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topplus Fingerspitzengefühl gefragt

Eine klassische Hackfrucht: So geht Unkrautkontrolle bei Kartoffeln

Die mechanische Unkrautkontrolle in Kartoffeln ist nicht neu. Dennoch ist Fingerspitzengefühl gefragt.

Lesezeit: 5 Minuten

Hinweise von Heiko Höllmüller und Mark Mitschke, Beratungsdienst Kartoffelanbau Heilbronn

Mithilfe verschiedener Geräte lässt sich die Unkrautkontrolle in Kartoffeln auch mechanisch durchführen – oder zumindest unterstützen. Dies ist vor allem dort sinnvoll, wo Herbizide an Grenzen stoßen oder sie verboten sind.

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Der Erfolg einer mechanischen Unkrautkontrolle hängt sehr stark von der Bodenart sowie der Reifezeit der Kartoffeln ab. Prinzipiell geht man von zwei Verfahren aus, dem Entwurzeln und dem Verschütten der Beikräuter. Oder man unterscheidet nach den Verfahren Striegeln, Hacken, Häufeln bzw. vor dem Auflaufen der Kartoffeln, Abflammen.

Generell gilt, je kleiner die Beikräuter sind, desto einfacher sind diese zu bekämpfen. Aus diesem Grund ist eine mehrmalige Kontrolle der Bestände notwendig, denn bei wachsenden Beständen ist eine Durchfahrt spätestens zum Bestandsschluss nicht mehr sinnvoll. Sie sollten immer individuell entscheiden, ob eine Durchfahrt mehr nutzt als schadet. Denn Technik, die Boden bewegt, kann auch einen Keim beeinträchtigen, Blätter oder gar Stängel abreißen, Stolonen beschädigen oder Feinwurzeln freilegen.

Die Bedingungen ­müssen ­passen!

Legen Sie deshalb besonderes Augenmerk auf die Sortenwahl und eine exakte Pflanzgutablage, damit die Kartoffeln so gleichmäßig wie möglich auflaufen. Unerlässlich sind hier fraktioniertes Pflanzgut, GPS-gesteuerte Technik und keine verschlissenen Schare an der Legetechnik.

Ein weiterer Faktor, der im System der Mechanik zu beachten ist, ist die Freisetzung von Nährstoffen durch Bodenbewegung. Dies kann sowohl von Vor- als auch von Nachteil sein. Wichtig ist es, die angeschobene Mineralisation in die Nährstoffbilanz der Sorte einzubeziehen.

Auseinandersetzen muss man sich auch mit dem Thema Erosion von Feinerde. Die Bodenart gibt vor, wie man in der individuellen Situation vorgehen muss. Bei schweren Böden bietet es sich eher an, den Damm aufzubauen und die Unkräuter zu ersticken, auf leichten sandigen Standorten wird eher ab- und aufgebaut. Ein Häufeln zur falschen Zeit kann auch zu einem weiteren Feuchtigkeitsverlust führen, hier muss über eine exakte Messtechnik nachgedacht werden, die einen perfekten Kastendamm fordert.

Auch die Sorte und das Entwicklungsstadium kann die Wahl des Gerätes beeinflussen. Eine Sorte mit aufrecht wachsendem Laub kann länger bearbeitet werden als eine mit liegendem Laub.

Voraussetzung für eine mögliche mechanische Bearbeitung sind passende Standorte und Böden. Seitenhang oder zu viel Gefälle sind Rahmenbedingungen, die nur schwierig ins System passen, ebenso sehr grobe Bodenstrukturen. Bei der Einstellung der Pflanztiefe muss man immer an den Enddamm denken und nicht an die momentane Erdbedeckung der Pflanzknolle.

