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Altes Pflanzenschutz-System neu bewertet

Mit dem Verfahren „Hacke + Bandspritze“ soll es möglich sein, in Reihenkulturen bis zu 50 % der Herbizidmengen einzusparen. Funktioniert das, ohne Wirkung aufs Spiel zu setzen?

Lesezeit: 5 Minuten

Ein Interview mit Harald Kramer, Berater für Pflanzenschutztechnik von der Landwirtschaftskammer Niedersachsen.

Politisch stehen die Vorzeichen zurzeit auf Reduktion von Pflanzenschutz­mitteln. Auch vor diesem Hintergrund gewinnt die „Hacke + Bandspritzung“ wieder an Bedeutung. Was sind die ­aktuellen Herausforderungen bei dem eigentlich alten System?

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Kramer: Im Rahmen der europäischen Farm to Fork-Strategie, die u.a. das Ziel einer 50 %-igen Reduktion von Pflanzenschutzmitteln enthält, erlebt das Thema Hacke-Bandspritzung ­momentan eine Renaissance. Generell ist das System nichts Neues, allerdings muss man es mit der aktuellen Technik neu beleuchten. So tauchen z.B. zu­nehmend Fragen nach der Schlagkraft, der Wirksamkeit, dem Resistenzmanagement etc. auf.

Ein weiterer Aspekt beim kombi­nierten Hacken und Spritzen ist die Frage nach dem optimalen Einsatz­zeitpunkt. Während beim Hacken die Böden trocken sein sollten, wirken Bodenherbizide am besten unter feuchten Verhältnissen. Vorteil der Kombination ist ­dagegen, dass die Arbeitsbreite der ­Sämaschine meist zur Hacke und Bandspritze passt.

Zieht man das System auseinander und arbeitet mit einer separaten Hacke und einer Feldspritze mit Bandspritzeinrichtung, lässt sich das jeweilige Einsatzoptimum zwar treffen. Voraussetzung für eine erfolgreiche Anwendung dieses Systems ist aber eine exakte Gestängeführung der Spritze.

Des Weiteren tauchen Probleme auf, wenn z.B. mit einer 3 m-Maschine ­gesät wird und dann eine 27 m breite Spritze folgt. Die Reihen dann genau zu treffen ist schwierig. Denn in diesem Fall setzt die Sämaschine 9-mal pro Spritzenbreite an. Kommt es dabei jedes Mal zu einer Ungenauigkeit von nur 2 cm, wird es unmöglich, die Kulturpflanze noch exakt zu benetzen.

Diese Punkte zeigen, dass das Verfahren Hacke-Bandspritzung kein Selbstläufer ist. Dazu kommt noch, dass jede Überfahrt neben Zeit auch Diesel ­kostet. Zudem erhöht das Hacken in hängigem Gelände die Erosionsgefahr.

Welche Strategie empfehlen Sie z.B. in Rüben, wenn es darum geht, Herbizidreduktion und eine sichere Wirkung unter einen Hut zu bekommen?

Kramer: In Rüben ist es sinnvoll, ein mindestens 20 cm breites Herbizidband zu wählen, um noch Sicherheitsbereiche im Band zu behalten. Auch wenn sich dadurch nicht die maximale Einsparung erreichen lässt, sichert das die Wirkung doch enorm ab.

Weil zudem eine exakte Bandapplikation am Vorgewende und im hän­gigen Gelände schwierig, wenn nicht ­sogar kaum umsetzbar ist, sollte man vielleicht auch darüber nachdenken, in der Ebene bzw. auf den Geraden einer Fläche im Band zu applizieren und am Vorgewende auf eine Flächenbehandlung umzuschalten. Dann wäre die Wirkung gesichert und immer noch Einsparpotenzial vorhanden.

Für Hangflächen gibt es mittlerweile Systeme an der Spritze, wie z.B. das RSD-System von Dammann, das einem kameragesteuerten Verschieberahmen gleichkommt. Dieses gleicht dann Ungenauigkeiten beim Abstand aus.

