Die Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL) testet in Versuchen verschiedene Bekämpfungsmittel gegen Drahtwürmer. Auch ein Giftpilz kommt dabei zum Einsatz.
Reduzierte Bodenbearbeitung, Zwischenfruchtanbau, Wegfall chemischer Wirkstoffe – all diese Trends im Ackerbau führen zu einem höheren Schädlingsdruck in den Kulturen. Der Drahtwurm macht hier keine Ausnahme. Besonders in Kartoffeln nahmen die Fraßschäden der Schnellkäferlarven in den letzten Jahren deutlich zu, mit teilweise gravierenden wirtschaftlichen Folgen. Auch der Klimawandel trägt zur Verschärfung der Situation bei: Der Lebenszyklus der Schädlinge beträgt kaum mehr vier bis fünf Jahre, sondern zunehmend nur noch zwei bis vier Jahre. Somit vermehren sie sich wesentlich schneller und schädigen die Kartoffeln stärker. Die Sortenwahl tut ihr Übriges: „Besonders laubschwache Sorten beschatten den Boden weniger. Er trocknet schneller aus und die Drahtwürmer ziehen sich in die Knollen zurück“, erklärt Prof. Dr. Michael Zellner vom Arbeitsbereich Pflanzenschutz der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL). Demnach bliebe der Boden unter laubstarken Beständen länger feucht und die Schäden fielen geringer aus.
Mechanisch, chemisch oder biologisch?
Gegen den Drahtwurmbefall helfen verschiedene Methoden, welche die LfL in verschiedenen Versuchsprojekten testet. Ein Versuch befasste sich im Jahr 2018 mit der Eignung mechanischer Verfahren zur Drahtwurmbekämpfung. Einen weiteren führt die LfL seit 2016 in Kooperation mit dem Landwirtschaftlichen Technologiezentrum (LTZ) Augustenberg in Baden-Württemberg durch. Dabei untersuchen LfL und LTZ unter der Leitung von Zellner an derzeit drei Standorten die Wirkungsgrade von
den biologischen Präparaten AgriMet und Attracap (auf Basis des insektengiftigen Pilzes Metarhizium brunneum) sowie
den chemischen Pflanzenschutzmitteln Ercole (4 g/kg Lamda-Cyhalothrin) und Force Evo (5 g/kg Tefluthrin).
Zwar brachten die chemischen Alternativen über die Jahre leicht bessere Ergebnisse. Einsetzen dürfen Landwirte in Deutschland aber bisher lediglich Attracap. Das Mittel ist – wie schon in den vergangenen Jahren – per Notfallzulassung noch bis zum 17. Juni zugelassen.
Stoppelbearbeitung hilft
Die Versuchsergebnisse zeigen, dass intensive und mehrmalige Stoppelbearbeitung nach Getreidevorfrucht die Populationen merklich dezimieren kann. „Nach der Getreideernte befinden sich die Eier sowie die jungen, immobilen Larven im Oberboden. Durch wiederholten Grubbereinsatz in den ersten vier Wochen nach der Ernte legt man diese frei – sie trocknen dann an der Sonne aus“, sagt Zellner. Sein Forschungsteam erzielte mit viermaliger Stoppelbearbeitung Wirkungsgrade um die 60 %. „Das kann natürlich nur gelingen, wenn die Witterung entsprechend trocken und warm ist“, so Zellner weiter. Anschließend sei es auch bedenkenlos möglich, eine Zwischenfrucht einzusäen.
Den Würmern eine Falle stellen
Bei leichtem bis mittleren Befall konnten die Wissenschaftler auch mit dem Mittel Attracap annehmbare Wirkungsgrade erreichen. Das Granulat arbeitet folgendermaßen: Vor dem Legen der Kartoffeln ausgebracht, beginnen die enthaltenen Hefen in Kontakt mit der Bodenfeuchtigkeit, CO2 zu produzieren. Dieses dient als Lockstoff für die Drahtwürmer, die sich im Boden normalerweise an den CO2-Ausstößen der Pflanzenwurzeln orientieren, um Nahrung zu finden. Gleichzeitig mit den Hefen wachsen die Sporen des giftigen Pilzes heran – kommen die Schädlinge mit diesen in Kontakt, werden sie infiziert und sterben nach einigen Tagen ab. Die Kosten liegen allerdings bei knapp 400 €/ha. Und auch hier müssen die Bedingungen passen: Nur wenn sich die Drahtwürmer nahe der Bodenoberfläche aufhalten, kann sie das Mittel wirksam bekämpfen.
Die Versuchsreihe läuft in den nächsten Jahren weiter. Dabei wollen die Forscher besonders an der Optimierung der biologischen Bekämpfungsmaßnahmen arbeiten.
