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Herbstdüngung zu Raps – darf nicht und muss doch?

Ist es sinnvoll, bei der eng bemessenen N-Menge immer noch einen Teil bereits im Herbst zu platzieren? Oder besser die komplette Menge im Frühjahr? Welche Strategie rettet den Ertrag?

Lesezeit: 7 Minuten

Unsere Autoren: Kai-Hendrik Howind, Dr. Dagmar Matuschek, LWK Niedersachsen

Die Stickstoffdüngung zu Winterraps im Herbst ist seit jeher ein stark diskutiertes Thema. Für viele Praktiker ist es eine pflanzenbaulich sinnvolle Maßnahme, um ihren Bestand sicher zu etablieren. Doch die strengen Reglementierungen durch die Düngeverordnung (DüV) bei der Herbstdüngung lassen kaum noch eine pflanzenbaulich sinnvolle Empfehlung zu. Dennoch gilt es nun, mit den gegebenen Umständen erst mal bestmöglich zurecht zu kommen.

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Herbstgabe ist anzurechnen

Bundesweit gilt seit Mai 2020, dass der verfügbare Stickstoff (N) aus einer Herbstdüngung zu Raps auf den Düngebedarf im Frühjahr anzurechnen ist. Ging es bislang vor allem um die Frage, ob eine zusätzliche Herbstdüngung einen Mehrertrag bringt oder nicht, so muss nun genau überlegt werden, ob die durch die DüV begrenzten N-Menge den Pflanzen bereits im Herbst oder erst im Frühjahr zur Verfügung gestellt werden soll.

Die Übersicht 1 zeigt Beispiele, wie sich eine Herbstdüngung auf den Düngebedarf im Frühjahr auswirkt. Der verfügbare Stickstoff einer Herbstdüngung ist im Frühjahr zu berücksichtigen. Das entspricht bei organischer Düngung in der Regel dem NH4-Gehalt und bei mineralischer Düngung 100% der eingesetzten N-Menge.

Sind im Herbst beispielsweise 10 m³/ha Gärrest (5 kg Gesamt-N und 3 kg NH4-N) gefallen, so müssen Sie bei der Bedarfsermittlung 30 kg/ha anrechnen, bei einer mineralischen Düngung mit 1,5 dt/ha KAS 40 kg N/ha. Setzt man einen Nmin-Wert von 25 kg N/ha im Frühjahr an, so verbleiben anstatt 175 kg N/ha ohne Herbstdüngung noch 145 kg/ha bei organischer Düngung und 135 kg N/ha bei mineralischer Düngung.

Zu berücksichtigen ist weiterhin, dass Sie 10% Nachlieferung des organischen Stickstoffs bei der nachfolgenden Kultur anrechnen müssen. Somit sind zur Folgekultur noch mal 5 kg N/ha abzuziehen.

Knappe Zeiten in roten Gebieten

Liegen Betriebsflächen im roten Gebiet, so reduziert sich die Düngermenge um weitere 20% auf 116 bzw. 108 kg N/ha. Ob dieses für eine bedarfsgerechte Düngung des Rapses ausreicht, ist fraglich. Und vor diesem Hintergrund ist dann um so gründlicher zu überlegen, ob die N-Düngung nicht in jedem Fall ins Frühjahr verlagert werden sollte, damit zu diesem Zeitpunkt ausreichend Stickstoff zur Verfügung steht, um sowohl Massebildung als auch Blütenansatz zu fördern.

Ohnehin ist eine Herbstdüngung zu Raps in den roten Gebieten nur noch möglich, wenn ein Nmin-Gehalt von weniger als 45 kg N/ha nachgewiesen wurde. Jedoch ist bislang weder der Zeitpunkt der Probennahme, noch die Probentiefe final geklärt. Niedersachsen wendet eine Tiefe von 60 cm an.

Versuche geben Aufschluss

Die Landwirtschaftskammer Niedersachsen hat zur aktuellen Frage der Herbstdüngung über mehrere Jahre Versuche durchgeführt. An zwei Standorten im süd- und ostniedersächsischen Hügelland mit eher kalten, schweren Lehmböden und der Vorfrucht Winterweizen wurde die Wirkung einer organischen und einer mineralischen Herbstdüngung getestet. Darüber hinaus legte man die Frühjahrsdüngung als N-Steigerungsversuch (0 bis 300 kg N/ha) an. So ließen sich sowohl die Wirkung der Herbstdüngung als auch der Effekt der N-Düngehöhe im Frühjahr prüfen.

Die Herbstdüngung wurde vor der Saat mit 60 kg Gesamt-N/ha aus Gärresten mittels Schleppschuh ausgebracht und umgehend eingearbeitet. Die mineralische Gabe fiel mit 40 kg N/ha über KAS bzw. AHL direkt nach der Saat. Die N-Düngung im Frühjahr erfolgte über KAS unter Berücksichtigung der jeweiligen Nmin-Werte, die aufgrund der verschiedenen Düngestufen im Herbst variierten.

Um die Düngemaßnahmen zu bewerten, wurden die N-kostenfreien Leistungen ermittelt. Hierbei flossen neben den Kornerträgen auch Zuschläge für höhere Ölgehalte ein. Dem gegenüber stellte man die reinen Stickstoffkosten. Die so errechneten Erlöse zeigen die Effektivität der Düngemaßnahmen.

