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Nach Wegfall von Mesurol: Mais später legen bringt Erfolg

Seit dem Wegfall von Mesurol schwindet der Status von Mais als Sorgloskultur zunehmend. Schädlings- und Vogelfraß führen immer öfter zu Ausfällen. Eine späte Saat kann Abhilfe schaffen.

Lesezeit: 9 Minuten

Unser Autor: Markus Mücke, Landwirtschaftskammer Niedersachsen, Fachbereich Ökologischer Landbau

Der konventionelle Maisanbau war über Jahre durch wirksame Herbizide und chemische Beizen gegen pilzliche und tierische Schaderreger sowie gegen Vogelfraß gut abgesichert. Das führte zu immer zeitigeren Aussaatterminen der eigentlich wärmebedürftigen Maispflanze.

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Ein Saatbeginn in der ersten Monatshälfte des Aprils unter häufig noch kühlen Witterungs- und Bodenbedingungen ist fast zur Regel geworden – auch wenn der Aufgang der Maispflanzen dann teils bis zu drei Wochen dauern kann. Durch den Wegfall diverser Saatgutbeizen ist diese Anbausicherheit nicht mehr vollständig abgedeckt. Wirksame neue Wirkstoffe scheinen nicht in Sicht. Das erfordert ein Umdenken hin zu mehr ackerbaulichen Maßnahmen.

Blick zum Ökolandbau

Silo- und vor allem Körnermais haben auch im ökologischen Anbau in den letzten Jahren an Bedeutung gewonnen. Weil hier chemisch-synthetische Pflanzenschutzmittel und Saatgutbehandlungen verboten sind, ist die Integration von Mais in vielfältige Fruchtfolgen mit einem Wechsel aus Winter- und Sommerungen, sowie Halm und Blattfrüchten eine elementare Grundlage. Das Einbinden von Körnerleguminosen und Kleegras spielt ebenfalls eine zentrale Rolle.

Ökolandwirte erreichen dabei Maiserträge, die auf dem Niveau des konventionellen Anbaus liegen können. Zweifelsohne können das Anbaurisiko und die Ertragsschwankungen im ökologischen Maisanbau jedoch wesentlich höher ausfallen. Drei Problembereiche sind hier zu nennen, die auch im konventionellen Maisanbau immer stärker an Bedeutung gewinnen:

  • Vogelfraß – vor allem durch Saatkrähen – kann zu hohen Ausfällen führen.
  • Tierische Schaderreger wie z.B. Drahtwurm, Saaten- und Fritfliege, die den Mais vorrangig in der Jugendentwicklung erheblich schädigen können.
  • Beikrautregulierung, die durch vorbeugende und mechanische Maßnahmen umzusetzen ist. Sie bringt jedoch durch verschiedene Faktoren wie z.B. Witterung auch Unsicherheiten mit sich.

Soll der Maisanbau gelingen, müssen Ökolandwirte besonders präventive ackerbauliche Strategien und Maßnahmen berücksichtigen, die man auch im konventionellen Maisanbau anwenden kann. Sie können aber arbeitsaufwendiger, nicht immer verlässlich und dadurch auch kostenintensiver sein.

Erfolgreich mit späteren Aussaaten

Das Kernziel im Öko-Maisanbau ist es, nach der Saat einen schnellen Aufgang und eine zügige Jugendentwicklung zu erzielen. Damit soll der Mais einen Wachstumsvorsprung gegenüber Beikräutern erreichen und widerstandsfähiger gegenüber Auflaufkrankheiten (z.B. Fusarien, Phytium sp., Rhizoctonia), tierischen Schaderregern und Vogelfraß werden.

Für einen schnellen Aufgang ist es entscheidend, dass der Boden zur Saat eine Temperatur von mindestens 10 bis 12°C in einer Bodentiefe von 5 bis 6 cm erreicht hat. Besser ist es jedoch, erst unter noch wärmeren Bedingungen mit der Aussaat zu beginnen, wie die Übersicht verdeutlicht. Bei Bodentemperaturen von 10°C vergehen rund 21 Tage von Aussaat bis zum Aufgang, bei 16°C sind es nur noch sieben Tage.

Zu beachten ist dabei, dass sich besonders schwere Böden langsamer erwärmen. Das gilt auch für pfluglose Bewirtschaftung. Für die Aussaatplanung ist es daher wichtig, die Wetterprognosen im Blick zu behalten, um in eine anhaltend warme Phase hinein zu säen. Frühe Saaten im April sind im Ökolandbau selten erfolgversprechend. Aussaaten Anfang Mai können zwar passen, aber auch hier ist der weitere Witterungsverlauf entscheidend. Häufig ist es besser, Ruhe zu bewahren und im Zweifel die Aussaat erst um Mitte Mai nach den Eisheiligen vorzunehmen.

Bei späteren Saaten im Mai müssen Sie aber berücksichtigen, dass bei der Sortenwahl die sichere Abreife vor den Ertrag zu stellen ist. Je nach Region sind dann besonders Sorten der frühen und der mittelfrühen Reifegruppe zu bevorzugen.

