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Hudetz: Chemischer Pflanzenschutz punktet beim Klimaschutz

Der Präsident des Industrieverbandes Agrar (IVA), Dr. Manfred Hudetz, geht in seine zweite Amtszeit und spricht über die neuen Arbeitsschwerpunkte und Herausforderungen des Verbandes und der Branche.

Lesezeit: 5 Minuten

Die agrochemische Industrie sieht sich beim Klimaschutz als Teil der Lösung, nicht als Problem. Im Interview mit Agra Europe sagte der Präsident des Industrieverbandes Agrar (IVA), Dr. Manfred Hudetz:

"Natürlich steigt der Dieselverbrauch, wenn chemischer Pflanzenschutz durch mechanische Verfahren ersetzt wird oder ein zunehmender Unkrautdruck eine wendende Bodenbearbeitung notwendig macht. Dies zeigt, dass es mit Blick auf den Klimawandel auch in Zukunft vernünftige Anwendungsbereiche für Pflanzenschutzmittel gibt. Leider hat sich diese Diskussion durch den Meinungsstreit um Glyphosat hochgradig emotionalisiert." Das macht es seiner Meinung nach politisch so schwierig. Aber es bleibe nichts anderes übrig, als zu einer differenzierten Beurteilung zu kommen.

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Ökologische Schadensschwelle

Im Übrigen unterstütze der IVA den Integrierten Pflanzenbau. Chemischer Pflanzenschutz sei immer nur das letzte Mittel und kein Allheilmittel für schlechten Pflanzenbau. Der Verband empfehle für den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln mittlerweile eine ökologische Schadensschwelle. Diese setze nicht den reinen Schaderregerbefall ins Verhältnis zu den Bekämpfungskosten, sondern berücksichtige zusätzlich den Nutzen für Erhalt und Förderung der Biodiversität, erklärte der Branchenvertreter.

Für den Landwirt bedeutet das laut Hudetz: Er kann künftig auch mal ein paar blühende Unkräuter stehen lassen, die spezifischen Nutzen für Vögel und Insekten haben. "Durch neue Fördertöpfe in der Ersten und Zweiten Säule der Gemeinsamen Agrarpolitik könnte sich das in Zukunft auch finanziell lohnen. Das geht aber nur, wenn kooperative Ansätze statt Ordnungsrecht in der Landwirtschaft eine Chance bekommen!"

Engpässe bei der Zulassung

Die Zulassungssituation bei den synthetischen und biologischen Pflanzenschutzmitteln ist laut Hudetz unterdessen weiter unbefriedigend. Hier bestehe dringender Handlungsbedarf. Die europäische Harmonisierung dürfe nicht ständig durch deutsche Sonderwege torpediert werden, mahnt er.

Die forschenden Mitgliedsunternehmen investieren laut Hudetz auch signifikante Summen in Biologicals. Größter Hemmschuh sei auch hier die unbefriedigende Situation bei den Zulassungen. "Regulatorische Hürden bremsen unsere Mitgliedsunternehmen auch bei den Biostimulanzien, die Pflanzen beim Stickstoffaufschluss unterstützen und helfen, besser mit abiotischem Stress klarzukommen", sagte er.

Um den Zulassungsstau aufzulösen, müsse die nächste Bundesregierung schnell aktiv werden. "Den Herausforderungen wie Klimawandel oder Versorgung einer weiter wachsenden Weltbevölkerung müssen wir uns mit Forschung und Technologie stellen, nicht nur mit Ordnungsrecht und Verboten."

Der IVA teilt auch die Sorge des Gemüsebaus, dass es für Sonderkulturen immer weniger zugelassene Wirkstoffe gibt. Ohne die Mittel z.B. für Kartoffeln werde sich der Trend zum Anbau von Halmgetreide und Mais weiter verstärken - zu Lasten einer vielfältigen Kulturlandschaft. Das könne die Politik unmöglich wollen, mahnt der Manager.

Düngeverordnung verhindert proteinreichen Weizen

Ebenso teilt er die Befürchtung, dass kein proteinreicher Weizen für den Export mehr erzeugt werden kann, wenn die novellierte Düngeverordnung erst ihre volle Wirkung zeigt. "Wir sehen das Problem und arbeiten deshalb intensiv an einer verbesserten Stickstoffeffizienz im Ackerbau. Precision Farming kann hier einiges bewirken - Stichwort teilflächenspezifische Düngung. Damit die dazu notwendigen Sensoren Daten liefern können, braucht es aber zunächst 5G an jeder Milchkanne. Wenn die Politik eine biodiversitätsfreundlichere, ökologischere Landwirtschaft fordert, muss sie auch die technologischen Voraussetzungen dafür schaffen!"

Lösungen statt Menge

Vom Einsatz der Genschere CRISPR/Cas versprechen sich die Züchterhäuser neue Pflanzeneigenschaften wie eine verbessere Pilztoleranz. Nur das kann doch eigentlich nicht im Sinne der IVA-Mitgliedsunternehmen sein?, fragte Agra Europe weiter. Hierzu stellte hudetz klar, dass Menge um jeden Preis längst nicht mehr das Geschäftsmodell der Branche sei. "Wir werden für Lösungen bezahlt und nicht für Tonnage! Der Landwirt verlangt nach der jeweils besten und modernsten Lösung. Diesem Wettbewerb stellen wir uns."

Der IVA-Präsident betont, dass die Firmen offen gegenüber den neuen Züchtungstechnologien seien. Es werde aber bei allem züchterischen Fortschritt auch in Zukunft nicht ohne jeden Pflanzenschutz gehen. "Denn die Genschere kann nicht bei jeder landwirtschaftlichen Kultur eingesetzt werden, und bei resistenten Pilzen stößt die neue Züchtungstechnik möglicherweise auch an Grenzen. Hinzu kommt, dass der Klimawandel ganz neue Kalamitäten verursachen kann, auf die wir mit Pflanzenschutzmitteln schnell und effizient reagieren können", so Hudetz.

Mannschaft aufgestockt

Thematisch wolle sich der Wirtschaftsverband noch breiter als bisher aufstellen, kündigt Hudetz an, der im Frühjahr seine zweite Amtszeit als IVA-Präsident angetreten hat. In Zukunft solle sich der biologische Pflanzenschutz - die sogenannten Biologicals - stärker in der Arbeit des Verbandes abbilden.

Daneben soll laut Hudetz die Digitalisierung auf dem Acker vorangetrieben werden, um die Effizienz von Düngung und Pflanzenschutz weiter zu steigern. Dafür habe man bereits die IVA-Mannschaft in Frankfurt aufgestockt.

Auch in Berlin will der Verband stärker als bisher Flagge zeigen. Er setzt dabei seinem Präsidenten zufolge auch auf Synergien mit den schon in der Hauptstadt präsenten Mitgliedsunternehmen. „Als IVA wollen wir mit unserer starken Expertise in Sachen Pflanzenschutz und Düngung noch stärker in den Dialog mit unseren Zielgruppen gehen“, erklärt Hudetz. Man wolle gegenüber der Politik als Partner punkten, dabei aber durchaus auch selbstbewusst auftreten

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