Bayerns Bauernpräsident Walter Heidl warnt bei der Glyphosat-Debatte vor "eigenmächtigen Verboten" oder "opportunistischen Selbstverpflichtungen". Nach dem umstrittenen deutschen Ja zur weiteren EU-Zulassung für Glyphosat werde mancherorts über freiwilligen Verzicht diskutiert. Doch z.B. die Schaffung von "glyphosatfreien Regionen" durch Kommunen oder Verbote durch Handelskonzerne würden das unabhängige Prüfungs- und Zulassungswesen komplett untergraben, sagte er der Deutschen Presse-Agentur.
Manche Gemeinden wollen Glyphosat nach der EU-Zulassung auf von ihnen verpachteten Flächen verbieten. Heidl kritisierte vor allem den jüngsten Vorstoß von Aldi Süd und Aldi Nord, die Zulieferer angeschrieben hatten, um Glyphosat in Eigenmarken zu reduzieren. "Immer höhere Standards und gleichzeitig niedrigste Preise. Aus Marketinggründen ruiniert der Handel so unsere Bauernhöfe", so Heidl weiter.
"Das Spritzen von Glyphosat ist bei uns keine Standardmaßnahme." Stattdessen werde das Herbizid vor allem nach dem Zwischenfruchtanbau eingesetzt, wenn die Pflanzen im Winter nicht abgefroren seien. Müsse der Bauer die Zwischenfrucht stattdessen unterpflügen und mehrfach über das Feld fahren, sei das keineswegs schonender für die Natur. "Doch die Glyphosatdiskussion ist inzwischen eine rein emotionale Debatte und hat längst die sachliche Ebene verlassen", sagte Heidl.
Zum umstrittenen Ja von Bundesagrarminister Christian Schmidt (CSU) für eine Zulassungsverlängerung sagte Heidl, Schmidts Schritt sei sachlich richtig gewesen. Allerdings sollten die einzelnen Anwendungsgebiete geprüft werden. "Ich würde mir wünschen, dass man sehr genau prüft, wo es wirklich nötig ist, und dann die Anwendung entsprechend regelt." Dabei dürfe aber nicht nur über die Landwirtschaft, sondern auch über den Einsatz in Privatgärten oder auf Bahnstrecken diskutiert werden.