Das kalte Frühjahr 2021 beispielsweise zeigte in der Praxis sehr deutlich welchen positiven Einfluss eine spätere Aussaat hat. Hier wurde es erst Ende Mai spürbar und anhaltend wärmer. Selbst Aussaaten um Mitte Mai brauchten im kalten Boden teils noch über zehn Tage bis sie aufliefen. Dagegen zeigten Aussaaten in der letzten Maidekade, in der es sich deutlich erwärmte, ein zügiges Auflaufen innerhalb von fünf bis sieben Tagen sowie eine schnelle Jugendentwicklung.

Problemfall Bodenschädlinge

Eine Aussaat in einen nicht ausreichend erwärmten Boden kann den Keimprozesses verlangsamen und den Feldaufgang verzögern. Folgen dann Pflanzenausfälle, wird vorschnell eine mangelnde Saatgutqualität vermutet. Bei genauerer Ursachenforschung auf dem Feld bestätigt sich aber oft der Befall mit tierischen Schaderregern.

Häufig handelt es sich um die Larven der Saaten- oder Wurzelfliege. Sie ernähren sich von Pflanzenrückständen, aber auch von keimenden Samen und bohren sich in die Körner. Anhaltende kühle Witterung, also ungünstige Keimbedingungen, fördern den Befall an den Maiskörnern. Die Fliegen bevorzugen frisch gepflügte Flächen mit einem hohen Anteil organischer Rückstände wie z.B. nach einer Stallmistdüngung im Frühjahr, oder Flächen nach Kleegras- bzw. Zwischenfruchtumbruch.

Neben der Saatenfliege kann auch Drahtwurmbefall zu Pflanzenausfällen führen. Häufig sind einzelne Pflanzen bzw. Pflanzennester betroffen. Sie fangen an zu welken und bleiben im Wuchs zurück, weil der Drahtwurm an den Wurzeln oder auch im Pflanzeninnern frisst. Im späteren Verlauf sterben sie ab. Sehr wirksam sind bei diesem Schaderreger ebenfalls spätere Saattermine und frohwüchsige Maissorten.

Darüber hinaus ist Fritfliegenbefall ein zunehmendes Problem. Die erste Generation legt ihre Eier im Ein- bis Zweiblattstadium ab. Die Larven schlüpfen bereits wenige Tage später und fressen sich bis zum Vegetationspunkt der Maispflanzen durch. Besonders betroffen sind Saaten, die erst zügig auflaufen, bei denen sich das Wachstum dann aber ab dem Zwei- bzw. Dreiblattstadium aufgrund kühler Witterung wieder deutlich verzögert. Gelingt es, den Aussaattermin in eine anhaltende warme Witterungsphase zu legen, in der der Mais ungehindert wachsen kann, könnte das auch den Fritfliegenbefall verringern. Bereits ab dem Vierblattstadium legt die Fritfliege ihre Eier nicht mehr am Mais ab.

Sind alternative Saatgutbehandlungen sinnvoll?

Für den Maisanbau werden neben physikalischen Verfahren wie der Elektronenbehandlung vermehrt Nährstoffbeizen und Biostimulanzien zur Saatgutbehandlung angeboten. Dabei handelt es sich u.a. um Extrakte aus Pilzen, Algen oder Pflanzen, Amino-/ Huminsäuren und Nährstoffen. Diese Präparate sollen das Pflanzen- und Wurzelwachstum fördern und die Widerstandskraft der jungen Pflanze erhöhen.

Das Angebot ist mittlerweile ausgesprochen groß und unübersichtlich. Daher sollten Sie, wenn möglich, auf unabhängige Versuche mit validen Ergebnissen achten. Diese zeigen bislang aber kaum verlässliche Wirksamkeiten dieser Produkte auf. Oft hängt die Wirkung zudem stark von Umwelt- und Anwendungsbedingungen ab.

Zu berücksichtigen ist außerdem, dass diese Produkte kaum ackerbauliche Defizite ausgleichen können. Wesentlich wichtiger ist es deshalb, zuerst die Schwachpunkte beispielsweise bei den Parametern Nährstoffversorgung, pH-Wert, Schadverdichtungen, Fruchtfolge etc. abzustellen.

Strategien gegen Vogelfraß

Im ökologischen Maisanbau stellt der Vogelfraß insbesondere durch Saat- und Rabenkrähen das größte Problem dar. Es kann zu erheblichen Pflanzenausfällen bis hin zu Totalschäden kommen. Gefährdet ist der Mais bis etwa zum Vierblattstadium. Da im konventionellen Maisanbau repellent wirkende chemische Saatgutbeizen nur noch eingeschränkt zur Verfügung stehen, hat das Problem auch hier zugenommen. Das Deutsche Maiskomitee (DMK) gibt laut einer Umfrage an, dass im Jahr 2020 rund 16% der bundesweiten Maisbaufläche durch Vogel- und Wildfraß geschädigt wurden.

