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Mit diesen Kräutern im Ackerfutter erhöhen Sie die die Futterqualität für Rinder

Mit Kräutern, wie z. B. Spitzwegerich, kann man den klassischen Futtergemengeanbau widerstands­fähiger machen und gleichzeitig die Futterqualität erhöhen.

Lesezeit: 4 Minuten

Praxiserfahrungen von Matthias König und Martin von Mackensen, Landbauschule Dottenfelderhof. Dieser Beitrag erschien zuerst in der  bioland Ausgabe 12/22. 

Kräuterreiche Ackerfutterbestände sind sowohl im konventionellen als auch im ökologischen Landbau kaum anzutreffen. Der Hauptgrund ist, dass die Kräuter deutlich weniger wüchsig sind im Vergleich zu den Futtergräsern und Futterleguminosen. Allerdings: Immer mehr Landwirte sehen in Kräutern das Potenzial, die Bestände widerstandsfähiger zu machen (vor z. B. Trockenheit oder Hitze) und die Futterqualität zu erhöhen.

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Jedoch ist das Etablieren von Kräutern in Leguminosen-Grasmischungen alles andere als einfach. An der Landbauschule Dottenfelderhof im hessischen Bad Vilbel hat man mit technischer Raffinesse und richtiger Genetik einen Ansatz entwickelt, um Spitzwegerich (Plantago lanceolata L.) in Futterbaubeständen zu etablieren. Hier die Erfahrungen:

Erfolg mit richtiger Sorte und cleverem Saatsystem

Entscheidend dafür war die Selektion der richtigen Spitzwegerich-Sorte. Was mehrjähriger Sortenversuche bedurfte, stellte sich für das Team vom Dotten­felderhof dann aber als Durchbruch he­raus. Denn mittlerweile ist die Sorte so vital, dass sie bis zu fünf Schnitte pro Saison gut verkraftet.

Seit einigen Jahren wird diese Sorte im Spätsommer mit einer Saatstärke von 0,5 kg/ha zusammen mit den Futterbaumischungen ausgesät. Zur Ernte stellt sie einen nennenswerten Anteil von etwa 1 bis 5 % Massenanteil im Futter.

Mehr zu den Anteilen der einzelnen Komponenten lesen Sie weiter unten beim Kapitel „Kräuterfutter“.

Auf dem Dottenfelderhof begrenzt die Fruchtfolge die Nutzungsdauer der ­Futterflächen auf zwei Jahre. Die se­lektierte Spitzwegerich-Sorte ist heute auch über den Handel erhältlich (Camena Samen).

Ein zweiter, entscheidender Aspekt war die Entwicklung eines speziellen Saatsystems. Mithilfe zahlreicher Versuche ließ sich feststellen, dass sich der Spitzwegerich (sowie auch andere Kräuter) im Kleegrasbestand nur entwickeln konnte, wenn er in Einzelreihen gesät wurde. Die Einzelreihensaat, wie sie am Dottenfelderhof entwickelt und praktiziert wird, ist effizient und einfach umzusetzen. Basis ist eine 3 m breite mechanische Sämaschine, deren Säkasten in mehrere einzelne Bereiche unterteilt wird.

Gründe für Spitzwegerich

Aus der veterinärwissenschaftlichen ­Literatur sind verschiedene positive Wirkungen des Spitzwegerichs bekannt. So stärkt er z. B. die Leber oder heilt Atemwegserkrankungen. In aktuellen Arbeiten an der Hochschule für Technik und Wirtschaft (HTW) in Dresden stellten Florian ­Tröber und Prof. Knut Schmidtke bei Untersuchungen mit der Dottenfelder Sorte Folgendes fest:

  • Bei starker Trockenheit sorgt der Spitzwegerich für höhere Gesamtfuttererträge. Denn er wurzelt schon nach ­einem Jahr 1,90 m tief und damit ins­gesamt tiefer als Rotklee und Gras. Daraus erklärt sich das gute Wasseraneignungsvermögen.

    Schaut man sich die Zusammensetzung der verschiedenen Schnitte über den Jahresverlauf an, dominiert an vielen Standorten beim ersten Schnitt Deutsches Weidelgras. Beim zweiten Schnitt macht hingegen der Spitzwegerich einen nennenswerten Anteil des Gesamtertrages aus. Denn die ­typischen Aufwuchsbedingungen des zweiten Schnittes sind häufig von Trockenheit geprägt. Den Trockenstress vertragen Gräser kaum, der tief wurzelnde Spitzwegerich hingegen sehr gut.
  • Erweitert man Kleegras-Gemenge um Spitzwegerich, sorgt dieser für geringere Nitratgehalte im Boden nach Umbruch. Dieser Effekt ist bedeutend, da in vielen (Öko-)Fruchtfolgen nach Kleegrasumbruch die Gefahr der Ni­tratauswaschung besteht.
  • Die anschließend verrottete Pfahlwurzel des Spitzwegerichs hinterlässt Hohlräume, die die Entwicklung des Bodenlebens fördern. Nachfolgende Kulturen wurzeln gerne in diese Röhren und die Regenwürmer nutzen sie als Lebensraum.
  • Spitzwegerich beeinflusst die Ver­dauung von Wiederkäuern positiv, insbesondere bei eiweißreichem Futter. Hier wirken die Bitterstoffe des Spitzwegerichs positiv auf die Leberfunktion. Die Leber ist nämlich das Organ, das überschüssiges Ammoniak aus dem Pansen zu Harnstoff umwandelt, der dann ausgeschieden werden kann.
  • Sind größere Mengen Spitzwegerich in der Ration enthalten, steigt die Futtertrockenmasseaufnahme bei Milchvieh – bei gleichzeitig erhöhten Milchinhaltsstoffen.

Fazit

Der Anbau von Spitzwegerich in mehrjährigen Futtergemengen hat eine Reihe von positiven Effekten. Insbesondere unter Trockenheit können Tierhalter einen höheren Ertrag und eine bessere Futterqualität erzielen, die Nitratauswaschung nach dem Umbruch reduzieren und die Gesundheit der Kühe fördern. Ein schöner Zusatznutzen ist, dass die Pflanze insektenfreundlich ist. Als Bestandteil von Bienenweiden stellt sie auch im Hoch- und Spätsommer Pollen zur Verfügung.

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K R Ä U T E R F U T T E R

Die richtige ­Mischung machts

Die Einzelreihenaussaat hat sich auf dem Dottenfelderhof auch für andere Futterkräuter wie Chicorée und Kleiner Wiesenknopf (auch Pimpinelle genannt) bewährt. Nach dortigen Erfahrungen sollte ein Gemenge folgende Komponenten enthalten:

  • ertragsstarke Leguminosen wie Rotklee, Weißklee und Luzerne,
  • Futtergräser wie Deutsches Weidelgras, Wiesenschweidel, Knaulgras und Lieschgras sowie
  • als wichtige diätetische Komponente Kräuter wie Wiesenkümmel, Kleiner Wiesenknopf, Spitzwegerich, Wegwar­te, Esparsette oder Hornklee.
  • Ein günstiges Verhältnis im Futter liegt erfahrungsgemäß bei 45 % Leguminosen, 45 % Gräsern und 10 % Kräutern.
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