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Kluge Strategien gegen Rapsunkräuter

Immer wichtiger wird es, die verfügbaren Wirkstoffe gegen Unkräuter im Raps geschickt einzusetzen. Neue Möglichkeiten gibt es nun im Nachauflauf.

Lesezeit: 9 Minuten

Raps ist eine der konkurrenzstärksten Kulturen. Auf einen Herbizideinsatz kann man zwar häufig nicht verzichten, die Maßnahme muss aber nicht auf allen Standorten intensiv erfolgen. So kommt man sicherlich auf Flächen mit einer leichten Mischverunkrautung mit einer eher geringen Herbizidintensität aus.

Anders ist das aber auf Flächen, auf denen sich Problemunkräuter wie Kreuzblütler (u.a. Rauken oder Hirtentäschelkraut), Storchschnabelarten sowie weitere Arten breitmachen, die sich im Raps nur schwer bekämpfen lassen.

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Wirkstoffe in der Kritik

Grundsätzlich ist es wichtig, jede Herbizidmaßnahme im Raps auch deshalb zu überdenken, weil verschiedene Wirkstoffgruppen aus vielen unterschiedlichen Gründen in die Kritik geraten sind.

Als Erstes sind hier alle Mittel zu nennen, die Clomazone enthalten. Dieser Wirkstoff wurde in den letzten Jahren insbesondere gegen Kreuzblütler über verschiedene Präparate wie z.B. Centium 36 CS, Gamit 36 AMT oder Colzor Trio im Vorauflauf intensiv genutzt. Der Grund dafür war, dass lange Zeit nur wenige wirksame Nachauflaufherbizide im Raps zur Verfügung standen. Wegen häufig aufgetretener Abdriftschäden ist der Einsatz dieser clomazonehaltigen Mittel mittlerweile durch umfangreiche Anwendungsbestimmungen und Dokumentationspflichten stark eingeschränkt worden. Die Bestimmungen finden sich in den Produktbeschreibungen und sind unbedingt zu beachten.

Auch metazachlorhaltige Mittel wie Butisan Gold, Butisan Kombi, Fuego oder Fuego Top, die aufgrund von Neuzulassungen und erweiterten Zulassungen ebenfalls zunehmend im Vorauflauf zum Einsatz kamen, stehen in der Kritik. Das gilt zumindest für die Metabolite (Zersetzungsprodukte) des Wirkstoffes Metazachlor, die sich vermehrt im Grundwasser finden lassen. Bisher handelt es sich dabei in der Regel aber um als unproblematisch eingestufte, sogenannte nicht relevante Metabolite.

Vorbeugend ist zu empfehlen, die Anwendung von metazachlorhaltigen Präparaten insbesondere in Wassereinzugsgebieten, aber auch auf anderen Flächen unbedingt auf ein absolut notwendiges Mindestmaß zu reduzieren. Beschränken Sie dabei auch die maximal ausgebrachte Wirkstoffmenge im Raps auf möglichst 500 g/ha Metazachlor.

Gleichzeitig ist es angeraten, nicht jedes Mal, wenn Sie Raps anbauen, Mittel aus dieser Wirkstoffgruppe einzusetzen. Besser ist es, im Anbauturnus des Rapses rotierend auch mit metazachlorfreien Lösungen zu arbeiten. Soll in Wassergewinnungsgebieten generell z.B. auf Metazachlor verzichtet werden, bieten einige Wasserversorger im Rahmen von freiwilligen Vereinbarungen auch Entschädigungszahlungen an die Landwirte für die entstehenden Mehrkosten an.

Wichtige Neuerungen...

Für die kommende Saison sind einige neue, vielversprechende Herbizide auf dem Markt:

  • Im letzten Jahr wurde das Produkt Gajus zugelassen. Es enthält die Wirkstoffe Pethoxamid + Picloram. Gajus kann das bekannte Quantum in Spritzfolgen ersetzen. Es lässt sich mit 3,0 l je ha im Nachauflauf einsetzen. Darüber hinaus ist es mit diesem Herbizid möglich, den Wirkstoff Pethoxamid auch auf drainierten Flächen anzuwenden, da lediglich die Auflage NW 800 (kein Einsatz auf drainierten Flächen zwischen dem 1.11. bis 15.03.) einzuhalten ist.



  • Relativ neu auf dem Markt ist auch das Produkt Tribeca SyncTec. Es enthält die bekannten Wirkstoffe Metazachlor, Clomazone und Napropamid. Wie alle clomazonehaltigen Produkte ist es im Vorauflauf einzusetzen. Die volle Aufwandmenge liegt bei 5,0 l/ha.



