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topplus Pflanzenschutz in Kartoffeln

Ist Krautfäule noch in Schach zu halten?

Kartoffelanbauer müssen ab dieser Saison ohne den Wirkstoff Mancozeb auskommen. Unser Autor gibt Empfehlungen, wie man die Bestände trotzdem gesund halten kann.

Lesezeit: 10 Minuten

Unser Autor: Hans-Jürgen Meßmer, LTZ Augustenberg

Vor allem die Kraut- und Knollenfäulnis sorgt jedes Jahr für Überraschungen. Entweder, weil kaum Befall auftritt, oder weil sie kaum zu kontrollieren ist, wie in 2021.

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2021 – stärkster Krautfäulebefall seit Jahrzehnten

In der letzten Saison haben die überdurchschnittlichen Niederschläge von Mai bis Anfang September den Krautfäuledruck in vielen Regionen fast ununterbrochen auf hohem bis sehr hohem Niveau gehalten. Insbesondere die hohen Regenmengen im Mai und Anfang Juni führten z. B. in Baden-Württemberg zu einem frühen Phytophthora-Primärbefall. Ab Mitte Juli trat dann ein explosionsartiger Krautfäulebefall in den unbehandelten Monitoringflächen auf. Phytophthora-Sporen wurden fast während der gesamten Vegetation gebildet.

Problematisch war in 2021 außerdem noch, dass je nach Bodenart zum Teil das Knollennest sehr weit oben saß und der Dammaufbau zu flach war. Dadurch war das Risiko einer Braunfäuleinfektion durch das Einwaschen der Sporen in den Damm deutlich erhöht – denn die oben liegenden Knollen im Damm werden immer zuerst befallen.

Infektion oft bereits über das Pflanzgut

Generell überwintert der Pilz als Myzel in angesteckten Knollen und kann über latent (nicht sichtbar) infizierte Pflanzknollen verbreitet werden. Während früher latent infizierte Knollen im Lager verfaulten und nicht ins Feld kamen, sind infizierte Pflanzknollen heute eine der wichtigsten Infektionsquellen für Primärinfektionen. Dass mittlerweile durchschnittlich 10 % der Knollen einer Pflanzgutpartie latent mit Phytophthora infiziert sind, zeigen aktuelle Untersuchungen der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL Bayern).

Je nach Witterung wächst der Pilz dann nach dem Legen der Kartoffeln mit dem Stängel nach oben oder bildet bei genügend Feuchtigkeit im Boden sogenannte Sporangien aus. Mit deren Hilfe kann der Pilz über das Bodenwasser auch benachbarte Pflanzknollen infizieren oder er befällt bereits aufgelaufene Pflanzen. Der auftretende Primärbefall kann reichlich Sporen für eine neue Blattinfektion liefern. Dort beginnt dann der Kreislauf erneut.

Die ausgebildeten Sporangien gelangen durch Regenspritzer, Wind und teilweise auch durch Blattläuse auf Nachbarpflanzen und -schläge. Dort lösen sie dann einen Sekundärbefall aus. Bereits 2 bis 4 Tage nach erfolgter Infektion ist besonders auf den Blattunterseiten ein weißlich, graues Pilzgeflecht zu sehen. Bei feuchter Witterung kann sich eine Phytophthora-Epidemie schnell über den gesamten Bestand ausbreiten.

Sind Kartoffelschläge zu Beginn der Vegetationsperiode aufgrund ergiebiger Niederschläge über mehrere Tage nicht befahrbar, ist ein frühes und massives Auftreten von Stängel- und Wipfelbefall durch Primärbefall schon vor Reihenschluss sehr wahrscheinlich.

Um den Krautfäulepilz effektiv zu bekämpfen, ist Folgendes wichtig: Verpassen Sie keinesfalls den richtigen Spritzstart, optimieren Sie die Spritzabstände und wählen Sie die passende Fungizidstrategie.