Da am Standort Ostharingen ein Versuchsjahr durch die Trockenheit im Herbst 2018 nicht verwertbar war, wird im Folgenden der Schwerpunkt auf den Standort Höckelheim gelegt.

Die Ergebnisse

Im Mittel der drei Versuchsjahre 2018 bis 2020 ergeben sich nur leichte Unterschiede zwischen den Varianten. Die Übersicht 2 verdeutlicht dies:

  • Während sich mit unterlassener und organischer Herbstdüngung nahezu das gleiche ökonomische Maximum erreichen ließ (1.714 €/ha und 1.725 €/ha), liegt das Niveau der mineralischen Variante mit 1776 €/ha im Mittel der drei Versuchsjahre deutlich darüber (rote Kurve).



  • Bis zu einem N-Angebot (Düngung + Nmin) im Frühjahr von ca. 120 kg N/ha zeigt die organische Herbstdüngung leichte Ertragsvorteile.



  • Die N-Optima im Frühjahr, bei denen die jeweils höchsten Leistungen erreicht werden, unterscheiden sich dagegen kaum darin ob und in welcher Form im Herbst gedüngt wurde.



  • Sie liegen ohne Herbstdüngung bei 223 kg N/ha, mit organischer bei 208 kg N/ha und bei mineralischer Herbstdüngung bei 218 kg N/ha. Damit kann dieses Ergebnis die vorgeschriebene Anrechnung der Herbstdüngung auf den Frühjahrsbedarf fachlich nicht bestätigen. Nur in einem Jahr lässt sich bei der organisch gedüngten Variante durch ein deutlich niedrigeres N-Optimum ein Einfluss der Herbstdüngung erkennen.

Da die DüV die Anrechnung der Herbst-N-Menge auf den Frühjahrsbedarf aber vorschreibt, stellt sich die Frage, wann eine Herbstdüngung sinnvoll ist. Bei einem mineralischen N-Angebot von 160 kg/ha im Frühjahr und einer mineralischen Herbstdüngung von 40 kg N/ha liegen die Erlöse noch immer leicht über dem Niveau von 200 kg N/ha ohne zusätzliche Herbstdüngung.

Insgesamt wird das Ertrags- und somit das Leistungsniveau durch die Herbstdüngung angehoben. Dieses zeigt sich vor allem in Jahren, in denen sich im Herbst die Organik durch ausreichende Bodenfeuchte gut umsetzt. Damit ist eine bessere Bestandsetablierung möglich, die sich auch durch überhöhte N-Gaben im Frühjahr nicht mehr ausgleichen lassen würde.

Am zweiten Standort in Ostharingen waren die Zusammenhänge in den zur Verfügung stehenden Versuchsjahren ähnlich, wobei hier vor allem die organische Herbstdüngung zu Ertragsvorteilen führte. Ein Grund dafür könnte die bessere Grundnährstoffversorgung durch die organische Düngung sein.

Was ist nun zu empfehlen?

Aus den Ergebnissen lassen sich folgende Empfehlungen ableiten:

  • Besonders auf kalten Standorten und verspäteter Aussaat kann eine Herbstdüngung die Vorwinterentwicklung absichern. Auch wenn die im Herbst gegebenen N-Mengen im Frühjahr in Abzug zu bringen sind, so ist dies im Vergleich zu einer ausschließlichen Frühjahrsdüngung dennoch von Vorteil.



  • Auf milderen Standorten oder Böden mit guter N-Nachlieferung ist die Herbstdüngung hingegen weniger bedeutend. Hier empfiehlt es sich, situativ zu entscheiden.



  • Besonders beim Einsatz organischer Dünger spielen noch weitere betriebliche Faktoren wie der Lagerraumbedarf oder mögliche Kosten für die Nährstoffabgabe eine Rolle, die eine Herbstdüngung attraktiver machen.

Tipps für rote Gebiete

In roten Gebieten wird die Herbstdüngung in vielen Fällen zukünftig nicht mehr möglich oder auch nicht sinnvoll sein. Wie kann reagiert werden? Um auch in diesen Gebieten eine ausreichende Vorwinterentwicklung zu erzielen, kommen andere pflanzenbauliche Aspekte ins Spiel:

  • Nach einer früh räumenden Vorfrucht wie Gerste oder GPS-Getreide in Verbindung mit einer intensiveren Bodenbearbeitung im Herbst lässt sich mehr Stickstoff mineralisieren und für die Pflanzen verfügbar machen.



  • Eine Strohabfuhr vermindert die Immobilisierung von Stickstoff im Boden und bietet dem Raps somit bessere Wachstumsbedingungen. Beides kann aber zu einem verstärkten Humusabbau führen, der eigentlich nicht gewollt ist.



  • Zudem ist auf eine ausreichende Versorgung mit Kalium und vor allem Phosphor im Herbst zu achten.



  • Ein Vorverlegen des Saattermins kann Vorteile in der Herbstentwicklung bringen, kann im Gegenzug aber zu verstärkten phytosanitären Problemen durch Befall mit Kohlfliege und Erdfloh führen.



  • Auch neue Anbauverfahren, wie beispielsweise die Etablierung von leguminosenhaltigen Beisaaten im Raps, wie sie in Frankreich teilweise praktiziert wird, können eine interessante Option für die Zukunft sein um der Hauptkultur mehr Stickstoff zur Verfügung zu stellen. Inwieweit diese zu einer Sicherstellung der eingeschränkten N-Versorgung im Herbst beitragen kann, wird sich in weiteren Versuchen zeigen.

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