad, an den Küsten etwas kühler. Mäßiger, auf südliche Richtungen drehender Wind.

In der Nacht zum Mittwoch unterschiedlich bewölkt und örtlich weitere kräftige Schauer und Gewitter. Tiefsttemperatur 19 bis 13 Grad, entlang des Rheins und seiner Nebenflüsse örtlich um 20 Grad.

Trendprognose Mittwoch, 2. bis 4.Juli 2025

Von Mittwoch bis Freitag weiter unbeständig mit teils kräftigen Schauern und Gewittern. Deutlicher Temperaturrückgang, im Nordwesten und Norden spätestens ab Donnerstag kaum noch 25 Grad, sonst voraussichtlich weiterhin (sehr) warm und schwül.

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