  • Als weiteres Clomazone-Produkt ist Altiplano DamTec erhältlich. Hierbei handelt es sich um eine Kombination aus Clomazone + Napropamid. Die Aufwandmenge beträgt 3,0 kg/ha. Sowohl Tribeca SyncTec als auch dieses Produkt enthalten ein verkapsuliertes Clomazone und lassen sich daher mit 20m Abstand zu Ortschaften, Haus- und Kleingärten, Flächen mit „clomazonesensiblen“ Anbaukulturen und Flächen, die für die Allgemeinheit bestimmt sind, applizieren. Trotzdem gelten auch hierfür die umfangreichen Anwendungsbestimmungen für Clomazone.

...mit einem Highlight

Die interessanteste Neuzulassung im letzten Jahr ist das Produkt Belkar. Es enthält neben Picloram den aus dem Getreide bekannten Wirkstoff Halauxifen (Arylex). Dieses Produkt ermöglicht eine reine Nachauflaufbehandlung ohne frühe Bodenherbizid-Vorlagen. Das heißt, dass man zunächst abwarten kann, bis sich der Bestand sicher etabliert hat, um anschließend je nach Bedarf und Auflauf der Unkräuter zu behandeln. Dies ermöglicht erstmals ein gezieltes Vorgehen im Sinne des integrierten Pflanzenschutzes!

Optimal eingesetzt, ist das Wirkungsspektrum von Belkar überaus breit. Das Herbizid wird sowohl solo vermarktet, als auch im „Belkar-Power-Pack“ kombiniert mit Synero 30 SL. Synero ist identisch mit Runway VA und enthält den bekannten Wirkstoff Aminopyralid. Dieser sichert die Wirkung auf Kamille, Klatschmohn und Kornblume auch über den Boden ab. Zudem bringt es eine Teilwirkung auf Stiefmütterchen.

Die Pack-Kombi wirkt somit sicher auf nahezu alle wichtigen Rapsunkräuter. Dazu zählen z.B. Klettenlabkraut, Kamille, Klatschmohn, Ackerhellerkraut, Hirtentäschel und Storchschnabel.

Eine gute Nebenwirkung ist auf Stiefmütterchen und Vogelmiere zu erreichen. Leider ist die Wirkung gegenüber Wegrauke nicht immer sicher. In diesem Fall kann man von einer unterdrückenden Wirkung (rund 70%) ausgehen. Für Standorte mit geringem Druck reicht diese Leistung unter wüchsigen Bedingungen und bei guten Rapsbeständen oftmals aus. Auf bekannten „Wegrauke-Befallsstandorten“ können Sie mit einer späten Nachlage von Fox die Restverunkrautung weiter verringern.

Die sicherste Wirkung lässt sich im Splitting erzielen. Hierzu wird der Belkar-Power-Pack (0,25 l/ha Belkar + 0,25 l/ha Synero) vorgelegt und nach 14 Tagen nochmals Belkar solo mit 0,25 l/ha nachgelegt. Um eine gute Wirkung und Verträglichkeit sicherzustellen, ist es wichtig, beim ersten Behandlungstermin das richtige Stadium des Rapses zu treffen. Die kleinsten Rapspflanzen sollten mindestens zwei Laubblätter ausgebildet haben. In der Regel passt dieser Termin auch zu der ersten Auflaufwelle der Unkräuter.

Auf wenig verunkrauteten Flächen reicht auch eine einmalige Anwendung. In diesen Fällen kann man 0,5 l/ha Belkar plus 0,25 l/ha Synero ab dem 6-Blattstadium einsetzen.

Das leisten die Herbizide

Um zu prüfen, wie gut die Herbizide die Unkräuter im Raps bekämpfen, wurde im letzten Jahr ein Strategieversuch auf sechs Standorten in Niedersachsen angelegt. Dabei wurden Spritzfolgen bestehend aus Vor- und Nachauflaufmaßnahmen sowie reine Nachauflaufeinsätze getestet. Alle Behandlungen ohne Vorlage von Fuego sind metazachlorfrei, der Wirkstoff Clomazone wurde hier gar nicht eingesetzt. Hier die wichtigsten Ergebnisse.

Eine breite Mischverunkrautung ließ sich mit allen Varianten gut bekämpfen. Schwächen zeigten sich lediglich bei der Bekämpfung von Ackerstiefmütterchen (nicht dargestellt) – hier bewirkte die Nachlage von Runway + Fox eine deutliche Wirkverstärkung.

Auch bei der Beseitigung von Wegrauke werden ohne clomazonehaltige Herbizide keine vollen Wirkungsgrade erreicht. Gute Leistungen erzielten die reinen Nachauflaufbehandlungen mit Belkar + Synero. Die reduzierte Belkarmenge in EC 13 bis 14 fällt in der Wirkung etwas ab. In anderen, hier nicht dargestellten Versuchen, zeigte die Splittingmaßnahme von 0,25 l/ha Belkar + 0,25 l/ha Synero ab EC 12, gefolgt von 0,25 l/ha Belkar ab EC 16 bis 18 die sicherste Wirkung.

