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Körnermais pfluglos anbauen ist sehr gut machbar

Mais nur mit Zwischenfrucht! Philippe Lavandier aus Sachsen-Anhalt setzt auf gut entwickelte Zwischenfruchtbestände und Direktsaat. „Körnermais pfluglos anzubauen, ist sehr gut machbar“, sagt er.

Lesezeit: 5 Minuten

"Hier sieht man, dass die Zwischenfrüchte gut einen Meter hoch gewachsen sind“, sagt Philippe Lavandier, als wir im Januar auf seinem Acker am Hof stehen. Der Landwirt zeigt auf eine noch stehende, aber abgefrorene Phacelia und richtet dabei noch ein paar abgeknickte Pflanzen in dem dichten Bestand auf.

„Wir unterdrücken damit zielgerichtet Ausfallgetreide, Unkräuter und Gräser“, sagt der gebürtige Luxemburger. Daher sind Zwischenfrüchte für ihn die Basis, damit er Mais auf dem Katharinenhof bei Bismark in Sachsen-Anhalt pfluglos und ohne Glyphosat anbauen kann.

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Körnermais in weiter ­Fruchtfolge

Die ca. 700 ha Ackerfläche des Betriebes liegen auf leichten und teils steinreichen Standorten. „Wir sind hier in einem Winderosionsgebiet“, sagt Lavandier. Zudem fielen letztes Jahr nur rund 400 mm Regen. Sein Ziel ist, wassersparend und erosionsmindernd zu arbeiten.

Seit 2015 leitet Lavandier den Betrieb und hat die klassischen Fruchtfolgen Raps-Weizen-Weizen, Raps-Roggen-Roggen bzw. Raps-Weizen-Gerste Stück für Stück aufgebrochen. Und heute? „Man könnte sagen, dass der Wechsel von Blatt- und Halmfrucht die Fruchtfolge ist“, sagt er.

Nun stehen auf den etwas besseren Böden mit gut 50 Bodenpunkten Raps-Weizen-Rüben-Weizen/Winterackerbohnenvermehrung oder auf den steinigen Flächen Raps-Weizen-Körnermais-Weizen/Leguminose/Sonnenblumen. Auf den leichteren Standorten wächst Grassamenvermehrung (Rotschwingel)-Körnermais-Sonnenblume-Winterroggen. Die Erntereste bleiben konsequent auf dem Acker.

Der junge Familienvater ist 2018 mit Silomais gestartet, seit 2021 baut er Körnermais an – 80 bis 140 ha pro Jahr. Das soll künftig auch so bleiben. „Körnermais wirkt eher humusmehrend“, erklärt Lavandier den Vorteil für seine leichten Böden und bei den geringen Niederschlägen. Zudem sei der Kostenaufwand im Anbau relativ gering.

Für den erfolgreichen Maisanbau geht Lavandier wie folgt vor: „Zwischenfrüchte sind der Dreh- und Angelpunkt unserer Strategie, sie stehen nach jeder Hauptfrucht. Wichtig ist, dass sie gut ernährt sind. Und wir setzen auf Direktsaat ohne Bodenbearbeitung beziehungsweise auf Strip Till für Blattfrüchte und Körnermais.“

Betriebsspiegel:



Philippe Lavandier, Katharinenhof Bismark (Sachsen-Anhalt)



Klima: Niederschlag ca. 570 mm pro Jahr (1991 bis 2020), 2022 ca. 400 mm, 8,9 °C Durchschnittstemperatur

Standort: Endmöränengebiet, teils sehr steinreich

Boden: 700 ha Ackerbau, 50 ha Grünland, 100 ha Wald, im Durchschnitt 40 bis 45 Bodenpunkte, Sand bis sandiger Lehm

Fruchtfolge: Wechsel Blatt- und Halmfrucht, standortspezifisch und flexibel

­Zwischenfrüchte – selbst ­mischen ist besser

Auf dem Zwischenfruchtacker stehen Reste von Phacelia, Sommerwicke, Erbsen und Öllein. Das Saatgut dafür mischt Lavandier selbst mit einem alten Futtermittelmischer, der 2 t fasst. „Dann weiß ich genau, was drin ist und kann auch die Anteile selbst bestimmen“, sagt er. Häufig kommt noch etwas Perser- und Inkarnatklee hinzu. Und auch Buchweizen sei wichtig – aber nicht in der Fruchtfolge mit Zuckerrüben als Hauptkultur.

