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Ohne Kompromisse

Klimaschutz: BASF will Braugerstenanbau emissionsmindernd optimieren

Trotz weniger Betriebsmittel den Ertrag und die Qualitäten aufrechterhalten und so Treibhausgasemissionen reduzieren - das ist das erklärte Ziel des Projektes "Bessere Braugerste".

Lesezeit: 4 Minuten

Effektiver Klimaschutz wird nur dann gelingen, wenn Landwirte weniger Betriebsmittel verwenden, um den gleichen oder sogar mehr Ertrag zu erzeugen. Davon ist Michael von Gremmingen überzeugt.

Der Landwirt ist Geschäftsführer der Kraichgauer Güterverwaltung und bewirtschaftet 1.400 ha Acker zwischen Heidelberg und Heilbronn. Gemeinsam mit der BASF baut er Braugerste für eine regionale Brauerei an - und das möglichst klimaschonend.

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Betriebsleiter von Gremmingen wirtschaftet in einer klassischen Zuckerrübenregion. Nach Ende der EU-Zuckermarktordnung hat der 51-jährige jedoch den Zuckerrübenanteil in seiner Fruchtfolge deutlich von 25 auf 5 % reduziert. Mittlerweile liegt der Fokus der Kraichgauer Güterverwaltung auf der Vermehrung von Getreidesaatgut. Neben Hafer und Dinkel vermehrt von Gremmingen auch Sojabohnen und Erbsen.

"Die Braugerste war aus wirtschaftlichen Gründen für uns eher zweite Wahl", berichtet der Landwirt. Das Projekt der BASF "Bessere Braugerste" weckte jedoch sein Interesse.

Genau gerechnet

"Ich rechne gerne. Ein spitzer Bleistift ist mein liebstes Arbeitsgerät", so von Gremmingen. Der Anspruch, Betriebsmittel zu reduzieren und gleichzeitig weder Ertrag noch Qualität bei der Braugerste einzubüßen, gefiel ihm. Nach ersten Gehversuchen 2019 und 2020 wuchs zur Ernte 2022 auf 25 ha Braugerste für das Projekt.

Die Idee: Vor allem über den Betriebsmitteleinsatz sollen pro Tonne Braugerste bis zu 30 % Treibhausgase (THG) eingespart werden. Dazu versucht von Gemmingen, den Düngereinsatz zu reduzieren und die Düngergabe mittels Nitrifikationshemmern besser auszunutzen. Dadurch soll sich der ­Ammoniumstickstoff langsamer zu Nitratstickstoff im Boden umwandeln und weniger Lachgas freigesetzt werden. Die Nitrifikation hat einen großen Anteil an den Treibhausgasemissionen im Ackerbau.

Im konventionellen Braugerstenanbau, der als Kontrolle im BASF-Projekt dient, setzt von Gemmingen Kalkammonsalpeter kurz nach der Aussaat ein. Den Dünger bringt der Landwirt auf der Kontrollparzelle gleichmäßig aus. Im Klima-Projekt nutzt er neben den Nitrifikationshemmern digitale Werkzeuge, um den Düngereinsatz runterzufahren. Dabei reduziert er die erste Düngergabe um 20 % und nutzt einen 24-prozentigen Stickstoffdünger, der mit einem Nitrifikationshemmer angereichert ist.

Den Dünger bringt von Gemmingen variabel aus – in drei Düngezonen. Bereiche mit besonders hohem Ertragspotenzial bekommen mehr Dünger ab und andersherum. Die Applikationskarten erstellt von Gemmingen anhand historischer Ertragsdaten. Seit gut zehn Jahren kartiert er die erzielten Erträge auf seinem Mähdrescher. Rund sechs Wochen nach der Aussaat liefert von Gemmingen in den Feldzonen mit hohem Ertrags­potenzial noch einmal Stickstoff nach.

Kein Greenwashing

Wichtig ist von Gemmingen, dass er kein Greenwashing betreibt: „Wir wollen wirklich beweisen, dass wir klimaschonend wirtschaften. Das muss messbar sein.“ Das ist auch für Dr. Matthias Nachtmann entscheidend. Er leitet das „Sustainability Business Development“ bei BASF Agricultural Solutions. „Das Ziel von ‚Bessere Braugerste‘ ist es, das richtige Gleichgewicht zwischen Stickstoffausbringung, Gerstenprotein und der Reduzierung von Treibhausgasemissionen zu finden.“ Um das nachzuweisen, brauche man eine stabile Datengrundlage, so Nachtmann.

Erste Resultate sind laut Nachtmann vielversprechend. Mit belastbaren Ergebnissen rechnet er in ca. drei Jahren. Bislang hat von Gemmingen noch keinen Mehrerlös für seine klimaschonende Braugerste bekommen: „Wenn ich auf Dauer Treibhausgase einspare, muss ich das bezahlt bekommen.“ Von Gemmingen geht davon aus, dass er durch das Klima-Projekt ca. 250 €/ha Mehrerlös benötigt. Bei einem Ertrag von 6 t/ha, wären das knapp 45 €/t Braugerste.

Bis das klimaschonende Anbausystem in der Breite angekommen ist, sieht von Gemmingen noch einen langen Weg: „Die Art der Bewirtschaftung ist einfach aufwendiger als ein Standardsystem.“

Nitrifikation als größte Emissionsquelle:

Die Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL) Bayern bilanziert für den Braugerstenanbau bei einem Ertrag von 6 t pro ha Treibhausgasemissionen in Höhe von 1 444 kg CO2-Äq./ha.

Die Grafik zeigt: Mit rund 860 kg CO2-Äq./ha fällt der Löwenanteil der Emissionen in den Bereich der Düngung. Laut LfL setzen sich die kalkulierten Treibhausgasemissionen der Düngung vor allem aus den Emissionen der Herstellung des Mineraldüngers (ca. 350 kg CO2-Äq./ha) und aus der Nitrifikation (rund 390 kg CO2-Äq./ha) zusammen. Somit ist die Nitrifikation die größte Emissionsquelle im Anbauprozess.

Während der Nitrifikation wandeln Bodenbakterien Ammonium zuerst in Nitrit und dann in Nitrat um. Letzteres kann zu dem hochwirksamen Treibhausgas Lachgas, chemisch Distickstoffmonoxid (N2O), umgesetzt werden.

Könnte der eingesetzte Nitrifikationshemmer im BASF-Projekt die Nitrifikation komplett unterbinden, wäre das Ein­sparziel von 30 % der Treibhausgasemissionen schon fast erreicht.

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