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Maisaussaat mit Strip Till: Zeit gespart, Ertrag bewahrt!

Funktioniert die Streifenbearbeitung zur Maisaussaat? Ist sie eine Alternative zur Pflug- bzw. Mulchsaat? Das wollten wir 2011 in unserem Systemvergleich herausfinden. Ein top agrar-Klassiker.

Lesezeit: 9 Minuten

Dieser Systemvergleich stammt aus der top agrar-Ausgabe 01/2011. Wegen der interessanten Ergebnisse wurde er zur Maissaison 2023 erneut veröffentlicht.

Arbeiten in Streifen und dabei sparen: Kein anderes Thema wurde vor gut zehn Jahren im Ackerbau so heiß diskutiert wie Strip Till. Wir wollten das Verfahren und die Technik selber testen und haben gemeinsam mit Kuhn klassische Bodenbearbeitungssysteme mit der Bodenbearbeitung in Streifen verglichen.

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Der Einfluss der verschiedenen Bearbeitungsverfahren auf die Wirtschaftlichkeit, die Jugendentwicklung und den Ertrag von Silomais war Ziel unseres Feldversuches. Bei der Frühjahrsarbeit mussten in der vergangenen Saison die beiden Klassiker Pflug und Grubber gegen den damals neu entwickelten Striger von Kuhn antreten.

Die streifenweise Bodenbearbeitung mit einem Strip Till-Gerät soll jeweils die Vorteile der konventionellen mit denen der Direktsaat verbinden. Gelockert wird nur dort, wo hinterher die Reihen der Kulturpflanzen – in unserem Versuch Mais – stehen. Der Rest des Feldes bleibt unbearbeitet. Die Aussaat erfolgt in einem zweiten, absätzigen Arbeitsgang mit einer Einzelkornsämaschine ohne weitere Saatbettbereitung exakt in die vorgelockerten Streifen.

Diese Vorteile soll Strip Till bringen:

  • Frühes Erwärmen des Bodens in den Saatstreifen sorgt für ein schnelles Auflaufen und damit eine gute Unterdrückung von Unkraut.
  • Speichern der Bodenfeuchtigkeit zwischen den Reihen im unbearbeiteten Bereich. Intakte Regenwurmgänge nehmen Oberflächenwasser schneller auf.
  • Bodenlockerung im Untergrund ohne Schmierschichten oder Sohlenbildung.
  • Ernterückstände bedecken den Boden und dienen als Erosionsschutz.
  • Die Möglichkeit, ein Düngerdepot in der Saatreihe anzulegen.
  • Einsparen von Arbeitszeit und Treibstoff.

Wie bei all unseren System­vergleichen haben wir uns auch bei allen anderen Geräten zur Bodenbearbeitung desselben Herstellers bedient, bzw. zum Maislegen vorhandene Technik von Kuhn auf unserem Testbetrieb genutzt.

Versuchsaufbau: Drei Praxisvarianten

In unserem Systemvergleich kamen die drei Varianten Pflug, Grubber und Strip Till zur Bodenbearbeitung im Frühjahr auf zwei verschiedenen Standorten mit unterschiedlichen Vorfrüchten zum Einsatz. Auf dem etwas leichteren, schluffigeren Standort (65 BP) haben wir Mais nach Mais angebaut. Die Stoppeln verblieben nach der Ernte ohne jegliche Bearbeitung. Auf dem schwereren Standort (85 BP) folgte Mais auf Weizen nach einer flachen Stoppelbearbeitung im Herbst.

Auf dem Weizenstoppel haben wir acht Tage vor der Bearbeitung ein Glyphosat gespritzt. Der Maisstoppel war bis dato so sauber, dass wir hier nur im Nachauflauf behandeln mussten. Bevor wir mit unserer Bodenbearbeitung starten konnten, hat der Betrieb noch 20 m3 je ha Rindergülle auf die Flächen ausgebracht. Normalerweise wird die Gülle nach dem Pflügen oder Grubbern ausgebracht und flach eingearbeitet, wir brauchten aber gleiche Voraussetzungen für alle Varianten.

Die Arbeiten zur Bodenbearbeitung erledigten wir alle mit demselben Schlepper (MF 7499/240 PS). Die Verbräuche und Flächenleistungen hat der Bordcomputer aufgezeichnet. Für die Genauigkeit beim Strip Tillage und der anschließenden Saat sorgte ein RTK-GPS von Topcon.

