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Humusaufbau

"Humusaufbau nicht nur als Klimaschutz denken"

Welches Potenzial hat "Carbon Farming"? Wo gibt es Förderung? Wie werden Landwirte einbezogen? Antwort gab die fünfte digitale Dialogveranstaltung der "farm-food-climate Challenge"

Lesezeit: 5 Minuten

Dieser Artikel erschien zuerst in f3 farm. food. future.

"Nur 25% der Landwirte in Deutschland wissen überhaupt, wie viel Humus in ihren Böden ist. Wenn sie sich dessen bewusster werden, würde uns das schon ein großes Stück weiterbringen." Damit eröffnete Prof. Dr. Axel Don vom Thünen Institut für Agrarklimaschutz seinen Vortrag bei der Dialogveranstaltung zum Thema "Carbon Farming". Diese fand gestern Abend im Rahmen der derzeit laufenden "Farm-Food-Climate"-Challenge als Online-Konferenz statt und zog nach Veranstalterangaben mehr Zuhörer an, als die vergangenen Formate. Insgesamt hörten knapp 130 Teilnehmer zu. Das Thema Kohlenstoffspeicherung in der Landwirtschaft zieht anscheinend.

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Humus zentral für stabile Erträge

Prof. Don war es ein Anliegen, das Potenzial von Kohlenstoffspeicherung und Humusaufbau realistisch mit allen noch offenen Baustellen zu betrachten. Er sagte: "Humus kann mehr als nur Klimaschutz. Er ist zentral für die Bodenfruchtbarkeit, für Erosionsschutz, für die Wasserhaltefähigkeit und das Bodenleben." In der Landwirtschaft sei Humus also zentral für die Ertragsstabilität. "Deshalb ist es mir wichtig", so der Bodenwissenschaftler, "das Thema Humus nicht verengt zu diskutieren rein als Klimaschutzmaßnahme."

Humus kann mehr als nur Klimaschutz." - Prof. Dr. Axel Don

Prof. Don verdeutlichte, dass zwar rund 3 Mio. t CO2 pro Jahr in Deutschland sequestriert werden könnten, "wenn wir uns richtig Mühe geben", also z.B. Grünland pflegen, Agroforst betreiben und Zwischenfrüchte anbauen. Er machte aber deutlich, dass Humusaufbau allein das CO2-Problem nicht lösen kann. Denn demgegenüber stehen Teibhausgasemissionen in Höhe von rund 800 Mio. t CO2. Dazu kommen nochmal rund 40 Mio. t CO2-Emissionen durch landwirtschaftlich genutzte Moore. "Da sollten wir realistisch bleiben."

Probleme mit dem Humusaufbau

Der Bodenkundler betonte, wie wichtig es sei, die sogenannte Reversibilität von Humus nicht zu vergessen. Er erklärte: "Wenn man mit einer Maßnahme anfängt, z.B Zwischenfrüchteanbau, dann speichert sich tatsächlich Kohlenstoff im Boden. Hört man aber dann nach ein paar Jahren wieder damit auf, dann geht das Ganze auch wieder zurück." Seine Empfehlung lautete daher, Humusaufbau nicht nur für den Klimaschutz anzustreben, sondern primär zur Verbesserung der Bodenfruchtbarkeit anzuwenden. "Klimaschutz ist dann ein Nebenprodukt davon."

Pflanzt mehr Hecken an!" - Prof. Dr. Axel Don

Außerdem reiche es nicht, sich beim Humusaufbau und dem angeschlossenen Zertifikatehandel lediglich die einzelnen, registrierten Felder anzuschauen, auf denen gezielt Kohlenstoff gemessen und gespeichert wird. "Man muss sich die Thematik auf der ganzen Fläche Deutschlands angucken", so Don. Dort sind derzeit rund 2 Mrd. t Kohlenstoff gespeichert. Und es gebe rund 6 Mio. t organischen Dünger wie Stallmist, Kompost oder Gülle, der auf der Gesamtfläche ausgebracht wird. "Wenn man jetzt auf einzelnen Flächen mit Humusaufbau anfängt, dann packt man da den organischen Dünger drauf und das Feld speichert dann auch mehr Kohlenstoff", so Don, "aber netto über die gesamte Landfläche gerechnet verändert man nichts, weil der organische Dünger nicht mehr auf die anderen Flächen kommt." Und wenn es keinen Netto-Effekt gebe, sei es auch kein Klimaschutz!

Hebel der Veränderung in der Landwirtschaft

Prof. Dr. Axel Don skizzierte aber nicht nur die offenen Baustellen, sondern brachte auch Lösungsansätze mit. Er nannte sie "Hebel der Veränderung". Um das Thema zu fördern, müsste man:

  • Landwirtschaft als System betrachten und Synergien zwischen Ertragsstabilität und Klimaschutz finden
  • Partnerschaften mit Landwirten bilden und ihnen die Hand reichen, um gemeinsam etwas auszuprobieren, anstatt sie an den Pranger zu stellen
  • Indikatoren für die Nachhaltigkeit in der Landwirtschaft wissenschaftlich hinterlegen - Fakten statt Emotionen
  • Druck auf politische Entscheidungsträger, damit die EU-Gelder für die deutsche Landwirtschaft nicht für Flächen, sondern für sinnvolle Maßnahmen

Hecken, Hecken, Hecken

Der Thünen-Wissenschaftler gab den Zuhörern und allen Landwirten noch eine Maßnahme mit auf den Weg, die er uneingeschränkt empfehlen könne: "Pflanzt mehr Hecken an!" So sei die Erkenntnis nicht neu, dass Hecken die Biodiversität fördern. "Aber jetzt haben wir quantifiziert, dass Hecken auch ein extrem guter Kohlenstoffspeicher sind", sagte Prof. Dr. Don. "Wenn wir nur 0,02 % der landwirtschaftlichen Fläche in Deutschland mit Hecken bepflanzen, dann könnten wir 1 Mio. t CO2 zusätzlich speichern." Und das permanent, weil Hecken geschützte Pflanzungen sind.

Förderung im LIFE-Programm der EU

Bevor sich eine Handvoll bestehender Initiativen vorstellten, gab Christina Müller, Politische Referentin der Europäischen Kommission und Generaldirektion Klimapolitik, Landnutzung und Innovationsfinanzierung noch Einblicke in die EU-Sicht auf Carbon Farming. Sie beschrieb, wie der nötige Rechtsrahmen mithilfe von "bottom-up"-Initiativen entwickelt werden sollte. "Wir wollen learning by doing machen und werden die derzeitig bestehenden Initiativen genau anschauen, die sich in vielen Regionen abspielen. Die besten Praktiken werden sich dann im Rechtsrahmen wiederspiegeln."

Was jetzt bereits zugängliche Fördermittel angeht, verwies die EU-Referentin auf das LIFE-Programm der EU, in dem Carbon Farming jetzt schon genannt werde.

Aktive Carbon Farming Projekte

Bevor sich die Teilnehmer in Einzelgruppen und "Side-Rooms" zurückziehen konnten, wurden noch Initiativen vorgestellt, die bereits auf dem Feld "Carbon Farming" aktiv sind:

  • Carbon Farmed (Dr. Robert Gerlach)
  • Carbon Farms (Daniel Baertschi)
  • novo carbo (Venna Lepel)
  • Smartcloudfarming
  • Climate Farmers (Philippe Birker)
  • Carbonauten

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