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Mohn, Sonnenblumen, Mariendistel oder Leindotter für Speiseöle

Senf-, Leindotter- oder Sonnenblumenöl: Ölmüller Patric Bies stellt pflanzliche Speiseöle her. Zusammen mit Jörg Hector baut er die Kulturen dafür eigens an oder arbeitet mit Landwirten zusammen.

Lesezeit: 6 Minuten

Dieser Beitrag ist zuerst im Magazin f3 - farm.food.future erschienen.

Sonnenblumen- oder Rapsöl gibt es in nahezu jeder Küche. Seltener anzutreffen sind Speiseöle auf Basis von Leindotter und Mariendistel. Kunden der „Bliesgau Ölmühle“ finden gleich zwölf solcher exotischen Speiseöle. Um so weit zu kommen, mussten sich die beiden Gründer Patric Bies (56) und Jörg Hector (55) viel Spezialwissen aneignen. Sie waren zwar immer Sympathisanten der Landwirtschaft, aber sind selbst nicht vom Fach.

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Wir starteten mit Leindotter, Mariendistel, Lein, Raps und Mohn" - Patric Bies

Patric und Jörg gründeten 2007 die „Bliesgau Ölmühle“ in der saarländischen Gemeinde Bliesransbach. Dort haben sie auf dem Gut Hartungshof eine Halle sowie Flächen gepachtet. Neben den Klassikern wie Raps- oder Sonnenblumenöl versuchen sie sich auch an exotischen Variationen wie Saflor oder Hanf. Sie vermarkten die Speiseöle über ihren eigenen Hofladen, den regionalen Lebensmitteleinzelhandel und weitere Kanäle. Im Vordergrund steht bei ihnen immer das Besondere: „Rapsöl kann doch jeder“, sagt Patric.

Vielfalt auf dem Acker

Die beiden bauen zusammen mit zwölf Landwirten auf 150 ha im Umkreis von 50 km um das Gut Hartungshof Ölsaaten an. „Wir starteten mit Leindotter, Mariendistel, Lein, Raps und Mohn“, erinnert sich Patric. „Weitere 15 Kulturen kamen über die Jahre hinzu.“ Die Zusammenarbeit mit den Landwirten ist bei der Bliesgau Ölmühle nicht genossenschaftlich geregelt. Die Landwirte bekommen einen Festpreis pro Tonne wie hoch der ist, verrät Patric nicht, verspricht aber: „Die Preise für die Ölsaaten sind höher als im Großhandel. Mir liegt die regionale Produktion am Herzen. Und dass ich weiß, wo es herkommt.“

Leindotter und Linsen

20 verschiedene Kulturen bauen die Landwirte und die Bliesgau Ölmühle an. Eine davon ist der Leindotter. „Für mich war die wichtigste der Ölsaaten immer der Leindotter“, sagt Patric. Er betont den Geschmack, das Gesundheitsfördernde und das Einzigartige. Er erläutert den Anbau: „Der Leindotter kommt im zeitigen Frühjahr als Sommerung in den Boden. Die Kultur hat hohe Ansprüche an das Saatbeet. Wir haben in den Anfängen schnell gelernt: Sind die Saatbedingungen nicht optimal, geht der Feldaufgang drastisch runter.“ Klappt jedoch alles, sei mit einer Druschreife Ende Juli bzw. Anfang August zu rechnen. „Die Erträge schwanken um die 1 bis 1,5 t pro ha bei Reinsaat“, verrät Patric.

Anders als Leindotter steht die Linse nicht in einer Reinsaat. „Sie benötigt Hafer als Ergänzung. Vom Hektar kann der Anbauer 500 kg Linsen und 4 t Hafer erwarten“, sagt Patric. „Sowohl das Linsen-Hafer Gemenge als auch der Leindotter besitzen eine hohe Konkurrenzkraft gegenüber Unkräutern. Daher verzichten wir bei diesen Kulturen auf Herbizidmaßnahmen.“

Für mich war die wichtigste der Ölsaaten immer der Leindotter" - Patric Bies

Konventioneller Anbau

Am liebsten würde Patric die Speiseöle nach Bio-Richtlinien herstellen. Doch die meisten Bio-Betriebe in seiner Region haben keine Kapazitäten frei. Er sagt: „Wir nutzen bei den Ölpflanzen aber ohnehin keine Pflanzenschutzmittel. Einzige Ausnahme ist im Raps.“ Das kommuniziert Patric auch gegenüber den Kunden. Er sagt: „Unser eigentliches Problem war in den vergangenen Jahren, dass wir mehr produzieren konnten, aber in der Erzeugung nicht hinter hergekommen sind.“ Die Nachfrage nach Öl sei schneller gewachsen als die Ölmühle.

