Nach eher unterdurchschnittlichen Ergebnissen beim Getreide erwartet die Landwirtschaftskammer Niedersachsen beim Mais auf einem Großteil der Anbaufläche gute bis sehr gute Erträge und eine hohe Qualität.
Dies sei gerade für die ohnehin unter dem Preisdruck leidenden Milchviehbetriebe sehr wichtig. „Deswegen sind wir sehr froh, dass wir den Mais als Futterpflanze haben, der wie gewohnt eine hohe Qualität und sichere Erträge bietet“, sagt Dr. Matthias Benke, Leiter des Fachbereichs Grünland und Futterbau bei der Landwirtschaftskammer Niedersachsen in Oldenburg.
Die Witterung hat dem Mais in diesem Jahr wenige Probleme bereitet, denn Mai, Juni und Juli waren je ein Grad wärmer als im langjährigen Mittel. Dies führte zu einer frühen Blüte des Maises um Mitte Juli und sorgt nun für eine frühe Abreife und Ernte. Während im Juni einige Flächen unter zu viel Wasser zu leiden hatten, ist derzeit auf leichten Sandböden das Gegenteil der Fall. Durch die insgesamt weite Entwicklung der Pflanzen fällt dies aber nicht so stark ins Gewicht. Größere Ertragseinbußen werden auf den von Staunässe betroffenen Flächen zu verzeichnen sein. Insgesamt präsentieren sich die Maisbestände so in diesem Jahr von sehr gut bis deutlich unterdurchschnittlich.
Experten der Landwirtschaftskammer untersuchen derzeit wöchentlich den Reifegrad des Maises in den unterschiedlichen Anbauregionen. Diese Arbeit ist eine wichtige Entscheidungshilfe für die Landwirte, um den optimalen Erntezeitpunkt zu erwischen. Die heißen Tage Ende August hätten den Reifeprozess enorm beschleunigt, berichtet Benke. Im südlichen und östlichen Niedersachsen sind daher bereits vereinzelt Feldhäcksler und Traktoren mit Häckselwagen auf den Feldern zu sehen. An der Küste wird die Ernte klimatisch bedingt in der Regel später eingefahren als im Süden des Bundeslandes.
„Die Ernte beginnt überall dort, wo die Maispflanzen sich wegen Trockenheit nicht mehr weiterentwickeln können“, sagt Benke. Denn zu spät vom Feld geholter Mais mit vergilbten Blättern beeinträchtige die Verdaulichkeit der Pflanze. Als ideal gelte ein Trockensubstanzgehalt von 32 bis 35 Prozent, erläutert der Futterbauexperte. Anhand der Daten der Reifeprüfung geht die Landwirtschaftskammer davon aus, dass die Ernte in den einzelnen Regionen Niedersachsens binnen zwei Wochen eingefahren werden muss, was zu langen Arbeitstagen und Nachtarbeit führen kann.
Auf knapp 600.000 Hektar wird in Niedersachsen Mais angebaut. Dies entspricht gut einem Fünftel der landwirtschaftlichen Fläche. Über die Hälfte wird als Silomais für Milchkühe und die Bullenmast eingesetzt. Der Silomais von weiteren gut 200.000 Hektar wird in Biogasanlagen zur Gas-, Strom- und Wärmeerzeugung genutzt. Die restlichen rund 60.000 Hektar werden erst später als Körnermais mit Mähdreschern geerntet und vorwiegend in der Geflügel- und Schweinefütterung eingesetzt.
„Diese Anbauzahlen sind seit einigen Jahren stabil und in der Tendenz leicht rückläufig, da die Biogasanlagen immer effizienter werden“, betont Dr. Benke mit Blick auf die Kritik von Umweltverbänden, das Bundesland „vermaise“ zusehends. Mais sei überdies eine Kultur, die mit sehr wenig chemischem Pflanzenschutz auskomme.