Tipps zum Spritzstart und zu Folgeeinsätzen

Um eine Krautfäuleepidemie zu verhindern, muss der erste Spritztermin exakt zum richtigen Zeitpunkt erfolgen. Eine gute Hilfestellung zur Berechnung des Behandlungsbeginns bietet das Modell Simblight. Es ermittelt den Spritzstart anhand von Temperatur, Niederschlag, relativer Luftfeuchtigkeit und Bodenfeuchte. Neben einer regionalen Übersicht ist damit auch eine schlagspezifische Prognose möglich. Nach Angabe der Sorte, des Auflaufdatums (80 % der Kartoffelpflanzen sind aufgelaufen), der Anbaudichte, Bodenfeuchte und Befahrbarkeit zeigt Ihnen das Modell dann den optimalen Tag der Behandlung an.

Prognosemodelle helfen, den optimalen Spritztermin zu finden
Meßmer

Um danach die richtigen Spritzabstände zu ermitteln, eignet sich das Prognosemodell  Simphyt 3 . Es berechnet den vom Wetter abhängigen Infektionsdruck, aus dem sich dann mittlere Spritzabstände in Tagen ableiten lassen. Beide Modelle können Sie kostenfrei unter  www.isip.de  abrufen.

Nicht anwendbar ist die Spritzstartprognose in Gebieten mit Folien-, Vlies- und Beregnungsflächen, die räumlich sehr eng zusammenliegen. In solchen Fällen ist eine vorbeugende Behandlung schon vor der ersten offiziellen Spritzstartempfehlung des Prognosemodells sinnvoll. Damit aber im Anschluss keine weiteren, zu frühen Folgebehandlungen erfolgen, sollte man die erste Anschlussbehandlung dann zum Termin des errechneten Spritzstarts durchführen.

Generell gilt für Folgebehandlungen: Wichtig ist ein genaues Beobachten der Bestände sowie ein flexibles und konsequentes Handeln je nach Infektionsdruck, Witterung und Wachstumsverlauf. Sorten mit überdurchschnittlicher Krautfäuleanfälligkeit muss man generell in kürzeren Spritzabständen behandeln. Bei krautfäuletoleranteren Sorten kann man dagegen den Spritzabstand bis zu drei Tage gegenüber dem herkömmlichen Behandlungsintervall erweitern. Nach unseren Versuchserfahrungen lassen sich die Spritzabstände bei krautfäuletoleranten Sorten (Note 1 bis 3) sogar um bis zu fünf Tage verlängern. Wie anfällig gängige Sorten gegenüber Krautfäule sind, zeigt Übersicht 1.

Nehmen Sie je nach Krautfäuledruck, Neuzuwachs, Niederschlägen oder Beregnung weitere Anpassungen vor. Beispiele für Zu- und Abschläge entnehmen Sie der Übersicht 2.

Basis ist die Wirkungsdauer der einzelnen Mittel in Ta­gen. Die Angabe für jedes Kartoffelfungizid finden Sie in der Übersicht auf der letzten Seite.

Strategien für Ihre Flächen

In einem eher nassen Frühjahr – wie in 2021 – ist es erfolgsentscheidend, dass der Behandlungsbeginn rechtzeitig mit systemischen Produkten erfolgt. Im Vordergrund steht dann dabei, das Hochwachsen des Krautfäulepilzes von der Pflanzknolle über den Kartoffelstängel zu verhindern.

In der Hauptwachstumsphase kommt es darauf an, den Fungizidschutz auf den Blättern durch zeit­gerechte Anschlussbehandlungen mit (teil-) systemischen Mitteln durchzuführen. Diese Präparate durchdringen die Blätter und können im gewissen Umfang auch den Neuzuwachs schützen. Je nach Krautfäuledruck, Neuzuwachs und Niederschlägen sind bei Nässe zum Teil sehr kurze Behandlungsabstände (5 bis 7 Tage) erforderlich. Bei eher trockener Witterung können Sie die Intensität dagegen deutlich senken (Übersicht 2). Empfehlungen für Krautfäulespritzungen bei unterschiedlichem Infektionsdruck finden Sie in Übersicht 3.

Treten Krautfäulesymptome auf, sind sofortige Stoppspritzungen ein Muss. Es hat sich gezeigt, dass unmittelbar nach Feststellung des Befalls eine zügige Behandlung absolut nötig ist. Stunden früher oder später entscheiden oft über Erfolg oder Misserfolg.

Um Qualitätseinbußen durch Braunfäulebefall an Knollen zu verhindern, muss in nassen Jahren der Fungizidschutz bei den Abschlussbehandlungen mit sporiziden Fungiziden zum Zeitpunkt der physiologischen Reife der Kartoffeln durch eine gezielte Krautregulierungsmaßnahme ergänzt werden.