Ölgewinnung

Nach der Ernte kommt die Ausbeute zum Gut Hartungshof, wo die Ölmühle sie einlagert oder direkt presst. Auf 400 m² befinden sich die Gerätschaften für die Verarbeitung. Das Pressen geschieht automatisch. Abgefüllt werden sie per Hand. Patric sagt: „Viele Erfahrungen aus den Anfängen können wir nun nutzen.“ So müssen die Ölsaaten, wenn sie in die Ölmühle kommen sehr rein und trocken sein. „Die meisten Landwirte haben sich eigene Geräte zum Reinigen gekauft. Bei kleineren oder neuen Lieferanten vermitteln wir die Kontakte“, erzählt er.

Viel Tüftelei

Bei der Verarbeitung der Ölsaaten entstehen vor allem Öl und Presskuchen. Im Presskuchen sind die aus den Ölsaaten verbliebenden Feststoffe und der nicht ausgepresste Ölanteil enthalten. Um möglichst viel hochwertiges und reines Speiseöl zu erhalten, muss der Auspressgrad passen. Er ist bei jeder Kultur anders. Patric ergänzt: „Vieles ist Tüftelei und Ausprobieren. Das ist die Aufgabe meines Gründungskollegens Jörg.“ Um die Produktpallete zu erweitern und Nebenprodukte zu verwerten, stellt die Ölmühle auch Nudeln aus Hartweizen her. „Hinzukommen je nach Sorte 10 % Walnussmehl oder Hanfmehl“, sagt Patric. Das Mehl ist vermahlener Presskuchen. Der Großteil des Presskuchens geht jedoch in die Landwirtschaft als Futtermittel.

Bereits einige Jahre vor der Gründung der Ölmühle Bliesgau interessierte sich Patric für Speiseöle. Er sammelte Erfahrungen bei einer Kooperation von saarländischen Landwirten, die Ölsaaten produziert. Er sagt: „Ich konnte mir ein Netzwerk aufbauen – die ganze Thematik hat mich gepackt.“ Als Patric dann auf den ebenfalls in Regionalinitiativen aktiven Jörg stieß, fiel die Entscheidung eine eigene Ölmühle zu gründen. „Meine Aufgabe ist die Pflege des Netzwerkes zu Landwirten und Weiterverarbeitern“, sagt Patric. „Ich bin der Außenminister.“ Jörg ist für die Finessen der Produktion und die Rezepturen da. „Er ist der Innenminister“, sagt Patric.

Ich konnte mir ein Netzwerk aufbauen – die ganze Thematik hat mich gepackt" - Patric Bies

LEH ist der Hauptabnehmer für Speiseöle

In der Vermarktung ist das Team breit aufgestellt. Neben Online-Shop und Hofladen beliefern sie die Gastronomie, den Lebensmitteleinzelhandel (LEH) sowie Feinkost- und Unverpacktläden. „Der Hofladen ist schön, aber der LEH ist ganz klar der Hauptabnehmer“, sagt Patric. „Durch den Online-Shop generieren wir ein schönes Nachmessegeschäft. Außerdem können wir so die Speiseöle über die Grenzen des Saarlandes vertreiben und bekannt machen.“

Die Öle liegen im mittleren Preissegment. Ein 500 ml-Fläschchen Leindotteröl kostet 10 € – vergleichbar mit Leindotteröl anderer Anbieter. „Das Leindotteröl ist unser Dauerbrenner – der besondere Geschmack und unser Marketingkonzept ziehen bei den Kunden. Das Mohnöl führt ein Schattendasein“, sagt Patric. 2019 konnte der gelernte Industriekaufmann rund 25.000 l Speiseöl verkaufen. Die Menge ist kontinuierlich gestiegen.

Privilegierte Stellung von Saarländern

In seiner Rolle als Vertriebler setzt Patric auf Mund-zu-Mund-Marketing und einem persönlichen Verhältnis zu den Gastronomen und den Einzelhändlern. „Wir liefern dreimal die Woche im gesamten Saarland aus“, schildert Patric. Er versucht häufig selbst die Touren zu fahren. Der Unternehmer ergänzt: „Gut ist unsere privilegierte Stellung als Saarländer auf Messen. Wir werden häufig eingeladen, da alle 16 Bundesländer kulinarisch abgedeckt werden sollen.“ Das spiele der Ölmühle in die Karten. „Insgesamt konnten wir uns in den vergangenen Jahren eine eigene Marke aufbauen. Zwei Vollzeit-Mitarbeiter und einige Teilzeitkräfte runden das Team ab. Wir möchten weiterhin wachsen“, sagt der 56-jährige Patric. „Mir gehen die Ideen einfach nicht aus in diesem Leben.“

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