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Landwirte bald schutzlos

Lins warnt vor weiteren Verboten von Pflanzenschutzmitteln

Norbert Lins warnt vor Engpässen beim chemischen Pflanzenschutz. Er plädiert dafür, bestimmte Wirkstoffe nur dann zu verbieten, wenn vergleichbare Alternativen auf dem Markt sind.

Lesezeit: 3 Minuten

Vor weiteren Verboten von Pflanzenschutzmittelwirkstoffen warnt der Vorsitzende des Landwirtschaftsausschusses im EU-Parlament, Norbert Lins. Die Landwirte in der Europäischen Union liefen anderenfalls Gefahr, bald keine Lösungen gegen bestimmte Schädlinge mehr zu haben, gibt der CDU-Politiker in einem Schreiben an die für Pflanzenschutz zuständige Gesundheitskommissarin Stella Kyriakides und Agrarkommissar Janusz Wojciechowski zu bedenken.

Konkret fordert Lins die Kommission auf, dass „keine Pestizide verboten werden, wenn nicht bereits eine ähnliche, nachhaltige und erschwingliche Alternative mit mindestens demselben Wirkungsgrad auf dem Markt ist“. Zudem dürften Verbote nicht erfolgen, wenn keine Bewertung der Umweltauswirkungen alternativer Schädlingsbekämpfungsstrategien durchgeführt worden sei. Ferner müssten auch die wirtschaftlichen Folgen für den Sektor bewertet werden.

Landwirte am Ende „völlig schutzlos“

Laut Lins steht „die Lebensfähigkeit der landwirtschaftlichen Betriebe“ auf dem Spiel. Er weist darauf hin, dass es für einige Schädlinge und Insekten „nur ein zugelassenes Pestizid“ gebe. Es bestehe die Gefahr, dass sich dadurch Resistenzen weiterentwickelten und die Landwirte am Ende „völlig schutzlos“ dastehen. Mehrere Alternativen zu haben, sei dagegen eine Garantie für Nachhaltigkeit.

Zudem gibt es laut Lins auch geeignete Maßnahmen zur Risikominderung, sodass nicht gleich ein Verbot erfolgen muss. Beispielsweise könne ein begrenzter Einsatz durch Rückstandshöchstgehalte und strengere Anwendungszeiträume erreicht werden. Auch könne die Häufigkeit der Anwendung eingeschränkt werden. Einen Beitrag zur Reduktion der Einsatzmengen kann dem CDU-Agrarpolitiker zufolge außerdem die Präzisionslandwirtschaft leisten.

Protestbrief als Gegenreaktion

Umweltschützer halten die Sichtweise des Landwirtschaftsausschussvorsitzenden indes für überholt. In einem ebenfalls an die Kommissare Kyriakides und Wojciechowski gerichteten Brief weisen 29 Umweltverbände, darunter BeeLife European Beekeeping Coordination, das Bündnis für eine enkeltaugliche Landwirtschaft und das Pestizid-Aktions-Netzwerks (PAN) Europe, die Forderung von Lins zurück.

Sie stellen fest, dass die EU-Gesetze zwar ein hohes Schutzniveau für die menschliche Gesundheit und die Umwelt gewährleisteten. Allerdings bestünden erhebliche Mängel bei deren Umsetzung. Genannt wird unter anderem die Pflanzenschutzanwendungsverordnung. Gleichzeitig häuften sich die wissenschaftlichen Beweise für die schädlichen Folgen des Pestizideinsatzes.

Verweis auf Insektenschwund

Meta-Analysen von Tausenden von wissenschaftlichen Studien hätten die schädlichen Auswirkungen der Pflanzenschutzmittel sowohl auf die menschliche Gesundheit als auch auf die Umwelt gezeigt. Darüber hinaus sei auf dem europäischen Kontinent die Gesamtbiomasse der Fluginsekten in den vergangenen 30 Jahren um 80% gesunken.

Die Verbände sehen dabei die intensive Landwirtschaft als Hauptverursacher. Sie widersprechen auch der Einschätzung, dass  eine breite Palette chemischer Optionen der Schlüssel zu guten Erträgen sei. „Diese Sichtweise auf die Landwirtschaft ist überholt.“ Der schrittweise Ausstieg aus dem Einsatz synthetischer Mittel werde von Landwirten, Agronomen, Wissenschaftlern und Bürgern gefordert.

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