Rund 10.000 Besucher besuchten die Ökofeldtage auf dem Wassergut Canitz östlich von Leipzig. Das Wassergut ist ein Tochterunternehmen der Leipziger Wasserwerke, unter den Flächen des Bioland-Betriebes wird ein beachtlicher Anteil des Trinkwassers für die Region gefördert. Um das Trinkwasser möglichst sauber zu halten, hat die Vermeidung von Stickstoffauswaschungen höchste Priorität. Ein besondere Herausforderung bei der Trinkwassergewinnung in Trockengebieten wie diesem ist dabei, dass hier zu hohe Nitratgehalte auch durch die mangelnde Verdünnung besonders leicht entstehen.
Stickstoffsalden sind ausgeglichen
Das Wassergut bewirtschaftet 140 ha Grünland und 630 ha davon als Acker mit einem 27 %igen Anteil von Futterleguminosen. Fast alle Flächen liegen in Schutzzonen des Wasserschutzgebietes, der Grundwasserleiter verläuft relativ flach in nur 15 m Tiefe. Ein wichtiger Teil des wasserschonenden Anbaus ist die achtgliedrige Fruchtfolge, wie Dr. Bernhard Wagner, der Geschäftsführer des Wassergutes, erklärt. Dabei kommen 16 verschiedene Kulturen zum Anbau. Die Rechnung scheint aufzugehen: Der Stickstoffsaldo liegt seit über 10 Jahren bei 15 kg Stickstoff/ha und Jahr, inklusive des atmosphärischen Stickstoffes, der aus der Luft kommt (ca. 15 kg/ha). Der betriebliche Stickstoffsaldo ist damit ausgeglichen. Die der Nachbarbetriebe liegen deutlich höher, teils vier- bis fünfmal so hoch. In den 70er Jahre waren noch10 mg im Rohmischwasser, in den 1990er Jahren lagen die Werte bei rund 40 mg/l. Heute sind es 20-23 mg je Liter Rohmischwasser. „Dabei steigt der Nitratwert im Wasser relativ schnell an, ihn abzusenken, kostet aber viele Jahre, erklärt Dr. Wagner.
Hier einige interessante Details zur Bewirtschaftung auf dem Wassergut im wasserschutzgerechten Ökolandbau:
Düngung erfolgt über Luzerne, teils als Vorfrucht, aber auch als Silage.
Nach der Zwiebel folgt Weizen mit guten Proteinwerten.
Nährstoffbindung durch Phacelia oder Ölrettich im Herbst z.B. nach Kartoffel für restlichen Strickstoff.
Die Stoppelbearbeitung erfolgt entgegen der klassischen Lehrbuchmeinung vor dem Luzerneanbau erst im Folgejahr. „Das spart Wasser und Energie“, so Dr. Wagner.
Teilweise Minimalbodenbearbeitung.
Kein Einsatz von Kupfersulfat in Kartoffel. „Das kann man sich Wasserschutzgebiet nicht erlauben, mit der Spritze herumzufahren,“ erklärt Dr. Wagner. Teils arbeiten wir mit frühen Kartoffelsorten, um
Längste Fruchtfolge umfasst 8 Jahre: 2x Luzerne (gemäht für Viehfutter, oder als Grünschnitt), Sommerhafer, Winterweizen (im August erfolgt eine organische Düngung, danach Zwischenfrucht Ölrettich), Kartoffel, Winterdinkel (org. Düngung mit Phacelia), Zwiebel, Winterroggen.
Vorteilhaft ist eine Gemüsefabrik in der Nähe, die Buschbohnen und Erbsen verarbeitet. Druschleguminosen baut das Wassergut nicht an, weil diese zu spät räumen und sich keine Zwischenfrucht mehr etablieren lässt.
Bei der Humusreproduktion wird der Schwerpunkt auf einen stabilen Humusgehalt mit leichter Tendenz zur Anreicherung gelegt, um nicht zu viel Stickstoff im Boden zu binden.
Wasserwirtschaft profitiert
„Für Wasserversorger ist die Belastung mit Pestiziden und Nitrat die zentrale Herausforderung, vor allem in Regionen mit intensive Landwirtschaft,“ erklärt Martin Weyand, Hauptgeschäftsführer Wasser/Abwasser beim Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW), der gemeinsam mit dem BÖLW die Schirmherrschaft über die Ökofeldtage übernommen hat. Er sieht die nachhaltige Landwirtschaft und den Ökoanbau daher als Partner beim Erhalt von gutem Trinkwasser.