Der Lein (Linum usitatissimum), als Faserpflanze auch Flachs genannt, war bis ins 19. Jahrhundert eine häufige Kultur. Seitdem Baumwollimporte die Leinenstoffe ersetzt haben, ist der Anbau in Deutschland stark zurückgegangen. Hierzulande spielt heute nur noch Öllein eine kleine Rolle, mit 3.400 ha Anbaufläche.
Sortenwahl
Öllein erreicht etwa 50 cm Höhe, er ist verzweigt und großsamig. Aus den braunsamigen Sorten wird Öl gepresst, die gelbsamigen lassen sich als Backmohn nutzen.
Faserleinsorten können hingegen bis zu 150 cm Höhe erreichen und sind wenig verzweigt. In Deutschland sind aktuell sieben Ölleinsorten und keine Faserleinsorte zugelassen. Zugelassene Faserleinsorten gibt es aber in Nachbarländern wie Frankreich.
Standort und Fruchtfolge
Lein ist anspruchslos und wächst laut Kompetenzzentrum Ökolandbau Niedersachsen (KÖN) auf fast allen getreidefähigen Standorten. Besonders geeignet sind Löss und tiefgründige lehmige Sande. Lein verträgt Fröste von bis zu -5 °C, doch bis zur Blüte im Juni/Juli reagiert er empfindlich auf Trockenheit.
In der Fruchtfolge sollte man sechs Jahre Anbaupause einhalten. Gute Vorfrüchte sind Getreide und Hackfrüchte, da sie wenig Stickstoff hinterlassen.
Aussaat
Der häufiger vorkommende Sommerlein wird ab Mitte April gesät. Die empfohlene Saatstärke liegt bei 450 bis 550 keimfähigen Körnern je m², das TKG der feinen Samen beträgt 7 bis 11 g. Das Saatbett sollte feinkrümelig, gut abgesetzt und nicht tiefer als 2 cm sein.
Pflanzenschutz
Der Lein ist gegenüber Unkräutern kaum konkurrenzfähig. Mechanisch sind Hacken und Striegeln ab 5 cm Wuchshöhe möglich. In feuchten Jahren können Pilzkrankheiten auftreten, zudem können Erdflöhe und Thripse in der Jugend größere Schäden anrichten.
Für Lein sind auch chemische Mittel zugelassen, wie die Herbizide Fusilade Max und Focus Ultra, das Fungizid Spector und das Insektizid Karate Zeon.
Düngung
Lein hat nur einen geringen Stickstoffbedarf. Laut dem Technologie- und Förderzentrum Straubing (TFZ) genügen bereits 20 bis 50 kg N/ha, da zu viel verfügbarer Stickstoff zu Lagerproblemen führt. Der P-Bedarf liegt bei 15 kg/ha, K bei 50 kg/ha und S bei 20 kg/ha.
Ernte
Die Ernte fällt in den Zeitraum zwischen Mitte August und Mitte September. Reif ist der Lein, wenn die Körner braun bzw. gelb verfärbt sind und in den Schoten rascheln. Öllein lässt sich mit üblichen Mähdreschern ernten, auch Schwaddrusch kommt in der Praxis vor.
Beim Drusch sollten die Messer scharf sein, da das Stroh faserreich und zäh ist. Die Erträge liegen laut KÖN bei rund 5 bis 15 dt/ha. Zum Lagern sollte man die Körner auf unter 8 % Feuchte trocknen, damit sie nicht ranzig werden.
Nutzung und Vermarktung
Leinöl gilt durch seinen hohen Anteil ungesättigter Fettsäuren als sehr gesund. Leinöl mit Quark ist z. B. ein traditioneller Kartoffeldip in einigen ostdeutschen Landesküchen. Vor allem kleinere, regionale Mühlen pressen noch selbst Leinöl. Zu beachten ist aber, dass das Öl licht- bzw. wärmeempfindlich ist und bei falscher Lagerung ranzig wird.
Weitere potenzielle Abnehmer sind Bäcker und Müslihersteller. Das Öl ist dank seines Anteils an schnell trocknender Linolensäure zudem für industrielle Zwecke geeignet, etwa für Farben, Lacke und Linoleum.
Flachsfasern gibt es in verschiedenen Qualitäten. Kurze und schlechtere Fasern lassen sich in der Zellstoffin- dustrie, als Industriefaser oder zu gröberen Stoffen verarbeiten. Besonders feine Langfasern werden zu Bekleidungstextilien gewebt. Hier ist die Konkurrenz am Weltmarkt aber groß und die Preise niedrig.