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Reduzierte Bodenbearbeitung, Zwischenfruchtanbau, Wegfall chemischer Wirkstoffe – all diese Trends im Ackerbau führen zu einem höheren Schädlingsdruck in den Kulturen. Der Drahtwurm macht hier keine Ausnahme. Besonders in Kartoffeln nahmen die Fraßschäden der Schnellkäferlarven in den letzten Jahren deutlich zu, mit teilweise gravierenden wirtschaftlichen Folgen. Auch der Klimawandel trägt zur Verschärfung der Situation bei: Der Lebenszyklus der Schädlinge beträgt kaum mehr vier bis fünf Jahre, sondern zunehmend nur noch zwei bis vier Jahre. Somit vermehren sie sich wesentlich schneller und schädigen die Kartoffeln stärker. Die Sortenwahl tut ihr Übriges: „Besonders laubschwache Sorten beschatten den Boden weniger. Er trocknet schneller aus und die Drahtwürmer ziehen sich in die Knollen zurück“, erklärt Prof. Dr. Michael Zellner vom Arbeitsbereich Pflanzenschutz der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL). Demnach bliebe der Boden unter laubstarken Beständen länger feucht und die Schäden fielen geringer aus.
Mechanisch, chemisch oder biologisch?
Gegen den Drahtwurmbefall helfen verschiedene Methoden, welche die LfL in verschiedenen Versuchsprojekten testet. Ein Versuch befasste sich im Jahr 2018 mit der Eignung mechanischer Verfahren zur Drahtwurmbekämpfung. Einen weiteren führt die LfL seit 2016 in Kooperation mit dem Landwirtschaftlichen Technologiezentrum (LTZ) Augustenberg in Baden-Württemberg durch. Dabei untersuchen LfL und LTZ unter der Leitung von Zellner an derzeit drei Standorten die Wirkungsgrade von
den biologischen Präparaten AgriMet und Attracap (auf Basis des insektengiftigen Pilzes Metarhizium brunneum) sowie
den chemischen Pflanzenschutzmitteln Ercole (4 g/kg Lamda-Cyhalothrin) und Force Evo (5 g/kg Tefluthrin).
Zwar brachten die chemischen Alternativen über die Jahre leicht bessere Ergebnisse. Einsetzen dürfen Landwirte in Deutschland aber bisher lediglich Attracap. Das Mittel ist – wie schon in den vergangenen Jahren – per Notfallzulassung noch bis zum 17. Juni zugelassen.
Stoppelbearbeitung hilft
Die Versuchsergebnisse zeigen, dass intensive und mehrmalige Stoppelbearbeitung nach Getreidevorfrucht die Populationen merklich dezimieren kann. „Nach der Getreideernte befinden sich die Eier sowie die jungen, immobilen Larven im Oberboden. Durch wiederholten Grubbereinsatz in den ersten vier Wochen nach der Ernte legt man diese frei – sie trocknen dann an der Sonne aus“, sagt Zellner. Sein Forschungsteam erzielte mit viermaliger Stoppelbearbeitung Wirkungsgrade um die 60 %. „Das kann natürlich nur gelingen, wenn die Witterung entsprechend trocken und warm ist“, so Zellner weiter. Anschließend sei es auch bedenkenlos möglich, eine Zwischenfrucht einzusäen.
Den Würmern eine Falle stellen
Bei leichtem bis mittleren Befall konnten die Wissenschaftler auch mit dem Mittel Attracap annehmbare Wirkungsgrade erreichen. Das Granulat arbeitet folgendermaßen: Vor dem Legen der Kartoffeln ausgebracht, beginnen die enthaltenen Hefen in Kontakt mit der Bodenfeuchtigkeit, CO2 zu produzieren. Dieses dient als Lockstoff für die Drahtwürmer, die sich im Boden normalerweise an den CO2-Ausstößen der Pflanzenwurzeln orientieren, um Nahrung zu finden. Gleichzeitig mit den Hefen wachsen die Sporen des giftigen Pilzes heran – kommen die Schädlinge mit diesen in Kontakt, werden sie infiziert und sterben nach einigen Tagen ab. Die Kosten liegen allerdings bei knapp 400 €/ha. Und auch hier müssen die Bedingungen passen: Nur wenn sich die Drahtwürmer nahe der Bodenoberfläche aufhalten, kann sie das Mittel wirksam bekämpfen.
Die Versuchsreihe läuft in den nächsten Jahren weiter. Dabei wollen die Forscher besonders an der Optimierung der biologischen Bekämpfungsmaßnahmen arbeiten.