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Mehr Biodiversität in der Agrarlandschaft – was tun?

Wie lässt sich die Biodiversität auf landwirtschaftlichen Flächen praktikabel fördern? Diese Frage diskutierten über 200 Landwirte, Fachleute und Politiker gestern gemeinsam auf einer Tagung im Umweltforum Berlin.

Lesezeit: 4 Minuten

Die Deutsche Vernetzungsstelle Ländliche Räume (DVS) hatte gemeinsam mit dem Deutschen Bauernverband (DBV) und dem Expertendialog Biodiversität & Landwirtschaft dazu eingeladen. Eine aktive Rolle kam dabei etwa 50 Landwirten aus dem gesamten Bundesgebiet zu. Die Landwirte setzen bereits Ideen zum Biodiversitätsschutz im Ackerbau oder in Obst- und Sonderkulturen um und engagieren sich in Demonstrations- oder Modellbetriebsnetzwerken. Vor der Tagung hatten die Landwirte ihre Erfahrungen zu biodiversitätsfördernden Maßnahmen wie Brach-, Extensiv- und Blühflächen, Hamster- und Greifvogel- oder Ackervogelschutzmaßnahmen in einem Workshop ausgetauscht. Darüber hinaus hatten sie über Hindernisse bei der Finanzierung, in der Verwaltung oder beim Ordnungsrecht diskutiert. Hier ihre wichtigsten Ergebnisse:

  • Welche Maßnahmen sind ökologisch besonders wertvoll und warum? Antwort: Vor allem streifenförmige Elemente (mehrjährig), weil sie Strukturelemente vernetzen, Randeffekte schaffen und Nahrungs- sowie Bruthabitate bereitstellen. Wertvoll ist auch eine Nutzungsvielfalt, z.B. durch Erweitern der Fruchtfolge (auch Sommerungen) oder das Anlegen von Untersaaten in Mais. Regional haben sich Feldlerchenfenster, Kiebitzinseln, Rohbodenhabitate und eine standortangepasste Grünlandnutzung bewährt, so die Erfahrungen der Landwirte.
  • Welche Maßnahmen sind ökonomisch gut vertretbar und warum? Antwort: Mit Randstreifen und Brachen lassen sich z.B. Begradigungen umsetzen. Zudem sind Brachen auf Niedrigertragsstandorten interessant. Sie werden über das Greening (Greeningfaktor) und/oder Agrarumweltmaßnahmen gefördert. Wirtschaftlich gut umsetzbar ist aus Sicht der Bauern auch der Anbau von Zwischenfrüchten (leicht anzubauen, kein Flächenverlust, Greening-relevant). Zusätzlich ist die Anlage von Feldlerchenfenstern einfach und verursacht kaum Ertragsverluste (unter 1%).
  • Welche Maßnahmen sind am praktikabelsten und warum? Antwort: Gut umsetzbar – so die Landwirte – ist der Anbau von Zwischenfrüchten und Leguminosen. Eine organische Düngung ist in diesen Kulturen im Herbst sinnvoll möglich. Zudem kann man z.B. Mais direkt streifenförmig in einen abgestorbenen Zwischenfruchtbestand säen (per Strip Till). Praktikabel an „Streifen“ ist der geringe Arbeitsaufwand bei mehrjähriger Anlage und dass sich Abstandsauflagen von Pflanzenschutzmitteln damit sicher und einfach einhalten lassen. Ideal für Grenzertragsstandorte sind Brachen, die als flächige Maßnahme leicht umzusetzen sind.
  • Gibt es Unterstützung und welche Form wird gewünscht? Antwort: Neben der länderspezifischen Offizialberatung und Berufskollegen bieten auch Pflegeverbände, Imker, Jäger und die Industrie eine Beratung an. Gewünscht wird, dass das Thema Biodiversität auch in der Ausbildung eine Rolle spielt. Unterstützung wünschen sich die Landwirte bei der Antragsstellung, damit diese rechtssicher ist. Am besten ist eine ökonomische und ökologische Betriebsoptimierung durch die unabhängige Beratung.
  • Welche Erfahrungen wurden mit Greening-Maßnahmen gemacht? Antwort: Positiv ist der Imagegewinn „Deutschland blüht“. Mit den Maßnahmen wie Streifen, Brachen, Zwischenfrüchte und Leguminosen wird eine regionale Vielfalt ermöglicht. Die Maßnahmen sind verknüpfbar und sorgen für eine Sensibilisierung hinsichtlich der Artenvielfalt auch bei den Landwirten selbst. Negativ ist vor allem der drohende Verlust des Ackerstatus. Weiterhin sind Bürokratie und Sanktionen/Kontrollen aus Sicht der Landwirte ein großer Hemmschuh. Auch ist die Kombination aus Agrarumweltmaßnahmen und Greening nicht optimal organisiert. Diese Punkte sollten unbedingt nachgebessert werden!
  • Wie sollte die Entwicklung des Greenings aussehen? Antwort: Naturräume und die Agrarstruktur sollten künftig stärker regional berücksichtigt werden. Biotope sollte man zudem stärker vernetzen, um die Effekte zu steigern. Der gesamtbetriebliche Ansatz muss in Zukunft in den Fokus rücken. Zusätzlich sprechen sich die Bauern dafür aus, die Maßnahmen flexibler auszugestalten (mehr produktionsintegrierte Maßnahmen). Bei den Kontrollen sollten die Kontrolleure ihren Ermessungsspielraum erweitern und den Bauern mehr Vertrauen entgegenbringen.
  • Was sind die größten administrativen Hindernisse bei Greening? Antwort: Aussaattermine der Blühstreifen, Mulchtermine, Erntetermine von Leguminosen und die Bestellung der Zwischenfrüchte – die vorgegebenen Daten sind zu starr. Die überzogenen Kontrollen/Sanktionen verhindern zudem sinnvolle Maßnahmen. Der Verlust des Ackerstatus ist aus Sicht der Landwirte das größte Hindernis und verhindert ganz klar die Anlage langfristiger Maßnahmen.
  • Was sind die größten administrativen Hindernisse bei den Agrarumweltmaßnahmen? Antwort: Steigendes Kontrollrisiko und zu starre, praxisferne Vorgaben (fehlende Ermessensspielräume, nicht ausreichende Kombinierbarkeit von Greening und AUM). Zudem fehlt bei den AUM der finanzielle Anreiz. Wichtig ist auch die Werterhaltung der Flächen.   

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