Um dem entgegenzuwirken, kursieren eine Vielzahl von Strategien. Bislang gibt es aber keine verlässlichen Gegenmaßnahmen, um den Vogelfraß sicher zu verhindern. Nachfolgende Punkte können dazu beitragen, vorbeugend Vogelfraß zu reduzieren:

  • Den Maisanbau in der Nähe von Brutkolonien vermeiden.
  • In der Nähe von bekannten Brutkolonien für eine Ablenkungsfütterung (z.B. Maissilage) sorgen.
  • Wiesen- und Weideflächen als natürliche Nahrungsräume erhalten, da Krähen dort viel Nahrung vorfinden.
  • Frohwüchsige Sorten und spätere Aussaattermine in eine warme Witterungsphase hinein wählen, um ein schnelles Auflaufen zu erreichen.
  • Nach der Saat sollten möglichst keine Saatkörner auf der Bodenoberfläche liegen bleiben, da sie die Krähen anlocken.
  • Die Drillreihen nach der Saat durch Striegeln beseitigen, um die Orientierung der Krähen zu erschweren.

Zudem wird häufig eine tiefere Saat empfohlen, damit das Korn möglichst gut im Boden verankert ist. Das soll das Herausziehen der Maispflanzen für die Vögel erschweren. Dadurch kann sich aber auch ein Zielkonflikt ergeben. Denn die tiefe Ablage kann den Maiskeimling erheblich schwächen, wodurch sich der Aufgang verzögert. Damit steigt die Gefahr von Ausfällen durch bodenbürtige Schaderreger. Je besser der Boden aber erwärmt ist, umso eher ist auch eine tiefere Ablage vertretbar.

Von Vogelscheuchen bis Tabasco

Zusätzlich kursieren bereits eine Vielzahl von fraßabschreckenden Saatgutbehandlungsmethoden. Zu nennen sind z.B. eingefärbtes Saatgut, elementarer Schwefel, Tabasko, Zimtöl, Galle oder Weintraubenkernextrakt. Auch hier sind bestenfalls nur Teilwirkungen zu erwarten. Sie können teilweise aber auch das Gegenteil erreichen, sollten sie sich hemmend auf den Keim- und Auflaufprozess auswirken.

Die Angebote an verscheuchenden Systemen sind ebenfalls vielfältig. Die Wesentlichen sind: Vogelscheuchen, reflektierende Gegenstände, Krähenattrappen, Gasballone, Plastikbänder und gasbetriebene Knallapparate. Bei allen Systemen ist zu beachten: Krähen sind ausgesprochen intelligente und anpassungsfähige Vögel, die schnell die Ungefährlichkeit dieser Gegenstände erkennen.

Beispielsweise wirken Drachen-Vogelscheuchsysteme recht erfolgreich gegen Hasen oder Tauben. Krähen gewöhnen sich allerdings sehr schnell daran. Ein regelmäßiges Umstellen der Systeme kann dem zwar etwas entgegenwirken, ist aber auch enorm zeitaufwendig und bei größeren Maisanbauflächen unpraktikabel. Ein Drachensystem kann zudem maximal drei Hektar abdecken. Grundsätzlich gilt: Am besten ist die Kombination mehrerer Methoden und eine regelmäßige Abwechslung, sonst lässt die Wirkung in kurzer Zeit nach.

Beikräuter mit weniger Herbizideinsatz regulieren

Mechanische Beikrautregulierungen finden im konventionellen Maisanbau, als Ergänzung zur chemischen Behandlung, zunehmend Anwendung. Auch viele Lohnunternehmen stellen sich mittlerweile darauf ein. Im Ökolandbau sind dabei der Zinkenstriegel mit nachfolgender Scharhacke das zentrale Arbeitsgerät.

Eine zusätzliche wichtige Stellschraube in der Beikrautregulierung ist ebenfalls der spätere Saattermin sowie Maissorten mit guter Krautunterdrückung. Beides soll die Konkurrenzkraft der jungen Maispflanzen gegenüber Beikräutern stärken. Frohwüchsige Maissorten mit planophiler, also eher waagerechten, Blattstellung tragen zudem zu einer früheren Bodenbeschattung bei, sodass sie Beikräuter besser unterdrücken können. Auch die Öko-Sortenversuche der LWK Niedersachsen zeigen hier deutliche Sortenunterschiede.

Festzuhalten bleibt… Ein zügiger Aufgang und ein schnelles Wachstum sind elementar für einen erfolgreichen ökologischen Maisanbau. Das erfordert spätere Aussaaten in einen ausreichend erwärmten Boden und in eine möglichst anhaltend warme Witterungsphase hinein, sodass eine schnelle Keimung sicher gestellt wird. So lassen sich die Schäden durch tierische und pilzliche Schaderreger, sowie Vogelfraß ohne Beizen besser abmildern.

Da im konventionellen Maisanbau sicher wirksame Beizen und Herbizide nicht mehr im vollen Umfang zur Verfügung stehen werden, ist es zu empfehlen, auch hier spätere Maisaussaaten und mechanische Beikrautregulierungsverfahren wesentlich konsequenter umzusetzen. Das bedeutet, dass sich konventionelle Maisanbauer von gewohnten Strategien trennen, und neue Arbeitsabläufe im Maisanbau einführen müssen.

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