Die Qual der Gerätewahl

Der Einsatz eines Striegels, einer Sternhacke oder von Spezialwerkzeug ist zum einen vor dem Auflaufen der Kartoffel möglich und dann wieder bei gut eingestellten Geräten bei einer Pflanzenhöhe von 10 bis 25 cm. Passen die Bodenbedingungen, empfiehlt es sich, die Flächen „blind“ zu bearbeiten und zwar spätestens, wenn die Unkräuter zwischen Auflaufen und dem beginnenden 2-Blattstadium sind. Das begünstigt auch das Auflaufen der Kartoffeln, weil man dadurch den Damm etwas verkleinert und dieser sich leichter erwärmt. Auch das Brechen einer Verkrustung auf der Dammoberfläche ist möglich, um das Durchstoßen zu erleichtern.

Die Rollhacke lässt sich nach dem Auflaufen der Kartoffeln einsetzen – bevorzugt in den Abendstunden, da die Blätter der Kartoffelstaude dann aufgestellt sind und nicht verschüttet werden. Mit der Rollhacke lassen sich auch größere Unkräuter bekämpfen. Diese sollten aber die Möglichkeit haben, zu vertrocknen, das heißt etwa 24 Stunden nach der Durchfahrt sollte kein Niederschlag fallen. Gehen Sie sensibel mit der Einstellung des Winkels der Sternräder um, dieser ist bei jeder Überfahrt zu überprüfen und gegebenenfalls anzupassen.

Der Häufler bzw. Dammformer wird zum Aufbau des Enddammes genutzt. Dabei schiebt man die lose Erde aus der Sohle des Dammes unter das Kartoffellaub. So haben die Knollen genügend Platz, um zu wachsen, ohne dass ein Ergrünen stattfindet. Bei dieser Überfahrt ist es notwendig, auf die Freilegung bzw. Beschädigung von Feinwurzeln zu achten. Überprüfen Sie, ob die geplante Legetiefe erreicht wurde – ist dies nicht der Fall, sollten Sie dies für die kommende Saison im Kopf behalten.

Eine Kombination aus chemischen und mechanischen Maßnahmen ist nur begrenzt bis zur Applikation des Herbizidfilms möglich. Eine mechanische Bearbeitung würde diesen zerstören und möglicherweise die Wirkstoffe direkt an die Feinwurzeln der Kartoffeln heranbringen.

Vor- und Nachteile

In der Übersicht unten sind die Vor- und Nachteile der mechanischen Bestandspflege aufgeführt. Herauszustellen ist die Einsparung von Pflanzenschutzmitteln. Dieser Aspekt wird aufgrund des Gesetzes zur Reduktion von Pflanzenschutzmittel und der heutigen Denkweise der Politik immer wichtiger.

Versuche des Landwirtschaftlichem Technologiezentrums Augustenberg (LTZ) in Donaueschingen zeigen, dass die mechanische Unkrautkontrolle bis nahe an die Laubverfärbung der Kartoffeln vergleichbar mit Herbizidmaßnahmen sein kann. Vorausgesetzt, die Rahmenbedingungen (Flächenstruktur/Böden/Wetter/Sorte) passen. Problematisch ist hingegen die Spätverunkrautung in abreifenden Beständen. Hier ist der Wirkungsgrad dann auffallend schlechter auch bei der passenden Sortenwahl.

Ein weiterer Vorteil ist, dass man Resistenzen von Wirkstoffen vermeiden kann und dass Problemunkräuter mit der passenden Technik möglicherweise besser zu bekämpfen sind.

Zu beachten ist aber, dass die rein mechanische Unkrautkontrolle vor allem in nassen Frühjahren schwierig durchzuführen ist. Dann ist die Befahrbarkeit der Flächen nur eingeschränkt möglich und die Gefahr der Klutenbildung und Knollenbeschädigung steigt.

Den Vorteilen stehen auch diverse Nachteile gegenüber. Das zeigen Versuche vom LTZ oder der Versuchsstation Dethlingen in Niedersachsen. Diese zeigen – abhängig von Jahr und Sorte – Nettoertragsverluste von 10 bis über 20 %. Auch muss der Energie- und Zeitaufwand, der aus zwei bis vier Überfahrten plus evtl. Handhacke besteht, im ökologischen Fußabdruck gegen eine Überfahrt mit der Pflanzenschutzspritze Stand halten.

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