topplus Pilze im Anmarsch?

Mykotoxine im Futter: Expertin erklärt, worauf Landwirte achten müssen

Auch wenn es bislang trocken war, kann Regen zur Blütezeit die Bildung von Schimmelpilzen fördern. Mit einem neuen Screening-Paket kann die LUFA NRW acht Mykotoxine in einem Schritt analysieren.

Lesezeit: 4 Minuten

Dieses Interview ist zuerst erschienen im "Wochenblatt für Landwirtschaft und Landleben".

Wochenblatt: Frau Heitgreß, wie gelangen Mykotoxine ins Futter?

Heitgreß: Mykotoxine sind giftige Stoffwechselprodukte von Schimmelpilzen. Diese Pilze befallen Pflanzen sowohl auf dem Feld, als auch während der Lagerung von Futtermitteln. Besonders die Witterung hat großen Einfluss: Feuchte und warme Bedingungen – vor allem während der Blüte – fördern das Pilzwachstum. Temperaturen über 18 °C und täglicher Regen von 3 bis 5 mm begünstigen eine Infektion mit DON (Deoxynivalenol) und ZEA (Zearalenon).

Auf dem Feld infizieren Fusarium-Pilze hauptsächlich Pflanzen wie Getreide und Mais. Das Infektionsrisiko steigt bei anfälligen Sorten, enger Fruchtfolge oder bei pflugloser Bodenbearbeitung. Auch bei der Lagerung können Schimmelpilze wie Aspergillus und Penicillium Mykotoxine wie Aflatoxin B1 oder Ochratoxin bilden – besonders bei schlechter Belüftung, ­hoher Luftfeuchtigkeit oder ungenügender Konservierung.

Welche Mykotoxine treten besonders häufig auf?

Heitgreß: Am häufigsten untersuchen wir in unserem Labor die Mykotoxine DON und ZEA, mit deutlichem Abstand vor Aflatoxinen B1 (Afla) und Ochratoxin A (OTA). Diese Stoffe finden wir vor allem in ­Getreide, Mais, Ölsaaten sowie Heu oder Silage. Weitere, weniger bekannte, aber gefährliche Mykotoxine sind das T2-/, HT2-Toxin sowie Fumonisin B1 und B2.

Wie untersucht die LUFA NRW Mykotoxine und was ist neu?

Heitgreß: Die Analyse erfolgt mittels chromatografischer Verfahren, die die Stoffe in der Probe präzise trennen und messen. Neu ist, dass wir jetzt alle acht oben genannten wichtigen Mykotoxine in einem einzigen Untersuchungspaket erfassen können. Diese Kombiuntersuchung kostet den Landwirt 135 €. Früher ließen Kunden meist nur ein oder zwei Toxine prüfen. Mit dem neuen Screening-Paket erhalten sie ein vollständigeres Bild – auch über bislang unbekannte Belastungen.

Wie ist die Entwicklung der vergangenen Jahre?

Heitgreß: Die Belastung mit Mykotoxinen schwankt je nach Witterung. In ­trockenen Jahren – wie vor 2023 – erhielten wir deutlich weniger Proben zum Untersuchen. Auch die gemessenen Werte waren meist niedrig. Im Jahr 2023 war das anders: Die feuchte Witterung ließ die Zahl der eingesendeten Proben auf das Fünffache steigen. Allein 320 DON-Proben hat die LUFA NRW untersucht – mit auffälligen Werten besonders im Mais. Rund 30 % der Maisproben waren belastet. Getreide blieb hingegen meist unauffällig, weil der Regen dort erst nach der Blüte einsetzte. Im Jahr 2024 sank die Anzahl der eingereichten Proben wieder.

Was müssen Landwirte bei der Probenziehung beachten?

Heitgreß: Damit das Untersuchungsergebnis aussagekräftig ist, benötigt das ­Labor eine repräsentative Probe. Dafür sollten Landwirte während der Ernte von jedem Hänger eine Teilprobe entnehmen, diese gut mischen und auf etwa 500 g reduzieren. Die Sammelprobe schicken sie dann an die LUFA NRW.

Wenn der Landwirt die Proben erst später zieht, wird es schwieriger: Je nach Lagerform kann er Probenstecher einsetzen oder mehrere Teilproben über den Auslauf eines Silos sammeln. Auch eine sortenreine Lagerung ist sinnvoll, da manche Sorten anfälliger für Pilzbefall und Mykotoxine sind als andere. Mit dem Prüfbericht erhalten Landwirte automatisch eine PDF mit Richt- und Orientierungswerten, differenziert nach Tierart und Futtermittel.

LUFA-Produktmanager Tobias Kleimann steht für alle Fragen zu den Untersuchungsergebnissen zur Verfügung. Bei Fragen zum Ackerbau oder zur Konservierung helfen die Fachberater der Landwirtschaftskammer NRW weiter.

Mykotoxine können die Tiergesundheit erheblich beeinträchtigen."
Anna-Catharina Heitgreß

Welche Auswirkungen haben Mykotoxine im Futtermittel auf die Gesundheit der Tiere?

Heitgreß: Mykotoxine können die Tiergesundheit erheblich beeinträchtigen. Die Symptome fallen allerdings eindeutig bis sehr unspezifisch aus. So verweigern Schweine mit DON-Belastung das Futter und können erbrechen. Milchvieh zeigt einen deutlichen Leistungsabfall. ZEA kann Hormonstörungen auslösen. Dazu gehören Fruchtbarkeitsprobleme, Fehlgeburten oder unregelmäßige Brunst.

Andere Folgen sind ein geschwächtes Immunsystem oder Leber- und Nierenschäden. Die Auswirkungen hängen von Menge und Dauer der Aufnahme des belasteten Futters ab. Besonders bei Aflatoxinen ist auch die Lebensmittelsicherheit betroffen, da sie über die Milch in die Nahrungs­kette gelangen können. Deshalb gibt es hier gesetzlich festgelegte Höchstgehalte im Futtermittel.

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