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Landwirtschaft im Dialog

Hartelt: Mit Biodiversität muss auch Geld verdient werden

DBV-Umweltbeauftragter Hartelt warnt, die Betroffenheit der Landwirtschaft vom Insektenschutzplan zu verharmlosen. Beim top agrar-Format "Landwirtschaft im Dialog“ am 11.11. sitzt er auf dem Podium.

Lesezeit: 5 Minuten

Wie wollen Sie als Landwirt den Pflanzenschutz mit dem Erhalt der Biodiversität in Einklang bringen?

Hartelt: Als Teil der Fruchtfolge muss man mit Biodiversität auch Geld verdienen können. Für die erbrachte Naturschutzleistung muss es eine Anreizkomponente geben. Biodiversität erfordert die Kooperation zwischen Landwirtschaft und Naturschutz. Artenvielfalt auf Verordnungswege kann nicht erfolgreich sein. Der Schutz der Kulturpflanze vor Schädlingen, Krankheiten und Konkurrenzpflanzen ist sowohl im Ökolandbau als auch im konventionellen Landbau zwingend erforderlich, was auch kein Widerspruch zum Erhalt der Artenvielfalt ist. Während es in beiden Produktionsrichtungen im Grundsatz das Ziel ist, im Wesentlichen die Kulturpflanze zu fördern und einen möglichst hohen Ertrag zu erzielen, findet die Förderung der Biodiversität gezielt auf Teilflächen statt.

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Die Bundesregierung hat dafür das Insektenschutzprogramm vorgeschlagen. Es stößt auf großen Widerstand im Bauernverband. Was sind Ihre Hauptkritikpunkte an diesem Weg?

Hartelt: Die Umsetzung des Aktionsprogramms Insektenschutz mit der Fokussierung auf Auflagen und Verbote in der Landwirtschaft und seine fehlende Ausgewogenheit bei der Adressierung aller Gefährdungsursachen für Insekten hätte die fatale Wirkung, dass die Kooperation zwischen Landwirtschaft und Naturschutz Schaden nimmt, die Agrarumweltförderung beschnitten wird und ein enormer Vertrauensverlust entsteht. Der Widerstand im Bauernverband und bei den Mitgliedern ist so immens, weil das Programm – wenn es so umgesetzt wird - eine Abkehr vom kooperativen Naturschutz in FFH- und Vogelschutzgebieten darstellt und die Landwirte für ihr jahrelanges freiwilliges Engagement im Naturschutz bestraft werden.

Die geplanten Auflagen werden die Bewirtschaftung an Gewässern, auf artenreichem Grünland und in Schutzgebieten empfindlich einschränken und zu hohen Kosten und Vermögensverlusten führen. - Hartelt

Der DBV rechnet in einer ersten Folgenabschätzung, dass landwirtschaftliche Flächen in einer Größenordnung von mehr als 2,3 Mio. ha von der Umsetzung des Programms betroffen sein könnten. Hier könnte dann Landwirtschaft zum Teil nur noch mit erheblichen Einschränkungen betrieben werden.

Sie rechnen mit Einschränkungen für den Pflanzenschutz auf 690.000 ha Ackerland in FFH Gebieten. Das BMEL spricht nur von 158.000 ha. Wie ist dieser große Unterschied zu erklären?

Hartelt: Wir sind gerade mit dem BMEL im Austausch über die Datenbasis des BMEL zu der Fläche in FFH-Gebieten. Von Seiten des DBV haben wir in der Folgenabschätzung unsere Berechnung bereits belegt. Aber zusätzlich müssen ja auch die geplanten Auflagen für artenreiches Grünland, die Gewässerrandstreifen, die Streuobstwiesen und die Ackerflächen in Vogelschutzgebieten berücksichtigt werden. Alleine für die Ackerfläche in Vogelschutzgebieten bei Einbeziehung durch die Länder gibt das BMEL mit 738.000 ha eine deutlich größere Fläche an, als der DBV mit 560.000 ha. Ich halte auch wenig davon, das im Aktionsprogramm Insektenschutz von der Bundesregierung gewünschte weitgehende Pflanzenschutzverbot in Vogelschutzgebieten zu ignorieren, nur weil die Aufgabe den Ländern übertragen wurde. Die Betroffenheit sollte nicht verharmlost werden.

