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Prof. Neumann über den Hoffnungsträger Biostimulanzien

Die Werbeversprechen zu Biostimulanzien klingen vielversprechend. Doch was steckt dahinter? Darüber sprachen wir mit Prof. Dr. Günter Neumann von der Universität Hohenheim.

Lesezeit: 4 Minuten

Herr Neumann, was sind Biostimulanzien und wie wirken sie?

Neumann: Biostimulanzien oder auch Pflanzenstärkungsmittel sind Präparate auf Basis von Mikroorganismen oder natürlichen bioaktiven Substanzen, wie z. B. Algen­, Pflanzen­ oder Kompostex­trakten. Sie können – unabhängig von einer Nährstoffwirkung – das Wachs­tum von Pflanzen stimulieren und die Stresstoleranz sowie die Qualität der Ernteprodukte verbessern.

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Das Ganze funktioniert, da Biostimulanzien in aller Regel über Signalsubstanzen wir­ken, die pflanzliche Stressabwehrme­chanismen aktivieren können. Bei der Ausprägung der Wirkungen kommt es dabei auch stark auf die „Empfäng­lichkeit“ der jeweiligen Pflanze an, die durch genetische Faktoren oder durch den augenblicklichen physiolo­gischen Status bedingt sein kann.

Neben der Aktivierung von Stressan­passungen können unterschiedliche Präparate auch spezifischere Wirkun­gen haben. Das gilt z. B. für indirekte Schutzwirkungen gegen bestimmte Pathogene, die Stimulierung des Wur­zelwachstums oder die verbesserte An­eignung von Nährstoffen. Wirkungen, wie z. B. die bakterielle Bindung von Luftstickstoff unabhängig von Legumi­nosen oder die direkte Mobilisierung schwer löslicher Phosphate durch phosphatlösende Mikroorganismen sind dagegen nach dem neueren Kenntnisstand nur in Ausnahmefällen nachweisbar.

Müssen die Mittel eine Produktwirksamkeit nachweisen können?

Neumann: Anders als bei Pflanzen­schutzmitteln ist bei der Zulassung von Biostimulanzien keine detaillierte Charakterisierung der Wirkmechanis­men erforderlich. Die Zulassung kann dann im Rahmen des Düngemittel­rechtes erfolgen. Es ist aber geplant, Wirksamkeitsnachweise durch Ge­wächshaus­ und Feldversuche einzu­fordern und CE­-Siegel zu vergeben.

Geht es in erster Linie um Ertragssicherung oder auch um Mehrerträge?

Neumann: Aufgrund ihrer Wirkungs­weise können Biostimulanzien ein Bau­stein zur Ertragssicherung sein. Sie können unter suboptimalen Bedingun­gen dazu beitragen, das Ertragspoten­zial effizienter auszuschöpfen. Die Wirksamkeit ist allerdings nicht iso­liert zu sehen und wird auch stark von anderen Faktoren wie der Verfügbar­keit bestimmter Nährstoffe (Düngung), der Sortenwahl oder den jeweiligen Anbaumaßnahmen mitbeeinflusst.

Kann die Wirkung aufgrund unterschiedlicher Bodenarten oder Witterungsbedingungen in verschiedenen Regionen unterschiedlich ausfallen?

Neumann: Das ist zweifelsfrei der Fall. Es gibt ganz sicher keine univer­selle Anwendungsperspektive. Die Wahl der eingesetzten Mittel unddie Anwendungstechniken sollten im Idealfall an die jeweiligen Standort­bedingungen und an das spezifischeWirkpotenzial der verschiedenen Prä­parate angepasst werden.

Unter welchen Bedingungen ist der Einsatz von Biostimulanzien aus Ihrer Sicht sinnvoll? Unter welchen Bedingungen ist kein Nutzen zu erwarten?

Neumann: Grundsätzlich sind positive Wirkungen unter suboptimalen Wachs­tumsbedingungen am wahrscheinlichs­ten. Unter optimaleren Bedingungen können im Extremfall sogar negative Effekte auftreten. Für den Einsatz nütz­licher Bodenmikroorganismen sind un­gestörte Wuchsbedingungen während der Besiedlung der Wurzeln wichtig, weshalb positive Wirkungen hier be­sonders bei Kulturen beobachtet wer­den, die zumindest im Jugendwachs­tum unter geschützten Gewächshaus­bedingungen angezogen werden.

Auch die Verfügbarkeit bestimmter Nähr­stoffe (z. B. Mikronährstoffe) hat einen Einfluss auf die Wirkung von Biostimu­lanzien. Übersichtsstudien zeigen bei mikrobiellen Präparaten eine Wirksam­keit eher in trockenen Klimazonen als in gemäßigten Breiten, was mit der dokumentierten Schutzwirkung gegen Stressfaktoren im Einklang steht. Auch auf Böden mit niedrigem Humusge­halt sind die Wirkungen ausgeprägter.

Wie werden Biostimulanzien in der Praxis angewendet?

Neumann: Da für Produkte aus Boden­mikroorganismen ein intensiver Wur­zelkontakt zur Besiedlung nötig ist, werden sie hauptsächlich vor der Aus­saat oder während der frühen Jugend­entwicklung ausgebracht. Beizbehand­lungen sind zwar kostengünstiger als die Beimpfung durchwurzelter Boden­bereiche, liefern aber geringere Wurzel­besiedlungsraten und unterstützen eher die frühe Bestandesetablierung. Nicht­mikrobielle Biostimulanzien werden häufig über Blattspritzungen appliziert (z. B. in Kom bination mit Blattdün­gern oder Pflanzenschutzmaßnahmen). Sie sind daher flexibler in den Anwen­dungsmöglichkeiten.

Das Interview führte Daniel Dabbelt

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