Bei der Entscheidung des Mitteleinsatzes spielt vor allem in feuchten Frühjahren zusätzlich die Regenfestigkeit der Produkte eine wichtige Rolle – insbesondere, wenn nach dem Antrocknen des Spritzbelages mit Niederschlägen zu rechnen ist. Im vergangenen Jahr zeigten viele Kartoffelflächen Epide-mien nach heftigen Gewitterschauern, weil der Spritzbelag abgewaschen wurde. Generell gewinnt die Regenfestigkeit immer mehr an Bedeutung, da Starkregenereignisse weiter zunehmen.

Tipp: Wer die Kartoffeldämme eher hoch aufbaut, reduziert das Risiko einer Braunfäuleinfektion durch das Einwaschen der Sporen über den Damm an die Knollen deutlich. Um eine Infektion zur Ernte zu verhindern, ist es zusätzlich wichtig, das Kraut rechtzeitig z. B. durch Krautschlagen in Kombination mit Sikkationsmitteln zu beseitigen. Dadurch verliert der Pilz seine Nahrungsgrundlage und stirbt ab.

Wichtig ist auch ein Wirkstoffwechsel zwischen den Behandlungen und Wirkstoffgruppen bzw. die gleichzeitige Ausbringung verschiedener Wirkstoffe. Denn nur so lässt sich das Resistenzrisiko senken. Wechseln Sie grundsätzlich spätestens nach zwei Behandlungen in Folge die Wirkstoffgruppe! Mittel mit gleichem Wirkungsmechanismus sollten in der gesamten Spritzfolge einen Anteil von maximal 50 % einnehmen.

Biologisches Mittel im Test

Um die Mittel gegen Krautfäule und Alternaria vergleichen zu können, führt das LTZ seit vielen Jahren in länderübergreifender Zusammenarbeit mit der LfL Bayern Versuche durch. Erstmals wurde darin, neben den Fungiziden, mit Quantis auch ein biologisches Produkt geprüft (stammt aus der Fermentation von Nebenprodukten der Zuckerrohrproduktion).

Es wurde insgesamt dreimal mit jeweils 2,0 l/ha ab Reihenschluss bis zum Ende der Blüte in Kombination mit Revus eingesetzt. Laut Aussage der Vertriebsfirma sollte man das Produkt in Stresssituationen (vor allem bei Hitzestress) möglichst einige Tage vor dem Beginn einer extremen Witterungsphase anwenden. Starke Hitzeperioden blieben im Versuchsjahr 2021 allerdings aus.

Die Ergebnisse: Obwohl hinsichtlich des Blattbefalls mit Chlorosen und Nekrosen keine nennenswerten Unterschiede zu erkennen waren, ließ sich gegenüber der Soloanwendung mit Revus durch die zusätzliche dreimalige Behandlung mit Quantis der Ertrag im Durchschnitt um 13 % steigern (siehe Übersicht 4). Allerdings ließ sich das Ertragsergebnis nicht statistisch absichern. Um gesicherte Aussagen treffen zu können, ist es erforderlich, in den nächsten Jahren die Versuche weiterzuführen.

Empfehlungen gegen Alternaria

Viele der bisher zugelassenen Krautfäulefungizide wiesen auch eine gute Nebenwirkung gegen Alternaria auf. Vor allem wegen des Wegfalls von Mancozeb ist die Alternariakontrolle nun hinsichtlich des Resistenzmanagements herausfordernd.

Alternaria spielte zwar in 2021 keine große Rolle, war dagegen aber in den trockenen Jahren 2018 bis 2020 das größere Problem. Künftig ist gegen diese Krankheit der Einsatz verschiedener Spezialmittel wie Revus Top, Narita, Propulse und Belanty notwendig. Belanty lässt sich insgesamt dreimal in einem Abstand von 7 Tagen bereits ab BBCH 21 mit 1,25 l/ha bei Befallsbeginn bzw. bei Sichtbarwerden der ersten Symptome einsetzen.