Das BMEL hält die von Ihnen errechneten Auswirkungen des Insektenschutzprogrammes für „maßlos übertrieben“. Malen Sie eventuell ein zu schwarzes Bild davon?

Hartelt: Wir stehen zu unserer Schätzung, da wir hierzu auch offizielle Datenquellen herangezogen haben. Selbst wenn man - wie das BMEL - für die Ackerfläche in FFH-Gebieten nur 158.000 ha rechnet, kommt man zusammen mit dem artenreichen Grünland, den Streuobstwiesen, den Gewässerrandstreifen und den Vogelschutzgebieten immer noch auf rund 1,8 Mio. Hektar statt 2,3 Mio. Hektar. Das sind immer noch mehr als 10 % der landwirtschaftlichen Nutzfläche und ein deutlicher Eingriff in die Bewirtschaftung und die Kooperation im Naturschutz. Insofern bleibt unsere Forderung erhalten, dass das Insektenschutzprogramm auf den Prüfstand gehört. Derzeit ist nicht erkennbar, wie das BMEL über eine restriktive Definition der einzelnen Gebietskategorien „artenreiches Grünland“, „Streuobstwiesen“, „Gewässerrandstreifen“ und die betroffene Ackerfläche in FFH- und Vogelschutzgebieten eine deutliche Reduzierung der Betroffenheit erreichen will.

Was schlagen Sie anstelle des Insektenschutzprogrammes vor? Wie können Landwirtschaft und Artenvielfalt gemeinsam funktionieren?

Hartelt: Es ist keine Frage des Ob, sondern des Wie. Die Landwirte zeigen bereits in einer Vielzahl von Projekten, über das Greening der GAP, Agrarumweltprogramme auf jedem vierten Hektar und im Vertragsnaturschutz, dass sie zum Schutz der Artenvielfalt bereit sind und zukünftig noch mehr machen wollen. Auch speziell beim Insektenschutz machen wir Landwirte mit, wenn es praxistaugliche Maßnahmen gibt, die auch wirtschaftlich tragfähig sind. Die GAP kann das Thema Insektenschutz sowohl bei den EcoSchemes als auch in der zweiten Säule aufgreifen.

Insektenschutz und insgesamt Naturschutz geht nur mit den Bauern und nicht gegen sie, in Kooperation und im Dialog und nicht mit Ordnungsrecht und Auflagen. - Hartelt

„Landwirtschaft im Dialog“: Pflanzenschutz und Biodiversität – unvereinbar oder zwei Seiten derselben Medaille?

Am 11. November dreht sich ab 19 Uhr in der Vertretung des Landes Bremen in Berlin alles um das Thema Pflanzenschutz und Biodiversität. Dabei soll es um Antworten auf die Frage gehen: Wie kann der Pflanzenschutz der Zukunft aussehen, der wirtschaftliche Erfordernisse der Landwirte mit der Sicherung von Boden, Wasser, Luft und Biodiversität in Einklang bringt? Mitdiskutieren werden Bundesumweltministerin Svenja Schulze (SPD), Agrarstaatssekretär Dr. Hermann Onko Aeikens, DBV-Umweltpräsident Eberhard Hartelt sowie Vertreter der Umweltverbände, der Pflanzenschutzindustrie aber auch Wissenschaftler, Juristen, Berater und Landwirte.

Kostenlos anmelden!

Die Teilnahme an der Veranstaltung, die top agrar im Rahmen des neuen Diskussionsformats „Landwirtschaft im Dialog“ durchführt, ist kostenlos. Weitere Informationen und Anmeldung unter www.seminare.lv.de

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