Vor allem, wenn man eine Nebenwirkung auf Rauke, Vogelmiere und Stiefmütterchen benötigt, ist das aufwendigere Splittingverfahren im Vorteil und wird deshalb empfohlen. Zu beachten ist, dass es bei Belkareinsätzen zu Auffälligkeiten im Wuchs kommen kann, wie z.B. Aufhellung der Blattadern oder Blattdeformationen. Diese Symptome wachsen sich aber erfahrungsgemäß später wieder aus und beeinträchtigen die Entwicklung der Pflanzen im Frühjahr nicht.

Um mögliche Pflanzenschäden zu vermeiden, wurde die Mischbarkeit mit anderen Produkten vom Hersteller eingeschränkt. Das Zumischen eines Pyrethroids, z.B. gegen Erdflohbefall, ist möglich. Bei Gräserherbiziden sind zurzeit lediglich Gallant, Panarex und Focus Ultra bei halber Aufwandmenge vom Belkar freigegeben. Andere Produkte, wie z.B. auch Fox oder Blattdünger, lassen sich im Abstand von sieben Tagen einsetzen.

In der Praxis werden die Belkar-Behandlungstermine häufig zum Wachstumsreglertermin passen. An dieser Stelle sei ausdrücklich darauf hingewiesen, dass keine metconazolhaltigen Produkte wie Carax, Caramba oder Efilor zugemischt werden dürfen! Zu tebuconazolhaltigen Fungiziden und Toprex ist ein Spritzabstand von mindestens sieben Tagen einzuhalten.

Strategien für Ihren Raps

Aus den Versuchserfahrungen lassen sich die Herbizidempfehlungen für die Saison 2020 ableiten. Welche Produkte oder Kombinationen sich für welche Leitverunkrautung eignen, entnehmen Sie folgenden Übersichten.

Bei den klassischen Vorlagen mit metazachlorhaltigen Herbiziden (Übersicht 2) sollte eine Nachlage mit Fox und/oder Runway nur optional erfolgen. Beachten Sie unbedingt, dass man auf den mit Runway behandelten Flächen die Wirkstoffe Aminopyralid (NG 349) oder Clopyralid (NG 350) im Folgejahr nicht anwenden darf.

Der Einsatz clomazonehaltiger Mittel (Übersicht 3) sollte sich wegen der vielfältigen Auflagen vorrangig auf die Bekämpfung von Raukearten und anderen Kruziferen beschränken.

Die bereits diskutierte, breit wirksame Splittinganwendung von Belkar + Synero (Übersicht 4) eignet sich für den gezielten Nachauflauf. Aber auch Tanaris + Runway bieten im frühen Nachauflauf eine gute Möglichkeit, eine Vielzahl von Unkräutern ohne die Wirkstoffe Clomazone und Metazachlor zu beseitigen. Die Kombination erfasst durch den Wirkstoff Dimethenamid-P (enthalten z.B. auch in Butisan Gold oder Butisan Kombi) zudem Storchschnabel relativ gut.

Hinsichtlich Storchschnabel ist generell jedoch festzuhalten, dass die Leistung auch mit dem Einsatz von Dimethenamid-P oft nur bei ca. 70 bis 75% Wirkungsgrad liegt. Es ist daher ratsam, in solchen Fällen eine integrierte, fruchtfolgeübergreifende Strategie aufzustellen. So erreichen im Getreide z.B. die Präparate Concert SX, Artus oder Gropper SX eine 80 bis 90%ige Wirkung auf Storchschnabelarten.

Treten im Raps neben einer Allgemeinverunkrautung Rauke und Storchschnabel zusammen auf, liefern die Wirkstoffe Clomazone bzw. Bifenox und zusätzlich Dimethenamid-P zufriedenstellende Bekämpfungserfolge. In diesen Fällen eignen sich vor allem Mittelkombinationen mit Clomazone wie z.B. Colzor Trio oder Nimbus Komplett bzw. clomazonefreie Spritzfolgen aus z.B. Butisan Gold gefolgt von Fox.

Generell sollte es im Sinne einer Wirkstoffrotation das Ziel sein, im zweiten Rapsanbaujahr metazachlorfrei zu behandeln. Die Empfehlungen spiegeln zudem letztendlich die Erfahrungen mehrjähriger gemeinsamer Versuchsprogramme zum Wasserschutz der LWK Niedersachsen wider und zeigen, dass auch alternative Wirkstoffkombinationen „zum Ziel“ führen können. Die Herbizidkosten sind dabei allerdings meistens höher.

Leider können aber auch alternative Mittel bzw. Wirkstoffe Probleme mit sich bringen, wie z.B. die Drainauflage von Quantum oder die eingeschränkte Verträglichkeit von Fox. Daher sollte man vor allem im Raps den Herbizideinsatz auf das unbedingt notwendige Maß beschränken und die Wirkstoffe im Laufe der Anbauphasen regelmäßig wechseln. Bei allen Herbizidbehandlungen sind natürlich die Auflagen einzuhalten, insbesondere die Abstandsauflagen zu Gewässern und Saumstrukturen.

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