Generell passt der 45 cm-Reihen­abstand bei Rüben nicht so gut zum System, oder?

Kramer: Das stimmt – es ist eine separate Bandspritzeinrichtung mit Düsen auf 45 cm-Abstand erforderlich. Daher sollte man eventuell auch die Anbausysteme überdenken. Muss denn die Rübe unbedingt auf 45 cm angebaut werden, oder gehen auch 50 cm? Für die Technik Hacke-Bandspritze wäre das eine enorme Erleichterung, weil sich dann mit dem üblichen 25 cm-­Düsenabstand nahezu alle Systeme, wie z.B. die 75 cm-Reihen bei Mais und Kartoffeln, erschlagen ließen. Das würde auch die Akzeptanz der Technik in der Praxis deutlich erhöhen.

In Rüben sind normalerweise 3 bis 4 NAK-Behandlungen erforderlich. Zu welchen Terminen ist es sinnvoll, die Hacke + Bandspritzung zu nutzen und wie hoch ist das Einsparpotenzial über die gesamte Unkrautkontrolle?

Kramer: Folgende Kombination ermöglicht es dem Praktiker, die Bestände gut zu führen: Flächenbehandlung bei der ersten NAK, Bandbe­handlung + Hacken bei der zweiten NAK und aus­schließliches Hacken ­zwischen den Reihen statt der dritten NAK. In diesem System liegt die Herbizidreduktion übrigens bei 50 % im Vergleich zu drei NAKs flächig.

Aber: Wichtig ist, die unterschied­lichen Anbaujahre zu beachten. In einem feuchten Jahr, in dem die Bodenverhältnisse einen Hackgang nicht ­zulassen, werden die Einsparpotenziale nahezu null sein. In trockenen Jahren kann die Hacke dagegen vermehrt zur Herbizideinsparung beitragen.

Eine Einsparung pauschal über alle Jahre hinweg wird es somit aus meiner Sicht nicht geben können. Generell kommen integrierte Systeme oft nicht an die Wirkung eines rein chemischen Pflanzenschutzes heran. Die maximale Einsparung muss man daher unbedingt an den Bekämpfungserfolg koppeln, damit man nicht in die Falle einer ­Resistenzbildung tappt.

Und eins noch: Beim Hacken ist ­großer Wert auf den Schutz von ­Bodenbrütern zu legen. Vielleicht ist es sinnvoll, dass auch dieser Punkt ­darüber entscheidet, ob man eventuell auch mal auf einen Hackgang ­verzichtet und chemisch behandelt.

Funktioniert die Technik auch bei Fungiziden und Insektiziden?

Kramer: Generell schon – wie auch bei Herbiziden sollten die Landwirte aber sicherstellen, dass man in den klassischen Hackfrüchten die Reihen exakt trifft. In Getreide – gesät in weiter Reihe – wird es allerdings schwierig, eine Einsparung rein über die ­technische Ausstattung zu bekommen. Denn hier befinden sich die Reihen zu dicht aneinander. Daher ist es sinnvoll, in Getreide z.B. über das Schadschwellensystem Behandlungen einzusparen und vor allem keine pauschalen Sicherheitsfahrten durchzuführen. Auch kann man mit Einzeldüsenschaltungen Mittel einsparen, weil sich damit doppelt behandelte Bereiche reduzieren lassen.

Gibt es eigentlich Techniken, die noch exakter applizieren und mehr Mitteleinsparungen zulassen?

Kramer: Andere Systeme, wie die neue Smart Spraying Solution, machen den Pflanzenschutz noch exakter. Denn hier geht es um Spot Spraying – es wird also nur noch die genaue Ziel­fläche benetzt. Dies kommt somit einer maximalen Reduktion von Pflanzenschutzmitteln gleich. Jedoch stehen diese Systeme der Praxis noch nicht in ausreichendem und erschwinglichem Maße zur Verfügung.

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