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Maiswurzelbohrer fliegen - Wenn Insektizide nicht mehr wirken

Im französischen Elsass ist der Maiswurzelbohrer schon länger verbreitet. Doch 2022 war ein atypisches Jahr mit außergewöhnlichen Schäden. Auch eingesetzte Insektizide halfen wenig.

Lesezeit: 5 Minuten

Unser Autor: Jean-Louis Galais, LK Elsass, Frankreich

In Deutschland sind vor allem Flächen in Baden-Württemberg vom Westlichen Maiswurzelbohrer (Diabrotica virgifera) befallen. Entlang des Rheins hat sich der Maisschädling etabliert. Teilweise wurden 2022 über 1.000 Käfer in den Pheromonfallen gefangen.

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Ein weiterer Verbreitungsschwerpunkt ist Südostbayern, vor allem die grenznahen Gebiete zu Österreich entlang der Donau und des Inns. In unseren Nachbarländern Österreich, Tschechien und Frankreich ist der Wurzelbohrer bereits stärker verbreitet als bei uns.

Im französischen Elsass war 2022 ein Ausnahmejahr, was den Maiswurzelbohrer betrifft. Gewöhnlich entwickelt sich der Flug des Maiswurzelbohrers dort innerhalb von acht bis neun Wochen mit einem Höhepunkt Mitte August. 2022 konnte man jedoch Anfang Juli ein sehr frühes und geballtes Auftreten beobachten. Die Fänge sind anschließend auf allen Parzellen zurückgegangen, unabhängig davon, ob diese behandelt waren oder nicht.

Dieses Phänomen wurde auch in anderen Gegenden in Frankreich beobachtet, z. B. im Rhonetal. Die Erklärung ist sicherlich in den Witterungsbedingungen im Frühjahr zu suchen.

Hitze beeinflusst Zyklus

Zur Erinnerung: Die Entwicklung, die dem Flug der adulten Käfer vorausgeht, beginnt beim Schlüpfen der Larven aus den Bruteiern, wenn der Boden ausreichend erwärmt ist. Die Larven durchlaufen drei Larvenstadien und verzehren die Maiswurzeln. Nach der Verpuppung entwickeln sie sich zu Käfern. Die starke Frühlingshitze im Vorjahr hat wahrscheinlich den Larvenzyklus beeinflusst.

In den bereits stark befallenen Regionen führte die Häufung des Fluges schnell zu großen Populationen mit der Folge von Symptomen, die bisher im ­Elsass nie beobachtet wurden: So verzehrten die Käfer Blätter, in einigen Parzellen fraßen sie auch Narben­fäden. Angesichts dieses frühzeitigen und starken Befalls kamen die schlimmsten Befürchtungen auf, was an Schäden im Laufe der Vegetationsperiode noch kommen würde. Deshalb hat man verstärkt Insektizidbehandlungen durchgeführt, was sich auch auf die Ausbreitung der erwachsenen Käfer auswirkte.

Fast 700 Individuen gefangen

Über das ganze Jahr gesehen nahm die Zahl der Fänge jedoch nicht zu. Mit der Umstellung der meisten Pheromon- auf Farbfallen ist es zwar schwierig, Vergleiche zwischen den Jahren anzustellen. Aber wir hatten im Jahr 2022 insgesamt weniger Fänge in den zehn aktivsten Fallen als ein Jahr zuvor. Diese zehn Parzellen waren nicht durch ein Insektizid geschützt.

2022 gab es im Elsass nur noch 13 Pheromonfallen. In allen gab es Funde, wobei durchschnittlich fast 700 Individuen pro Falle gefangen wurden. Das zeigt, dass es kein Gebiet ohne Befall mehr gab.

Lagern durch Wurzelfraß

Der geballte Käferflug sollte nicht vergessen lassen, dass die Schäden im Wesentlichen mit dem Verzehr der Wurzeln zusammenhängen. 2022 wurden lokal Symptome des frühen Lagerns beobachtet. Allerdings war das Phänomen nicht flächendeckend zu finden.

Bei guter Beobachtung ist jedoch häufig Wurzelbefall auf den befallenen Maisbeständen sichtbar, ohne dass es zwangsläufig zu einem Lagern der Pflanzen kommt. Vor allem in bewässerten Beständen können die Mais-pflanzen Fraßschäden an den Wurzeln zum Teil kompensieren. Auch wenn wir davon ausgehen können, dass die Auswirkungen dieser Schäden im Moment gering bleiben, ist es unmöglich vorauszusagen, was darauf folgen wird.

Für die Saison 2023 werden bald Empfehlungen ausgesprochen. Aber es ist offensichtlich, dass der Fruchtwechsel die Grundlage für die Bekämpfung bleibt. Denn die Larven brauchen Maiswurzeln, um sich entwickeln zu können. Die gegen die Käfer eingesetzten Insektizide wurden im Jahr 2022 richtig terminiert, was den Flug des Maiswurzelbohrer betrifft. Aber das ist nicht immer so.

Insektizide Begrenzt wirksam

In einem „normalen“ Jahr hat ein Anfang Juli ausgebrachtes Insektizid nur sehr geringe Auswirkungen auf die Käferpopulationen, da der Flug gerade erst begonnen hat. Eine Terminierung Anfang August wäre vorzuziehen.

Denken Sie daran, dass kein Produkt für diese Verwendung zugelassen ist. Der massive und regelmäßige Einsatz von Pyrethroiden würde zu Insektenresistenzen führen, von den Auswirkungen auf die Begleitfauna ganz zu schweigen.

Ein weiterer Hebel sind Bodeninsektizide, deren Wirkung auf die Larven bestenfalls 50 % beträgt. Das reicht nicht aus, um eine jährliche Zunahme des Wurzelbohrers zu stoppen.

In den kommenden Jahren wird man sicherlich je nach Lage verschiedene Lösungen kombinieren müssen. Wichtig bleibt, die Populationen mit Hilfe von Fallen genau einzuschätzen, um die richtigen Entscheidungen zu treffen.

Fruchtwechsel ist wirksam

Festzuhalten bleibt, dass der Maiswurzelbohrer am stärksten von Mais in Selbstfolge profitiert. Ein Fruchtwechsel bleibt die wirksamste Methode, um der Ausbreitung des Käfers vorzubeugen. Dabei gibt es in Frankreich bestimmte Empfehlungen. Je nach Fangzahl pro Tag und je nach Trockenstress wird ein anbaufreies Jahr in drei bzw. vier Jahren empfohlen.

Im Gegensatz zu Frankreich sind in Deutschland keine Insektizide gegen den Maiswurzelbohrer zugelassen. Da die Eier auch Bodenbearbeitung und Frost überleben können, bleibt nur der Fruchtwechsel. Es gibt in Deutschland Regionen, in denen eine Allgemeinverfügung die Anbauhäufigkeit des Maises regelt, um die weitere Ausbreitung des Maiswurzelbohrers zu begrenzen. Die neue Gemeinsame Agrarpolitik schreibt den Fruchtwechsel nun auch vor, sodass dem Käfer Einhalt geboten wird.

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