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Landwirtschaft im Dialog

„Landwirtschaft braucht Veränderungen“

Welche Landwirtschaft ist künftig gewünscht? Antworten lieferten gestern in Berlin Vertreter aus Praxis, Politik, Wissenschaft und Wirtschaft bei „Landwirtschaft im Dialog“.

Lesezeit: 5 Minuten

Was wünschen die Bürger? Was wollen die Landwirte? Öko oder konventionell, groß oder klein, regional oder global – welche Landwirtschaft darf’s sein? Und welche Rahmenbedingungen muss die Politik schaffen? Das waren die zentralen Fragen in der Podiumsdiskussion "Landwirtschaft im Dialog" gestern in Berlin.

Das System „Landwirtschaft" ist komplex

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Anneke Kreißig, Sauenhalterin und Unternehmensberaterin aus Niedersachsen, forderte von den Politikern mehr fachliche statt ideologische Entscheidungen. Junge Landwirte seien sehr gut ausgebildet und trotz vieler widriger Umstände motiviert, die landwirtschaftlichen Betriebe als Lebensaufgabe anzunehmen. Viele Berufskollegen seien bereit, sich Veränderungen zu stellen und sie mitzugestalten. Die junge Landwirtin wünscht sich allerdings mehr Ehrlichkeit beim Verbraucher – die Gesellschaft müsse gewillt sein, den Umbruch mitzutragen.

Habeck: „Politik muss für neue Probleme neue Regeln bieten können."

Den Widerspruch zwischen Wertevorstellungen der Bürger und deren tatsächlichem Verhalten als Verbraucher räumt Robert Habeck ein. Der Bundesvorsitzende der Grünen wies zudem darauf hin, wie komplex die Lage zwischen Landwirten, Verbrauchern, verarbeitender Industrie und Lebensmitteleinzelhandel ist. Die landwirtschaftlichen Betriebe hätten in der Vergangenheit ihre Produktion intensiviert und immer effizienter gestaltet. Dadurch hätte sich die Kultur des „Wachsen oder weichen“ immer stärker fortgesetzt. Wollten Betriebe aber bestehen, dann dürfe es keinen Strukturwandel mehr geben, so Habeck. Es sei eine systemische Veränderung notwendig: Förderungen müssen qualifiziert und nicht mehr nur an die Fläche gebunden werden. Konkret forderte Habeck einen zweiten Markt für Gemeinwohlleistungen zu schaffen, für Tierschutz, Klimaschutz, Biodiversität und Gewässerschutz. So könne man die Existenzgrundlage erhalten und den Landwirten als Unternehmer weitgehend eigene Entscheidungen lassen. Darüber hinaus sollte die Tierhaltung auf mehr Tierschutz ausgerichtet werden. Höchste Tierschutzstandards dürften aber kein Wettbewerbsnachteil nach sich ziehen. Daher unterstrich er die Wichtigkeit der verbindlichen Haltungskennzeichnung von Lebensmittel, um sie vor Auslandsprodukten mit geringeren Standards zu schützen. Der Agrarpolitik warf Habeck vor, durch Nichtstun seit Jahren versäumt zu haben den Wandel zu gestalten. Und er stellte klar: Aus seiner Sicht funktioniert Umweltschutz nicht ohne Landwirtschaft.

"Die Landwirtschaft braucht Zielbilder"

Prof. Dr. Isermeyer, Präsident des Thünen-Instituts, machte deutlich, dass die Politik sich zuerst einmal entscheiden müsse, ob sie gestalten wolle. Danach müsse man das wohin und wie klären und konkretisieren. Dafür sei es nötig, klare Zielbilder zu definieren, ähnlich durch die sogenannte „Borchert-Kommission“. Andernfalls würde die Diskussion immer „wolkig“ bleiben. Isermeyer wünscht sich diese Zielbilder auf EU-Ebene. Allerdings seien jetzt schnelle Entscheidungen notwendig, damit ein Betrieb wie der von Kreißig planen und auf aktuelle Probleme reagieren könne.

Die Zielbilder begrüßte Hubertus Paetow – allerdings sollten diese flexibel sein. Der Präsident der Deutschen Landwirtschafts Gesellschaft (DLG) betonte, dass die Branche bereit sei, wenn klar und verlässlich feststeht, welche Veränderungen gewünscht sind. Die Signale dafür seien aber noch nicht deutlich genug. Würde es ein klareres Zielbild geben, könnten die Betriebes es direkt mitgestalten. Zunächst müsse man jedoch – zumindest temporär – das Wirtschaftssystem in eine soziale ökologische Marktwirtschaft erweitern. Wie Habeck fordert Paetow, dass die ökologischen Leistungen der Landwirte, z.B. Biodiversität, entlohnt würden.

Der Ökolandbau hat sein Zielbild definiert

Dass der Ökolandbau diesen Prozess im Prinzip schon vollzogen hat, hob Jan Plagge, Präsident des Biolandverbandes, hervor. Hier hätten sich die Landwirte selbst schon vor Jahren die Frage gestellt, ob sich ihr Betrieb noch in die richtige Richtung entwickeln. Das hätte ihnen die Möglichkeit gegeben das „Wie“ auch selbst zu gestalten. Aus diesem Prozess seien die Ökoverbände entstanden. Den Weg von Bioland hin zu den Discountern sieht er nicht als Fehler. Er eröffne der Branche vielmehr neue Marktzugänge. So käme man Verbrauchern in ihrem Einkaufsverhalten entgegen.

Landwirte dürfen nicht warten, sondern müssen Landwirtschaft selbst gestalten." - Matthias Berninger

Matthias Berninger, Leiter von Public Affairs bei Bayer und aus Washington zugeschaltet, sieht die Zukunft der Landwirtschaft in Europa in einer nachhaltigen Intensivierung. Dafür sollten Landwirte nicht warten, sondern selbst gestalten. Ein Baustein davon sei, schneller auf neue Innovationen setzen. Als Beispiele nannte er innovative Züchtungsmethoden und schnellere Zulassungen von innovativen Pflanzenschutzmitteln. Das verbessere die Resilienz der Landwirtschaft hinsichtlich zunehmender Wetterextreme. Zurzeit fänden Innovationen aber eher außerhalb von Europa statt. Gebraucht würden nun EU-weit gemeinsame Regeln, damit die Landwirte wettbewerbsfähiger auf dem Weltmarkt auftreten können. Berninger sieht in der Landwirtschaft großes Zukunftspotenzial, wenn es gelänge, neue Technologien schneller in die Praxis zu bringen.

Es fehlen Ziele für die deutsche Landwirtschaft

Die Podiumsdiskussion machte klar, dass trotz eines recht breiten Konsenses der Beteiligten in vielen Punkten, es noch immer an klar definierten Zielen fehle. Diese wünscht sich auch Anneke Kreißig, um ihren Betrieb zukunftsfähig gestalten zu können.

Im YouTube Livestream und auf Twitter unter #LWimDialog diskutierten die Nutzer fleißig mit.

Das Video der Diskussion können Sie sich hier anschauen:

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