Das Ungras Nummer 1 ist und bleibt der Ackerfuchsschwanz. Das zeigte diese Vegetation wieder sehr deutlich: Vielerorts überdeckten die Samenstände die Ähren von Weizen, Gerste und Co. Wie wichtig die Bekämpfung von Ackerfuchsschwanz ist und warum dabei „Weniger ist manchmal mehr“ gilt, zeigten kürzlich auch Berater und Experten bei einem Webinar zu diesem Thema von Corteva.
Temperaturen beeinflussen primäre Keimruhe
Dass sich das Ungras gerade dieses Jahr gut bekämpfen lässt, ließ sich laut Manja Landschreiber von der Landwirtschaftskammer Schleswig-Holstein bereits früh feststellen: Schon vor der Ernte waren kleine Fuchsschwanzpflanzen in Getreide- und Rapsbeständen aufgelaufen. Auf Flächen, die dann nicht oder nur flach mit einem Striegel bearbeitet wurden, liefen – gefördert von vielen Regenschauern – die Samen ebenfalls gut auf. Durch Bodenbearbeitung vergrabene Samen hingegen reicherten den Samenvorrat im Boden weiter an, so Landschreiber.
Grund dafür, dass der Lichtkeimer so zügig aufläuft, ist die diesjährige sehr kurze primäre Keimruhe.
Diese wird durch die Temperatur zwischen Blüte und Abreife beeinflusst; die hohen Temperaturen in dieser Zeit kommen nun den Landwirten zugute. Doch trotz dieser tendenziellen kurzen Keimruhe kann sich das Auflaufen verzögern. Vor allem dann, wenn Ackerfuchsschwanzpflanzen mit bis zu 40 Ähren/m² in der Fläche stehen – diese seien nun mal nicht alle gleichzeitig reif, mahnt die Expertin.
Fuchsschwanz richtig bekämpfen
Während des Online-Seminars wurde deutlich, dass mit dem Wissen über die Biologie des Ackerfuchsschwanzes im Laufe der Jahre ein ganzer Maßnahmenkatalog zur Bekämpfung des Ungrases erarbeitet werden konnte. Und gerade auf Problemstandorten ist es wichtig von der Fruchtfolgegestaltung, über eine erhöhte Saatstärke, der Wahl konkurrenzstarker Sorten und einer angepassten Saatzeit bis hin zu einem optimierten Herbizideinsatz alle Möglichkeiten zu nutzen, so die Experten.
Künftig nur noch nachts säen?
Nicht neu, aber etwas in Vergessenheit geraten ist der Ansatz der Nachtsaat. „Bei der Nachtsaat macht man sich zu Nutze, dass der Ackerfuchsschwanz ein Lichtkeimer ist“, erklärt Dr. Torsten Hentsch, Field Agronomist Herbizide bei Corteva. Ein Lichtreiz von wenigen Millisekunden genüge schon, damit der Samen des Fuchsschwanzes zum Keimen angeregt wird. „Die benötigte Lichtmenge beläuft sich auf etwa 1 Lux“, so Hentsch weiter.
Zum Vergleich: Bei Sonnenlicht herrschen 100.000 Lux, in der Dämmerung 75 und bei Mondschein 0,2 Lux. „Man muss also nachts auch alle Lichtquellen im Arbeitsbereich ausschalten. Das betrifft nicht nur die Arbeitsscheinwerfer, sondern auch die Rückleuchten“, so Hentsch. Nach den meisten Erfahrungen kann das Abblendlicht in Fahrtrichtung an bleiben. Allerdings ist schon bei durch Staub oder Nebel verursachter Reflektion Vorsicht geboten.
Da die Wirkungsgrade in der Literatur zwar mit 20 bis 50 % angegeben, aber die Ergebnisse mindestens 20 Jahre alt sind, hat Hentsch im vergangenen Herbst eigene Versuche durchgeführt. Die ersten Ergebnisse bestätigen demnach die früheren Untersuchungen: Auf verschiedenen Praxisbetrieben in ganz Deutschland minderte die Nachtsaat den Auflauf von Ackerfuchsschwanz im Vergleich zur Tagsaat um rund 50 bis 60 %. Auch die Kombination aus Nachtsaat und Herbiziden erzielte bessere Ergebnisse als die Kombination aus Tagsaat und Herbiziden. Hinsichtlich der Umsetzbarkeit ergänzt Torsten Hentsch: „Heute haben wir mit der modernen GPS-Technologie ganz andere Möglichkeiten den Ansatz der Nachtsaat praxisgerecht umzusetzen.“