Auf dem leichten Standort legten wir innerhalb der Strip Till-Parzelle zusätzlich eine Kontrollvariante ohne Stickstoff-Düngerdepot an.

Auf dem leichten Schlag haben wir am 16. April die sehr frühe Sorte Lorado (SM 170/KM 160) mit einer Saatstärke von 88.000 Körnern/ha gesät. Zur Aussaat gaben wir außerdem die betriebsübliche P-Unterfußdüngung von 200 kg/ha Diammonphosphat. Auf dem schweren Standort haben wir einen Tag später die Sorte Torres (SM 250/KM 260) in gleicher Saatstärke und ebenfalls 200 kg/ha Unterfußdüngung gelegt.

Das Keimen, Auflaufen und die Jugendentwicklung haben wir gemeinsam mit dem regionalen Pflanzenbauberater Gerhard Meyer begleitet. Auch bei den Feldbegehungen während der Abreife war unser Spezialist dabei.

Bei den Ernteauswertungen haben wir für eine erste Tendenz mit dem „Ernte-labor“ des Betriebs-Häckslers gearbeitet, natürlich aber auch genau gemessen. Die Erntemengen der einzelnen Versuchsparzellen wurden von den Mitarbeitern der Versuchstation für Grünlandwirtschaft und Rinderhaltung Ovelgönne (LWK Niedersachsen) per Überfahrwaage erfasst. Die Probennahme für die Futteranalyse erfolgte jeweils aus mehreren Stellen der Abfahrgespanne. Die Auswertung hat die LUFA Nord-West für uns vorgenommen.

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Ergebnisse der drei Verfahren im Vergleich

1. Pflug: Frühjahrsfurche kostet Wasser

Verfahren/Technik: Mit diesen Geräten haben wir gearbeitet

Normalerweise pflügt unser Betrieb im Spätherbst, um die Frostgare zu nutzen. Das geht, wenn nach guten Erntejahren das Wetter nach der Silomaisernte mitspielt. Bei nicht idealen Bedingungen wird direkt vorm Maislegen so flach wie möglich gepflügt.

Nachteil: Der Frühjahrsfurche fehlt die nötige Rückverfestigung, sie hat eine grobkrümelige Oberfläche und neigt zum Austrocknen. Wir haben mit einem 5-furchigen Multimaster gepflügt. Der Volldrehpflug hat eine Schnittbreite von 2 m. Die Arbeitstiefe betrug exakt 22 cm. Anschließende Saat mit 6 m-Kreiseleg- gen-Drillkombination Moduliner.

Bestellung: Flächenleistung, Verbrauch und Arbeitsqualität

Für ein sauberes Pflugbild sind wir nicht schneller als 8 km/h gefahren. Das begrenzt die Flächenleistung ohne Wendezeiten auf 1,6 ha/h. Der Motor unseres MF war nicht voll ausgelastet, der Verbrauch pendelte sich bei 24 l/h bzw. bei 15 l/ha ein.

Der Pflug macht reinen Tisch: Sowohl Maisstoppel als auch Weizenreste waren komplett eingearbeitet. Bei der anschließenden Bodenbearbeitung und Saat war auf der frisch gepflügten Parzelle mit dem 6 m-Gerät und 300 PS-Schlepper bei 6 km/h Schluss. Die Kreiselegge muss relativ tief arbeiten, um die Schlepperspuren einzuebnen. 20 l/ha Verbrauch und 3,0 ha/h theoretische Flächenleistung.

Bestand: Auflaufen, Jugendentwicklung, Unkrautdruck und Reihenschluss

Auf dem leichteren Standort stand die Pflugvariante den anderen Verfahren in nichts nach. Gute und rasche Jugendentwicklung, Reihenschluss gleichzeitig mit den anderen Parzellen. Voraussetzung: Rückverfestigung und Saat gleich nach dem Pflügen.

Auf dem schwereren Standort hatten die Keimlinge deutlich mehr zu kämpfen. Ungleichmäßiger Aufwuchs, zum Teil lange Zeit ungekeimte Körner, höherer Unkrautdruck. Reihenschluss 10 bis 14 Tage nach den anderen beiden Varianten. Der Boden trocknete im Frühjahr aus.