Sein Credo für den Anbau: Je früher gesät, desto besser entwickelt und höher ist der Bestand und desto besser friert er ab. Die Zwischenfrüchte sät Lavandier mit einer Zinkensämaschine direkt in die Stoppel der Vorfrucht. Er setzt auf sicher abfrierende Pflanzen. Das habe bislang auch immer funktioniert: „Irgendwann kommt in unserer Region immer ausreichend Frost. Nur der Ausfallraps geht dabei nicht kaputt“, gibt Lavandier zu bedenken und zeigt auf eine vitale Rapspflanze auf dem Acker.

Mais per Strip Till-Verfahren ohne ­Glyphosat?

Größtenteils geht Lavandiers Strategie auf: Durch die Direktsaat der Zwischenfrüchte entsteht kaum Bodenbewegung, dadurch entfällt der Keimreiz und es laufen auch keine Gräser oder Kräuter aus dem Bodensamenvorrat auf.

Davon profitiert auch der Körnermais. Den hat der Landwirt bislang im Mulchsaatverfahren gesät, künftig setzt er aber auf Strip Till im 45 cm Reihenabstand und sät direkt in die abgestorbenen Zwischenfrüchte 6 bis 8 Körner je m².

Dazu wählt er Sorten aus der frühen Reifegruppe (K 200 bis 240), die sich in den Landessortenversuchen als langjährig ertragsstabil erwiesen haben. Von Vorteil seien an seinem Standort Zahnmaise, die durch ihre schnellere Wasserabgabe eine geringere Kornfeuchte aufweisen – das senkt zudem die Trocknungskosten.

Ausgesamte Zwischenfrüchte oder andere Beipflanzen machten bislang keine Probleme. „Vor allem im Mais sind noch potente Herbizide zugelassen. Daher kann ich hier auch ohne Glyphosat arbeiten“, sagt Lavandier. Problematisch würde es, wenn er keine Sulfonylharnstoffe mehr nutzen könnte. Im frühen Nachauflauf setzt er eine Kombination aus boden- und blattwirksamen Mitteln ein, je nach Zulassung und Situation (noch vitale Zwischenfrüchte, Altverunkrautung etc.). Bei Bedarf legt er mit blattaktiven Mitteln nach.

Zwar stehen vereinzelt Trespen und Weidelgräser auf den Flächen, doch richtige Problemgräser haben sich bislang nicht herauskristallisiert. Allerdings ist auf einigen Flächen Quecke vorhanden. „Die kann ich nur sicher mit Glyphosat bekämpfen“, sagt Lavandier. Daher will er auf das Totalherbizid auch nicht komplett verzichten.

Mechanische Alternativen kommen für Lavandier nicht infrage. Zum einen wegen der Winderosion in der ebenen Region. Zum anderen ist sein erklärtes Ziel, den Dieselverbrauch unter 50 l/ha zu halten.

Körnermaistrocknung ab 2023

Im Durchschnitt der Jahre erntet Lavandier rund 80 dt/ha Körnermais trocken. Letztes Jahr waren es nur 30 dt je ha, im Jahr 2021 allerdings 90 dt/ha. Gerade hat er in eine Körnermaistrocknungsanlage investiert, die zur Ernte 2023 auf dem Katharinenhof in Betrieb geht. Geheizt wird mit Hackschnitzeln aus dem eigenen Wald. „Dann kann ich noch unabhängiger ernten“, sagt der Landwirt.

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