Revus Top und Propulse kann man ab BBCH 40 im Abstand von 10 Tagen mit insgesamt jeweils drei Behandlungen anwenden. Dagegen ist der Einsatz von Narita zulassungsbedingt nur 1 x in der Vegetation ab BBCH 65 (50 % der Vollblüte geöffnet) möglich.

Sowohl Propulse, Narita als auch Belanty weisen keine ausreichende Krautfäulewirkung auf. Daher muss man sie zur Kontrolle von Krautfäule zusätzlich mit einem Krautfäulefungizid kombinieren. Was die verschiedenen Präparate gegen Alternaria leisten und wie sich das auf die Kartoffelerträge auswirkt, veranschaulicht die Übersicht 5.

Verwenden Sie von den beiden Spezialpräparaten Signum und Ortiva aus Gründen der Resistenzvorsorge – wenn überhaupt – nur noch eines von beiden. Wichtig ist auch, es nur einmal in der Saison zu nutzen und wenn, dann nicht direkt in eine Epidemiephase hinein. Generell ist in weniger anfälligen Sorten eine zusätzliche Behandlung mit Spezialmitteln nicht erforderlich.

Zusätzlich zeigen unsere Erfahrungen, dass bei heißer, relativ trockener Witterung nur ein geringer Krautfäuleepidemiedruck besteht, während Alternaria gerade dann günstige Ausbreitungsbedingungen vorfindet. Kontrollieren Sie deshalb die Bestände bei jeder Witterung, um sowohl Krautfäule als auch Alternaria rechtzeitig zu erkennen und um dann mit Fungiziden situationsbezogen reagieren zu können.

Hier können Sie sich die

im PDF-Format herunterladen.

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N E U H E I T E N

Das leisten neue Fungizide

In den letzten Jahren kamen zwar viele neue Mittel auf den Markt, meistens aber mit bekannten Wirkstoffen. Anstelle von Curzate M WG wird nun im Handel Curzate 60 WG ohne den Wirkstoff Mancozeb vermarktet. Von einem Soloeinsatz wird wegen der kurzen Wirkdauer des Wirkstoffs Cymoxanil abgeraten. Kombinationen mit einem sporiziden Partner wie Carneol, Nando 500 SC, Ohayo, Ranman Top, Shirlan oder Terminus sind daher zu empfehlen.

Der Brestan-L Pack besteht aus den beiden Mitteln Reboot (Cymoxanil + Zoxamide) + Leimay (Amisulbrom) und ist mit insgesamt 6 Anwendungen ab BBCH 31 bis 89 zugelassen.

Zorvec Endavia, die Fertigformulierung der Wirkstoffe Oxathiapiprolin und Benthiavalicarb, ist vorerst bis zum 31.7.2023 gegen Krautfäule zugelassen. Es ersetzt das Mittel Zorvec Enicade + Manzate (Mancozeb) und ist aus heutiger Sicht nur solange am Markt, bis über die Wirkstoffverlängerung von Benthiavalicarb entschieden ist. Alternativ wird dann zukünftig das Fertigprodukt Zorvec Entecta mit den Wirkstoffen Oxathiapiprolin und Amisulbrom (Gachinko) verfügbar sein.

Bei kritischem Wetter und hohem Infektionsdruck sind mit beiden Produkten im Vergleich zu herkömmlichen Standardfungiziden längere Spritzabstände möglich. In puncto Resistenzmanagement empfehlen wir allerdings, den Wirkstoff Oxathiapiprolin nur 2 x in der Vegetation bis Ende der Blüte einzusetzen.

Zorvec Endavia bzw. Zorvec Entecta eignen sich auch sehr gut für Stoppspritzungen, wobei Sie das Mittel dann ohne weiteren Zumischpartner zur zweiten Anschlussfolgestoppspritzung einsetzen können.

Neu zugelassen wurde gegen Alter­naria das Produkt Belanty mit dem Wirkstoff Mefentrifluconazole (bis 20.3.2030). Das Fungizid lässt sich insgesamt dreimal in einem Abstand von 7 Tagen ab BBCH 21 mit 1,25 l/ha bei Befallsbeginn bzw. bei Sichtbarwerden der ersten Symptome bis BBCH 93 einsetzen. Nach aktuellen Aussagen der Herstellerfirma wird das Mittel aus logistischen Gründen erst zur Saison 2023 vermarktet.

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