Ernte: Ertragserfassung und Futteranalyse

Leichter Standort (Sorte Lorado):

  • Trockenmasse (t/ha): 14,34
  • Trockensubstanz (%): 34,0
  • Stärke (% in TS): 26,6
  • NEL (MJ/kg): 6,33

Schwerer Standort (Sorte Torres):

  • Trockenmasse (t/ha): 14,77
  • Trockensubstanz (%): 25,3
  • Stärke (% in TS): 23,5
  • NEL (MJ/kg): 6,6

Unser Fazit: Die Stärken und Grenzen der Systeme

Sauberes Saatbett. Nachteile beim Pflügen im Frühjahr: Schwerer Boden trocknet schnell aus. Problem, die Kluten klein zu kriegen. Ungleichmäßiges Auflaufen und Abreifen bedeuten Minderertrag. Schlechte Befahrbarkeit im Herbst.

+ Gleichmäßige Lockerung

+ Stoppel und Unkraut eingearbeitet

+ „Trocknet“ auch feuchte Stellen

- Begrenzte Flächenleistung

- Mangelnde Rückverfestigung

- Boden stark erosionsgefährdet

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2. Grubber: Höchste Erträge mit der Allzweckwaffe

Verfahren/Technik: Mit diesen Geräten haben wir gearbeitet

Die Mulchsaat-Variante haben wir mit dem dreibalkigen Flügelschargrubber Cultimer durchgeführt. Auch hier haben wir die Tiefe exakt auf 22 cm eingestellt.

Der Grubber arbeitet mit 10 Zinken auf 3 m Arbeitsbreite. Die gekrümmte Form der Leitbleche soll für eine gute Durchmischung des Bodens sorgen. Hinter den Zinken ebnen Nivellierscheiben die Erde ein. Tiefenführung und Rückverfestigung mit Ringpackerwalze. Auch bei dieser Variante haben wir die Saatbettbereitung mit Kreiselegge und Aussaat in einer Überfahrt mit dem Moduliner erledigt.

Bestellung: Flächenleistung, Verbrauch und Arbeitsqualität

Beim Grubbern ist der Motor der begrenzende Faktor. Im Schnitt erreichten wir bei etwa 9 km/h eine Flächenleistung von 2,5 ha/h. Der Verbrauch des MF steigt auf 48,7 l/h, bezogen auf die Fläche sind das ohne Wendezeiten rund 19 l/ha.

Das Arbeitsergebnis kann sich sehen lassen: Der Mulchgrubber arbeitet den Stoppel sehr gut ein und hinterlässt schon ein fast fertiges Saatbett. Entsprechend flacher und schneller konnten wir mit dem Moduliner arbeiten. Dadurch reduziert sich der spezifische Verbrauch pro Fläche bei dieser Variante etwas über die leicht höhere Fahrgeschwindigkeit. Theoreti- sche Flächenleistung etwa 3,6 ha/h.

Bestand: Auflaufen, Jugendentwicklung, Unkrautdruck und Reihenschluss

Sowohl auf dem leichteren als auch auf dem schwereren Standort ideale Aufwuchsbedingungen für die Keimlinge. Gute und rasche Wurzelausbildung, absolut gleichmäßige Reihen im Bestand. Das im Vergleich zur Pflugvariante deutlich feinere Saatbett speicherte wesentlich länger Feuchtigkeit. Trotz vorheriger Glyphosatbehandlung stellenweise Unkrautentwicklung in der Mulchsaatvariante, die eine weitere Behandlung im Nachauflauf nötig machte.

Ernte: Ertragserfassung und Futteranalyse

Leichter Standort (Sorte Lorado):

  • Trockenmasse (t/ha): 14,53
  • Trockensubstanz (%): 35,2
  • Stärke (% in TS): 27,3
  • NEL (MJ/kg): 6,45

Schwerer Standort (Sorte Torres):

  • Trockenmasse (t/ha): 17,03
  • Trockensubstanz (%): 28,0
  • Stärke (% in TS): 26,5
  • NEL (MJ/kg): 6,7

Unser Fazit: Die Stärken und Grenzen der Systeme

Die Mulchsaat-Variante brachte auf beiden Standorten die besten Erträge. Gute Flächenleistung und gleichmäßiges Einmischen von Ernterückständen sprechen für das Verfahren. Der Grubber ist ein echtes Universalgerät.

+ Flexibles Arbeitsgerät

+ Anspruchsloses Verfahren

+ Gute Einmischung/Rückverfestigung

+ Guter und sicherer Ertrag

- Pro Hektar höchster Dieselverbrauch

- Verstärkter Unkrautdruck

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3. Strip Till: Leistung satt – Ertrag hält mit

Verfahren/Technik: Mit diesen Geräten haben wir gearbeitet

Wir haben im Frühjahr 22 cm tief „gestrigert“. Auf schweren Standorten kann die Streifenbearbeitung auch schon im Herbst erfolgen (analog zur Winterfurche). Die acht Arbeitsorgane des Strigers erledigen das Strohräumen, Lockern und Rückverfestigen des späteren Saatstreifens. Gleichzeitig konnten wir mit dem Fronttank ein Düngerdepot (150 kg KAS) auf etwa 18 cm Tiefe anlegen.

Fahren und Aufzeichnen der Spuren über GPS mit RTK-Genauigkeit. Die anschließende Saat erfolgte mit dem 8-reihigem Einzelkornsägerät Maxima 2 per GPS direkt in die aufgezeichneten Spuren. Kein zusätzlicher Kreiseleggen-Einsatz erforderlich.

Bestellung: Flächenleistung, Verbrauch und Arbeitsqualität

Mit dem 6 m breiten (8-reihigen) Striger konnten wir zwischen 8 und 10 km/h fahren. Das ergab ohne Wendezeiten eine Flächenleistung von bis zu 5,2 ha/h. Der spezifische Verbrauch lag zwischen 7 und 9 l/ha. Das bedeutet: Doppelte Flächenleistung bei halbem Verbrauch!

Die Streifenlockerung setzt für ein optimales Saatbett aber einen absolut trockenen und schüttfähigen Boden voraus. Ansonsten schließt der Striger die Schlitze nicht. Beim Maislegen ist GPS Pflicht. Wir haben die 25 cm breiten Streifen versuchsweise auch ohne Lenkhilfe getroffen, das hält aber der beste Fahrer nicht den ganzen Tag aus. Mit GPS perfekte Ablage der Körner in die gelockerten Streifen.

Bestand: Auflaufen, Jugendentwicklung, Unkrautdruck und Reihenschluss

In den Tagen nach der Saat die beste Startentwicklung. Durch die streifenweise Bearbeitung stand dieser Variante im trockenen Frühjahr deutlich mehr Feuchtigkeit zur Verfügung. Strohbedeckung zwischen den Reihen als Erosionsschutz. Der Strip Till-Mais hat als erster gekeimt und bis zum Zweiblatt-Stadium sichtbar mehr feine und längere Wurzeln ausgeprägt. Kein Unkrautdruck in den gelockerten Reihen. Dazwischen reichte die Glyphosat- Behandlung bis zum Reihenschluss als wirksamer Schutz. Keine Nachspritzung nötig.

Ernte: Ertragserfassung und Futteranalyse

Leichter Standort (Sorte Lorado):

  • Trockenmasse (t/ha): 12,92*/13,85
  • Trockensubstanz (%): 39,8*/42,3
  • Stärke (% in TS): 24,2*/25,2
  • NEL (MJ/kg): 6,1*/6,2

* ohne KAS-Depot

Schwerer Standort (Sorte Torres):

  • Trockenmasse (t/ha): 15,91
  • Trockensubstanz (%): 27,3
  • Stärke (% in TS): 25,3
  • NEL (MJ/kg): 6,7

Unser Fazit: Die Stärken und Grenzen der Systeme

Keine Mehrerträge, der Ertrag konnte aber vor allem auf dem schwereren Boden gut mithalten. Arbeitswirtschaftlich bringt Strip Till deutliche Vorteile. Voraussetzung sind schüttfähige Böden. Die präzise RTK-GPS-Technik ist (noch) sehr teuer (Stand 2011).

+ Hohe Flächenleistungen

+ Sichere Jugendentwicklung

+ Sehr guter Erosionsschutz

- Komplett unbearbeiteter Reststoppel

- Spezialmaschine für Reihenkulturen

- Grenzen auf kleinen, keiligen Flächen

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